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Test: Oliver Greschke Elastic Melody, Groovebox, iOS

Groovebox mit Vintage-Spielekonsolenklang

13. Dezember 2023

Durch ein Album-Projekt von Mouse On Mars mit WretchUp für iOS debütiert, bescherte uns Oliver Greschke einige sehr bemerkenswerte und experimentell angelegte Apps wie Elastic Drums, Elastic FX und  fluXPad (zum Test hier lang) an dem er aber nur mitgewrikt hat ung die unter dem MoMinstruments-Label vertrieben werden. Nach diesen großartigen Apps Elastic Drums und Elastic FX kommt nun die Elastic Melody Groovebox für iOS und iPadOS, die standalone betrieben oder als AUv3-Plug-in instanziiert werden kann.

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Oliver Greschke Elastic Melody ist ein dreispuriger 16-Schritt-Sequencer, wie auch dreistimmiger Klangerzeuger, dessen Patterns dann in einem Song-Modus arrangiert werden können.

Klangerzeugung

Oliver Greschke Elastic Melody – AUv3

Die Klangerzeugung ist dabei recht simpel ausgefallen. Ein Oszillator mit einer durchfahrbaren Auswahl an Schwingungsformen von Dreieck bis Nadelimpuls und Oktavenlage. Dazu ein Filter, das sich aus Tiefpass und Hochpass à la MS-20 zusammensetzt, mit einer recht zahmen, leicht saturierenden Resonanz, etwas zu gutmütig vielleicht. Bissig geht anders.

Die Filtermodulation ist mit den Hüllkurvenparameter Attack, Decay und Modulationsstärke auch überschaubar.

Die Hüllkurvensection ist als AHR ausgelegt, wobei die Haltephase hier Length genannt wird. Zuletzt gibt es noch den Verstärkerbereich mit Panorama, VCA-Lautstärke und Rauschanteil.

Dass sich mit dieser Ausstattung keine fetten Pads erreichen lassen, ist klar und generell geht Oliver Greschke Elastic Melody im Klang doch sehr stark in Richtung der vintage 8-Bit Sega, Nintendo etc. Spielekonsolen und hat auch etwas von Commodore C-64 oder Yamaha OPM-Chip, aber mit einer edlen „virtuell analogen“ Komponente. Perkussive Sounds gehen auch, soweit man mit nur einem Oszillator halt kommt.

Das Geheimnis von Oliver Greschke Elastic Melody liegt daher weniger in der Klangerzeugung, sondern in der einfach zu bewerkstelligenden Modulation aller klangformenden Parameter inklusive der Effekte durch den Sequencer .

Sequencer

Oliver Greschke Elastic Melody – Noten-Sequencer

Die drei Spuren des Sequencers sind identisch aufgebaut und ergeben ein Pattern. Ein Sequencer-Track ist fix 16 Schritte lang, allerdings kann darin ein beliebiger Abspielbereich mit dem Anfangs- und Endpunkt manuell festgelegt werden. Auch das Taktmaß kann für jede Spur indivitduell festgelegt werden, was verqueren, polyrhymtischen Figure kein Hindernis in den Weg legt.

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In einem Notengitter mit max 12 Noten, je nach ausgewählter Tonart, die Oliver Greschke Elastic Melody ausufernd anbietet, werden die Basisnoten gesetzt. Die eigentliche Tonhöhe wird dann per Fader in dem Step selbst festgelegt. Das ist deutlich eingängiger und übersichtlicher, als es sich hier vielleicht anhört. Eine kleine Hürde ist hier die temperierte 12-Ton Notationsweise, bei der die Halbtöne „heruntergestimmt“ werden, so wird z. B. „F#“ als „Gb“ notiert. Das war’s aber auch schon.

Automation

Oliver Greschke Elastic Melody – Automation

Die wahre Magie liegt bei Oliver Greschke Elastic Melody in der Automationsansicht. Einfach einen Parameter antippen und schon lässt sich der Automationsverlauf im Sequencer einzeichnen. Entweder freihand mit primär horizontaler Fingerbewegung oder mit horizontaler Bewegung pro Step. So werden denn nicht nur Filterverläufe, sondern auch Notenlängen und Lautstärke definiert. Sehr schön dabei ist zum einen, dass ein Parameter nicht bewegt werden muss, um die Automation anzuzeigen und zum anderen, dass im Automationspanel angezeigt wird, auf welchen Steps sich Noten befinden. Außerdem werden die Regler bei Automation mitbewegt. Gelöscht wird die Automation einfach, indem der Parameter auf Null gedreht wird.

Die Noten lassen sich im Pattern alle auf einmal verschieben und kommen bei Überhang am anderen Ende des Patterns wieder herein und auch die Patterns selbst lassen sich von der Track-Ansicht aus durchschalten.

Effekte

Oliver Greschke Elastic Melody – Effekte

Dann gibt es noch die vier Mastereffekte EQ, Phaser, Chorus, Delay und Reverb mit Freeze, die alle zwar hervorragend, aber auch sehr sauber klingen und nicht nicht phat auftragen. Das hat zumindest den Vorteil, dass sie das Frequenzspektrum nicht zumüllen und stets ein klarer Sound erhalten bleibt, aber auch, dass garstige Psychoelektrosounds nicht die Sache von Oliver Greschke Elastic Melody sind.

Die Parameter sind offensichtlich so kalibriert, dass sie nur auf den letzten Millimetern des Reglerwegs etwas extravangter werden. So z. B. beim Delay-Feedback und natürlich der Delay-Zeit im Taktmaß, die erst am Ende richtig lang bzw. bis ins Unendliche gehen. Oder beim Damping des Reverbs, das beim größeren Werten sehr „realistisch“ klingt, aber bei sehr niedrigeren Werten treten Modulationen und Reflektionen sehr deutlich hervor. Ähnliches auch beim Phaser-Feedback oder der Chrous-Rate. Aber nie wird es so richtig chaotisch.

Sollte es dennoch einmal zuviel werden, bietet jeder Effekt einen Mix-Parameter und zudem lassen sich auch hier alle Parameter in ihrem eigenen Sequencer automatisieren, d. h. bis auf den Freeze-Taster, was  nicht ganz nachvollziehbar ist.

Songmodus

Oliver Greschke Elastic Melody – Songmodus

Zuletzt gibt es den Songmodus. Die Patterns werden dabei einfach per Drag & Drop in der Reihenfolge arrangiert und die Wiederholungsanzahl eingestellt. Zudem ist der Noten-Sequencers des gerade ausgwählte Patterns auch in der unteren Bildschirmhälfte zugänglich und man muss nicht extra zur Track-Ansicht zurückschalten.

Die Patterns können in der Song-Ansicht erzeugt, dupliziert, umbenannt und gelöscht werden. Ein Kopieren der einzelnen Tracks innerhalb einen Patterns ist schon für das nächste Update vorbereitet. Das Kopieren eines Tracks zwischen den Patterns ist bisher nicht geplant. In den nächsten Updates wird auch die MIDI-Ein- und Ausgabe vollständig implementiert werden. Eine Möglichkeit für einen Audioexport gibt es im Übrigen nicht.

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Fazit

Dass wir es bei Oliver Greschke Elastic Melody nicht mit einem Korg Gadget-Konkurrenten zu tun haben, ist klar. Diese Groovebox ist ein paar Nummern kleiner, was der Zugänglichkeit aber eher zuträglich ist. Die App mag zuerst etwas einfach erscheinen – und ist es von der reinen Klangerzeugung mit deutlichem Vintage-Spielekonsolen-Charme auch, aber die Stärken liegen hier in der supereffizienten Automation der Parameter. Oliver Greschke Elastic Melody ist eine gelungene App, die Spiel- und Experimentierspaß fördert.

 

Plus

  • einfache Bedienung
  • guter Klang

Minus

  • klingt insgesamt etwas zu sauber

Preis

  • 14,99 Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Tai AHU

    Ich habe auch einige Computerspiele Anfang der Achtziger gespielt und dachte mir damals: wieso bekommen die keine gescheite Musik da unter. Ich könnte es Musikästhetik nennen, aber dadurch wird es für mich nicht besser. Wäre ich damals 15 Jahre jünger gewesen, hätte ich es womöglich anders gesehen und mit der Faszination für die Games auch die Musik gut gefunden. Nun bin ich nicht das Maß der Dinge, trotzdem wird sich für mich die Faszination für C64 Sounds etc. nicht mehr erschliessen. Lese ich SID, überspringe ich das Kapitel.

    Aber die GUI gefällt mir.

  2. Profilbild
    northumberland

    Mittlerweile mit der 1.4 Version ist auch die Midi Funktionalität implementiert, bei der der Sequencer auch externe Apps steuern kann, sehr schön. Mir gefallen die Apps von Oliver Greschke.

    • Profilbild
      northumberland

      @northumberland sorry, meinte 1.0.4. und die ist noch nicht im Store, sondern über die Testflight App (Beta Testing Platform) verfügbar.

  3. Profilbild
    O-G-SUS

    Richtig, danke für die Klarstellung.
    Midi Support ist gerade im Test, wird aber sehr bald released werden – wahrscheinlich am 19. Dezember.

  4. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Bitte nicht das „[geht] im Klang doch sehr stark in Richtung“ lesen als „Emulation von“. Das hab ich nicht gemeint. Aber der dreistimmige (virtuell analoge) 1 Osc-Sound mit der Modulation der Welleformen, erinnert mich halt sehr daran.
    greetz
    Markus

  5. Profilbild
    Modellwelle

    Ich habe mir die App nach dem Testbericht mal gekauft und bin überrascht, was man da an Melodien und Sounds bauen kann. 👍 Vor allem die Automation ist sehr gut umgesetzt, genauso wie der Song Mode und das Filter find ich auch sehr toll. Noch eine Glidefunktion wäre schön, vielleicht einfach ein Finetune Parameter in Mittenposition, den man in der Automation nach oben oder unten ausschlagen lassen kann. 🤔 Und wie der Autor würde ich mich über die Möglichkeit von Verzerrung im Signalweg freuen. 🙂

    • Profilbild
      O-G-SUS

      @Modellwelle Merci! :)
      Glide ist eine gute Idee, das müsste nicht zu schwer sein.
      Finetune macht eigentlich erst Sinn, wenn man alles 3 OSC’s zusammen benutzt, aber theoretisch und auch praktisch ist das ja jetzt möglich mit dem Midi In 🤔

  6. Profilbild
    Radiogramma

    Sieht sehr interessant aus, gerade für Reisen finde ich Apps, deren Einstieg unkompliziert erscheint und mit denen man „performen“ kann, ziemlich spannend. Gibt es Erfahrungen, ob ein iPad Air 2 ausreicht, damit die App problemlos läuft?

    • Profilbild
      O-G-SUS

      @Radiogramma Läuft – allerdings ohne Effekte – sogar auf meinem iPad Mini 2. Ein iPad Air 2 sollte leistungsfähiger sein

  7. Profilbild
    Markus Schroeder RED

    Hallo Radiogramma

    Elastic Melody benötigt mind iPadOS 12, das Air 2 ist kompatibel bis iPadOS 15.
    Auf meinem iPro 1st Gen A9X (iPadOS 16.7.3) belegt die App in AUM 22% DSP bei 48kHz, 128 Samples Buffer.

    greetz,
    Markus

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