Das preisgünstige und kabelgebundene In-Ear-System im Test
Bei Live-Auftritten ist vor allem die Qualität des Monitorings entscheidend für das Wohlbefinden und somit die Spielsicherheit der Musiker. Dabei haben sich Personal-Monitoring-Lösungen in den letzten 20 Jahren erfolgreich etablieren können, wobei die Preise für professionelle drahtlose In-Ear-Monitoring-Systeme sehr hoch sind. Der Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker ist eine der günstigsten Lösungen am Markt, um in das In-Ear-Monitoring einzusteigen und für Newcomer und Proberäume sicherlich einen Blick wert.
Inhaltsverzeichnis
Kabelgebundenes In-Ear-Monitoring
Grundsätzlich gibt es zwei Optionen, um den Monitor-Sound auf die Ohren zu bekommen: Entweder per Kabel oder über eine Funkstrecke. Kabelloses In-Ear-Monitoring ist nach wie vor sehr teuer, möchte man ein halbwegs professionelles System einsetzen oder vor allem eine größere Anzahl drahtloser Systeme gemeinsam nutzen. Rauschen, Knacken, Ausfälle oder Interferenzen beim Betrieb mehrerer Geräte sind bei günstigen Vertretern des kabellosen IEM an der Tagesordnung. Warum also nicht auf eine kabelgebundene Lösung setzen?
Kabelgebundenes In-Ear-Monitoring kennt diese Probleme nicht. Das Kabel ist in der Beschallungstechnik nach wie vor die sicherste Verbindung. Kabelgebundenes In-Ear-Monitoring besteht im Prinzip nur aus einem kleinen Kopfhörerverstärker, den man wie das Beltpack eines drahtlosen IEM-Systems am Gürtel tragen kann. Doch auch Systeme, die sich auf ein Mikrofonstativ montieren lassen, sind in zahlreichen Varianten am Markt erhältlich.
Kabelgebundene Systeme eignen sich perfekt für Musiker, die ihren Arbeitsplatz ohnehin nicht verlassen können und ortsgebunden sind: Keyboarder, Drummer, die Bläser-Section, eventuell auch für Background-Vocals und natürlich für den Bassisten, der sich bekanntlich ohnehin niemals bewegt – sagt ein Gerücht. Spaß beiseite – Ausnahmen wie Steve Harris von Iron Maiden bestätigen die Regel.
Wenn du mehr zum Thema In-Ear-Monitoring und Personal-Monitoring erfahren möchtest und wie auch du mit wenig Aufwand deinen persönlichen Monitormix auf der Bühne bekommst, findest du alle wichtigen Tipps zu Equipment und Einrichtung hier: Workshop: Personal Monitoring – Equipment-Tipps.
Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker
Der Behringer Powerplay P2 gehört zu den kabelgebundenen IEM-Systemen und verfügt über einen Multi-Input mit Arretierung für große 6,5 mm Klinken- oder XLR-Kabel. Die Kopfhörer werden auf der gegenüberliegenden Seite an einer 3,5 mm Klinkenbuchse angeschlossen. Daneben befindet sich auch der Volume-Regler, der das Gerät außerdem bei maximaler Drehung nach links ausschaltet. Außer einer kleinen LED als Statusanzeige für den Batteriestand ist das Gehäuse frei von Bedien- oder Anzeigeelementen. Strom wird geliefert von zwei AAA-Batterien oder Akkus, die allerdings nicht im Lieferumfang enthalten sind.
Der verbaute Preamp des Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärkers leistet dabei einen maximalen Output von 2x 100 mW an 16 Ohm und ist somit für nahezu jeden handelsüblichen In-Ear-Kopfhörer geeignet.
Interessant und für die Gehäusegröße mit 33 x 38 x 132 mm (H x B x T) bemerkenswert ist, dass der Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker sowohl im Stereo- als auch Monobetrieb funktioniert. Dazu muss der Deckel beziehungsweise eher die Ummantelung des Gehäuses abgenommen und ein kleiner beschrifteter Schalter umgelegt werden. Nun teilen sich das Left-Signal und das Right-Signal den Ground und können über ein einziges XLR oder 6,5 mm TRS-Kabel entsprechende Stereosignal empfangen. Dabei ergibt sich folglich, dass besagte Signale nur noch unsymmetrisch übertragen werden können, was zu Interferenzen bei längeren Kabelwegen führt.
Auf der anderen Seite des Kabels können nun mithilfe eines Y-Kabels die Wege getrennt und zum Beispiel an zwei Bus-Outputs am Mischpult angeschlossen werden.
Der Behringer Powerplay P2 in der Praxis
Ich kann mich noch ziemlich genau erinnern – mein erster In-Ear-Gig wurde mit einem Powerplay P2 bestritten. Durch die Recording-Arbeit war ich an das Monitoring mit Kopfhörern gewohnt, aber war dann doch überrascht, was es für einen Unterschied macht, nicht mehr vor Wedges zu stehen. Dennoch – klanglich war es eine deutliche Aufwertung. Der Sound war klarer und vor allem ich selbst habe mich deutlich besser gehört. Mit der Zeit hatte ich die Ehre, auf vielen unterschiedlichen Systemen zu spielen und trotz eines ganzen Racks voller drahtlosen IEM-Sendern blitzte bei einem Veranstalter der gute alte Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker an den Drums auf. Hält man die Augen offen, sieht man dieses handliche und günstige Tool plötzlich überall.
Auch in der Kirchengemeinde, für die ich häufig spiele, werden die Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker genutzt und leisten durchgehend gute Arbeit. Der verbaute Amplifier ist durchaus vertretbar, keine übermäßige und unverhältnismäßige Wiedergabe einzelner Frequenzbereiche trübt das Klangbild und der Rauschwert ist mehr als akzeptabel. Dennoch kann ich empfehlen, den Bus am Mischpult ordentlich „heiß“ zu fahren – sprich mit hohem Ausgangspegel in den Behringer Powerplay P2 zu gehen. So lässt sich die Klangqualität weiter steigern.
Der Volume-Regler macht einen hochwertigen Eindruck. Er bringt einen angenehmen Drehwiderstand mit sich und rastet in der Ausschaltposition deutlich ein. Das bringt allerdings auch den Nachteil mit sich, dass die perfekte Lautstärke eines Mixes immer wieder verstellt wird. So muss man nach einem Soundcheck den Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker entweder eingeschaltet lassen oder sich die Position merken beziehungsweise irgendwie markieren.
Gleichzeitig ist es ratsam, sein Smartphone nicht in der Hosentasche zu tragen, während man darüber den Behringer Powerplay P2 trägt, denn so entstehen Störgeräusche auf den Kopfhörern. Ein weiterer verbreiteter Anwendungsfehler ist, den Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker falsch herum in seinen Gürtel zu stecken. Ergibt natürlich keinen Sinn, da Kopfhöreranschluss und Volume-Regler so zum Boden zeigen. Durch das Design der Clips entsteht allerdings der Eindruck, man könne ihn durchaus so tragen – stimmt auch, nur leider verbiegt sich so das Metall des Clips ziemlich unschön und steht von dem Gehäuse ab.
Behringer gibt für den Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker eine Betriebszeit von bis zu 12 Stunden an. Meiner Erfahrung nach ist das sogar eher pessimistisch als optimistisch gerechnet. Ich kam meistens um einige Zeit länger aus, bis die Batterien angefangen hatten zu „schwächeln“. Das hängt natürlich auch von den verwendeten Batterien ab. Für eine lange Lebensdauer empfehlen sich immer Alkaline Batterien. Die mehrfarbige LED zeigt allerdings auch zuverlässig an, ob die Batterien bzw. die Akkus in naher Zukunft ausgetauscht werden müssen.
Alternativen
Eine Alternative zum Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker kommt direkt von Behringer selbst. Der Behringer Powerplay P1 Kopfhörerverstärker kann sowohl am Gürtel getragen als auch auf ein Stativ (5/8″ oder 3/8″ Gewinde) geschraubt oder ein Instrument gelegt werden. Zwei XLR-Eingänge ermöglichen auch bei stereophonem Betrieb eine symmetrische Verkabelung. Die Stromversorgung erfolgt entweder über eine 9 V Batterie oder ein Netzteil (nicht im Lieferumfang enthalten). Es gibt einen Mono- und Stereo-Mode, sodass mittels Balance-Reglers auch Personal-Monitoring mit „More Me“-Funktion möglich wird. Ein weiteres Highlight ist der integrierte Peak-Limiter, der im Falle von Störgeräuschen wie Feedbacks das Gehör schützt.
Der Fischer Amps In-Ear-Stick ist ähnlich konzipiert wie der Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker und im Prinzip die Blaupause für viele Geräte dieser Bauform. Er besitzt eine höhere Klangqualität und ist noch einmal besser verarbeitet. Das schlägt sich aber auch im Preis nieder.
Der Rockboard HA 1 In-Ear-Amplifier ist genauso aufgebaut wie der Behringer Powerplay P2 Kopfhörerverstärker und auch der Preis ist identisch. Rockboard ist eine Marke von Warwick.
Der LD Systems HPA 1 Kopfhörerverstärker ähnelt dem Behringer Powerplay P1. Auch hier ist der symmetrische stereophone Betrieb über zwei XLR-Eingänge möglich. Natürlich lässt sich beim LD Systems HPA1 eine „More Me“-Funktion im Monobetrieb mittels Balance-Reglers verwirklichen und ein Peak-Limiter ist ebenfalls integriert.
Es gibt noch zahlreiche weitere vergleichbare Kopfhörerverstärker am Markt, die einen Gürtel-Clip besitzen. Für welches System man sich letztendlich entscheidet, muss jeder für sich selbst austesten. Ein wichtiges Kriterium ist immer die Verarbeitungsqualität des Gürtel-Clips. Dieser muss einiges aushalten und sollte nicht nach kurzer Zeit abbrechen. Das ist leider immer wieder ein Problem bei günstigen drahtlosen IEM-Systemen. Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Basswiedergabe. Hier sind alle vorgestellten kabelgebundenen IEM-Systeme den günstigen drahtlosen Vertretern deutlich überlegen. Frequenzen unterhalb von 80 Hz werden bei günstigen drahtlosen In-Ear-Monitoring-Systemen gerne überhaupt nicht oder verzerrt wiedergegeben.
Was sich seit Jahren bei mir bewährt hat, ich aber ansonsten in der freien Wildbahn nicht antreffe:
Damit ich nicht immer wieder auf meinem eigenen Kabelsalat herumtrampel, und auch keine drei Funkstrecken für In-Ear, Gitarre und Bügel-Gesangsmikrofon finanzieren und betreiben muß: Ich habe mir alle drei Kabel zusammengeflochten und zum Gitarrengurt geführt. Somit gibt es nur ein relativ starres (und damit nicht allzu wuseliges) Mini-„Multicore“, das ich leicht aus meinem Trittbereich heraushalten kann, und alles ist beim Aufbau schnell gesteckt.
Früher hatte ich dazu einen vergleichbaren IEM-Verstärker fest an den Gitarrengurt geklemmt. Heute nutze ich einen AUX-Eingang an meinem Gitarren Multieffekt (Helix LT), um mit dessen Kopfhörerverstärker und Lautstärkeregler meine Kopfhörer zu versorgen.
@ctrotzkowski Genauso hab ich es auch mal gemacht, um den Kabelsalat unter meinen – allerdings mit Klettkabelbindern.
Den Helix dafür zu verwenden ist auch eine nette Idee – grundsätzlich lässt sich ja wirklich jedes Gerät in die Richtung verwenden, dass über mehr als 2 Channels I/O verfügt.
Für Drummer bietet sich z.B. auch ein Multipad an. Da habe ich insbesondere in Kombination mit Triggern gute Erfahrungen machen können – so hat man auch ohne kaskadiertes IEM – Pult immer den selben Sound auf den Ohren.
Guter Kurztest dieses kleinen aber feinen – und dabei wirklich nicht teuren – nützlichen Helferleins.
Dass man aber ein solch kleines Gerätchen dermaßen groß abgebildert hat, wundert mich – und in der Tat erscheint das Foto mit der riesigen Kombi-Buchse ‚XLR+TRS‘ fast schon furchteinflößend groß … der Bildschirm meines 17“er Laptops zeigt ein mittiges Loch groß wie ein Vulkankrater.
Gut, dass der sehr attraktive Preis des kleinen Gerätchens die Größe einer der beiden Schräubchen nicht übersteigt ( 😉 )
@Nvelope Wenigstens ist es so nicht zu übersehen :P. Aber stimmt – ein Größenvergleich mit einer Münze etc. ist bei solchen Geräten in Zukunft sicherlich hilfreich.