Hazer sorgt beim Live-Einsatz für stimmungsvolles Lichtdesign
Fast hätte ich es ahnen können, die Mitmusiker meiner Band werden schnell aufmerksam, als ich für unseren aktuellen Gig den Stairville Hz-200 Compact Hazer mitbringe, um den Auftrittsraum in ein stimmungsvolles Ambiente zu tauchen. Manchmal haben wir bei derartigen Gelegenheiten eine typische Nebelmaschine am Start, aber das jetzt aufgestellte Gerät sieht doch erheblich anders aus, obwohl hier ebenfalls eine Art Nebelfluid eingefüllt wird. Klar, denn bei diesem Teil von der Hausmarke Thomann Stairville handelt es sich ja auch keinesfalls um eine Nebelmaschine, sondern um einen Hazer.
Kenner mögen an dieser Stelle jetzt vielleicht schmunzeln, aber in meinen Jahren als Live-Musiker habe ich nicht selten festgestellt, dass die Begriffe Nebelmaschine und Hazer gerne in einen Topf geworfen werden. Und das ist irgendwie sogar verständlich, denn beide Geräte produzieren in gewisser Weise Nebel, aber auf unterschiedliche Art und Weise und mit ganz unterschiedlichen Zielsetzungen. Der Stairville Hz-200 Compact Hazer DMX läuft meist im Dauerbetrieb, um das Licht in den Räumlichkeiten zur Geltung zu bringen. Eine Nebelmaschine erfüllt andere Zwecke.
Nebelmaschine vs Hazer – was ist der Unterschied?
Die Nebelmaschine wird meist dann eingesetzt, wenn eine dichte Nebelwolke erzeugt werden soll oder ein besonderer Effekt gewünscht ist. Der Nebelausstoß ist kurzzeitig, kräftig und je nach eingesetztem Nebelfluid sehr dicht. Der Nebel verteilt sich mit der Zeit zwar auch im Raum und macht dadurch die Lichtstrahlen sichtbar, doch der eigentliche Effekt liegt beim eigentliche Nebelausstoß, den man sogar inszenieren kann. Besondere Nebelmaschinen, wie diese bei uns getestete Vertikal Nebelmaschine, tauchen die Nebelwolke dann zusätzlich in farbiges Licht, was für einen optisch besonderen Extra-Effekt sorgt.
Der Hazer erfüllt eine ganz andere Aufgabe. Das englische Wort haze heißt auf deutsch übersetzt Dunst. Und damit kommen wir der Sache schon näher, denn Hazer sind Dunsterzeuger. Mit Hazern wird vor allem in Innenräumen feiner Nebel erzeugt, der sich schnell verteilt und lange in der Luft bleiben soll. Durch diesen feinen Dunst werden Lichteffekte von Beams oder Moving Heads und Lasereffekte sehr gut sichtbar. Man kennt diesen optischen Effekt heutzutage von fast allen Shows im Fernsehen.
Es gibt noch einen weiteren Unterschied zur Nebelmaschine. Während die Nebelmaschine kurzzeitig vor allem als Effekt zum Einsatz kommt, erzeugen Hazer kontinuierlich feinen Dunst, der manchmal nicht einmal wahrgenommen wird und nur am Endergebnis an den schönen Lichtstrahlen auszumachen ist. Dazu sollte dann auch spezielles Haze Fluid eingesetzt werden.
Bei meinem Testgerät, dem Stairville Hz-200 Compact Hazer DMX, gibt es sogar einen wichtigen Hinweis: Darf nur mit Haze Fluid betrieben werden.
Die Marke Stairville
Die Thomann-Eigenmarke Stairville ist im umfangreichen Sortiment des Treppendorfer Musikhauses eine bekannte Größe. Hier wird alles angeboten, was mit Bühnenlicht zu tun hat. Und das zu teils hervorragenden Preis-Leistungs-Verhältnissen. Und wer sich schon immer gefragt hat, woher der Begriff Stairville kommt, hier kommt die Antwort: „Stairville“ ist eine smarte Übersetzung der thomännischen Heimat Treppendorf ins Englische.
Stairville Hz-200 Compact Hazer DMX
Der kompakte „Dunsterzeuger“ ist nicht nur preiswert, er bietet zudem noch professionelle Eigenschaften. Mit seinem Gewicht von 7,5 kg und Abmessungen von 280 x 330 x 380 mm hat das würfelförmige Gerät guten Stand auf dem Boden (vier rutschfeste Gummifüße), stellt aber auch bei hängender Montage (beweglicher Montagebügel) keine großen Anforderungen an die Tragekonstruktion. Die kompakte Bauweise macht den Hazer auch für den mobilen Einsatz zu einem verlässlichen Partner, sodass auch hier auf schöne Lichteffekte nicht verzichtet werden muss. Daneben sehe ich Clubs, Bars, Diskotheken und Bühnen, bis hin zum Partyraum, als gute Einsatzorte für den Stairville Hz-200 Compact Hazer.
Das Heizelement leistet 615 Watt, was für schnelle Einsatzbereitschaft spricht. Bereits nach einer Aufwärmzeit von rund zwei Minuten kann es losgehen. Der maximale Dunstausstoß beträgt 34 m³ pro Minute, was schon eine ganze Menge ist und in meinem Praxistest (weiter unten) schon für einen Aha-Effekt gesorgt hat. Der herausnehmbare Flüssigkeitsbehälter fasst 1,2 Liter.
Mitgeliefert wird neben dem Netzkabel eine komfortable Fernbedienung mit mehreren Funktionen zur einfachen Bedienung. Der Stairville Hz-200 kann aber auch im Dauerbetrieb mittels „Mäuseklavier“ (DIP-Schalter) gesteuert oder in ein DMX-Universum (DMX-512) eingebunden werden. Zur Vorwahl der gewünschte DMX-Adresse werden die zehn DIP-Schalter am Gerät genutzt. Nützliche Hinweise und konkrete Anleitungen dazu liefern die knappen Bedienungsanleitungen, die in den Sprachen Deutsch und Englisch zum Lieferumfang gehören.
Die wichtigsten Bedienelemente und Anschlüsse sitzen auf der Rückseite. Über dem beleuchteten Netzschalter gibt es die typische Kaltgerätebuchse mit Sicherungshalter. Die 5-polige Buchse nimmt den Stecker am Kabel der der Fernbedienung auf. Noch etwas höher im Gerät sitzen die beiden 3-poligen DMX-Buchsen, jeweils für DMX-In und DMX-Out. „Farbkleckse“ im schwarzen Metallgehäuse bieten das rote Feld mit den DIP-Schaltern („Mäuseklavier“) und die zwei LED-Kontrollleuchten für Betrieb (grün) und rot während der Aufwärmphase.
An der senkrechten Füllstandsanzeige lässt sich die verbleibende Menge Hazerfluid im Behälter gut ablesen. Während des Betriebs ist der Behälter blau beleuchtet, sodass selbst in dunklen Umgebungen die Restmenge gut zu erkennen ist und der Hazer nicht ohne „Treibstoff“ läuft.
Der Auslasskanal für den Dunst kann in einem gewissen Rahmen verstellt werden. Praktisch sieht das so aus, dass eine kleine, seitlich angebrachte Düse den Dunst gegen den verstellbaren Mechanismus bläst. Der eingestellte Winkel entscheidet dann darüber, ob der Dunst eher nach unten geleitet wird oder nach oben austritt. Für die benötigte Windenergie sorgt ein Gebläse, dessen Ansaugeinlass seitlich am Gerät zu sehen ist.
Der einfachste Einsatz des Hazers ist der im reinen Dauerbetrieb. Je nach Einstellung der DIP-Schalter gibt es vier Optionen für den Dunstausstoß: 25 %, 50 %, 75 %, 100 %. Die Luftmenge lässt sich ebenfalls in vier Stufen vorwählen: 25 %, 50 %, 75 %, 100 %. Natürlich sind auch Kombinationen möglich. Zum Beispiel 75 % Dunstausstoß bei 25 % Luftmenge.
Mit der Kabelfernbedienung den Hazer bedienen
Als sehr praktisch empfinde ich die Bedienung des Stairville Hz-200 Compact Hazer mit der Fernbedienung. Das Anschlusskabel ist mit knapp 4,5 m recht lang bemessen, sodass selbst ein etwas größerem Abstand die Bedienung einfach macht.
Die Fernbedienung hat drei Tasten mit dazugehörigen LEDs. Gelb für den Timer, rot signalisiert Dauerbetrieb und grün weist auf die manuelle Steuerung hin. Die Kombination beziehungsweise Zusammenarbeit mit drei stufenlos einstellbaren Drehreglern sorgt schließlich für den gewünschten Effekt. Damit lassen sich die Intervalle zwischen den Dunststößen einstellen (Poti Interval), die Menge der ausgestoßenen Luft, also die Lüftergeschwindigkeit (Poti Wind Set) und die Menge des Dunstes (Poti Output).
Ein Beispiel: Betriebsart Timer (gelbe LED leuchtet) ist gedrückt. Das Intervall wird per Drehpoti vorgewählt. In bestimmten Abständen wird dann die per Drehregler Wind Set und Output eingestellte Menge Dunst ausgepustet.
In der Betriebsart DMX lässt sich die Dunstmenge stufenlos von 0 bis 100 % einstellen und die Lüftergeschwindigkeit von 0 bis 100 % ebenfalls stufenlos regeln.
Bei allen Einstellungen gilt es am Ende auszuprobieren, bis man die für sich passende Lösung gefunden hat.
Stairville Hz-200 Compact Hazer DMX in der Praxis
Während der Feier meiner Band (kleiner Gig) mit einigen Gästen in unserem Proberaum und angrenzenden Räumlichkeiten soll der Hazer unsere, in diesem besonderen Fall recht sparsam eingesetzten Lichteffekte, in Szene setzen. Das sind vier klassische Par Scheinwerfer, ein Flower-Effekt (noch mit Halogenbirne) und ein kleiner Laser.
Den Fluid-Behälter fülle ich vor der Abfahrt zum Proberaum mit dem passenden Haze Fluid. Jetzt hängt nicht nur das Leergewicht des Gerätes an meiner Hand, sondern auch noch das Gewicht des mit 1,2 Litern prall gefüllten Vorratsbehälters. Der Tragegriff (soll es überhaupt ein Tragegriff sein?) auf der Oberseite ist eine Zumutung. Er ist ringsum scharfkantig, das tut an der Hand weh. Nach wenigen Metern auf dem Weg zum Auto ziehe ich es vor, den Hazer am Montagebügel zu tragen.
Das Anheizen im Proberaum vor dem allerersten Einsatz dieses Gerätes geht wie versprochen echt schnell, ich entscheide mich zunächst für Dauerbetrieb, um unseren nicht kleinen Proberaum mit Dunst zu fluten. Der Lüfter arbeitet hörbar, geht aber im allgemeinen Gemurmel unter und ist beim späteren Auftritt sowieso nicht zu hören.
Die Spannung steigt, meine Bandkollegen starren gespannt auf den Austrittskanal, der permanent Dunst in den Raum pustet. Das dauert uns alles zu lange, ich drehe die entsprechenden Potis in Maximalstellung. Und da ist er, der eingangs beschriebene Aha-Effekt. Schnell füllt sich der Raum komplett mit einer gleichmäßig verteilten Menge des gewünschten Mediums. Unser konventioneller Flower-Effekt, der bisher meist ein tristes Dasein fristet, kommt zu voller Blüte, die vier Par Scheinwerfer auf dem Lichtstativ verteilen breite Lichtstrahlen im Raum, der Laser tanzt mit seinen nun sichtbar gewordenen Beams an der Decke.
Zu viel Dunst im Raum – der Hazer muss gezügelt werden
Der Dunst kriecht in kürzester Zeit durch die offene Tür in den Flur samt angrenzender Räume, wo sich die Herrschaften zunächst zu Speis‘ und Getränk niedergelassen haben. Ab und zu „verirrt“ sich schon vor unserem Gig jemand in den Proberaum und staunt über die (minimale) Darbietung.
Schnell wird Wunsch nach viel weniger Dunst (die Gäste sprechen von Nebel) laut, also stelle ich jetzt die Intervallschaltung ein, mit reduzierter Dunstmenge und langsam laufendem Lüfter. Das trifft eher den Geschmack des Publikums, jetzt zeigen sich alle zufrieden. Der spätere Gig ist nicht nur durch die schönen optischen Lichteffekte ein Erfolg. Ein wenig scheinen wir auch mit unserer Musik dazu beigetragen haben ;-) Gäste glücklich, Band glücklich, was will man mehr.
Nicht nur bei meinen Bandkollegen war der Unterschied zwischen einem Hazer und einer Nebelmaschine zu Beginn vollkommen unklar, auch manche Gäste tappten bei diesen Begrifflichkeiten im Dunkeln. So konnte ich bei diesem Test am Ende sogar noch eine gewisse Aufklärungsarbeit leisten :-)
„Purple haze, all in my brain
Lately things they don’t seem the same
Actin‘ funny, but I don’t know why
Excuse me while I kiss the sky… „
Vielen Dank für den Test. Gibt es Ablagerungen oder ähnliches wenn es mit dem Dunst vorbei ist? Was sagt ein Rauchmelder dazu? Wie laut ist das Gerät?
@StereJo Nun ja, Rauchmelder und Nebel oder Dunst ist eine kritische Sache. Mit Rauchmeldern in der Nähe würde ich beides nicht einsetzen.
@StereJo Ablagerungen konnte ich nicht feststellen.
DIY Nebel mit 50/50 Destilliertes Water und Glycerin soll anscheinend auch funktionieren… Stimmt das?!
@CDRowell Es gibt zahlreiche DIY-Tipps zu selber machen von Nebelfluid. Ich persönlich lasse die Finger davon und nehme fertig konfektionierte Ware, die auch in unterschiedlichen Qualitäten (Standzeiten, Dichte, usw.) erhältlich sind.
Grundsätzlich gutes Gerät, welches ich selbst auch schon im Einsatz hatte. Gutes Ergebnis vom Haze her. Leider ging mein Gerät mehrfach kaputt, sodass ich nach dem zweiten Einsenden eine Gutschrift erhalten hatte. Vielleicht hatte ich es damals nicht regelmäßig genug genutzt.