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Test: Universal Audio Solo 610, Röhren-Mikrofonvorverstärker

Minimalistischer Preamp im Check

25. September 2023
universal audio solo 610 test des preamps für das tonstudio

Universal Audio Solo 610, Röhren-Mikrofonvorverstärker

Es ist einer der Namen, der auf ewig mit der Hochzeit der Studiotechnik-Entwicklung verbunden sein wird, Universal Audio. Die von Bill Putman gegründete Firma gehört zu Liga der Top 10, wenn es um Meilensteine in der Tontechnik geht. Er war einer der ersten, der Konsolen in einer Modularbauweise anbot, was auch zur Einführung des uns zum Test vorliegenden Universal Audio Solo 610 Preamp/D.I. Box geführt hat, der in der Basis einem Kanalzug seiner damaligen Mischpulte entspricht.

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Den finalen Ritterschlag erhielt die Firma letztendlich auch durch Produkte wie den Limiter 1176 oder auch dem legendären LA-2A Kompressor, der die Basis für unzählige Klone sowohl im Hard- als auch im Softwarebereich lieferte und zuletzt von der Firma UREI bis Ende der Sechziger gefertigt wurde. Seit knapp 20 Jahren sind nunmehr wieder Universal Audio Produkte erhältlich, da seine Söhne Bill Jr. und Jim Putman beschlossen haben, das Erbe ihres Vaters fortzuführen, wobei man in Zusammenarbeit mit Jonathan Abel auch noch die Firma Teletronix ins Leben rief, der mit dem neu aufgelegten LA-2A eine große Aufmerksamkeit im Recording-Sektor zuteil wurde.

Die Konstruktion des Universal Audio Solo 610

Es gibt Produkte, denen man zweifelsohne ansieht, dass sie vor mehreren Dekaden entworfen wurden. Der Universal Audio Solo 610 zählt zweifelsohne dazu, stammt er doch aus einer Zeit, wo die Abmessungen eines Produktes in Tonstudios faktisch keine Rolle spielten. Mit den Abmessungen 355,6 x 146 x 127 mm (T x B x H) und einem Gewicht von knapp 4 kg benötigt der monofone Preamp in seiner „Tischgerät“-Ausführung schon einiges an Stellfläche für seinen Betrieb.

Auch der an einen Gitarrenverstärker erinnernde Tragegriff und die übergroßen Gain- und Level-Regler aus Bakelit könnten problemlos aus einer „Zurück in die Zukunft“-Episode entsprungen sein. Die Zahl der Künstler, die mit der 610er-Konsole seiner Zeit aufgenommen wurde geht in die Hunderte, darunter so illustre Namen wie Frank Sinatra, Ray Charles, Herb Alpert und einer der größten Meilensteine der Musikindustrie, das Album „Pet Sounds“ von den Beach Boys.

Universal Audio Solo 610 preamp

Nichtsdestotrotz bietet das massive Stahlgehäuse einen umfassenden Schutz für die Innereien des Produktes und bietet zudem durch die vorgezogenen Laschen einen rudimentären „Rammschutz“ für die front- und rückseitig angebrachten Schalter und Buchsen. Beide Seitenteile des Gehäuses wurden zur Wärmeabfuhr mit je drei Aussparungen im Universal Audio Logo zwecks besserer Wärmeregulierung versehen. Für die Erzeugung der Wärme zeichnen unter anderem eine 12 AX7 (ECC83) und eine 12 AT7 (ECC81) Vorstufenröhre verantwortlich.

Dabei hat Universal Audio größten Wert darauf gelegt, dass sämtliche Schalt- und Regelfunktionen so selbsterklärend wie möglich ausgelegt sind. Auf der Frontseite befinden sich zwei LEDs, wobei eine über den Betriebszustand und die zweite über die Eingangsstärke des Signals mittels einer dreifarbigen LED informiert. Mit dem dem Gain-Regler auf der linken Seite des Frontpanels wird das Eingangssignal verwaltet, mit dem rechten Level-Regler wird das Ausgangssignal bei Bedarf bis zu 61 dB angehoben.

Universal Audio Solo 610 preamp

Des Weiteren bietet die Frontseite zwei Hz-Eingänge, mit dem sich der Universal Audio Solo 610 zu einer Luxus D.I. Box wandelt. Abschließend befinden sich auf der Frontseite noch fünf Kippschalter mit den folgenden Funktionen:

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1.) Mic/DI: Der Schalter bietet die Wahl zwischen dem Eingangssignal am XLR-Mikrofoneingang auf der Rückseite und dem Klinken-Instrumenteneingang auf der Vorderseite.

2.) Lo-Z/Hi-Z: Der Schalter ist ein Impedanzwahlschalter für die Eingangsempfindlichkeiten des Mikrofoneingangs mit 500 Ohm oder 2 kOhm oder des Instrumenteneingangs mit 47 kOhm oder 2,2 MOhm.

3.) Erwartungsgemäß die Aktivierung einer 48 V Phantomspeisung über den XLR-Input auf der Rückseite des Gehäuses.

4.) Lo Cut/Flat: Der Schalter schaltet ein Highpass bei 100Hz.

5.) Out Ø/In Ø: Der Schalter ermöglicht eine Phasenumkehrung um 180 Grad, um bei einem parallel anliegenden Lautsprechersignal eine Phasenauslöschung zu kompensieren.

Für die Specs-Freunde hier noch eine kurze Auflistung der Betriebsdaten:

  • Output Load Impedance: 600 Ohm symmetrischer Ausgang von 20 Hz bis 20 kHz +/-1 dB
  • Maximum Mic Input Level: -12 dBu, 1,0 % THD+N Ratio
  • Maximum Instrument Input Level: +4 dBu, 1,0 % THD+N Ratio
  • Maximum Gain Mic Input: 55 dB (1,6 kOhm Input), 60 dB (450 Ohm Input)
  • Maximum Gain Instrument Input: 37 dB
  • Mic/Instrument in Frequency Response: 20 Hz to 20 kHz, +/-0,1 dB
  • Stromverbrauch: 16 W

Welche Anschlüsse bietet der Universal Audio Solo 610

Die Rückseite des Universal Audio Solo 610 gestaltet sich ebenso spartanisch wie die Frontseite, wobei man ehrlich gesagt nicht wirklich eine Regelmöglichkeit vermisst. Neben den symmetrischen XLR In- und Outputs findet man noch einen Ground-Lift und einen Ausgangspegelwahlschalter, der das ausgehende Signal auf Mikrofon- oder Line-Pegel ausgibt. Des Weiteren gibt es noch eine detaillierte Auflistung der zu verwendenden Sicherungen (alle in der „träge“ Ausführung) und einen kräftig klickenden On/Off-Schalter.

Universal Audio Solo 610 preamp

Der Universal Audio Solo 610 in der Praxis

Wer sich schon einmal mit Vintage-.Equipment oder seinen Nachbauten beschäftigt hat, wird wahrscheinlich schnell zu dem Ergebnis kommen, dass nahezu alle Produkte einen Grundklang haben, den man nicht wirklich verändern kann. Dies ist auch bei dem Universal Audio Solo 610 der Fall, dessen einzige Klang- bzw. Kompressionsbearbeitung darin liegt, mit dem Gain- bzw. Level-Regler die Klangstruktur in die persönliche Lieblingsstellung zu schubsen.

universal audio solo 610 test

Für ein zufriedenstellendes Ergebnis ist daher als Basis die grundsätzliche Annahme des Grundklangs des Preamps von Nöten. Dies sollte bei dem Universal Audio Solo 610 allerdings nicht schwer fallen, da die dezente Einfärbung des Signals von sehr hoher Qualität ist. Bei minimalem Gain-Wert bietet das Signal die größte Durchsichtigkeit und hält sich mit der klassischen Röhrenfärbung noch deutlich zurück. Die Kompression bleibt auf einem Minimum, das Signal bleibt klar und rund.

Universal Audio Solo 610 preamp

Mit zunehmendem Gain-Pegel nimmt erwartungsgemäß auch die Sättigung des Signals einhergehend mit dezenter Kompression zu und verstärkt gleichzeitig den Mittenanteil des anliegenden Signals. Der Obertonanteil des Signals nimmt zu, jedoch ohne dass das Signal dumpf oder matschig gerät. Auch das gefürchtete Pumpen einiger Kompressoren ist nicht zu vernehmen, geradeso als ob man den Sweet-Spot eines VariMu-Kompressors getroffen hätte. Diese Klangentwicklung lässt sich nun bis zu einem gewissen Pegel stufenlos anpassen, bis im hinteren Bereich der Regler dann deutliche Verzerrungen auftreten, die aber je nach Einsatzgebiet sich sogar als FX nutzen lassen und deutlich mehr Klangkultur bieten als viele Plug-ins.

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Universal Audio Solo 610
Universal Audio Solo 610
Kundenbewertung:
(48)

Der Einsatzbereich des Universal Audio Solo 610 ist sehr breit gestreut, sei es zur generellen Aufnahme von Signalen im Studiobereich oder aber auch als D.I.-Box in Live-Situationen. Selbst wenn einem ein Ladenpreis von knapp 1.200,- Euro für eine D.I.-Box als etwas „überzüchtet“ vorkommt, wer einmal zum Beispiel für einen E-Bass das anliegende Signal einer Billig- und einer High-End-Röhren-D.I. vergleichen konnte, weiß, was sich für riesige Qualitätsunterschiede diesbzgl. auftun können.

Der Haupteinsatzbereich des Monogerätes wird aber neben E-Bass und evtl. noch einer cleanen Funk-Gitarre natürlich der Gesangsbereich sein, mit dem sich der Universal Audio Solo 610 auch seinen legendären Ruf erarbeitet hat. Der warme Grundklang, die spartanische und intuitive Bedienung und nicht zuletzt der für ein Röhrengerät neutrale Klang überzeugen auf ganzer Linie und machen den Universal Audio Solo 610 zu einem ständigen Vertreter im Signalweg.

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Fazit

Mit dem Universal Audio Solo 610 führt der amerikanische Hersteller ein Gerät der Spitzenklasse in seinem Portfolio. Trotz minimaler Klangbearbeitungsmöglichkeiten bietet das Produkt mit seinem warmen und weichen Klang einen echten Gegenwert, den man bereits nach kurzer Zeit nicht mehr missen möchte. Unbedingt antesten!

Plus

  • Klang
  • puristische Auslegung
  • Haptik
  • Verarbeitung

Preis

  • 1.199,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    [P]-HEAD AHU

    Ich kann mich noch gut erinnern, als dieses Gerät in der Neuauflage damals getestet wurde und doch einige sich über merkbare Rauschfahnen und Nebengeräusche in den Foren ausgetauscht haben. Das wurde damals bemängelt. Ist das jetzt immer noch so, denn im Text wird auf das Rauschen nicht eingegangen. Da muss sich doch im Laufe der Jahre was am Innenleben geändert haben, oder?

    • Profilbild
      Axel Ritt RED

      @[P]-HEAD Ich konnte während des Tests kein übermäßiges Rauschen vernehmen, zumal dies ja dann auch in den Siundfiles zu hören sein müsste.
      VG

      • Profilbild
        [P]-HEAD AHU

        @Axel Ritt Ach, Du Axel hast den Bericht geschrieben! :-) Dann werde ich mal die Soundfiles auf den Monitoren abhören. Vielleicht hören wir das beide nicht mehr nach den vielen Jahren Dezibel auf den Ohren. :-)

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      @[P]-HEAD Ich habe mir letztes Jahr einen weiteren 610 gekauft. Meinen ersten vor 10 Jahren.

      Wo hast Du denn gelesen, dass es „Nebengeräusche“ und gar „Rauschfahnen“ gab ? Das sind entweder (klar, nicht Deine) BS Aussagen , oder ein defektes Gerät.

      Das Teil ist absolut clean und klanglich wie verarbeitunsgstechnisch im obersten Qualitätssegment.

  2. Profilbild
    arnte

    Klingt in der Tat sehr schön – speziell auch in Overdrivestellung. Das Fiepsen im Hintergrund kommt von außen und wurde mit aufgenommen? Klingt wie ein lauter PC Lüfter oder sowas…

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    So schön der Klang auch sein mag, aber für das Geld wissen die meisten Leute hier was besseres anzufangen. Z. B. Heizöl kaufen, Auto volltanken und in Urlaub fliegen oder einen Synthesizer kaufen und und und….. Ein erfolgreiches Tonstudio das Fett im Geschäft ist, und davon gibt es sicher Massenweise, die haben vielleicht das bisschen Kleingeld übrig. Aber wer weiß das schon.

    • Profilbild
      AMAZONA Archiv

      „Post von Wagner“ jetzt auch hier ? Super Sache 👍😀

  4. Profilbild
    Steffog

    Danke für den tollen Test mit den beeindruckenden Klangbeispielen.
    Das Gerät ist top, kann ich neben Vocals vor allem auch wärmstens für E-Bass empfehlen.
    Ich glaube, einmal angeschafft bleibt das Gerät ein Leben lang. Deshalb und aufgrund des super Sounds geht der Preis für mich absolut in Ordnung.

  5. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Ich darf hier gerne das Universal Audio U610 Plugin empfehlen – idealerweise als Unison Plugin im Verbund mit einem Apollo. Natürlich nicht das Mojo der Hardware, aber eines der besten Preamp Plugins am Markt.

  6. Profilbild
    Sudad G

    Danke für den tollen Test! Ich kann dem positiven Testergebnis nur zustimmen.
    Ich verwende seit vielen Jahren den größeren Bruder LA-610MKII von Universal Audio, der neben einem 610 Pre-Amp noch einen LA-2A-Style Optokompressor und Röhren-EQ im Signalweg besitzt.
    Der UA 610 Amp ist einer meiner liebsten Amps, da er Alle Klangnuancen von superclean bis hin zum gefärbten Röhrensound in Studioqualität abliefert. Er eignet sich nicht nur für Gesang, Bass und Gitarre, sondern auch für Keyboards und Synths. Selbst schwer zu verstärkende Mikros wie das Shure SM-7B sind für ihn mit seinen 61 dB Gain kein Problem.
    Sehr schön finde ich auch den Wahlschalter für die Impedanz bei Mic- und Line-Eingang. Damit lassen sich nämlich unterschiedliche Mikrofon-Typen bzw. Instrumente optimal anpassen bzw. auch mal anders einfärben – neben der klassischen Röhrenfärbung.

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