Mikrofon-Preamp im Retro-Style
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Black Lion Audio Auteur DT im AMAZONA.de-Test. Nachdem ich im vergangenen Jahr den Auteur mkIII von Black Lion Audio auf der Testbank hatte, folgt nun ein weiterer Preamp aus der Chicagoer Technikschmiede. Der Black Lion Audio Auteur DT basiert technisch auf dem Auteur mkIII, ist aber im handlichen Desktop-Format mit schickem VU-Meter ausgeführt. Laut Black Lion Audio soll er sich gleichermaßen als Mikrofonvorverstärker und hochwertige DI-Box eignen und jedwedes Audio-Signal detailliert, harmonisch reichhaltig und vor allem klar verstärken. Die Firma Black Lion Audio hat sich zweifellos einen guten Ruf mit der Modifizierung von allerlei tontechnischen Geräten von Preamps bis Audiointerfaces gemacht. Und auch als Hersteller für selbstentwickelte Audio-Geräte ist der Name mittlerweile bekannt. Ausschweifende Marketing-Sprache ist jedoch das eine. Wie es klingt, steht auf einem anderen Blatt und soll im folgenden Testbericht erörtert werden.
Black Lion Audio Auteur DT im Überblick
Der Auteur DT ist ein einkanaliger Mikrofonvorverstärker, der neben Mikrofonsignalen auch Quellen mit Line-Pegel verarbeiten kann und dank Hi-Z-Eingang ebenso für E-Gitarren und -Bässe geeignet ist. Er basiert, wie sein 2-kanaliger Vetter aus gleichem Hause, auf einer modernen IC-basierten Eingangsstufe, gepaart mit einem amerikanischen Ausgangsübertrager. Damit soll das Beste beider Welten kombiniert werden, nämlich ein schneller, transparenter Grundklang, gepaart mit dem gewissen Vintage-Flair durch den Ausgangsübertrager. Wahrscheinlich, um Kosten zu sparen, wurde diesmal kein Cinemag-Übertrager verbaut, sondern ein namentlich nicht weiter benannter Übertrager amerikanischer Fertigung. Dafür wirbt der Hersteller mit dem konsequenten Einsatz hochwertiger Bauteile wie ausgewählten Nichicon- und Vishay-Kondensatoren. Die maximale Verstärkung wird mit 60 dB angegeben, was ihn im Mittelfeld des Möglichen positioniert und für die meisten Mikrofone und Quellen ausreichend sein sollte. Wie es sich für einen Mikrofonvorverstärker gehört, besitzt auch der Black Lion Audio Auteur DT einen Pad-Schalter sowie einen Schalter zur Phasen-Umkehr. Auf einen Low-Cut zum Ausdünnen des Bassbereichs wurde hingegen verzichtet. Zur visuellen Unterstützung beim Einpegeln besitzt der Auteur DT ein hintergrundbeleuchtetes VU-Meter, dessen Nutzen jedoch eingeschränkt ist, doch dazu später mehr. Das Äußere wurde vom Hersteller wirklich ansprechend gestaltet. Alle Bedienelemente sind hochwertig verarbeitet und machen einen langlebigen Eindruck. Das Gehäuse besteht aus gebürstetem Aluminium, die Holzseitenteile aus gebeiztem Ahorn. Zusammen mit dem VU-Meter verströmt der Auteur DT damit ein ansprechendes Vintage-Flair.
Der erste Eindruck zum Auteur DT Preamp
Der Black Lion Audio Auteur DT ist von der Grundfläche etwas kleiner als ein Mac Mini, dafür etwas höher und wiegt etwa 1,13 kg. Er ist somit auch für vielreisende Tonmenschen geeignet, die sich gleich über die hochwertige Verpackung freuen können, da sie sich als Transportbox durchaus gut eignet.
Bedienung und Anschlüsse
Die Front ist auffallend symmetrisch gestaltet und beherbergt auf der linken Seite einen schön großen Gain-Regler mit geschmeidigem Drehwiderstand. Das optische Gegenstück wird auf der rechten Seite vom VU-Meter gebildet. Zentral sind auf der Front vier kleine Druckknöpfe platziert, mit denen die Phantomspeisung, die Phasenumkehr, das -10 dB Pad und die Hi-Z-Option aktiviert werden. Der jeweilige Schaltzustand wird über darüber platzierte, weiße LEDs dargestellt. Ebenfalls auf der Front befindet sich ein An/Aus-Schalter in Mini-Ausführung sowie der hochohmige Klinkeneingang für elektro-akustische Instrumente.
Die Rückseite beherbergt den Anschluss für das externe Netzteil. Es ist das gleiche 24 V Trafo-Netzteil, das auch beim Auteur mkIII zum Einsatz kommt, nur dieses Mal gibt es glücklicherweise kein akustisches Brummen von sich. Der Netzteilstecker lässt sich zwar nicht verriegeln, doch er sitzt trotzdem vertrauensvoll fest in der Buchse, die immerhin mit dem Gehäuse verschraubt ist. Als Eingang für Mikrofone dient eine verriegelnde XLR-Buchse. Der symmetrische Ausgang wurde per 6,3 mm Klinke ausgeführt.
In Bezug auf die inneren Werte des Auteur DT muss ich auf das Herstellerbild verweisen, da ich aufgrund der Desktop-Bauweise diesmal auf das Aufschrauben verzichtet habe. Das Risiko einer versehentlichen Beschädigung erschien mir zu hoch.
Was ist dran am Chicago-Style Konsolen-Klang?
Wie beim Test des Auteur mkIII, habe ich mehrere Mikrofone und auch meine Bassgitarre am Auteur DT getestet und mit den internen Preamps meiner Motu 828x verglichen. Den Anfang durfte wieder das Shure SM7B machen, ein dynamisches Mikrofon, das für seinen Stimmklang geliebt und für seinen schwachen Ausgangspegel gescholten wird. Dieses Mikrofon hatte seinerzeit dem Auteur mkIII seine Grenzen aufgezeigt und die Geschichte wiederholt sich in diesem Fall. Um für eine reine Sprachaufnahme genügend Pegel zu haben, muss der Gain-Regler maximal aufgedreht werden. Ab dem letzten Viertel des Regelweges vom Gain-Regler kommt dabei leider ein ziemlich hoher Rauschpegel hinzu. Das Sprachsignal wirkt dabei eher matt und leblos mit wenig Durchsetzungskraft. Vergleicht man dasselbe Mikrofon am internen Preamp meines Audiointerfaces, dem Motu 828x, dann ist es ein Unterschied wie Tag und Nacht. Obwohl der Motu Preamp laut Datenblatt nur 53 dB Gain besitzt, brauche ich zum einen nicht die ganze Verstärkung, um auf Aufnahmepegel zu kommen und zum anderen rauscht es nicht ansatzweise so stark wie beim Auteur DT.
Auch der Klang ist kräftiger, präsenter und durchsetzungsfähiger. Ohne einen zusätzlichen Gain-Booster wie z. B. den Triton Audio FET-Head würde ich die Kombination aus Shure SM7B und Black Lion Audio Auteur DT somit nicht empfehlen. Um das Ganze etwas genauer zu evaluieren, habe ich ein weiteres dynamisches Mikrofon getestet, nämlich das SE Electronics R1, das zur Gattung der ebenfalls notorisch leisen Bändchenmikrofone gehört. Auch hier zeigt sich im Vergleich mit dem Motu Preamp ein ähnliches Bild mit für meinen Geschmack zu viel Rauschen bei tendenziell etwas mattem Klang, auch wenn das Ergebnis hier besser ist als mit dem Shure SM7B. Es lässt sich also sagen, dass der Black Lion Audio Auteur DT mit leisen, dynamischen Mikrofonen nicht so gut harmoniert, wie ich es mir von einem externen Preamp eines renommierten Herstellers wünschen würde.
Anders sieht es mit Kondensator-Mikrofonen aus. Hier habe ich zum einen das Astin Origin Großmembran-Mikrofon am Gesang und zum anderen das Sennheiser MKH40 Kleinmembran-Mikrofon an der Akustikgitarre zusammen mit dem Auteur DT getestet. Mit beiden Mikrofonen arbeitet der Auteur DT praktisch rauschfrei und bringt sehr schön die Details zur Geltung. Viel Vintage-Färbung, im Sinne von harmonischen Verzerrungen, produziert der Auteur DT ohne Weiteres aber nicht. Er arbeitet eher im besten Sinne transparent und klar. Um ein paar Sättigungsartefakte oder harmonische Verzerrungen zu produzieren, fehlt dem Mikrofonvorverstärker von Black Lion Audio meines Achtens ein separater Ausgangspegelregler hinter dem Übertrager, der auch abschwächen kann. Damit könnte der Gain etwas höher eingestellt und somit der Übertrager in die Sättigung gebracht werden, ohne den nachfolgenden Wandler zu „überfahren“. Das ist hier nur mit einer externen Pegelabschwächung z. B. im analogen Mischpult möglich.
Auch hier habe ich wieder mit dem internen Preamp meiner Motu 828x verglichen, was für mich etwas Erstaunliches zu Tage gefördert hat. Denn das Astin Origin, welches wesentlich weniger Verstärkung benötigt als das Shure SM7B, rauscht am Motu-Preamp mehr als am Auteur DT. Hier ist das Ergebnis also umgekehrt. Der Unterschied ist zugegebenermaßen nicht groß, aber dennoch hörbar. Somit lässt sich schlussfolgern, dass der Auteur DT für die Verstärkung von Kondensator-Mikrofonen eine ausgezeichnete Wahl ist.
Um die Qualität des hochohmigen DI-Eingangs zu testen, habe ich diesmal meinen passiven E-Bass von Sire herangezogen, den Marcus Miller P5. Obwohl der Bass mit seinem klassischen Precision-Tonabnehmer nicht viel Ausgangspegel liefert, braucht es am Auteur DT nur wenig Verstärkung, um auf Aufnahmepegel zu kommen. Auch hier ist der Klang klar und transparent, ohne wahrnehmbares Rauschen. Im Vergleich zum Onboard-Preamp meines Audiointerfaces kann ich ehrlich gesagt keinen Unterschied heraushören, was hier wiederum für die gute Qualität der internen Motu Preamps spricht.
Kommen wir zum Abschluss des Praxisteils noch mal auf das VU-Meter zurück. Wenn ich mit dem Gain-Regler das Signal soweit verstärke, dass der nachfolgende A/D-Wandler nicht übersteuert, dann zeigt das VU-Meter maximal ein müdes Zappeln am unteren Ende der Skala an. Ok, ein VU-Meter zeigt auch nicht den Spitzenpegel, sondern aufgrund seiner Trägheit eher den RMS-Pegel (Durchschnittspegel) eines Signals an, was ihn zur Aussteuerung eines A/D-Wandlers denkbar ungeeignet macht. Aber ein unbedarfter Nutzer könnte aufgrund des VU-Meters schnell mal wesentlich zu weit aufdrehen. Ich würde mir daher wünschen, dass das VU-Meter trotz seiner eigenen Charakteristik mehr Pegel anzeigt. So wie es ist, ist es kaum eine Hilfe.