Einsteiger-Interface mit interessanten Features
Inhaltsverzeichnis
- Die technischen Daten und die Basic-Features des ESI Amber i1
- Was gehört zum Lieferumgang des ESI Amber i1?
- Design oder nicht sein – wie gut sieht das Amber i1 aus?
- Bedienelemente, Anschlüsse und einige offene Fragen
- Installation des ESI Amber i1 und Control-Panel
- Das ESI Amber i1 im Homestudio
- Das ESI Amber i1 in der Praxis: So klingt es
Lange Zeit war es in Bezug auf Audiointerfaces recht ruhig bei der deutschen Firma ESI Audiotechnik GmbH. Ein Großteil der angebotenen Geräte aus der U-Reihe stammt aus den Jahren 2016 bis 2018, im Jahr 2020 folgten noch das Gigaport eX und das UGM192. Anfang 2023 dann überraschte ESI aber mit der Veröffentlichung gleich zweier USB-Audioiterfaces, dem ESI Neva Uno und dem ESI Neva Duo – kompakte Interfaces zum kleinen Preis (60,- bzw. 85,- Euro), die in meinem Test fast restlos überzeugen konnten.
Das hat ESI anscheinend auf den Geschmack gebracht, denn nun folgt mit dem ESI Amber i1 ein weiteres USB-Audiointerface. Nicht ganz so kompakt und mit einem Preis von rund 125,- Euro auch etwas teurer, dafür aber im modernen Design gehalten und ganz auf dem aktuellen Stand der Technik. ESI selber bezeichnet das Amber i1 als „Upgrade vom legendären U22 XT“ aus dem Jahr 2016, das übrigens auch heute immer noch verkauft wird. Wie schon gesagt: Bei ESI hat man es nicht so eilig. Das macht natürlich neugierig: Hat das ESI Amber i1 das Zeug zur Legende, die uns die kommenden (mindestens) sieben Jahre begleiten wird?
Die technischen Daten und die Basic-Features des ESI Amber i1
Das ESI Amber i1 ist ein 24 Bit /192 kHz USB 3.1-Audiointerface (USB 2.0 kompatibel) mit einem USB-C-Anschluss und je zwei Ein- und Ausgangskanälen (jeweils ein Stereo-Kanal). Den Dynamikumfang der Wandler (A/D, D/A) gibt der Hersteller mit 114 dB (a) an, den des Mikrofonvorverstärkers mit 107 dB(a) und den des Hi-Z-Instrumenteneingangs mit 104 dB(a). Der Mikrofonvorverstärker leistet maximal 51 dB Verstärkung, der Frequenzgang des Amber i1 reicht von 20 – 20.000 Hz.
Das Audiointerface verfügt über Echtzeitmonitoring für Eingangssignale mit Crossfade-Drehregler und Stereo-Hardware-Loopback zur Unterstützung für interne Aufnahmen. Es läuft unter Windows 10/11 (mit EWDM-Treibern für eine minimale Latenz). Für OS X / macOS (10.9 und höher), Linux (über ALSA) und iOS-Hardware sind keine Treiber notwendig (100 % class-compliant).
Was gehört zum Lieferumgang des ESI Amber i1?
ESI ist bekannt dafür, auch immer ein paar Software-Zugaben dazuzupacken. Selbst bei den kleinen, preiswerten Neva Uno & Duo gab es einiges mit auf den Weg. Beim Amber i1 ist das identisch: Mit dabei sind:
- Bitwig Studio 8 Track inkl. Bitwig Essentials Pack
- WaveLab LE
- Cubasis LE (für iPhone / iPad)
- JackTrip Virtual Studio (3-Monatsabo mit je 3.000 Minuten)
- inTone 2 ESI Edition (Multichannel FX-Prozessor)
- GK Amplification 2 LE (Bass Amp)
- ampLion Free (Guitar Amp)
Gut, zum einen bekommt man einiges davon sowieso für lau und die meisten anderen Sachen hat man vermutlich eh schon dutzendfach zu Hause. Aber für Anfänger ist das trotzdem ein rundes Paket gleich zum Start, ohne groß auf die Suche gehen zu müssen.
Ebenfalls noch mit im mit Produktbildern und Infos bedruckten Paket: Ein ca. 1,2 m langes USB-Kabel (USB A auf USB C), eine Quickstart-Anleitung und natürlich das Audiointerface selber. Ein umfangreicheres Handbuch findet sich auf der Produktseite. Ein Netzteil ist nicht dabei und technisch am Interface auch nicht in Form einer geeigneten Buchse vorgesehen. Die Stromversorgung erfolgt hier per USB.
Design oder nicht sein – wie gut sieht das Amber i1 aus?
Mit einer Größe von 170 x 117 x 42 mm hat das ESI Amber i1 die notwendige Schreibtisch-Kompaktheit, fühlt sich beim ersten Anheben aber unerwartet leicht an. Unerwartet, weil die Gehäusefront und die Oberseite mit ihrem stabilen Alublech eine massive Bauweise suggerieren. Müsste das dann nicht mehr auf die Waage bringen als 429 Gramm? Mein nur unwesentlich größeres Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen bringt es immerhin auf knapp 600 Gramm. Des Rätsels Lösung: Der Rest des Gehäuses – also Seitenteile und Boden – bestehen aus leichtem Kunststoff. So sieht das mattsilberne Alublech zwar ganz edel aus, trägt aber nur bedingt zur stabilen Verarbeitung bei. Die ansonsten aber gut ist: Die Regler sitzen fest, das Gehäuse hat keine scharfen Kanten, Spaltmaße gibt es auch keine.
Das Design ist natürlich Geschmackssache. Der Mix aus schwarzen Seitenteilen und Drehreglern und der gebürsteten Alu-Front (plus der Deckel mit dem ESI-Logo) sind dezent und stimmig, aber auch wenig aufregend. Weshalb dann die Entwickler den Main-Volume-Regler in leuchtendes ESI-Orange getaucht haben. Was in meinen Augen zwar irgendwie so gar nicht zum Rest passen will und ziemlich aufgesetzt wirkt („Komm, lass uns noch irgendeinen Eyecatcher einbauen, damit wir damit auffallen“). Aber wie gesagt: Das ist Geschmacksache, es gibt sicherlich auch eine Menge Menschen, die das richtig gut finden. Und schließlich soll es hier ja auch in erster Linie um die Technik gehen. Der wir uns jetzt einmal zuwenden wollen.
Bedienelemente, Anschlüsse und einige offene Fragen
Schauen wir uns das Amber i1 vor dem ersten Einschalten einmal näher an. Frontseitig befinden sich eine XLR/Klinke-Kombo-Buchse für ein Mikrofon, ein Hi-Z-Eingang (6,3 mm Klinke) und eine große Klinkenbuchse für den Kopfhörer. Zu jeder dieser Buchsen gibt es auch in unmittelbarer Nähe einen Gain-Regler. Die sind auf der einen Seite zwar lang genug, um sie nicht nur mit spitzen Fingern greifen zu können, auf der anderen Seite aber auch aalglatt, da weder gummiert noch geriffelt. Klar, geht auch, aber etwas mehr Griffsicherheit wäre da schon schön. Hinzu kommt, dass die sehr dezente Kennlinie – je nach Lichteinfall – nur schwer bis gar nicht zu erkennen ist. Gleiches gilt für die Beschriftung (weiß auf silber): Je nach Beleuchtung und Blickwinkel wird das schon mal etwas schwer leserlich.
Mittig ist das Display untergebracht, dem es gelingt, auf relativ kleinem Raum eine zweikanalige Pegelanzeige mit je vier LEDs (je 2x grün, 1x gelb, 1x rot), eine Power-LED, eine +48 V LED und vier weitere LEDs zur Anzeige des aktuell geschalteten Eingangs unterzubringen. Zur Wahl stehen Line, Mikrofon, Hi-Z oder Mikrofon + Hi-Z. Die Kombination „Line + Mikrofon“ ist also nicht möglich. Auch wenn auf einem der Amber i1-Produktfotos eine Frau auf einem Keyboard spielt (das an den Line-Ins auf der Rückseite hängt), und eine andere ihr ein Mikrofon hinhält (das in der XLR-Buchse angeschlossen ist). Das fällt dann wohl unter „Marketing“. Wie auch die Tatsache, dass beide einen Kopfhörer tragen, obwohl das Amber i1 definitiv nur einen Kopfhörereingang hat.
Vor dem ersten Praxistest sind noch Fragen offen: Etwa, ob ich die beiden Eingänge auf der Frontseite (XLR Combo und Hi-Z) auch mit „normalen“ Line-Signalen belegen kann. Oder wie die Line-Eingänge auf der Rückseite (auf die komme ich gleich noch) geregelt werden – zu all dem schweigt sich das Handbuch aus. Das müssen wir also gleich selber rausbekommen.
Noch einmal zurück zum Input. Der wird über einen Taster gewählt, indem wir uns durch die genannten Möglichkeiten steppen. Der ist allerdings, genau wie der Taster für die+48 V so schwergängig, dass man bei der Betätigung das Gehäuse mit der anderen Hand festhalten muss, sonst rutscht das Interface nach hinten weg – das verhindern auch nicht die vier kleinen Gummifüßchen. Kurzer Check bei meinen beiden anderen Audiointerfaces (Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen und MOTU M4): Nö, da rutscht nichts, da geht das auch einhändig.
Mit dem Mixregler für das Direct-Monitoring kann ich stufenlos zwischen Eingangssignal und Wiedergabesignal wandern. Gut dabei: Der Regler hat als einziger eine Mittelrasterung, so dass ich auch ohne Hinzuschauen weiß, was gerade anliegt. Nicht so gut: Da dieser schwergängiger ist als die anderen Regler, rächt sich hier ein wenig die glatte Oberfläche. Nicht so beim schon angesprochenen orangefarbenen Volume-Regler, da dieser größer und leichtgängiger ist.
Auf der Rückseite befinden sich neben einer USB-C-Buchse zur Verbindung mit Mac, PC oder Mobilgerät und einem Kensington-Lock, der symmetrische Stereo-Masterausgang (6,3 mm Klinke) sowie die beiden Line-Ins für den Anschluss von „Keyboard, Synthesizer, CD-Player etc.“, schreibt das Handbuch. Warum die nun als Cinch ausgeführt sind, kann ich auch nicht sagen. Platz genug für Klinkenbuchsen wäre in jedem Fall, wie auch all meine Synthesizer und Keyboards sich über Klinke freuen würden. Ja gut, CD-Spieler – aber wer schließt diesen schon am Audiointerface an?
Installation des ESI Amber i1 und Control-Panel
Erfreulich: Die für Windows 10 benötigten Treiber samt Control-Panel gibt es ohne Account oder Registrierung. Was ja inzwischen nicht mehr selbstverständlich ist. Die Installation des Treibers dauert keine Minute, anschließend erscheint sofort das Treiber-Panel auf dem Monitor. Nachdem ich das ESI Amber i1 an den Testrechner angeschlossen habe, taucht dieses postwendend in den Windows-Soundeinstellungen auf. Unter „Wiedergabe“ habe ich die Auswahl zwischen Lautsprecher, Loopback 3&4 und Loopback 5&6, bei der Eingabe sind Amber i1 1&2, Loopback 3&4 sowie Loopback 5&6 im Angebot.
Die Loopback-Einstellungen kann ich im Control-Panel, genauer im Fenster „DirectWIRE“ vornehmen. Es lohnt sich durchaus, ein wenig zu experimentieren, denn damit kann ich nicht nur Audiosignale von den virtuellen Kanälen auf den physischen Ausgangskanal mischen, sondern in der Matrix auch beispielsweise die beiden virtuellen Ausgangspärchen miteinander verknüpfen und einiges mehr.
Zusätzlich gibt es noch ein „DirectWIRE Loopback“-Fenster, um Aufnahmen und Streams schnell und einfach festzulegen. Wer einfach nur Aufnehmen und Signale abspielen will, benötigt DirectWIRE nicht. Wer aber mehr will, sollte sich die Zeit nehmen, sich da etwas einzuarbeiten. „Machen Sie dies nur, wenn Sie wissen wozu“, rät das Handbuch. Das Experimentierwillige an der Stelle dann zwar gut mit Beispielen unterstützt, bei Anfängern aber trotzdem noch einige Fragen offen lässt.
Das Hauptfenster des Control-Panels versorgt uns mit zwei Pegelanzeigen (Input, Output) plus Fader für den Ausgang. Dazu einer vom Interface gespiegelten Anzeige, welcher Eingang aktiv ist sowie den üblichen Einstellmöglichkeiten von Samplerate, USB-Buffer und Latenz.
Eine Installation an einem iOS-Gerät konnte ich mangels Hardware nicht ausprobieren. An meinem alten Android-Smartphone lief das Amber i1 nicht Samsung S10) – da reichte die Stromversorgung seitens des Smartphones via USB nicht aus und einen Anschluss für einen Netzadapter besitzt das Amber i1 nicht. Mit aktuelleren Android-Geräten sollte es aber funktionieren.
Das ESI Amber i1 im Homestudio
Eine kleine Besonderheit fiel mir beim Start auf: Habe ich als Eingangskanal das Mikrofon gewählt und dazu auch die +48 V aktiviert, werden beim Durchschalten der Eingänge die +48 V automatisch wieder deaktiviert. Man muss also daran denken, die Phantomspeisung wieder von Hand einzuschalten, wenn man von „Mic“ über „Hi-Z“ zu „Mix + Hi-Z“ schaltet – Sachen, die das Handbuch verschweigt. („Hm, wieso funktioniert das Mikrofon plötzlich nicht mehr?“)
Was erstmal etwas irritiert: Die Outputfader des Control-Panels bewegen sich nicht, wenn ich am „Big Orange“ am Amber i1 drehe. Wenn diese beispielsweise auf Maximum stehen und ich den Volume-Regler des Interface weit hinunterschraube, bleiben diese trotzdem in der Max-Position. Gleichzeitig ändert sich die Pegelanzeige bei den Ausgängen nicht, unabhängig davon ob Panelfader oder Geräte-Gain verändert werden. Des Rätsels Lösung: Mit dem Panel-Fader wähle ich die Grundverstärkung (-45 bis 0 dB), der Geräte-Gainregler ist nachgeschaltet, also mehr für das Feintuning zuständig. Und die Pegelanzeige zeigt einfach nur die Stärke des ankommenden Signals an, aber nicht das, was dann wirklich rausgeht. Wie gesagt: Etwas irritierend, das alles.
Und noch eine Merkwürdigkeit am Rande: Einmal weigerte sich mein Notebook nach dem Hochfahren plötzlich, irgendwelche Standard Sound- oder Videofiles (mp3, mp4, mov) abzuspielen: „Format wird nicht unterstützt“. ESI Amber i1 abgestöpselt: Alles geht wieder. ESI Amber i1 wieder angeschlossen: Geht immer noch alles. Da steckste halt nicht drin.
Das ESI Amber i1 in der Praxis: So klingt es
So, und nun ran an den Praxistest. Es gibt noch einige Fragen zu klären und den Klang zu untersuchen. Starten wir mit einer Sprachaufnahme, aufgenommen mit einem Rode NT2a direkt am Interface. Dieses ist per USB an einem Windows 10-Notebook angeschlossen. Als Text dient wie immer eine unserer News.
Klingt in meinen Ohren völlig ok. Die Aufnahme könnte vielleicht noch einen Tick mehr Höhen vertragen, aber ansonsten ist das gut verständlich, sauber aufgelöst und rauschfrei. Und klingt fast genauso wie beim MOTU M4, dessen rauscharme Mikrofonvorverstärker ja einen recht guten Ruf haben.
Das Focusrite Scarlett 2i2 4th Gen ist nicht ganz so neutral, legt etwas mehr Wert auf die höheren Mitten und beschönigt da vielleicht auch etwas mehr.
Insgesamt macht das Amber i1 im Sprachtest aber eine gute Figur und muss sich nicht hinter den anderen Interfaces verstecken. Und auch der Hi-Z-Kanal funktioniert absolut zufriedenstellend (sorry, ich bin kein Gitarrist):
Wenn ich Mikrofon und Hi-Z gleichzeitig nutze, habe ich bei einer Stereo-Aufnahme die Stimme auf dem einen und die Gitarre auf dem anderen Kanal, kann das über die Matrix für die DAW aber auch über die virtuellen Kanäle anders aufdröseln.
Und dann waren da ja noch einige Fragen offen. Zum Beispiel: Welcher Regler ist für die Line-Eingänge auf der Rückseite zuständig? Antwort: Keiner, die Line-Ins lassen sich nicht am Interface direkt regeln, sondern nur am Gerät, das die Signale sendet. Was zum Beispiel bei dem im Manual angesprochenen CD-Player nicht möglich wäre.
Kann ich denn stattdessen die XLR-Combo und die Hi-Z dann alternativ zu zwei Line-Ins umfunktionieren? Ich schließe probeweise einen Synthesizer an und ja, das funktioniert: Wähle ich als Line-Eingang „Mic + Hi-Z“, dann kann ich die Gain-Regler des Mikrofons und des Hi-Z-Eingangs zum getrennten Pegeln nutzen. Auch wenn im Handbuch beim Combo-Eingang ausdrücklich „Für den Anschluss eines Mikrofons über XLR oder 6,3 mm Klinke“ vermerkt ist. Einsteiger (für die diese Preisklasse ja gedacht ist) sind da vielleicht überfordert.