Mehr Bass Drum - mehr Features!
Die lettischen Eurorack-Gurus von Erica Synths haben mit dem Bass Drum 2 Modul nun einen Nachfolger des 2019 erschienenen 909 Bassdrum Konzeptes veröffentlicht. Es handelt sich also um ein spezialisiertes analoges Kick-Drum Modul im Stil der allseits bewährten TR-909. Welche Verbesserungen darin eingeflossen sind und welche Unterschiede es gibt, wird dieser Test zeigen. Schön ist es allemal, wenn man seinen bestehenden Produkten im Laufe der Zeit ein Update gönnt.
Überblick Erica Synths Bass Drum 2
Rein äußerlich hat sich im Vergleich zum Vorgänger nur minimal etwas verändert. Man muss schon genau hinschauen und wie bei einem „Finde-den-Fehler-Bild“ vergleichen.
Lieferumfang des Kick Drum Eurorack-Moduls
Erica Synths legt großen Wert auf die Umweltverträglichkeit, deswegen kommt das Modul in einem recht dünnen Karton mit Kartoninlay, um das Modul zu fixieren. Ein Hinweis liegt bei, dass die Anleitung als Download zur Verfügung steht. Das Powerkabel und schwarze Inbusschrauben sowie ein kleiner Inbusschlüssel sind dabei, um die schwarze Optik zu unterstreichen – hier allerdings in einer kleinen Tüte!?
Das Eurorack-Modul im Detail
Das mit 14 Einheiten recht breite Modul ist nur 35 mm tief. Das Frontpanel ist massiv, sauber bedruckt und dezent im typischen Design gestaltet. Auf die Zahl 2 wurde bei der Namensgebung verzichtet. Man kann die alte und die neue Version somit nur durch die leichte Änderung des unteren Bedienfeldes erkennen.
Die mechanische Ausführung scheint langlebig und hochwertig, denn alle Potis sind auch mit dem Frontpanel verschraubt. Ein langes Leben selbst unter Transportbedingungen ist garantiert. Das ist eben die typische Erica Synths Qualität! Die Drehregler sind sehr lang und mit leichter Riffelung gut greifbar. Allerdings ist der Widerstand bei einem Regler wesentlich weicher beim Drehen als bei den anderen.
Die Rückseite mit dem Mainboard birgt einige interessante Informationen. Es handelt sich um die siebte Revision seit der Entwicklung des Modules, mit „BDRUM7“ auch so beschriftet. Neben dem Stromanschluss gibt es noch weitere freiliegende Pins und sogar Jumper-Steckplätze, deren Sinn mir nicht ganz schlüssig ist. Leider schweigt sich die Anleitung darüber aus. Aus der Redaktion habe ich einen Erica Synths Kontakt per E-Mail erhalten und kann somit das Rätsel lüften. Die Jumper sind für das Routing zuständig, wenn man den hauseigenen Drum-Sequencer verwendet. Und man kann auch direkt den Drumsequencer rücklings verbinden. Die obere Pinreihe ist nur für die Programmierung im Werk und die Kalibrierung zuständig.
Bedienelemente & Anschlüsse: Erica Synths Bass Drum 2
Kommen wir zur Frontplatte und den Funktionen. Die oberen sechs Drehregler formen den Klang der Bass Drum. Die untere Reihe mit PITCH CV, DECAY CV und DRIVE CV sind Attenuatoren für drei der oberen klangformenden Regler, um den Anteil der eingehenden CV-Signale zu den entsprechenden Parametern zu regeln. Somit gibt es dazu auch drei CV-Eingänge.
Selbstredend muss es einen Trigger-Eingang geben, um das Modul ansprechen zu können, und einen Audioausgang. Von alleine kommt kein Ton raus. Eine kleine LED meldet sich, wenn ein Trigger ankommt. Der kleine, unscheinbare manuelle Druckknopf ist für das Hören des Sounds ohne anliegendes Signal zuständig.
Neu ist der Umschalter zwischen dem üblichen TRIGGER-Mode und dem GATE-Mode. Der neue GATE-Mode wandelt eingehende Trigger mit unterschiedlicher GATE-Länge entsprechend in Decay-Werte um. Mit anderen Worten: Wer unterschiedliche GATE-Längen am Input liefert, kann die Kick-Drum in der Ausklingphase gleich mit beeinflussen – weg von der einheitlich eingestellten Kick Drum zu variablen Längen. Das bringt mehr Bewegung in die Bass Drum Spur! Zusätzlich gibt es noch einen Accent-Eingang, um mittels angehobener Lautstärke Akzente in das Pattern zu bringen. Ebenfalls neu ist ein separater NOISE-Ausgang, doch dazu mehr bei der Beurteilung des Modules.
Klangformung mit dem Modul Bass Drum 2
Sechs Regler stehen also für den Basisklang zur Verfügung. PITCH regelt das Grundtuning und geht von ultratiefen, nicht mehr hörbaren Frequenzen bis in den oberen Tom-Bereich hinein. Der Low-End-Bereich, also von 9 Uhr bis ganz auf links gedreht, ist nicht sinnvoll für eine klassische Bass-Drum nutzbar. TUNE bestimmt die Einsatzfrequenz, in der der TUNE DEPTH Regler mit seiner schnellen Pitch-Hüllkurve greift. Das lässt sich gut nuanciert einstellen, der Regelbereich ist super flexibel gewählt.
Der TUNE- und der TUNE DEPTH-Regler hängen unmittelbar zusammen. Wenn der TUNE DEPTH-Wert auf 0 ist, ist der TUNE-Regler auch nicht hörbar. Man kann also auch nur mit dem PITCH-Regler eine Bass-Drum erzeugen.
Das ATTACK-Poti ist etwas anders gelagert, als man es zunächst anhand der Namensgebung vermutet. Bei Linksanschlag beeinflusst es den Klang nicht. Dreht man es im Uhrzeigersinn dann nach rechts, wird dem Bass Drum Sound ein kurzes Attack-Geräusch bei ca. 5 kHz zugefügt. Die Länge dieses Geräusches ist nicht einstellbar, auch nicht in der Tonhöhe. Bei anderen Modulen würde ich das als „Klick“ bezeichnen. Hier jedoch ist es kein Klick, um die Bass Drum besser im Gesamtsound durchzusetzen, sondern eher ein Rascheln. Um einen Klick zu erzeugen, benötigt man eine andere, höhere Frequenz. Der ATTACK-Regler bietet somit meiner Meinung nach wenig Funktion am Gesamtklang.
Mit dem DECAY-Regler lässt sich die Ausklingphase der Kick einstellen. Diese ist gut dosierbar, überdeckt aber auch schnell die Bass Drum. Eine stehende Welle lässt sich bei Maximalwert nicht erzeugen. Der Sound klingt immer aus.
Es bleibt noch der DRIVE-Regler, der dem Gesamtsound eine gute Portion Overdrive/Distortion mit auf den Weg gibt. Von dezent bis etwas mehr ist er gut beherrschbar, geht aber nicht in einen übersteuerten Bereich, was ein bisschen schade ist. Dennoch bekommt man damit auch sehr viele Klanggestaltungsmöglichkeiten an die Hand – langer Spaß ist also möglich.
Gibt es mehr als die 909 Kick?
Das Modul basiert auf einem 909-Sound als Grundlage. Jedoch kann man anhand des Pitch-Reglers auch andere Sounds wie z. B. Toms erzeugen. Ein Basssound ist möglich, jedoch recht eingeschränkt, da ein leichtes Rascheln des Decays immer dabei ist. Aber ja, es gibt mehr Möglichkeiten im Klangdesign, als es zu Beginn den Anschein hatte.
Durch Verwendung des PITCH-Eingangs kann man auch tonale Bass-Patterns spielen. Die Regelbereiche der sechs Parameter sind so gewählt, dass es nicht unbedingt auf eine Kick-Drum hinauslaufen muss. Dies alles gibt es sozusagen zusätzlich zu der vielfältigen Bearbeitung einer Bass-Drum dazu. Auf den NOISE-Ausgang möchte ich noch mal gesondert eingehen, da dieser auch im Modul-Update hinzugekommen ist. Dieser liefert ein permanentes weißes Rauschen, völlig unabhängig, ob das Modul getriggert wird oder nicht. Es ist also eine reine Noise-Klangquelle, die weiterbearbeitet werden muss. Warum das so in das Konzept eingeflossen ist, kann ich nicht nachvollziehen, denn eigentlich würde es naheliegen, das Rauschen ebenfalls mit dem Decay- und Gate-Trigger spielen zu können, um dann mit einem externen Mixer das Signal je nach Bedarf zu kombinieren. Daher empfinde ich dieses fehlende Feature als ein kleines Manko.
Wie klingt Erica Synths Bass Drum 2?
Zuallererst: Das Signal ist frei von jeglichem Rauschen oder Störgeräuschen. Das ist schon mal grundsätzlich wichtig! Die bekannteste und beliebteste Kick-Drum in Form eines 909 Nachbaus klingt auch so. Die Ausklingphase ist gut einstellbar und fährt auch sauber runter. Wer glaubt, dass auch ultraknackige Varianten oder ganz kurze Kicks möglich sind, den muss ich leider enttäuschen. Das Konzept der 909 gibt das nicht her. Das ist dem Modul allerdings nicht nachteilig anzukreiden. Die Kicks sind rund und im mittleren Tuning-Bereich sehr prägnant und vorne dran. Sie klingen einfach bekannt. Von dezent bis aufdringlich ist vieles möglich. Sie beschränken sich nicht nur auf den Clubbereich, sondern sind auch in anderen Musikrichtungen, bei denen es um rhythmische Begleitung und nicht nur um die Aufrechterhaltung des Tanzbetriebes geht, anwendbar. Demzufolge kann man dem Modul eine 909 Kick-Drum-Authentizität bescheinigen.
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Ist das Modul tonal Spielbälle über pitch cv im 1V per Oktave? Danke dir
@Synchead Ja, ab 8:04 Minuten wird eine Spannung über das schwarze Patchkabel dem Pitch-Eingang zugeführt, also tonal spielbar.
Ob das jetzt auch mit 1V/Okt. ist mir nicht klar (keine Bedienungsanleitung gefunden), ist aber bei einem Drumsound sicherlich nicht wichtig.
@herw Für Hardtrance allerdings außerordentlich wichtig
@Synchead Ja, das Modul ist tonal spielbar. Hey, das hatte ich doch geschrieben:“Durch Verwendung des PITCH-Eingangs kann man auch tonale Bass-Patterns spielen.“
Den Satz konnte man aber auch leicht übersehen!