Die Zukunft der Vocal-Kompression?
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Mit Voca präsentiert Sonnox ein auf Vocal-Bearbeitung spezialisiertes Plug-in und verspricht damit, die Zukunft der Vocal-Kompression einzuläuten. Und wer einmal Vocals gesmischt hat weiß, wie anspruchsvoll das sein kann und wie viele Bearbeitungsschritte manchmal dafür notwendig sind. Deshalb vereint Sonnox Voca vier typische Bearbeitungsschritte in einem intuitiv zu bedienenden User-Interface, was das Mischen von Vocals zukünftig stark vereinfachen und dabei helfen soll, viel schneller professionell klingende Resultate zu erzielen. Wie sich Sonnox Voca in der Anwendung schlägt, erfahrt ihr in diesem Testbericht.
Installation
Für die Installation von Sonnox Voca ist ein iLok USB-Kopierschlüssel notwendig. Der Kauf, der Download und die Authentifizierung erfolgen nämlich über die Website und den iLok License Manager. Nach der Installation als AAX Native, AU oder VST 3 Plug-in, kann es dann auch schon losgehen.
Bedienung
Beim ersten Öffnen fällt direkt das minimalistische, modern gestaltete User-Interface ins Auge, das gerade durch seine minimalistische Gestaltung selbsterklärend ist. Von links nach rechts finden sich die einzelnen Bearbeitungsschritte übersichtlich angeordnet und entsprechen der typischen Bedienreihenfolge und gängigen Workflows beim Vocals vorbereiten, komprimieren und mischen. Presets gibt es bei Sonnox Voca erstaunlicherweise nicht, wodurch man sich ganz auf den eigenen Geschmack und das Gehör verlassen muss.
Während andere Plug-in-Hersteller aktuell stark auf Künstliche Intelligenz setzen, geht Sonnox Voca zurück zu den Basics und verzichtet auf jeglichen Schnick-Schnack. Das Interface ist bis aufs Minimum reduziert und vergeblich sucht man nach komplexen Einstellungsmöglichkeiten wie Schwellenwerte, Verhältnisse, Zeitkonstanten, Pegelreduktionen oder Make-up-Gains. Hier liegt der Fokus wirklich ganz auf der eigenen Kreatitivät und Selbsteinschätzung des Klangergebnisses. Aber gehen wir einmal die einzelnen Bearbeitungsschritte durch.
Auto Input Level
Links außen befindet sich als erster Bearbeitungsschritt die Auto Input Level Sektion. Mit ihr lässt sich ganz automatisch das Input-Level der Vocalspur dynamisch regeln, so dass ein konstanter Pegel über Phrasen und Abschnitte hinweg gewährleistet ist und somit für eine ausgewogene Lautstärke sorgt. Dadurch ist im zweiten Schritt weniger Kompression nötig, wodurch die Vocal-Bearbeitung insgesamt natürlich klingt.
Kompression
Aufbauend auf dem automatisiert angepassten Input-Level, kommt im nächsten Schritt der Kompressor zum Einsatz. Dieser ist von Klassikern wie dem 1176 oder dem LA-2A inspiriert. Besonderen Wert hat Sonnox bei der Entwicklung auf einen transparenten Klang gelegt und dem Ziel, kein Grundrauschen zu generieren. Bedient wird der Kompressor durch einen auf der X- und Y- Achse befindlichen Punkt, der in der Position verschoben werden kann. Damit regelt man dann nach eigenem Gusto den Anteil bzw. die Intensität von den beiden Parametern Stabilise und Squish, die jeweils der X- oder Y-Achse zugeordnet sind.
Saturation
Mit der Saturation-Sektion lassen sich dichte und gesättigt klingende Vocals erzielen. Die Sektion verleiht Gesangsstimen damit Wärme und Tiefe, sorgt aber gleichzeitig auch für mehr Transparenz und Luftigkeit, wodurch man auch die wahrgenommene Positionierung der Gesangsstime beeinflussen kann: von im Hintergrund positionierten Background-Vocals, bis hin zur frontalen Leadstimme. Auch hier verhält sich die Bedienung so minimalistisch wie beim Kompressor. Die Intensität des Effektes lässt sich über das Verschieben des Indikators auf der X- und Y-Achse einstellen, wobei die Intensität der beiden Parameter Focus und Saturate beeinflusst wird.
Soften
Mit der Soften-Funktion sollen Gesangsstimmen weicher, sanfter, luftiger klingen und im unten genannten Beispiel habe ich die Intensität hier einmal auf 100 % eingestellt. Richtung 0 % fungiert die Soften-Funktion wie ein De-Esser und minimiert harsche Zischlaute.
Recording Mode
Um CPU-Power und Latenzen während Gesangsaufnahmen zu minimieren, gibt es die Möglichkeit in den Recording Mode zu wechseln.
Klangbeispiele
Für die unten angehängten Klangbeispiele kamen die Royalty-Free Vocals von Amy Kirkpatricks bloom Vocal Pack zum Einsatz, das in Cubase 11 Pro enthalten ist.
Ob das nun intuitiver ist als Hochpassfilter, Kompressor, Exciter, Deesser und EQ hintereinanderzuschalten, sei mal dahingestellt.
Ich oute mich mal als intensiver Toontrack EZmix Fan! Da ich kein Wissenschaftler bin und eher intuitiv arbeite finde ich EZmix perfekt. Ich muß keine Fortbildungen besuchen und muss auch nicht alles wissen, aber was ich sehr gut weiß ist, was ich höre. Und da fängt es einfach an intuitiv zu werden. Dafür ist mir die EZmix Presetschleuder eine super Hilfe. Es gibt Erweiterungspacks für jedes Problem, viele davon brauche ich und viel davon eben nicht. Bei Vocals und beim besonders mysteriösen Mastering ärgere ich mich nicht mehr herum. Wäre ich nicht zufrieden damit würde ich mich mal mit dem ganzen mixmist beschäftigen, aber so nutze ich lieber die Zeit um fertige Sachen, also Musik zu produzieren. Das gleiche gilt für das Sounddesign, da wird aus der Presetschleuder ein Synthesizer Sound rausgepickt und höchstens noch ein wenig mit der kleinen Zange nachgebogen, alles andere ist für mich die Zeit verbrannt 😉so arbeite ich zumindest. Jeder andere hat ne andere Erfahrung, Idee und Vorgehensweise. Das ist schon toll wenn man einfach seinen eigenen Weg finden kann. Vocals können auch kompliziert sein, deshalb finde ich spezielle Plugins grundsätzlich ne gute Sache.
Die „Soften“-Funktion finde ich unglücklich gelöst. Warum muss ich mich zwischen „weicher, sanfter, luftiger“ und erträglichen Zischlauten entscheiden?