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Test: Eventide MicroPitch Delay, Delay-Pedal

Darfs ein Pitchchen mehr sein?

11. April 2021
Test: Eventide MicroPitch Delay, Delay-Pedal

Test: Eventide MicroPitch Delay, Delay-Pedal

Das Eventide MicroPitch Delay will nicht weniger, als den legendären Effekt des H910 und des H949 Harmonizers, der später in dem Rack-Monster H3000 zur Legende wurde, in eine kleine Stompbox packen und uns Gitarristen zu Füßen legen. Aber nicht nur Gitarristen sollen von der kleinen, feuerwehrroten Wunderbox angesprochen werden, nein, auch Sängern dürfte der exzellente Effekt beim Andicken der Stimme gefallen. Von der positiven Wirkung auf Drums, Keyboards, Bläser oder Streicher fange ich erst gar nicht an. Obwohl… Vielleicht gibt’s das Teilchen ja auf Rezept?

Das Eventide MicroPitch Delay – Facts & Features

Eventide MicroPitch Delay Total

Viele Regelmöglichkeiten auf engstem Raum: Die 2nd-Architektur macht’s möglich.

Äußerlich unterscheidet sich das Eventide MicroPitch Delay nur farblich vom silbernen Schwesterpedal, dem vor kurzem erst getesteten UltraTap Delay. Auch das MicroPitch ist so brandneu, dass man sich die Finger verbrennt, wenn man es aus der Verpackung holt. Rund 530 Gramm schwer und etwa 10 x 11 x 6 cm groß, dürfte auch der Besitzer eines kleineren Effektboards kaum vor unlösbare Platzprobleme gestellt werden. Auf den ersten Blick recht übersichtlich mit seinen 6 Reglern, macht sich auf den zweiten Blick direkt wieder das schlechte Gefühl der 2nd-Architektur breit. Jedem Regler ist eine Zweitfunktion zugeordnet, aktiviert wird die zweite Funktion jeweils über den kleinen, roten Gizmo rechts oben. In der Praxis führte das anfangs zu Verwirrungen, man gewöhnt sich jedoch recht schnell daran, soviel zeigt die Erfahrung mit dem identisch aufgebauten UltraTap Delay. Wer das Gerät im Studio oder auf dem Keyboard positionieren möchte, darf sich die beiliegenden Gummifüßchen zu Hilfe nehmen, ansonsten empfiehlt sich hier das bewährte Klettband zur Montage auf dem Board. Wer das Gerät mit Füßen treten möchte, ist herzlich eingeladen, dieses Ansinnen zielgerichtet auf einen der beiden Fußschalter zu lenken. Der linke aktiviert den Effekt, und der rechte hat, ihr ahnt es, eine Doppelfunktion. Im Live-Betrieb wird eins der 5 Presets vorgewählt, wobei die Auswahl über die LED-Kette links auf der Oberfläche visualisiert und anschließend mit dem linken Taster scharf geschaltet wird. In seiner Zweit- und Drittfunktion verdient der rechte Taster seine Brötchen als Tap-Taster für die Delay-Zeit oder als Speicherbutton für eins der fünf Presets. Umgeschaltet wird diese Funktion über langes Drücken des Tasters. Ist die Tap-Funktion aktiviert, kann unter sanftem Druck auf die kleine LED direkt oberhalb des Tasters noch zwischen Eingabe in Sekunden oder bpm gewählt werden. Schick gemacht und im Laufe der Zeit auch gut bedienbar. So konfus mich das Konzept des Treters beim Test des UltraTap noch gemacht hat, so sicher komme ich mittlerweile mit dem Gerät klar. Als letzte Hilfe dienen immer die fünf mitgelieferten Karten, auf denen die Werkspresets markiert sind und die bei Bedarf über die Regler gelegt werden können. Arbeitet man ohne Editor, kann man notfalls diese Karten auch für eigene „Notizen“ verwenden.

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Anschlüsse und MIDI-Funktionen des MicroPitch

Alle Anschlüsse befinden sich praxistauglich an der Frontseite, hier finden wir, neben dem als Stereobuchse ausgelegten Input, die beiden Output-Buchsen, den Anschluß für ein externes Expression-Pedal, sowie die USB-Buchse und den Netzteilanschluß.

Test: Eventide MicroPitch Delay, Delay-Pedal

Auch hier ist Platzsparen angesagt: Die Front des MicroPitch Delay Pedals

Das Netzteil ist im Lieferumfang enthalten, wer ein zentrales Netzteil verwendet, kann auf einen der wahrscheinlich zahlreich vorhandenen 9V-Anschlüsse zurückgreifen. Das Gerät selbst gibt keine Auskunft über die benötigte Stromstärke, die mitgelieferten Netzteile von Eventide liefern aber 0,65 A, das sollte die Netzversorgung des Boards also mindestens auch liefern. Neben den Buchsen an der Frontseite finden wir noch die versteckt angebrachten und bestens gegen versehentliches oder absichtliches Umschalten gesicherten, mikroskopisch kleinen Schalterchen zum Wechseln des Levels und zum Umschalten auf Stereo-Betrieb. Im Ernst, die Schalter sind so winzig, dass ich meiner Freundin mal wieder die Haarnadeln klauen musste, um sie bedienen zu können. Da diese Einstellung in der Praxis aber wahrscheinlich nicht allzu oft geändert wird, ist das zu verschmerzen. Mit Hilfe der implementierten Midi-Funktion kann man unter Zuhilfenahme eines externen Controllers auf bis zu 127 Speicherplätze zugreifen, was das Gerät auch für komplexere Boards qualifiziert. Hierzu wird allerdings ein Controller benötigt, der Midi-Signale per USB übertragen kann. Alternativ redet das Eventide MicroPitch Delay aber auch mit jeden Gerät, das Midi über TRS-Stecker auszugeben im Stande ist. Habe ich mir beim UltraTap Delay noch einen Editor für Mac und PC gewünscht, um Sounds editieren zu können oder zum Beispiel die Einstellungen des Pedals leichter zugänglich zu machen, wird auf der Homepage des Herstellers tatsächlich diesmal ein Editor bereitgestellt, der übrigens jetzt auch das UltraTap Delay erkennt und fernsteuern kann! In der Tiefe des Gerätes schlummern nämlich noch ernstzunehmende und extrem praxistaugliche Funktionen, wie Midi Channel Select, die Einstellungen des Expression-Pedals oder das Bypass-Verhalten des Gerätes. Auch die Catch Up-Funktion kann hier deaktiviert werden. Diese führt zum Glück nicht dazu, dass, wie der Name vermuten lässt, passierte Tomaten über die Fritten verteilt wird, sondern sie verhindert, dass beim Wechseln der Presets die Knöpfe erst dann ihre Funktion aufnehmen, wenn der ursprüngliche Parameter-Wert erreicht ist. Das verhindert effektiv, dass leichte Manipulationen an den Reglern sofort den Sound maximal verändern. In der Praxis bedeutet das, dass man zum Verstellen eines Parameters zunächst den Regler in die ursprüngliche, beim Speichern des Presets eingestellte Stellung drehen muss.

Eventide MicroPitch Delay

Um im System Setup des Eventide MicroPitch Pedals klarzukommen, benötigt man leider mindestens einen Hochschulabschluß in Quantenphysik, falls man den Editor nicht nutzt.

Die Parameter des Eventide MicroPitch Delays

Im Gegensatz zum UltraTap Delay finden wir bei den Bezeichnungen der sechs Regler diesmal keine ungewöhnlichen Parameter-Namen wie „Slurm“ oder „Chop“, sondern ausschließlich recht aussagekräftige Standard-Bezeichnungen. Im ersten Level bedienen die Regler hauptsächlich die Pitch-Funktion, im zweiten Level liegen die Parameter des Delay verborgen. Mit Pitch A und B können dem Originalton jeweils maximal +50 Cent bzw. -50 Cent hinzugefügt werden, Depth und Rate/Sens kümmern sich dann um die Modulation. Der Mix zwischen den beiden Einstellungen des Pitches wird mit dem Pitch Mix-Regler vorgenommen, der in seiner zweiten Funktion den Output des Gerätes regelt. Ist man zufällig gerade in dieser zweiten Ebene unterwegs, können hier zwei Delays von jeweils bis zu 6 Sekunden eingestellt werden, die dann natürlich auch wieder über die Regler „Mod“ und „Feedback“ bearbeitet werden können. Für die Bedienung des Eventide MicroPitch wird man, hat man einmal die Vorzüge des Editors genossen, kaum auf das Pedal zurückgreifen und die Einstellmöglichkeiten am Pedal selbst allenfalls für spontane Korrekturen nutzen. Vorteil des Editors ist, neben der sofortigen Sichtbarkeit der Reglerstellung, auch die Möglichkeit, beide Ebenen gleichzeitig bearbeiten zu können. Ganz nebenbei kann hier auch die Range des externen Expressionpedals kinderleicht festgelegt werden.

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So klingt das Eventide MicroPitch Delaypedal

Eventide MicroPitch Delay Editor

Der Editor für PC und Mac macht einen übersichtlichen Job und lädt zum intuitiven Spielen ein.

Um dem Klang und den Möglichkeiten des Eventide MicroPitch Delays auf die Schliche zu kommen, muss man sich schon als ziemlich sattelfest in Bezug auf Effektparameter erweisen. Das MicroPitch Delay ist ein hochprofessionelles Gerät mit Möglichkeiten, die den Anfänger der Materie sicherlich hoffnungslos überfordern. Die fünf Werkspresets geben auch nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten des Pedals wieder. Als wirklich praktisch erweist sich hier der Editor, der augenblicklich Zugriff auf 55 Presets ermöglicht und der zum Schrauben nach Herzenslust anregt. Im Video zu diesem Gerät spiele ich ein paar der Werkspresets an. Wem das Video zu langatmig ist, der kann, wie gewohnt, hier und jetzt ein paar Soundbeispiele anhören. Insgesamt imponiert bei allen, noch so komplexen Einstellungen, der immer kristallklare und hochwertige Klang des Pedals. Ich habe für die Soundfiles und das Video das MicroPitch Pedal in den Stereo-Loop meines Kempers geschaltet und direkt in die DAW gespielt. Alle anderen Effekte sind für die Soundbeispiele ausgeschaltet, bis auf einen leichten Compressor im Cleansound. Neben wirklich praxistauglichen Delaysounds finden sich, wie üblich, natürlich auch gnadenlos überladene Effekte, die aber eindrucksvoll die Leistungsfähigkeit des Eventide MicroPitch demonstrieren. In einem Mono-Setup ist das Pedal natürlich auch denkbar, aber gerade die unglaubliche Räumlichkeit der Sounds verlangt quasi nach einem Stereo-Setup. Im Test zeigte das Pedal weder im klassischen Gitarren-Setup, noch im Studio irgendwelche Schwächen.

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Fazit

Ich dachte nach dem Test des UltraTap Delays bereits, das sei nicht zu toppen, was da an Klangqualität und kreativen Möglichkeiten auf mich einprasselt. Doch das MicroPitch setzt in Puncto Praxistauglichkeit und Wow-Effekt noch einen drauf. Führte der damals noch fehlende Editor beim UltraTap zur leichten Abwertung, kann ich hier nun keinerlei Minuspunkte mehr ausmachen. Wer abgefahrene Sounds sucht, ist mit dem MicroPitch genauso gut bedient, wie derjenige, der sauber klingende Basis-Delays mit dem gewissen Etwas sucht. 319€ sind kein Schnäppchen, aber definitiv jeden Cent Wert. Anchecken!

Plus

  • Soundqualität
  • Konzept
  • H3000-Kultsounds included

Minus

  • -

Preis

  • 319€
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