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Test: MXR Phase 90 / Flanger 117 – EVH Edition

MXR Phase 90 / 117

8. November 2007

Guitar Hero. Gitarrenheld. Herrje, wie oft ist dieser Ausdruck von fachlich minderbemittelten Journalisten schon bei handwerklich eher durchschnittlich geschulten Gitarristen verwendet worden. Wendet man sich jedoch den erfahrenen Kritikern zu, wird sich der Kreis der wirklich erwähnenswerten Künstler schnell zu einer überschaubaren Anzahl verjüngen. Wenn auch die persönlichen Top 10 zuweilen stark variieren, wird unter den Top 3 immer eine Person zu finden sein, sofern man den Zeitraum bis auf die 80er Jahre ausdehnt und nicht nur in der zuweilen pentatonischen Langeweiler-Ära der Endsechziger kleben bleibt. Die Rede ist von Edward van Halen. Wenn auch nicht gleich der Erfinder der Materie, so steht sein Name doch für die Kultivierung der Tapping-Technik, welche im Laufe der Dekade 1980 – 1990 bis zum Exzess von JEDEM! Gitarristen des Rock- und Metalgenres kopiert wurde. Wer seiner Zeit nicht Tappen konnte war kein Gitarrist, basta! Und wie immer, wenn ein Stilmittel im Übermaß konsumiert wird, brach die Modewelle abrupt ab und wurde von der konsequenten Gegenbewegung „das-Leben-ist-schlecht-keiner-versteht-mich-ich-will-sterben“ Grunge-Jammerlappen Abteilung abgelöst. Ich erinnere mich noch gut, wie klein Axel vor seinem Vinyl Plattenspieler sitzt und verzweifelt versucht die Figuren von „Eruption“ in alternate Picking zu spielen und einen Topsuchtsanfall nach dem nächsten bekommt, weil sein Spiel überhaupt nicht so klingt wie auf Platte. Zudem drehte sich Eddie live während seiner Soli immer mit dem Rücken zum Publikum, um seine neue Technik so lange es geht für sich zu behalten, es war also alles andere als leicht, die bis dato völlig unbekannte Technik in Erfahrung zu bringen. Der in den USA lebende Sohn niederländischer Einwanderer sollte zunächst klassischer Pianist werden, daher lag die Entscheidung, eine zweihändige Tapping-Technik auf das Griffbrett einer Gitarre zu übertragen, wahrscheinlich näher als wenn ein traditioneller Gitarrist sich zu einem solchen Konzept aufgemacht hätte.

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Konstruktion:

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Wenngleich mit fundamentalem harmonischen Wissen ausgestattet ging EVH, was sein Handwerkszeug angeht, mit einem zuweilen unerwarteten Anachronismus bzgl. seines Equipments zu Werke. Während die Kollegen ihre Instrumente kultivierten und pflegten, hatten Eddies Gitarren immer den Habitus einer ewigen Baustelle, an der scheinbar eben noch mit Bohrmaschine und Stichsäge 2 Minuten vor dem Auftritt ein Pickup ausgetauscht wurde. Hier hingen auch mal ein paar Drähte an der Seite raus oder aber es wurden Kunststoff-Abdeckungen erst gar nicht wieder aufmontiert. Die optisch auffälligste Änderung war aber das „Stripe-Outfit“, welches EVH seiner Zeit auf seine „Von-allen-Herstellern-Etwas“ (vornehmlich Kramer) Klampfen klebte. Man nehme eine rot lackierte Powerstrat, klebe verschieden dicke schwarze und weiße Streifen in beliebigen Winkeln auf die Gitarre, fertig ist ein Unikat. Eddie hätte sich seiner Zeit bestimmt im Traum nicht einfallen lassen, dass die Fun-Edition einmal sein optisches Trademark werden sollte, welches sich später auch auf seinen Amps, respektive Cabinetts wieder finden sollte. Soundlich wurde EVH vor allem mit seinem berühmten „Brown-Sound“ in Verbindung gebracht, handelt es sich doch um einen modifizierten Marshall-Head, welcher mit einem Spannungskonverter in einen „ungünstigen“ Spannungsbereich gefahren wurde und dadurch die Röhren zu einem hochkomprimierten und sehr weichen Clipping veranlassen (leider halten diese das nicht lange durch und verschleißen überdurchschnittlich schnell…).
Zudem brachte Eddie zwei bis dato durch die Einführung der Digitaltechnick etwas in Vergessenheit geratene Bodeneffekte wieder in den Focus des Zuhörers, den Phase Shifter 90 und den Flanger 117 von MXR. Um seiner Person zu huldigen, hat MXR nunmehr o.g. Pedale in der typischen EVH Lackierung jetzt als Signature Model heraus gebracht. Damit dürfte Eddie zu dem am stärksten „signaturesiertesten“ Künstler aufgestiegen sein. Neben Gitarre, Amp, Box, Pickup, Plektrum und Saiten kommen nun auch noch Pedale hinzu, fehlt eigentlich nur noch das EVH Kabel. An einer solchen Marketing-Kampagne erkennt man den Marktwert eines Künstlers.

Beide Geräte vermitteln sofort den allseits bekannten MXR-Heavy-Duty-Charakter. Alle Bauteile der Stomp-Boxen sind sehr massiv ausgelegt und sehr gut verarbeitet, wenn auch die Bodenplatte des Phase 90 eine kleine Verformung in Form einer nach innen gerichteten Beule hat. Wahrscheinlich war das Blech bei der Weiterverarbeitung noch nicht völlig ausgekühlt, der Funktionalität tut das keinen Abbruch. Der 117 hat 4 kräftige Gummifüße, welche ihn gegen Rutschen sichern, der Phase 90 kommt mit einer aufklebbaren Schaumstoffauflage daher. Letztendlich würden beide aber eh sehr wahrscheinlich auf einem mit Klettband o.ä. beschichteten Pedalboard landen, daher ist dieser Bereich eher sekundär (Gibt es eigentlich noch Gitarristen, welche ihre Pedals im Freiflug verkabeln und einzeln auf der Bühne platzieren?).

Der Phase 90 könnte spartanischer kaum ausgerüstet sein, lediglich ein Speed-Regler regelt die Geschwindigkeit des Effektes. Model 117 kommt mit „Manual“ (Intensität), „Speed“, „Width“ und „Regen“ deutlich variabler daher, was für einen Flanger aber auch unabdingbar ist. Bzgl. der Spannungsversorgung ist Vorsicht angebracht. Während sich der Phase 90 mit der Standard-Beschickung von 9V begnügt, hat der 117 die Altlast aus seiner Entstehungszeit vor 20 Jahren mit übernommen. Selbiger muss mit 2x 9V Batterien betrieben werden oder aber man benötigt ein heute eher unübliches 18V Netzteil. Als Signature Ausführung haben die beiden Geräte neben den auffälligen Lackierungen jeweils einen Druckschalter, mit dem man zwischen einem „Vintage“ und „Modern“ Sound wählen kann (Phase 90) und dem Preset der Van Halen Titels „Unchained“ (117), unabhängig von den Reglereinstellungen. Sämtliche Drehregler haben die typischen MXR Kunststoffaufsätze beigeliefert, die man bei Bedarf über die Regler stülpen kann, um sie während des Betriebes mit dem Fuß nachzuregeln. Simple aber effektiv, wobei der Einsatz von allen 4 „Präsern“ beim 117er eher kontraproduktiv ist, durch einheitliche Höhe erreicht man die beiden innen liegenden Regler eher schlecht. Alle Regler verfügen über phosphorisierende Striche auf den Reglern und sind im Dämmerlicht recht gut auszumachen.

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Praxis:

Phase 90: Direkt nach Einschalten des Effektes kommt die von MXR momentan gerne genommene „Blendgranate“ in Form einer extrem hellen blauen LED zum Einsatz. Diese Beleuchtung übersieht niemand. Klanglich macht der Phase 90 genau das, was man von ihm erwartet. Eine runde Phasenverschiebung, kräftig genug um sich durchzusetzen aber nie aufdringlich oder gar klinisch. Bei Aktivierung des Vintage-Schalters rutscht der MXR in einen leicht „matschigen“ Klangcharakter, für Retro-Sounds sehr geeignet. Mir persönlich gefällt „Modern“ etwas besser aufgrund der Durchsichtigkeit, ist aber alles Geschmackssache.

Flanger 117: Wenn es einen Namen für amtliche Flanger-Fußpedale gab, so war es schon vor 20 Jahren MXR und ist es auch heute noch. Manch andere Pedale besitzen mehr Aggressivität respektive Biss, aber klanglich macht dem 117 keiner etwas vor. Rund im klanglichen Gesamterscheinungsbild mit einem hohen Grad an Wärme ausgestattet, so muss ein Flanger klingen, vielleicht braucht man wirklich für diesen Sound 18 Volt in der Versorgungsspannung. Das Unchained Preset funktioniert einwandfrei, wobei mir etwas mehr „Regeneration“ rechts außen im Stil von „And The Cradle Will Rock“ besser gefällt, aber Preset ist Preset.

 

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