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Feature: Die Geschichte von Headless-Gitarren

Kopflos? Mitnichten!

31. März 2024

Die Geschichte von Headless Gitarren - Strandberg

Faszination Headless-Guitars

In der Welt der E-Gitarren gibt es eine Entwicklung, die seit ihrem ersten Auftauchen in den 1970er-Jahren immer wieder für Aufsehen sorgt: kopflose Gitarren. Und mit Aufsehen meine ich eigentlich: Aufregung. Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Ich hab mich selbst mal vor Jahren mit einer Strandberg zwischen Bandkollegen gestellt und wurde entsprechend beäugt. Da halfen auch meine Beteuerungen nicht: Super Handling, unfassbar leicht, ergonomisch, geniale Haptik. Der Schaden war angerichtet und die Insider-Jokes reißen bis heute nicht ab.

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Ursprünglich als Nischenprodukt angesehen, haben diese Instrumente aber eine bemerkenswerte Evolution durchlaufen und sind inzwischen beliebter denn je. Was ist der Grund? Der Reiz der Headless-Gitarren liegt nicht nur in ihrem ungewöhnlichen Aussehen, sondern auch in den einzigartigen Vorteilen und der spieltechnischen Innovation, die sie bieten. Schauen wir uns die Geschichte mal an.

Geschichtlicher Rückblick: Von den Anfängen bis heute

Gleich vorweg: Kopflose Saiteninstrumente gibt es bereits seit Jahrhunderten, von der Laute bis zur klassischen Gitarre. Hier wurde also strenggenommen nicht moderne Gitarrengeschichte geschrieben, sondern etwas Vorhandenes in die moderne Rock- und Popwelt überführt. Für diese Welt kam der wirkliche Wendepunkt mit Ned Steinberger in den 1970er-Jahren, der das Design der elektrischen Bassgitarre revolutionierte. Inspiriert von seinen ergonomischen Möbeldesigns – ganz recht, Möbel inspirierten den Mann, und keine klassischen, kopflosen Saiteninstrumente – wollte er ein Instrument schaffen, das in Sachen Komfort und Spielbarkeit neue Maßstäbe setzt. Dies führte zur Geburt der modernen kopflosen Gitarre, begann aber strenggenommen erst beim Bass.

Ned Steinberg und die Geschichte von Headless Gitarren

Ned Steinberger brachte 1983 sein erstes TransTrem-Modell heraus. Dabei arbeitete er mit Stuart Spector zusammen und gemeinsam schufen den ersten Spector NS Bass, den wir in seiner modernen Iteration zum Beispiel hier getestet haben. Funktionierte gut und kam gut an. Steinberg wuchs und die 80er arbeiteten der Firma ebenfalls gut zu. Die Offenheit und der Innovationswille vieler Gitarrenbauer entsprach Steinbergs Credo – es war die perfekte Dekade für die Firma. Die 80s empfingen Headless-Gitarren also mit offenen Armen. Oder?

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Steinberger Guitars Gt-Pro Deluxe HR
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Kundenbewertung:
(36)

Nicht ganz. Von den großen Gitarrenbauern wollte zunächst niemand was von seinem Design wissen. Also war klar: Selbst ist der Mann. Ned fasste den Plan, die Modelle selbst zu bauen – eine Entscheidung, die strenggenommen die Geburtsstunde seiner Marke markierte. Ein paar Jahre später, 1980, stellte er das erste Mal auf der NAMM aus. Umgeben von den Größen der Branche stand da also dieser Kerl mit seinem seltsamen, paddelförmigen Design und wurde großteils übergangen. In einem Interview für Premierguitar erzählte er:

Wir hatten einen kleinen 10′ x 10′ Stand. Die meisten Leute gingen vorbei und sahen uns an, als wären wir verrückt. Aber die NAMM veranstaltete am Samstagabend ein großes Konzert, und die [Dixie] Dregs kamen mit [Bassist] Andy West. Und ohne dass ich es wusste, stand er da mit einem Steinberger-Bass! Das war der Anfang von allem. Wir waren ein Nichts, bis ein Künstler ihn mitnahm und sagte: ‚Das ist cool‘. Am Tag darauf musste man dann Schlange stehen, um an unseren Stand zu kommen.“

Da merkt man also wieder: Der Geschmack und Mut eines Einzelnen machte für neue Firmen wie Steinberger damals den Unterschied zwischen Untergang und Überleben aus. Steinberger erlebte einen regelrechten Hype und wurde weltweit bekannt. Das kopflose Design kam Mitte der 80er vollends im Mainstream der Gitarrenwelt an. Sie waren nicht länger ein exzentrisches Experiment. Durch Unterstützung durch prominente Musiker wie Geddy Lee von Rush erlebte Steinberger eine Blütezeit. Die Steinberger Bässe waren schon bald in den Händen einiger sehr einflussreicher Spieler.

Design und Ergonomie: Was macht kopflose Gitarren besonders?

Das augenfälligste Merkmal kopfloser Gitarren ist natürlich das Fehlen des Kopfes, was zu einer Verlagerung der Stimmmechaniken an das untere Ende des Instruments führt. Diese Designänderung hat weitreichende Auswirkungen auf die Balance und Ergonomie der Gitarre. Und genau hier schneiden sich für viele die Geister. Eine kopflose Gitarre spielt sich einfach ganz anders – und es kommt einfach darauf an, was man spielt. Dürfte kaum wundern, dass moderne, Lead-Gitarren-lastige Progger wie Plini ausschließlich mit Siebensaitern auftreten. Doch ich bezweifle, dass Zakk Wylde mit seinem Riff-lastigen Einsatz der Gitarre jemals zu einer kopflosen Gitarre greifen wird. Anderseits gibt es auch Djent Bands, die auf kopflose Gitarren setzen – am Ende ist also wirklich die persönliche Präferenz. Bei vielen macht’s klick – bei anderen nicht.

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Headless Guitars - was ist die Geschichte hinter der Kopflosen Gitarre?

Ein ganz klarer Vorteil: Durch die Entfernung der Kopfplatte und der Mechaniken wird das oft lästige Kopflastigkeitsproblem eliminiert, was zu einer gleichmäßigeren Gewichtsverteilung und einer spürbaren Entlastung führt. Zusätzlich ermöglicht das kompakte Design eine einfachere Handhabung und Transportierbarkeit, ohne dabei Kompromisse beim Klang oder der Bespielbarkeit einzugehen.

Die Steinberger-Ära: Innovationen und Einfluss

Ned Steinbergers erstes Modell, der L2 Bass, revolutionierte also die Welt der elektrischen Bässe durch sein einzigartiges Design und seine herausragenden spielerischen Eigenschaften. Der Erfolg von Steinberger basierte nicht nur auf der Neuartigkeit seines Designs, sondern auch auf der Qualität und der musikalischen Vielseitigkeit, die seine Instrumente boten. Die Einführung des TransTrem-Systems, ein revolutionäres Tremolo-System, das es ermöglichte, Akkorde zu transponieren, ohne ihre Intonation zu verlieren, markierte einen weiteren Meilenstein in der Geschichte der Gitarrenentwicklung. Doch es blieb nicht bei Steinberger – andere Marken zogen nach und perfektionierten das Prinzip Headless-Guitars.

Während Steinberger zweifellos den Weg für kopflose Gitarren ebnete, haben in den folgenden Jahrzehnten andere Hersteller diese Innovation aufgegriffen und weiterentwickelt. Marken wie Strandberg, Kiesel und Mayones haben das Konzept kopfloser Gitarren nicht nur übernommen, sondern auch durch eigene Innovationen bereichert.

Strandberg Guitars

Strandberg steht dabei für einen besonders ergonomischen Ansatz, der die Spielbarkeit und den Komfort weiter verbessert. Die leichten, aber resonanten Instrumente von Strandberg sind vor allem in der progressiven Musikszene beliebt. Gegründet von Ola Strandberg, hat sich das Unternehmen schnell einen Namen gemacht durch seine einzigartigen Headless-Gitarren, die nicht nur wegen ihres Aussehens, sondern auch wegen ihres unvergleichlichen Spielgefühls und ihrer Ergonomie Aufsehen erregen.

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Strandberg Boden Original NX 6 Nat Flame
Strandberg Boden Original NX 6 Nat Flame
Kundenbewertung:
(2)

Eines der herausragendsten Merkmale von Strandberg Gitarren ist das patentierte EndurNeck™-Halsprofil, das eine ergonomischere und komfortablere Spielposition ermöglicht. Dieses spezielle Halsprofil hilft, Ermüdungserscheinungen zu reduzieren und kann die Spieltechnik sowie die Ausdauer beim Spielen verbessern. Die Gitarren sind zudem für ihre Leichtigkeit bekannt, was lange Übungssessions oder Auftritte erleichtert, ohne dabei Kompromisse beim Sound einzugehen. Wir haben uns exemplarisch die Strandberg Boden Fusion angesehen – ein ganz tolles Gerät!

Kiesel Guitars

Kiesel, ursprünglich unter dem Namen Carvin bekannt, hat eine breite Palette von kopflosen Modellen im Angebot, die von traditionelleren bis zu hochmodernen Designs reichen. Ihre Instrumente sind bekannt für ihre Anpassungsfähigkeit an die Bedürfnisse des Musikers, sowohl in Bezug auf die Ästhetik als auch auf die Spielbarkeit. Gegründet in den 1940er-Jahren, hat sich das Unternehmen von seinen bescheidenen Anfängen zu einem angesehenen Namen in der Musikwelt entwickelt. Interessanterweise erfreuen sie sich besonders großer Beliebtheit im Death-Metal-Genre. Einer der bekanntesten Signature-Artists der Firma dürfte Dean Lamb von Archspire sein, der keine Gelegenheit auslässt, Kiesel Guitars über den grünen Klee zu loben. Am meisten Aufwind bekam die Marke vor ein paar Jahren, als sie die Kiesel Headless Acoustic vorstellte.

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Mayones Guitars

Mayones, ein Hersteller, der für seine hochwertigen Custom-Gitarren bekannt ist, hat mit den Hydra-Modellen ebenfalls in das Segment der kopflosen Gitarren investiert – und dabei ein paar der ansehnlichsten Modelle unter Headless-Gitarren überhaupt etabliert. Handgefertigt in Gdansk, Polen, vereinen diese Instrumente handwerkliche Präzision mit modernem Design und fortschrittlicher Technologie, was sie besonders bei Metal-Musikern beliebt macht. Ganz nebenbei sind Mayones Gitarren wirklich absolute Schmuckstücke – wie man sehen kann:

Die Geschichte von Headless Gitarren - Mayones

Headless-Gitarren im 21. Jahrhundert: Eine neue Welle der Beliebtheit

In den letzten Jahren haben kopflose Gitarren eine Renaissance erlebt, angetrieben von einer neuen Generation von Gitarristen, die Wert auf innovative Technologien, Spielkomfort und einzigartige Ästhetik legen. Künstler wie Tosin Abasi von Animals As Leaders, Plini und Misha Mansoor von Periphery haben durch ihre Wahl von kopflosen Gitarren und die Zusammenarbeit mit Herstellern bei der Entwicklung von Signature-Modellen dazu beigetragen, diese Instrumente einem breiteren Publikum bekannt zu machen. Eine „trendy“ Kombi ist aktuell die aus einem Quad Cortex und einer Strandberg – ganz im Sinne eines minimalistischen Setups, das alles kann.

Ibanez Q-Series

Die Tatsache, dass viele dieser Instrumente leichter und kompakter sind, macht sie außerdem zu idealen Begleitern für tourende Musiker, die auf eine effiziente und zuverlässige Ausrüstung angewiesen sind. Das haben auch die größeren Marken verstanden – wie zum Beispiel Ibanez, die mit ihrem Q-Modell das Fahrwasser der Headless-Guitars erreicht haben.

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Ibanez Q52PB-ABS
Ibanez Q52PB-ABS
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(2)

Modelle wie die Q52 und QX52 bieten speziell entwickelte Funktionen, die Ton, Leistung und Spielkomfort über das gesamte musikalische Spektrum hinweg verbessern sollen.

Das Modell Q52 beispielsweise zeichnet sich durch einen Wizard C 3-teiligen gerösteten Ahorn/Bubinga-Hals, einen Nyatoh-Korpus und ein geröstetes Vogelaugen-Ahorngriffbrett mit Perlmutt-Step-Offset-Dot-Einlagen aus. Es verfügt über 24 Jumbo-Edelstahlfrets, eine Ibanez Mono-Tune-Brücke und passive/keramische Q58-Pickups (Hals und Brücke).

Die Geschichte von Headless Gitarren - Q-Series

Das QX52-Modell bietet im Vergleich dazu einen Parallel Wizard 3-teiligen gerösteten Ahorn/Bubinga-Hals und teilt sich den gleichen Korpus und das Griffbrettmaterial mit dem Q52. Es kommt ebenfalls mit Jumbo-Edelstahlfrets, verfügt aber über eine einzigartige Mono-Tune-Brücke und die gleichen Q58-Pickups für einen klar definierten Klang. Dieses Modell ist in einem schicken Black Flat erhältlich und sicher ein Blickfang auf der Bühne oder im Studio. Man sieht also: Headless-Guitars werden auch von den großen Namen nicht mehr abgetan. Müssen wir uns demnächst auf eine Headless Fender einstellen? Bleibt abzuwarten.

Zusammenfassung und Ausblick

Kopflose Gitarren haben sich von einer Kuriosität der 1980er-Jahre zu einem festen Bestandteil der Gitarrenwelt entwickelt. Die von Pionieren wie Ned Steinberger eingeleitete Revolution hat den Weg geebnet, Gitarristen wie Plini und Tosin Abasi tragen sie stolz weiter. Erfreulich hierbei: Die anhaltende Beliebtheit und Entwicklung dieser Instrumente zeigt, dass sie mehr als nur eine vorübergehende Modeerscheinung sind. Vielmehr sind kopflose Gitarren ein Beispiel dafür, wie traditionelle Instrumentenbaukunst und moderne Technologie zusammenkommen können, um die Grenzen dessen, was musikalisch möglich ist, neu zu definieren.

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Strandberg Boden Prog NX 6 Plini Edition
Strandberg Boden Prog NX 6 Plini Edition Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Mit ihrer einzigartigen Kombination aus Ergonomie, Innovation und Ästhetik bieten kopflose Gitarren eine Alternative, die so ziemlich jeder auf dem Schirm haben sollte. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Ergonomie und Haptik sind schon was Besonderes – und wer mal ein paar Tage lang eine gute Headless wie die Strandberg Boden gespielt hat, fühlt sich fast seltsam und blockiert bei der Rückkehr zum Alten.

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Forum
  1. Profilbild
    bluebell AHU

    Nein, nein und nochmals nein, so geht das nicht. Die Kopfplatte einfach absägen ohne einen Ersatz ins Gesamtdesign einzubinden, hinterlässt optisch einen Krüppel. Es muss ja nicht die alte Kopfplatte sein, bloß ohne Mechaniken. Aber irgendwas muss da hin. Es darf kleiner sein, als eine Kopfplatte, aber es muss den Hals nach oben organisch abschließen mit gefühlten Verbindungslinien zu den Korpushörnern.

  2. Profilbild
    Tai AHU

    Bei einem Modell wie dem Steinberger passt es absolut. Ich hatte zwei Kopien von Hohner, einer fretted, einer fretless. Habe es immer bereut, die Gitarre in rot nicht gekauft zu haben.

    • Profilbild
      bluebell AHU

      @Tai Die Steinbergers nannte man damals „Zahnbürste“. Ob das nun wertschätzend gemeint war? 😁

      Aber ja, zugegeben, wenn der Korpus ebenfalls verstümmelt war, dann passte das dort auch mit der abgesägten Kopfplatte.

  3. Profilbild
    uelef

    Kleine Korrektur: Plini spielt nicht fast ausschließlich 7-Saiter, sondern nur in Einzelfällen … Seine Signature-Modelle (siehe Titelbild) haben alle 6 Saiten.
    Ansonsten: Die Ergonomie einer Strandberg ist meiner Meinung nach mit nichts zu vergleichen – ich finde sie extrem gut. Damit kommt nicht jeder zurecht – schon klar. Muss aber ja auch nicht sein.

  4. Profilbild
    Klaus2024

    Obwohl die Double-Ball-End-Saiten eine interessante Option sind, empfehle ich den Kauf des Adapters für normale Saiten zusätzlich. Trotz des etwas höheren Preises (ca. 20€) hat man diesen nach nur zwei Saitenwechseln wieder eingespart aufgrund des Preisunterschieds bei den Saiten und erhält zudem eine größere Auswahl.

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