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Feature: Die Geschichte der E-Gitarre

Vergangenheit und Zukunft der E-Gitarre und ihrer Musik

5. November 2023

 

Feature: Die Geschichte der E-Gitarre - Mythen und Fakten

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Im Moment gibt es im Bereich E-Gitarren gefühlt nur wenige bahnbrechende Neuerungen. Alte Stile werden wieder ausgegraben, hier und da zitiert man mal mehr mal weniger dezent bekannte Bands und natürlich erfreuen sich auch Cover-Versionen nach wie vor großer Beliebtheit. Die E-Gitarre wurde schon oft totgesagt, aber sie hat sich zum Glück immer wieder neu erfunden oder wurde von innovativen Gitarristen auf ein neues Niveau gehievt. Ich glaube weiterhin an die E-Gitarre und bin gespannt, wann ein neuer Trend, eine neue Musikrichtung und überraschende, neue Spielweisen auf den Plan treten. Und um zu beweisen, dass die E-Gitarre sich neu erfinden kann, möchte ich hier einige markante Eckpunkte in der Geschichte dieses großartigen Instruments auflisten. Die Übergänge zwischen den einzelnen Phasen sind fließend und sie existierten und existieren durchaus auch nebeneinander, aber dennoch gab es eine Entwicklung, die ich gerne einmal skizzieren möchte.

Die wilden 60er- und 70er-Jahre der E-Gitarre

Mit den ersten E-Gitarren, der Möglichkeit, die Verstärker durch extreme Lautstärke zu verzerren und Legenden wie Jimi Hendrix, den Rolling Stones, Led Zeppelin und Eric Clapton hat die E-Gitarre die Welt verändert. Verglichen mit den klanglichen Möglichkeiten heutiger Verzerrer war der damals als roh und ungezügelt empfundene Sound eher noch zurückhaltend. Aber die energischen Riffs haben den Sound der späten 60er und frühen 70er und damit auch den Blick auf die E-Gitarre geprägt. Viele Gitarristen verbinden diesen Sound noch heute mit einem der besten Rock-Sound aller Zeiten.

 Feature: Die Geschichte der E-Gitarre - Mythen und Fakten

Gibson Les Paul Goldtop

Laute Marshall Amps mit 4x12er-Boxen und dazu eine Gibson Les Paul oder Fender Stratocaster, mehr brauchte man fast gar nicht. Aber schon früh haben sich die ersten Fuzz-Verzerrer in die Signalkette geschlichen. Zuerst kamen die etwas mittigeren Germanium-Varianten und später die giftigeren Silizium-Fuzz-Pedale, um den ultimativen Distortion-Sound zu erzeugen. Pedalboards waren damals noch selten und so hat Hendrix die von ihm genutzten Pedale, wie Wah, Uni-Vibe und Fuzz ,einfach auf den Bühnenboden gelegt. Aus heutiger Sicht doch sehr rudimentär und gleichzeitig faszinierend. Die Stromversorgung der Pedale erfolgte fast ausschließlich über Batterien.

Gitarrenhistorie – die Stadionrock-Episode

Feature: Die Geschichte der E-Gitarre - Mythen und Fakten

Yngwie Malmsteen live on Stage

In den 80er-Jahren hatte sich die Faszination für einfache Rigs und einem rauen Sound bereits verabschiedet. Zu dieser Zeit konnte man die schweren Les Pauls für wenig Geld in den Secondhand- Läden finden und Effektpedale waren nicht mehr sehr beliebt. Die E-Gitarre wurde zum ersten Mal begraben. Flinke Gitarristen wie Yngwie Malmsteen, Steve Vai und Van Halen haben ihre Fender Stratocaster bis zum Maximum getunet, teilweise das Holz der Bünde ausgehöhlt und Humbucker eingebaut. Es ging um Technik, Raffinesse und große Rigs. Racks in der Größe von Kühlschränken, die mit mit Preamps und zahlreichen Studioeffekten bestückt und umfangreich verkabelt wurden, waren das Markenzeichen dieses gigantischen Stadionrock-Sounds. Zum Glück mussten die Gitarristen zu dieser Zeit ihr Equipment nicht selber tragen. „Höher, schneller, größer“ lautete das Credo und der Sound war dementsprechend groß und klang selbst live fast wie auf dem Album. Ein Solo jagte das nächste und das Gitarrenspiel wirkte eher wie eine sportliche Übung.

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ESP LTD James Hetfield Vulture OW
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Hair-Metal-Bands wie Motley Crue und Bon Jovi wirkten schon fast wie eine Parodie der Rockmusik, verkauften sich aber erstaunlich gut und manch einer glaubte, dass der Filmklassiker „This is Spinal Tab“ eine ernsthafte Reportage über eine eben jene Band war.

Gleichzeitig bahnte sich die Metal-Musik mit den harten Riffs von Bands wie Metallica ihren Weg durch die Stadien dieser Welt. Eine Band musste damals fast zwangsläufig zwei Gitarristen haben. Einen, der die markanten Riffs spielte und einen Feingeist, der für die Soli zuständig war. Natürlich existieren viele dieser Metal-Bands heute noch, aber der nächste Trend in Form des Grunge hat ihre bombastische Welt schon ziemlich gestört und die Stadionrock-Bands mussten sich oft neu definieren, um den Anschluss nicht zu verpassen.

Die Gitarre im Grunge

Als das klangliche Extrem des Stadionrocks nicht mehr zu steigern war, hat sich der wohl radikalste Gegentrend zu diesem bombastischen Rock entwickelt: der Grunge. Soli waren verpönt, die Riffs glänzten dafür umso mehr durch Emotionen. Kaum ein Shredder-Solo kann so viel Gefühl vermitteln, wie die markanten Akkord-Folgen von Nirvana, Pearl Jam, Mudhoney, Alice in Chains und Soundgarden. Wobei auch hier Soli gespielt wurden. Dies aber meist in Form einer getragenen Melodie oder indem die Gesangsmelodie übernommen wurde.

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Feature: Die Geschichte der E-Gitarre - Mythen und Fakten

Fender Jazzmaster

Als Gitarre wurden meist ungewöhnliche Formen wie Jazzmaster, Jaguar und Mustang von Fender gewählt und waren im Grunge sehr beliebt. Aber auch andere schräge Gitarren von Mosrite waren gefragt. Abgesehen davon, dass diese Modelle optisch sehr gut zum Grunge passten, überzeugten diese E-Gitarren viele Gitarristen durch den Umstand, dass sie sehr günstig in den Secondhand-Läden angeboten wurden. Und wenn man einmal in einem dieser Läden war, konnte man auch gleich die ebenfalls günstigen Effektpedale wie die Electro Harmonix Big Muff Verzerrer und Small Clone Chorus Pedale sowie einige günstige Boss Verzerrer kaufen.

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Fender Kurt Cobain Jaguar
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Man gönnt sich ja sonst nichts und für ihre Kleidung haben die Grunger vermutlich nicht so viel Geld benötigt. Die Verstärker waren ebenfalls wieder Röhren-Combos, also kompakte Verstärker mit einem oder zwei Lautsprechern. Es klang wieder rau und die spielerische Technik stand eher im Hintergrund. Dafür hatten die Grunge-Bands erstaunlich musikalische Songwriter, die Songs geschrieben haben, die bis heute gespielt und unzählige Male gecovert wurden. Ein bisschen komisch mutet es da schon an, wenn man die Fender Kurt Cobain Jaguar jetzt schick und neu von der Stange kaufen kann, aber nun gut, das Original wird man wohl kaum in die Finger bekommen und selbst die einst neue Signature-Gitarre kann man ja auch mal auf dem Gebrauchtmarkt bekommen.

Brit Pop – die britische Antwort auf den Grunge

Etwa zur gleichen Zeit antworteten die etwas eigensinnigen Briten mit ihrem ganz eigenen Stil: dem Brit Pop. Hier orientiert man sich hörbar an der britischen Popmusik der 60er-Jahre und das Equipment ist dementsprechend gewählt. Die bekanntesten Vertreter dieser Bewegung sind vermutlich Oasis und Blur.

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Kein Brit Pop ohne Vox Amp

Mit vielen Epiphone Hollowbody-Gitarren und mit den Inseleigenen Vox Verstärkern wird hier ganz im Stil der Beatles gerockt. Natürlich etwas neu interpretiert und mit viel britische Attitüde. Ein wenig raue Verzerrung einer Proco Rat oder eines klassischen Tubescreamers garnieren diesen Sound.

Pop Punk

Mit dem viel zu frühen Tod von Kurt Cobain starb irgendwie auch der Grunge, aber Pop Punk Bands wie Green Day, Weezer und The Offspring konnten die Gitarre in die nächste Phase der Musikgeschichte retten. Mit punkigen, schnellen Riffs und relativ einfachem Equipment landeten sie schnell die ersten Ohrwürmer. Und ebenso wie für die Punk-Musik brauchte man dafür nicht viel: Eine alte Fender Stratocaster, die für das richtige Image mit vielen Aufklebern verziert wurde und einen lauten Marshallverstärker, um sich Gehör zu verschaffen. Der eine oder andere Verzerrer wurde dazwischengeschaltet und ab gingen die meist schnellen und kurzen Songs.

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Mittlerweile sind die Sticker auf den Gitarren von damals leider verschwunden und so präsentieren die „dreckigen“ Stars von damals sich heute mit eher erwachsenen Signature-Modellen.

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Epiphone Billie Joe Armstrong LP Junior
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Nu Metal: der Weg zurück zu harten Riffs

Wem Metal nicht hart genug war, der bekam Anfang der 2000er-Jahre mit dem Nu Metal einiges auf die Ohren. Die Songs wurden wuchtiger, die Stimmung der Gitarren tiefer oder die 6-saitigen Gitarren wurden durch E-Gitarren mit 7 oder 8 Saiten ersetzt. Und natürlich waren Mesa Boogie Amps absolut im Trend.

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King of American Sound – Mesa Boogie Dual Rectifier Reborn

Als der Metal wieder einmal totgeglaubt war und die Musikfans die schrägen Offset-Gitarren des Grunge schon etwas zu oft gesehen und gehört hatten, kam diese neue Art des Metal gerade zur rechten Zeit. Selten zuvor haben Bands so kraftvoll gespielt, in den Videos und Live auf der Bühne wirkten Auftritte bisweilen wie Boxkämpfe. Das Equipment war dementsprechend druckvoll. Gitarren von Ibanez, Schecter, ESP und PRS boten eine neue Optik und die mehrsaitige Fraktion der Gitarren drang in Tiefen vor, in sich die bisher noch kaum ein Gitarrist herabgewagt hat. Die Jagd nach der Tiefe führte stets zu noch weiter heruntergestimmten Gitarren, so dass die druckvollen Röhren-Preamps und die bereits genannten Mesa Boogie Verstärker oft gerade noch so in der Lage waren, diese tiefen Frequenzen abzubilden. Wie beim Grunge, haben sich cleane Parts und stark verzerrte Abschnitte abgewechselt. Bands wie Korn, Deftones, System of a Down, Slipknot und Limp Bisquit haben dem Gitarrenspiel wieder die nötige Härte verpasst.

Post Punk und Alternative Rock

Als die Faszination für die Wall of Sound des Nu Metal ein bisschen verebbt war, wurde es kurzzeitig wieder still in der Gitarrenwelt und man musste sich anscheinend erst einmal von diesen Klängen erholen. Nach und nach hat man sich aber wieder an den alten Sounds orientiert und landete im vielseitigen Post Punk. Dieses Genre lässt sich klanglich irgendwo zwischen Retro Rock, Punk und Grunge verorten, ist so umfangreich wie wage definiert. Bands wie The White Stripes, Interpol, The Mars Volta, Frank Ferdinand, Arctic Monkeys und Kings of Leon rockten wieder etwas mehr und bedienten sich klanglich bei Led Zeppelin und ähnlichen Helden der Vergangenheit. Wie der Begriff Post Punk schon beschreibt, schauen die Bands zurück durch die Musikgeschichte und orientieren sich an zahlreichen Epochen. Große Innovationen gab es nicht und man zitierte von den Beatles, Nirvana und the Cure.

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Rickenbacker Gitarren sind perfekt für den Post Punk Sound

Die zahlreichen Bands dieses Genres nutzen auch ein ebenso großes Spektrum an Equipment und unterscheiden sich klanglich bisweilen enorm. Hier wird mal mit Vintage-Gitarren über günstige Kaufhaus-Verstärker gespielt, dort greift man auf klassische Gibson Modelle wie Les Paul, ES-335 und SG zurück und auch Gitarrenmodelle die Fender Telecaster und die Stratocaster dürfen im Post Punk nicht fehlen. Die Pedalboards sind dafür umso größer geworden und man sieht hier des Öfteren Vintage-Fuzz-Pedale neben modernsten Digitaleffekten. Loop-Switcher koordinieren die gezielte Umschaltung der zahlreichen Pedale.

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Rickenbacker 620 JG
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Zukunft der E-Gitarre

Wenn man sich die News aus der Musikwelt aktuell mal anschaut, ist es um die Gitarre aber doch recht leise geworden. Grooveboxen, Synthesizer und Tracker bestimmen das aktuelle Geschehen und bei den Gitarren verändern sich gefühlt nur noch die Farben. Aber ist die Gitarre damit wirklich tot? Mitnichten! Nach wie vor gibt es großartige Künstler, die dem altbekannten Instrument neue Sounds entlocken. Vor allem im Bereich der Effektgeräte gibt es immer wieder mal Innovationen, die den Horizont der Gitarrenmusik erweitern. Hier gibt es noch Potential für Kreativität und neue Musikstile. So lassen sich beispielsweise mit dem Empress Zoia individuelle Effekte erstellen, mit denen der gewiefte Gitarrist wirklich einzigartige Sounds und Effekt-Kombinationen erzeugen kann. Reverse-, Glitch- und Granular-Effekte, wie das Red Panda Particle, das Montreal Assembly Count to 5, das Hologram Electronics Microcosm oder der Walrus Audio Fable Soundscape Generator erzeugen ganz neue Klänge.
Gleiches gilt für Bitcrusher wie das Malekko Charlie Foxtrot, das Meris Ottobit Jr. oder den WMD Geiger Counter, die das Signal auf bisher ungehörte Art und Weise zerstören und verfremden.

Feature: Die Geschichte der E-Gitarre - Mythen und Fakten

Boss SDE-3000D Dual Digital Delay

Und auch im Delay-Segment können zahlreiche Interpretationen legendärer Tape-Sounds, wie das Strymon Volante und umfangreiche Delays wie das Empress Echosystem oder Boss SDE-3000D neue Maßstäbe setzen und zu neuen Sounds inspirieren.

Nicht zu vergessen sind die Sustainer in Form des Freeze und des Superego von Electro Harmonix oder dem Gamechanger Audio Plus Pedal, die Klangteppiche erzeugen, die vorher mit einer Gitarre nur schwer zu erreichen waren.

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Electro Harmonix Freeze Sound Retainer
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Und auch vor den Looper-Pedalen macht die Entwicklung nicht Halt. So können beispielsweise mit der Singuar Sound Aeros Loop Station, dem Pigtronix Infinity 3 und dem Boss RC 600 die Sounds aufgenommen und direkt bearbeitet werden.

Und auch die gute alte E-Gitarre hat noch Potenzial. Das beweist zumindest Frank Deimel mit der Deimel Firestar, die als Bindeglied zwischen der Gitarre und den aktuell angesagten Synthesizern fungiert. Sie hat damit die Möglichkeit, die E-Gitarre in eine neue Musikrichtung zu retten und neu zu definieren.

Immer mehr Musiker entdecken die Fusion von handgemachter Gitarrenmusik und den Möglichkeiten von Samplern, Synthesizern oder Grooveboxen für sich.

Feature: Die Geschichte der E-Gitarre - Mythen und Fakten

Die E-Gitarre ist also definitiv noch lange nicht tot!

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Fazit

Die E-Gitarre hat seit mehr als einem halben Jahrhundert bewiesen, dass sie sich klanglich immer wieder neu erfinden kann. Die Möglichkeiten der optischen Veränderungen sind sicherlich begrenzt, aber es gibt immer wieder neue Spielarten, die dieses tolle Instrument zu etwas ganz Besonderem machen. Unzählige Effektgeräte, großartige Verstärker, die von traditionellen Röhren-Amps bis zu wirklich klanglich guten digitalen Emulationen eine klangliche Vielfalt bieten, von der Hendrix und Co. nur hätten träumen können, bieten uns heute ungeahnte Möglichkeiten. Ich selbst bin begeistert von den Möglichkeiten, die eine Kombination von Gitarre, Sampler, Synth und Tracker so bietet und bin gespannt, was da in den kommenden Jahren so auf uns zukommt.

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Forum
  1. Profilbild
    harrymudd AHU

    Der Artikel hat leider wenig mit der Geschichte der E-Gitsrre zu tun, sondern offenbar mit deinen musikalischen Vorlieben.
    Schade

  2. Profilbild
    OscSync AHU

    Hm. Dieser Artikel wirkt leider wirklich recht unausgegoren. Ziemlich subjektiv und selektiv, zu breit und dabei oberflächlich, und bei alldem geht es ziemlich wenig um Gitarren. Unter dem Titel „Die Geschichte der E-Gitarre“ leider nicht besonders gelungen….

    • Profilbild
      ctrotzkowski

      @OscSync …nun ja, ich denke der Titel an sich provoziert halt enttäuschte Erwartungen obwohl der Inhalt an sich ja ein paar Dinge ganz gut beschreibt.

      Was ich persönlich immer etwas unglücklich finde sind Fragen rund um „Die E-Gitarre ist also definitiv noch lange nicht tot!“.

      Dies entspringt ja leider der heutigen Social-Media Logik, die nur „Dingens ist tot“ versus „Dingens ist der heilige Gral“ zu kennen scheint. Und beides ist halt falsch und wenig zielführend.

      Die Zeiten, wo ein (neues) Instrument die komplette populäre Musik umgekrempelt hat, sind halt lange vorbei. Und „die Musik“ besteht eben aus unzähligen Facetten, Stilrichtungen und Unterstilrichtungen, die alle für sich in ihren Fangemeinden weiterexistieren und sich weiterentwickeln; ob nun vom Vintage Jazz mit oder ohne den ES150 Gitarren der ersten Stunde, oder halt Metal mit Äxten oder Alternative mit gut bestückten Floorboards – be my guest.

      Klar, mancher Instrumentalist hält seines für das wichtigste in der Musik. Ist es aber zumeist halt nicht. Entscheidend ist, was für Musik gemacht und gehört wird, und das „Werkzeug“ dafür hat je nach dem mehr oder weniger Einfluß darauf. Musik wird heute diversifiziert gehört, Dinge wie Radio, Charts und andere alte Mainstream-Hypemaschinen werden ersetzt oder weniger wichtig…

      „Dingens“ ist weder tot noch Gral – es ist und bleibt Teil vom Ganzen….

  3. Profilbild
    DelayDude RED

    Vielen Dank für die Kommentare.
    Ja, dieser Artikel ist rein subjektiv. Der Titel ist vielleicht nicht ganz treffend gewählt, aber mein Arbeitstitel war etwas zu polemisch. Mich hat das Thema in der letzten Zeit tatsächlich sehr beschäftigt, weil bei jedem Effektpedal-Test nur nach Synth-Soundbeispielen gefragt wird, auf Musikmessen kaum noch Innovationen im Bereich Gitarre und Bass zu bewundern sind und Gitarrenmusik gefühlt aus den aktuellen Charts zum ersten Mal in der Geschichte der Gitarre komplett verschwunden ist.

    Ich denke, dass die Gitarre ein großartiges Instrument ist und wollte einfach mal schauen, ob sie vielleicht doch noch viel präsenter und „lebendiger“ ist, als ich es derzeit vielerorts wahrnehme.

    Dementsprechend teilt Eure Meinungen zu dem Thema unheimlich gerne mit mir.

    • Profilbild
      MartinM.

      @DelayDude Ja, in Deinem Artikel steht ziemlich häufig die Formulierung „tot“ oder „tot gesagt“, dabei werden sämtliche Stilrichtungen des Gitarrenrocks nach wie vor bei der Mehrheit der Radiosender gespielt und gehört. Dein Eindruck mit den Charts rührt wohl von der Art her, wie aktuell Charts erhoben werden. Statt „ist die E-Gitarre tot“ würde ich eher fragen „ist die E-Gitarre ausgereizt?“ Und aus technischer Sicht würde ich antworten: Ja. Aber für Revivals und Kombinationen bekannter Stile ist noch genug Gelegenheit.
      Ähnliches gilt sicher auch für Schlagzeuge oder Bässe. Aber deswegen muss ja niemand sein Instrument hinschmeißen. Wer will live denn nur ein paar Figuren sehen, die wie angewurzelt rumstehen und irgendwelche Touchscreens und Controller befummeln? Außer vielleicht Kraftwerk-Fans?
      Eine Frage zur Historie: Verzerrersound entsteht doch durch gezielte Übersteuerung eines Verstärkereingangs, oder? Und in der Anfangszeit des Hardrocks sind als Folge öfter mal die Verstärker abgeraucht oder gar in Flammen aufgegangen, richtig? Wann ist man denn schlau daraus geworden und hat Effektgeräte gebaut, die verzerren ohne den Verstärker zu belasten? Ende der Sechziger? Später? (Ich hab mal ein Fuzz-Pedal von Ibanez gebraucht gekauft, das sieht stilistisch nach tiefsten Sechzigern aus.)

      • Profilbild
        harrymudd AHU

        @MartinM. Verzerrung entsteht im Verstärker,wenn er voll aufgedreht wird und sorgt nicht dafür, dass der Verstärker abraucht. Verzerrer machten es nur möglich, bei geringeren Lautstärken eine Übersteuerung zu erhalten.

      • Profilbild
        DelayDude RED

        @MartinM. Du hast absolut Recht. Es ist tatsächlich so, dass zu stark übersteuerte Röhren sehr viel schneller verschleißen und kaputt gehen. Und um noch mehr Verzerrung rauszukitzeln wurde oft der Bias extrem eingestellt. Das alles hat die Verstärker stark strapaziert.
        Die ersten Fuzz Pedale wurden sogar schon Anfang der 60er Jahre hergestellt. Zu den ersten gehörte das Maestro Fuzztone, das ab ca. 1962 hergestellt wurde. Aber trotz weiterer Verzerrer (wie dem Fuzz Face oder etwas später dem Big Muff) wurden die Verstärker zu dieser Zeit oft weit aufgerissen. Das klingt natürlich richtig gut und früher konnte man auf der Bühne ja auch noch lauter spielen. Was für tolle Zeiten das gewesen sein müssen. 😎

        • Profilbild
          MartinM.

          @DelayDude Ah, danke! Das sind doch mal erhellende Fakten. In einer Arte-Tracks Doku über die Änfänge des Hardrock wurde von Zeitzeugen immer nur erwähnt, dass alle davon überzeugt waren, für den Sound müsste ein Marshall Verstärker her. Von Effekten war dann erst in Bezug auf das „Cry Baby“ Pedal die Rede, wohl auch in Zusammenhang mit Jimi Hendrix.
          Auf die Übersteuerung am Eingang komme ich wegen eigener Experimente als Teenager Anfang der 80er. Da versuchte ich, mein Casio-Keyboard via Line out am Mic in vom Cassettenspieler meines großen Bruders aufzunehmen, was zu einer sehr interessanten Übersteuerung führte. Mir gelang es Jahre später nicht mehr, diesen schönen Overdrive mit Bodentretern aus dem Musikgeschäft nachzubilden.
          Das mit dem Abrauchen kenne ich auch nur vom Hörensagen. Eventuell ist das ja ein Mythos.

    • Profilbild
      OscSync AHU

      @DelayDude Hi,
      als Gitarrist bin ich voll bei Dir, dass unser Instrument ein großartiges ist. Ist es „tot“? Nein, mitnichten, im Gegenteil, ich nehme tatsächlich eher wahr, dass die E-Gitarre wieder an Attraktivität gewinnt.
      Viele Deiner Beobachtungen habe ich auch gemacht, komme aber zu anderen Schlußfolgerungen.

      Charts: meine Gegenfrage wäre, wieviel handgespielte Instrumente Du überhaupt noch in den Charts wahrnimmst? Produktionsmethoden haben sich so stark verändert, dass es gar nicht mehr einfach ist zu erkenne, was man da eigentlich hört. Echte Drums? Eine gestrummte Akustikgitarre oder doch ein Plugin? Noch wichtiger: Durch die Diversifizierung des Zugangs zu und der Vermarktung von Musik halte ich die Charts einfach auch nicht mehr für ein relevantes Maß, was popmusikalisch (im weiteren Sinne) gerade so abgeht. Ich gehe davon aus, dass sich die Schnittmenge der Leute, die ein tieferes Interesse an Musik haben und derer, die sich als Käuferzahlen in den Charts niederschlagen, einfach noch kleiner geworden bzw. überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Ist das schlimm? Für mich nicht. Meines Erachtens gibt es viel mehr Facetten, ein viel breiteres Angebot und einen viel leichteren Zugang zu Musik als noch in den 90ern.

    • Profilbild
      OscSync AHU

      @DelayDude Fortsetzung….
      Der Ruf nach Soundbeispielen mit Synths: Amazona kommt nach meiner Wahrnehmung eher aus der Synth-Ecke, entsprechend ist die Hörerschaft geprägt. Der Synthmarkt hat sich zudem auch verändert und diversifiziert. Modularsysteme und die unterschiedlichsten Darreichungsformen von „spielzeugartigen“ Gadgets einschließlich DIY bis zum klassischen Synth-/Workstation-Schlachtschiff koexistierend neben rechnerbasierten Lösungen waren vor 20 Jahren nicht in der Breite verfügbar, entsprechend haben sich auch die Nutzungsformen diversifiziert, und die Leute scheinen heute mehr ihren Spieltrieb auszuleben, einschließlich des Einsatzes von Pedalen im Gitarren-typischen Format für Synthies. Und nicht zu letzt waren Reverb- und Delay-Pedale vor 20 Jahren einfach auch nicht so leistungsfähig wie heute und damit weniger interessant für Leute, die nicht zwingend ihre Effekte vor sich auf dem Boden liegen haben müssen.

      Innovation: Teile ich auch nur bedingt. Vielleicht nicht mehr solche Game-Changer wie mit mehrkanaligen Amps, Floyd Rose etc. Aber es gibt einen klaren Trend weg von Amps, den ich spannend finde. Seit einigen Jahren kann Rockgitarre live großartig klingen, ohne einen großen Amp mitschleppen zu müssen und den ganzen damit und mit der Abnahme verbunden Aufwand. Ich würde sogar soweit gehen, dass das klanglich heute oft die bessere Alternative ist.

    • Profilbild
      OscSync AHU

      @DelayDude Fortsetzung II, zu Innovation:
      Vor 15 Jahren hat eine Instanz Faltung mit Reverb oder Boxen-IR den Rechner ins Schwitzen gebracht. Heute macht das jedes bessere Boden-Multi-FX mit links. Nimm mal eine heutige Metal-Gitarre in die Hand und vergleiche sie mit einer Ibanez, Jackson etc. von vor 20 Jahren. Der Sound ist viel klarer und straffer. Pickups haben sich wirklich weiterentwickelt, nimm z.B. Fishman Fluence. Du bist der DelayDude: schau mal in Deine Sammlung und vergleiche das mit dem Angebot Anfang der 2000er. Das DL4 war neu und anders, aber sonst? Und heute gibt es unzählige Pedale mit fantastischen Möglichkeiten. Es gibt mittlerweile Technologien, die polyphone Gitarrensynthesizer ohne MIDI-PU mit gutem Tracking erlauben. Wer hätte das gedacht?

      Was Musik- und Produktionstechnik betrifft habe ich den Eindruck, dass diese heutzutage nicht mehr der limitierende Faktor ist, auch nicht im Bereich E-Gitarre. Jeder kann mit so wenig Aufwand wie noch nie alles machen. Das ist doch eigentlich eine ganz gute Situation. Nur die Ideen muss mensch halt noch selber haben…. :-)

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