Franken's Feinster Fretless
Inhaltsverzeichnis
Im schönen Franken, um genauer zu sein in Lichtenfels, sitzt ein sympathischer Bassbauer mit dem Namen Xaver Tremel. Unter dem Namen Franz Bass baut er schon seit vielen Jahren Bässe, welche von namenhaften Bassisten in ganz Deutschland und weltweit gespielt werden. Als ich auf der letzten Guitar Summit 2023 dann sein neustes Modell, einen 5-saitigen Singlecut-Fretless gesehen hatte, musste ich ihn sofort zum Testen mitnehmen. Das ging leider nicht ganz so schnell wie erhofft, aber vor einigen Wochen war ich dann endlich an der Reihe und freue mich nun, euch ein wirklich außergewöhnliches Instrument vorzustellen.
Aufbau und Verarbeitung des Franz Bass Kuma Fretless 5
Holz ist und bleib einfach ein wundervolles Arbeitsmaterial. Die natürlichen Muster der Maserungen, bei jedem Stück anders und versetzen mich ins Staunen. Genau das ist auch Xaver Tremel mit seinem Kuma Fretless gelungen, denn der erste Anblick ist einfach nur atemberaubend. Diese einfache, aber in sich stimmige Linienführung, sucht ihresgleichen, alle Elemente wurden extrem stimmig zueinander angeordnet, Form und Farbe kommen aus einem Guss und ist daher eine großartige Komposition! Schauen wir uns mal die Specs an:
Der Korpus wurde aus europäischem Ahorn gefertigt und mit einer Decke aus Mammutbaum versehen. Xaver Tremel gibt sogar an, wo die Bäume gewachsen sind und siehe da, nahezu alle Hölzer kommen aus Deutschland! Der Hals ist, wie der Body, aus Ahorn und wurde noch mit Streifen europäischer Esche und Walnuss versehen. Dazu sind Ahorn und Esche thermobehandelt und mit Carbonstäben versehen, was insgesamt für eine sehr stabile Halskonstruktion spricht. Lediglich das Griffbrett aus Ebenholz ist nicht auf deutschem Boden gewachsen, sondern kommt aus Afrika. Farblich wurde alles dunkel gehalten, das matte Finish hat wurde Antique Brown gebeizt. Dies verleiht dem Instrument einen edlen Look und bringt die natürliche Schönheit der Hölzer zur Geltung. Die Mechaniken wurden ebenso in Schwarz gehalten und stammen aus dem Hause ETS und Schaller. Optisch besonders gelungen ist die geschwungene Platte aus Ebenholz unter der Bridge, welche perfekt mit den schwarzen Ebenholzkappe des Pickups harmoniert. Dass bei so einem Bass die beiden Potikappen für Volume und Ton auch aus Holz gemacht wurden, versteht sich dann fast von selbst!
Die Saiten werden string-through durch den Korpus gezogen und sorgen so für eine feste und stabile Verbindung bei der Schwingungsübertragung. Das Stringspacing von 19 mm ist allseits bekannt, lediglich bei der Mensur hat Xaver Tremel etwas verändert und diese um einen halben Zoll verlängert, was den Franz Bass Kuma Fretless 5 mit einer 34,5er ausstattet. Der Pickup ist vom deutschen Hersteller Häussel und lässt sich per Kippschalter als Humbucker oder Singlecoil betreiben. Die Elektronik wurde natürlich passiv gehalten, hier kommen klassische CTS Potis zum Einsatz. Der Bass wurde von Xaver Tremel direkt mit Flatwound Saiten ausgestattet, um dem akustischen Ansatz Rechnung zu tragen. Das Gesamtgewicht von 4,38 kg liegt dabei völlig im Rahmen und passt wunderbar zum Instrument.
Als Liebhaber von Instrumenten, welche einen das Holz unter den Fingern richtig spüren lassen, ist der Kuma Fretless 5 ein wahrgewordener Traum. Einfach nur mit den Fingern über die Decke, den Hals, ja sogar die Rückseite entlang zu gleiten, ist ein Erlebnis für die Sinne! Alle Rundungen sind wunderbar stimmig ausgeführt, eine nur minimal schärfere Kante sucht man vergebens. Hier wird handwerklich auf allerhöchstem Niveau gearbeitet, besser geht es einfach nicht. Ich hatte in meinem Leben schon sehr viele Bässe in der Hand und zu Hause auch einige der größten und renommiertesten Marken dieser Welt. Xaver Tremel muss sich vor niemanden verstecken, eher würde ich einige große amerikanische Namen zu ihm in die Lehre schicken. Jegliche Verarbeitung und Ausführung verdient das Prädikat „außergewöhnlich“, besser geht es nicht!
Haptik und Bespielbarkeit des Franz Bass Kuma Fretless 5
Ein solch außergewöhnliches Instrument in den Händen zu halten, schärft natürlich die Sinne. Vom ersten Moment an, als ich den Kuma Fretless 5 in die Hände genommen habe, hatte ich das Gefühl von der Außenwelt, im positiven Sinne, abgeschottet zu sein. Jede Berührung der Finger ist ein Erlebnis, an jeder Stelle ist das Holz in seiner Einzigartigkeit zu spüren, ja das Instrument zieht einen in seinen Bann. Die Singlecut-Form ist dabei vielleicht nicht jedermanns Sache, hier fügt sich sie sich aber sowohl im Sitzen als auch im Stehen perfekt an den Körper an, so als ob der Bass versucht, sich mit dem Spieler zu verschmelzen. Kopflastigkeit sucht man vergebens, das Instrument hängt ausgewogen in seiner Spielposition und lässt die linke Hand jede Lage problemlos erreichen. Das Shaping des Halses ist eine Mischung aus C- und D-Profil, ohne irgendwie dick daher zu kommen und greift sich mühelos. Das matte Finish der Rückseite kommt dem Daumen dabei wunderbar entgegen und hilft beim Intonieren. Hier ist auch die einzige wirklich kleine Umstellung am Anfang gewesen, denn die 0,5 Zoll mehr zur Standard-Mensur merkt man doch. Allerdings ist das nach kurzer Zeit zu beherrschen und fällt dann auch nicht mehr weiter ins Gewicht.
Die rechte Hand findet sich auf den bekannten 19 mm Stringspacing ebenso schnell zurecht und hat mit der Ebenholzkappe des Pickups auch sowas wie eine kleine Ramp. Die Position über dem Griffbrett fühlt sich aber genauso gut an, dort lässt es sich wunderbar weich und tief in die Saiten gehen. Der Franz Bass Kuma Fretless 5 ist gefühlt mehr ein akustisches Instrument, als ein elektrisches und entsprechend habe ich erst einmal über eine Stunde trocken ohne Amp gespielt. Der Ton singt wunderbar, alle Register haben Sustain zum Abwinken und dabei trotzdem einen gesunden Attack, der extrem dynamisch reagiert. Langt man richtig in die Saiten, pumpt und presst der Bass den Ton aus dem Korpus mit eine Vehemenz, die mehr an ein Schlagwerk erinnert als an ein Saiteninstrument. Geht man wiederum weich und gefühlvoll in die Saite, schnurrt der Kuma Fretless 5 wie ein Kätzchen und entfaltet sein Volumen mit Bedacht. Ganz klar, hier haben wir ein Instrument, was die komplette Palette der Ausdrucksmöglichkeit bietet und auch vom Spieler abverlangt. Ich komme aus dem Stauen nicht mehr raus, denn diese große Spannweite ist schon einzigartig und macht extrem Spaß!
Franz Bass Kuma Fretless 5 – die Sounds
Bevor wir in die kleinen Beispiele reinhören, möchte ich noch ein paar Worte zum Gefühl am Amp verlieren. Die Aufnahmen spiegeln nämlich nicht das raumfüllende Hörerlebnis wider, welches dieses Instrument erzeugt. In Kombination mit einem AER Amp Three habe ich sofort, ohne große Änderungen am EQ, einen so wunderbaren Ton erzeugt, das mir beim Spielen vor Freude fast die Tränen kamen. Das mag jetzt übertrieben klingen aber wer meine Testberichte bisher verfolgt hat weiß, dass ich mich selten bis nie zu solchen Aussagen hinreißen lasse. Der Franz Bass Kuma Fretless 5 hat es aber geschafft, einem im ersten Leben klassischen studierten Kontrabassisten wirklich das Gefühl zu geben, ein elektrisches Instrument in die Hand zu haben, welches alle Eigenschaften eines akustischen Klangkörpers übertragen kann. Mein relativ trockenes Studio war dafür schon großartig, als ich dann aber alles einmal in unser relativ großes Wohnzimmer gebracht habe, entstand eine Raumklang-Atmosphäre wie bei einem klassischen Kammerkonzert. Der runde, warme, aber zu jeder Zeit mit Substanz ausgestattete Ton, bringt wirklich alles mit, was man sich von einem Fretless Bass erhoffen kann. Leider hatte ich in der relativen kurzen Testphase keine Gelegenheit, ein Konzert mit dem Instrument zu spielen, nicht auszumalen, wie der Franz Bass Kuma Fretless 5 in Kombination mit meinem AER Amp Three in einem Konzertsaal klingen mag…
Kommen wir nun zu den Aufnahmen. Ich habe den Bass direkt in mein Interface ohne weiteren Preamp gespielt, um erst einmal den natürlichen Sound einzufangen. Dass man beim Fretless natürlich gerne mit Sounds arbeitet, steht außer Frage, siehe meinen kleine Artikel zu diesem Thema. Hier wollte ich darauf aber verzichten, da der Franz Bass Kuma Fretless 5 dank seines Kippschalters und der Tonblende bereits einige Variationen an Sounds zur Verfügung hat. Fangen wir an mit einem tiefen Groove, mit der Pickup in seiner Funktion als Singlecoil:
Deutlich zu hören ist der akustische Ansatz des Instrumentes, welcher irgendwo zwischen E-Bass und Kontrabass liegt. Jede Nuance der Finger wird übertragen, samt Knarzen und Schnarren der Saiten und sorgt für einen direkten, unmittelbaren Höreindruck. Die Tonblende arbeitet hierbei sehr intensiv, ich habe mich hier auf zwei Einstellungen beschränkt, die etlichen Variationen sind kaum einzufangen und reproduzieren. Dies wäre vielleicht ein ganz kleiner Kritikpunkt für meinen Geschmack und aus der Praxis heraus ist weniger oft mehr. Unabhängig davon, klingt und schwingt das Instrument so wunderbar frei, jeder Slide kommt perfekt rüber, einfach klasse!
In der Version des Humbuckers wird es dann weniger filigran im Ton, es kommt eine leichte Kompression hinzu, welche alles leicht strafft. Für sich alleine gespielt, mag der Sound nicht so wunderbar offen und rund klingen wie Singlecoil-Betrieb, allerdings stelle ich mir das in der Band mit einem etwas lauterem Schlagzeug als sehr passend vor!
Was wäre ein Fretless ohne eine schöne Melodie in der hohen Lage? Hier ein paar Beispiele zu den gesanglichen Qualitäten des Franz Bass Kuma 5 Fretelss:
Auch in diesem Metier ist das Instrument dank seinen schönes Sustains zu Hause. Das Vibrato wird genauso perfekt angenommen und abgebildet wie jede Feinheit der rechten Hand. Hier zeigt sich, wie klug Xaver Tremel die Position des Pickups gewählt hat. Nicht zu weit hinten, nicht zu weit vorne, genau richtig, um das Instrument sowohl tief und rund als auch singend zu lassen
Was gibt es zum Abschluss noch über dieses außergewöhnliche Instrument zu sagen? Eigentlich nichts mehr, denn ich denke, dass Sounds, Bilder und die bisherigen Beschreibungen für sich sprechen. Was Xaver Tremel von Franz Bass hier gelungen ist, darf man getrost als außergewöhnlich bezeichnen und gehört zu den Besten, das ich je in er Hand hatte. Wer einen besonderen Fretless sucht, sollte unbedingt mit ihm Kontakt aufnehmen. Der Preis von ca. 5.000,- Euro (je nach Ausführung) ist hierbei mehr als gerechtfertigt und in Anbetracht zu anderen Marken, fast noch unverschämt günstig. Xaver – weiter so!
Hm, warum hat der Artikel das Foto eines LTD Basses als Aufmacher?
@Metaphistopheles Da ist bei uns in der Redaktion was falsch gelaufen,
eine kleine Verwechslung, kann passieren….
Wird natürlich umgehend korrigiert!
Grüße Sebastian
@Naris Sebastian Stolz klar :-)
Meine Frau und ich hatten auf der vorletzten Guitar Summit auch einen Franz Bass in Händen. Das sind schon herrlich geerdete Instrumente, die perfekt in der Hand liegen.
Wobei meine Frau sich damals für einen nicht minder schönen Cortex Bass (nicht „Franz“, sondern „französisch“/CH) entschieden hatte.
@Metaphistopheles Danke dafür , das wir jetzt weltweit wissen , welchen Bass Deine Frau spielt. Ich wünsche euch noch mit dem Cortex Bass viele Jahre lang eine harmonische Ehe oder Lebenspartnerschaft.
Meine Frau hat sich von mir wegen eines Fender Nachbau, den ich günstig erstanden habe und ihr zum Geburtstag geschenkt habe, scheiden lassen.
Vielleicht hätte ich doch mehr Geld investieren sollen ?
Grüße von Vati
Frankens feinster Fretless, bitte! 😇