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Test: Black Corporation ISE-NIN Kit, DIY-Version mit Workshop

Ein Test und DIY-Baubericht des Black Corporation ISE-NIN

12. August 2023
Test: Black Corporation ISE-NIN DIY-Version

Test Black Corporation ISE-NIN DIY-Version

Der Black Corporation ISE-NIN ist ein 8-stimmiger Desktop-Synthesizer, der laut Hersteller „Roland Jupiter-8 inspired“ ist. Als vollständig analoger Synthesizer verspricht er die authentische Wiedergabe des legendären Jupiter-8-Sounds, wie gut die DIY-Version das kann, testen wir in diesem Artikel.

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In diesem Testbericht werden wir den Black Corporation ISE-NIN zu verschiedenen Aspekten genauer betrachten, einschließlich Design, Klangqualität, Benutzerfreundlichkeit und Modulationsmöglichkeiten und das Hauptaugenmerk liegt darauf, wie er gebaut wurde, sozusagen ein DIY-Bericht. Sollten in diesen sehr langen Artikel Informationen fehlen oder Fragen aufkommen, so können diese im kommenden ISE-NIN Factory Built Artikel eingepflegt werden. Ein Artikel über die Factory Prebuilt Version folgt in ein paar Wochen.

Historie des Roland Jupiter-8

Natürlich darf die Geschichte des Roland Jupiter-8 nicht fehlen, denn schließlich möchte der ISE-NIN den Sound abbilden.

Vorbild des ISE NIN - der Roland Jupiter 8

Das Vorbild, der Roland Jupiter-8

Der Jupiter-8  wurde von 1981 bis 1984 hergestellt und ist einer der bekanntesten und einflussreichsten analogen Synthesizer seiner Zeit. Er wurde von vielen Musikern und Produzenten als einer der besten Synthesizer aller Zeiten angesehen und hat bis heute einen legendären Status.

Der Jupiter-8 war Teil der Roland Jupiter-Serie, die in den späten 1970er- und frühen 1980er-Jahren entwickelt wurde. Die Jupiter-Serie war bekannt für ihre innovative Technologie und ihren herausragenden Klang. Der Jupiter-8 war das Flaggschiff der Serie und wurde entwickelt, um den musikalischen Anforderungen von Profis gerecht zu werden.

Mit seinen 8 Stimmen und der 16-fachen VCO-Architektur ermöglichte der Jupiter-8 eine vollständige polyphone Spielweise mit einer breiten Palette an Klängen. Die Klangerzeugung basierte auf VCOs (Voltage Controlled Oscillators), die verschiedene Schwingungsformen wie Sägezahn, Dreieck und Rechteck erzeugten. Der Jupiter-8 war für seine warmen und satten Klangfarben bekannt, die durch sein markantes 12/24 dB Lowpass-Filter geformt wurden.

Ein weiteres bemerkenswertes Merkmal des Jupiter-8 war seine Modulationsvielfalt. Er verfügte über zwei ADSR-Hüllkurven, die den Filtern und dem VCA zugeordnet waren, sowie über einen LFO mit verschiedenen Schwingungsformen. Diese Modulationsmöglichkeiten ermöglichten es den Musikern, komplexe und ausdrucksstarke Klänge zu erzeugen.

Der Jupiter-8 wurde in zahlreichen musikalischen Genres eingesetzt, von Pop und Rock bis hin zu elektronischer Musik. Viele bekannte Künstler und Bands der 1980er-Jahre wie Duran Duran, Depeche Mode und Queen nutzten den Jupiter-8 in ihren Hitsongs, was zu seinem kultigen Status beitrug.

Obwohl die Produktion des Jupiter-8 eingestellt wurde, bleibt sein Einfluss auf die Musikindustrie bis heute bestehen. Sein einzigartiger Sound und seine kreative Vielseitigkeit haben Musiker und Produzenten auf der ganzen Welt inspiriert und beeinflusst. Um diesem Erbe gerecht zu werden, wurden im Laufe der Jahre verschiedene Nachbildungen und Klon-Synthesizer entwickelt, darunter auch der ISE-NIN, der den Jupiter-8 Sound in einem modernen Desktop-Format wieder zum Leben erweckt.

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Der Roland Jupiter-8 hat zweifellos einen festen Platz in der Geschichte der Synthesizer und bleibt ein Symbol für innovative Klangerzeugung und kreative Möglichkeiten in der Musikproduktion.

Der aktuelle Gebrauchtmarktpreis liegt meistens bei 7.000,- bis 30.000,- Euro und ist somit für die breite Masse an Musikern nicht erreichbar, Referenz der Preisermittlung sind verkaufte Geräte bei reverb.com.

Made in Japan, der ISE NIN Synthesizer

Made in Japan, der ISE NIN Synthesizer

Wer ist die Black Corporation

Black Corporation ist ein japanischer Hersteller von hochwertigen analogen Synthesizern und Effektgeräten. Das Unternehmen wurde von dem Ingenieur und Synthesizer-Enthusiasten Roman Filippov gegründet und hat den Unternehmenssitz in Tokio.

Black Corporation hat es geschafft, sich einen soliden Ruf in der Synthesizer-Community aufzubauen. Neben dem ISE-NIN bietet Black Corporation auch andere Synthesizer wie den Deckard’s Dream (einen Klon des Yamaha CS-80) und den Kijimi (einen Klon RSF Polykobol) an.

Der ISE-NIN wurde in 2022 entwickelt, hierfür hat Black Corp. einen originalen Jupiter-8 als Referenz genommen und auch die Vintage-Presets wurden entsprechend bereitgestellt.

Prebuilt- und DIY-Version des ISE-NIN

Black Corporation bietet den ISE-NIN in zwei Versionen an: eine Prebuilt-Version und eine DIY-Version.

Die Prebuilt-Version des ISE-NIN ist eine vollständig montierte und getestete Variante des Synthesizers, Erkennunsgmerkmal sind die flachere Bauweise des Gehäuses und die Anschlüsse sind oben am Gehäuse sowie Holzseitenteile.

Der Synthesizer ISE NIN von Black Corporation

Rückseite des Black Corporation ISE-NIN

Für diejenigen, die gerne selbst Hand anlegen und ihre eigenen Synthesizer zusammenbauen, bietet Black Corporation auch eine DIY-Version des ISE-NIN an. Man erkennt diese an einem größeren Gehäuse, die Anschlüsse befinden sich alle hinten am Gerät.  Die DIY-Version enthält im Lieferumfang alle Leiterplatinen, diese Version ist nicht vorbestückt bis auf den Prozessor, DACs und diverse andere ICs, die aufgrund der Verfügbarkeit oder Baugröße ab PCB Fab. vormontiert sind. Die DIY-Version ist eine großartige Option für DIY-Enthusiasten und Eletroniker, die gerne ihre eigenen einzigartigen Synthesizer bauen möchten (können).

ChatGPT meint folgendes dazu: „Die Option zwischen der Prebuilt- und DIY-Version des ISE-NIN zeigt die Flexibilität und das Engagement von Black Corporation, den Bedürfnissen und Vorlieben der Benutzer gerecht zu werden.“

Spätestens nach solch einer Aussage ist man froh, den Artikel von Menschen geschrieben zu bekommen.  Jedoch eine Anmerkung von mir: Black Corporation hat hier zwar teilweise initial erhöhte Entwicklungsaufwände, erlangt jedoch dadurch mehr Kunden und bekommt aus dem DIY-Bereich selbst Unterstützung für Bugfixing und Support. Eine interessante Geschäftsidee, die nach und nach auch bei anderen Herstellern eingesetzt wird.

Der Analog-Synthesizer ISE NIN von Black Corporation

Der ISE NIN von oben

Benutzerfreundlichkeit des Synthesizers

Der ISE-NIN präsentiert sein Paneldesign mit weißer Schrift auf schwarzem Hintergrund mit orangen Segmenten. Der Silkscreen ist guter Qualität aufgedruckt. Mit seinen optionalen Rack-Ohren (Lieferumfang) ist er auch in ein 19 Zoll Rack montierbar. Das Layout und die Bedienelemente ähneln dem Jupiter-8, was denjenigen, die mit dem Original vertraut sind, ein sofortiges Gefühl der Vertrautheit vermittelt. Die Fader, Taster  und Potentiometer sind gut positioniert und leicht zugänglich. Wie in allen anderen Black Corp. Produkten, findet man auch hier das „kleine“ 0,96Zoll OLED wieder, das den Zweck erfüllt und aufgrund der kleinen Größe nicht ablenkt. Ich würde mir dennoch ein größeres OLED wünschen. Insgesamt wirkt das Design sehr vertraut und man kommt zunächst ohne Handbuch aus.

Die Bedienung des ISE-NIN ist intuitiv und einfach. Das Layout ist gut organisiert und ermöglicht eine schnelle Navigation durch die verschiedenen Parameter. Die Anordnung der Regler und Schalter spiegelt die ergonomische Gestaltung des Jupiter-8 wider. Die Möglichkeit, mehr als 500 Presets zu speichern, erleichtert das Speichern und Abrufen von Klangeinstellungen.

Die Bedienung ist beim ISE-NIN so aufgebaut, dass man mittels Taster z. B. zwischen Schwingungsformen wechseln kann, hierbei signalisiert eine LED die gewählte Auswahl. Bei der Nutzung von Potis und Fadern zeigt das OLED die entsprechenden Werte an. In Kurzfassung: Das Gerät einschalten und Spaß haben und das ganz ohne Handbuch.

Gehäuse

Das Gehäuse wurde beim ISE-NIN direkt mit den PCBs verkauft, es ist 10 cm tief, 4 U hoch und mit Rack-Ohren 19″ breit. Somit deutlich flacher als die DIY-Version des Deckardsdream und DIY Kjimi.

Die Verarbeitungsqualität ist ingesamt sehr gut, beim Gehäuse wäre oberhalb und unterhalb eine extra Falzung oder Panelbefestigung gut gewesen, da sich das Case dort eindrücken lässt. Das hat jedoch keine Auswirkungen, sofern man nicht Schweres dort draufstellt.

Technische Spezifikationen des ISE-NIN

  • analoger Synthesizer
  • 8 Stimmen
  • 16 Oszillatoren, 2 VCOS pro Stimme 10 Hz – 12,5 kHz
  • VCO-Sync
  • Noise Generator
  • 12/24 dB Lowpass-Filter
  • Highpass-Filter
  • VCA mit LFO-Mod
  • VCO Modulator/CrossMod
  • 2 ADSR-Hüllkurven mit Tracking
  • LFO mit Fade-in, MIDI-Sync-fähig
  • Arpeggiator int/ext. steuerbar
  • polyphoner Aftertouch
  • MPE
  • ODD Sound MTS-ESD
  • Velocity
  • 2 Layer-Struktur
  • Dual- & Split-Mode
  • Kopfhöreranschluss vorne, 6,3 mm stereo
  • 558 Total Presets – 256 in 2 Factory-Banks, 46 in Vintage-Bank und 2 User-Banks mit 128 Patches, 500 Single-Layers
  • Desktop-Gehäuse bzw. 19”, 4 HE inkl. Rack-Ohren
  • 2x 6,3 mm, symmetrische Ausgänge
  • MIDI In, Out, Thru – DIN-Buchsen
  • USB 2.0, Typ-B Anschluss für USB-MIDI, USB-Audio
  • DC 12 V, 5,5 mm/2,5 mm oder 2,1 mm Anschluss, je nach Steckernetzteil anzupassen
  • 176 mm hoch, 100 mm tief, 436 mm breit (ohne Rack-Ohren)
Der Synthesizer ISE NIN von Black Corporation

Klangerzeugung des ISE-NIN Synthesizers

Die Klangerzeugung des ISE-NIN ist vollständig analog und bietet alle Möglichkeiten, die auch der Jupiter-8 bot. Die beiden Oszillatoren werden beim ISE-NIN mittels jeweils 2x ssi2131 pro Voice erstellt. Mit ihren unterschiedlichen Schwingungsformen und der Crossmodulation ermöglichen diese eine breite Palette von Klängen. Die Replikation des Filters basiert auf den AS3109, ein Nachbau des IR3109. Das 12/24 dB Lowpass-Filter und das Highpass-Filter klingen nahezu identisch, wie beim Original und bieten die gleiche Klangflexibilität. Der Klang des ISE-NIN ist warm, reichhaltig und authentisch und kann sowohl klassische als auch moderne Sounds erzeugen. Momentan ist die Firmware-Version 1.1 seit Anfang Juni 2023 erhältlich, die weitere Funktion wie eine „DRIFT“-Funktion bereitstellt, diese kann man konfigurieren.

Wie gut sind die Presets des ISE-NIN?

Eigentlich schenkt man den Presets in Testberichten nicht viel Aufmerksamkeit, hier sollte es jedoch in jeden Fall erwähnt werden. Ingesamt haben wir im ISE-NIN einen ordentlichen Speicher von 1280 Presets (10 Bänke à 128 Presets). Wie bei vielen Black Corp. Produkten, haben auch hier Musiker fleißig mitgeholfen. Aktuell gibt es dort unter anderen eine Vintage-Bank, die weitesgehens die Original-Presets des JP-8 sehr nahe kommt. Weiterhin eine Bank von Nicky Benedek und Michael Stein. Bei mir ist es oft so, dass Geräte als erstes ausgepackt werden und dann direkt mit dem Synth rumgespielt wird, hier geben die Presets einen ordentliche Eindruck vom Funktionsumfang, der Leistung und den Modulationsmöglichkeiten ab. Da sind eben nicht nur Brot und Butter Sounds dabei, sondern Drumbeats, Noise, Vintage-Pad-Sounds, harte Sync/CrossModSounds uvm. Das Ganze wird durch Arpeggios, Dual-Layer/Keyboard-Split bereichert, die in den Presets gespeichert sind.

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Black Corporation ISE-NIN
Black Corporation ISE-NIN Bisher keine Kundenbewertung verfügbar

Modulationsmöglichkeiten

Der ISE-NIN bietet eine breite Palette an Modulationsmöglichkeiten. Die beiden ADSR-Hüllkurven sind den Filtern und dem VCA fest zugeordnet und ermöglichen eine präzise Klangformung. Die Möglichkeit, Decay und Release durch Keyfollow zu modulieren, eröffnet weitere kreative Optionen. Der LFO bietet verschiedene Schwingungsformen und ermöglicht es, subtile oder dramatische Modulationseffekte hinzuzufügen. Die Implementierung von Velocity für Cutoff und polyphonem Aftertouch ermöglicht eine expressivere Spielweise und dynamischere Klanggestaltung. Weiterhin gibt es einen einfachen Oszillator-Sync und Crossmodulation. Beim VCO-Modulator stehen LFO Mod (VCO1-VCO2-Both), ENV Mod. Freq.Mod. Pulsewidth Mod sowie dessen Quelle zur Auswahl.

Beim VCO-Sync gibt es in den Facebook-Usergroups ein paar Diskussionen darüber, ob der VCO-Sync fehlerhaft ist, hier schaut sich der Hersteller das Thema an. Weiterhin sei hier ausdrücklich erwähnt, dass der ISE-NIN über polyphonen Aftertouch und MPE verfügt sowie MIDI-Implementierungen, die der JP8 gar nicht hatte. Somit kann es zu merkwürdigem Verhalten kommen, das man vom Original nicht kennt.

KEY Modes und Voice Mod

Wie im originalen Jupiter-8 hat der ISE-NIN folgende Modes:

  • Whole – ein Patch auf allen Tasten
  • Dual – 2Patches pro Taste
  • Split 2 – Patches verteilt (upper/lower)

Weiterhin gibt es noch Voice-Modes:

  • Unison – alle 8 Voices pro Taste/Key
  • Solo – eine Voice pro Taste
  • P1 – First-Note-Priority
  • P2 – Last-Note-Priority

Der Black Corporation ISE NIN on YouTube

Für viele Leser sicher spannend: Ein direkte Vergleich zwischen Roland Jupiter-8 und Black Corporation ISE-NIN.

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Mehr Informationen

Das ISE-NIN Kit: Ein DIY Report

Kommen wir nun zum eigentlichen Thema des Artikels:
Hintergrundinformationen, Baubericht, Qualitätsbewertung, Tools und Technik uvm.

An dieser Stelle ein paar Worte vorab, ich schreibe aufgrund der Länge des Artikels, die Inhalte adressatengerecht und Fachbegriffe können deutsch/englisch gemischt sein.

Vorwort

Da ich alle Mitarbeiter von Black Corp. kenne und seit Jahren auf meiner Website Bauanleitungen und Firmware für den Deckarddream, Kijimi, Xerxes zur Verfügung stelle, war für Black Corp. eine Option, das Gleiche für den ISE-NIN zu tun. Die Anforderung war, ein Buildguide zu verfassen und die Erfassung von möglichen Fehlerquellen/Aufbaufehlern. Denn der Blick aus Sicht eines Entwicklers ist noch mal andes als aus den Augen eines Erbauers.  Vor allem Kunden, die regelmäßig (täglich) DIY-Projekte verfolgen, haben einen anderen Blick auf das Ganze als der Entwickler des Synth.

Aus der Praxis ein Beispiel: Man kann einen IC in den Sockel stecken, jedoch nicht einfach entfernen, wenn an der Stirnseite und Fußseite des ICs ein Filmkondensator sitzt und DIY-Anfänger dann eben nicht mit einfachen IC-Removal-Tools den IC rausbekommen. Das Thema Baubarkeit wird sehr sehr oft unterschätzt, nichts ist frustrierender, als am Ende des Zusammenbaus festzustellen, dass es mechanisch nicht ineinander passt oder noch schlimmer, nie wieder auseinandergeht. Es soll z. B. Leute geben, die PCBs von der falschen Seite bestückt haben, da der Bestückungsaufdruck auf beiden Seiten war, schlecht nur, wenn dann ICs, Transistoren, Elkos verpolt sind. Schlimme Sachen können beim ISE-NIN auch passieren, wenn man z. B. die Netzteilkarte in einen Voicecard Slot steckt, denn man hat dann ca. 1 Jahr Lieferzeit für einen neuen ARM-Mikrocontroller sowie dann auch garantiert viel Spaß beim Aus-/Einbau. Umso wichtiger ist es, aus einer Userexperience Sicht den Aufbau zu betrachten, Risiken zu erkennen, mögliche Anwenderfehler durch fehlendes Wissen/Tools einzuplanen, Wissen oder Links zu Communitys und Support bereitzustellen.

Lieferumfang

Das ISE-NIN DIY-Kit besteht aus mehreren Leiterplatinen, Frontpanel und Gehäuse, Slider, Potis, Abstandshalter, alles direkt von Black Corp. aus Japan. Beim DDRM und Kijimi musste das Gehäuse von einen Lieferanten aus den USA separat gekauft werden, somit spart man hier extra Versandkosten. Das Gehäuse samt Leiterplatinen kommen doppelt verpackt und gut gepolstert per DHL Express. Als Beigabe sind im Lieferumfang Aufkleber enthalten.

 

Bei den Leiterplatinen (PCBs) erhält man ein Hardwareboard (von mir auch Control PCB genannt), di die Bauteile wie Slider und Potis aufnimmt, ein Mainboard-PCB samt vorbestückten uC und DACs. Weiterhin 8 sehr kompakte Voicecards, Netzteil-PCB, Breakout-PCB (USB, MIDI, Audio, DC-Anschluss).

Die erste eigentliche Arbeit begann damit, dass Roman.F (CEO von BC.) mir im August 2022 eine Vorabbauteileliste (BOM – Bill of Material) geschickt hatte, die ich mal gegenprüfen und natürlich auch gleich korrigieren und optimieren sollte. Als Beispiel: Bei Mouser sind 6 Widerstände oft teurer als 10.  Somit begann die Arbeit mit Excel und diversen Arbeitsschritten, die BOM anzupassen. Hier wurde jedoch beim Thema Filterkondensatoren bereits klar, das kann noch „lustig“ werden. Bei ein „paar“ Bauteilen wie den 16x ssi2131, 8x as3109 und 16x ba662d hattee ich UK-Electronic gefragt, ob sie uns ein „IC Kit“ anbieten können, gesagt – getan, somit spart Zeit, aufwändig aus mehreren ausländischen Quellen sich die o. g. ICs zusammensuchen zu müssen. Wenige Tage später erhielt ich dann alle Bauteile und es konnte mit den Zusammenbau losgehen.

Vorbereitung statt loslegen

Nun kommt man an den Punkt, wo sich Einsteiger, Amateure und Pro-DIY-Leute beim Workflow des Zusammenbaues unterscheiden.  Ziel soll es sein, Tausende Bauteile schnell, einfach und ohne Fehler auf die PCBs zu bringen.

Bevor man darüber nachdenkt anzufangen, werden erst mal alle Bauteile sortiert:

  • ein Karton/Kiste für Widerstände (geordnet nach Wert)
  • ein Karton/Kiste für Keramik und optional auch eine separate für Filmkondensatoren, alles sortiert nach Wert
  • eine Box für ICs, Transistoren, Dioden
  • eine für Mechanisches wie Stecker, Verbinder, Potis, Slider, Trimmer

Dann wird der Arbeitsplatz eingerichtet, sofern nicht schon vorhanden. Hier sollte genügend Helligkeit am Arbeitsplatz sein und die Ergonomie berücksichtigt werden. Von Arbeitssicherheit können wir hier eine Absaugung für Lötdämpfe ebenso in Betracht ziehen wie ESD-Sicherheit. Bei  großen Projekte empfiehlt sich ein passender Leiterplatinenhalter. Solche Investitionen rentieren sich, wenn regelmäßig bestückt und gelötet wird, hier liegt bei ca. 200,- bis 450,- Euro je nach Größe. Bei der Lötstation verhält es sich ähnlich, baut man regelmäßig, sollte man lieber ein paar Taler mehr investieren und Industriequalität kaufen, JBC, Weller als Beispiel. Rechtshändler sollten die Lötstation typischerweise rechts auf den Tisch stellen, da sonst das Kabel des Handteils im Arbeitsbereich der Bauteile/PCBs rumhängt.

Beginn des Zusammenbau

Womit anfangen, wenn es keine bisherige Bauanleitung gibt und man sie ja selber schreibt ?

Fast alle Platinen haben SMD-Decoupling-Kondensatoren auf der Rückseite, hinzukommt bei den Voices die Anforderung, auf der Bestückungsseite mehrere SMT-ICs zu verlöten. Also zunächst werden die 16x AS662 VCA SMT ICs verlötet samt 16x ssi2131 VCOs, somit liegt das PCB sicher/flach auf dem Tisch. Danach kann man dann noch die ca. 300x 0805-Format 100nF Kondensatoren verlöten.

Die SMT ICs sind in SOIC-Format, somit mit „einfachen“ Mitteln wie  Lupenbrille, Pinzette und Fluxpen gut zu verbauen. Auch hier gilt Baubarkeit – man sollte zwingend zuerst die SMT-Bauteile verbauen, da man sonst mit anderen Bauteilen oder Lötpunkten hinterher es schwerer hat, die Decoupling-Kondensatoren sitzen auf der Unterseite direkt an IC-Sockeln und anderen Lötpunkten, versucht man die SMT-Kondensatoren hinterher einzubauen, wird es eng und man erhöht das Risiko von Kurzschlüssen, zumal es mit der Pinzette eng wird und man sein Handballen beim Löten ungern auf abgeschnittene Pins legen möchte.

Mainboard Infos und Aufbau

Los geht es mit dem Mainboard, dort sind die DACs und der ARM-Mikrocontroller (MCU) vorbestückt, also hier gilt Rücksichtnahme und ESD-sichereres Arbeiten, also bitte den Kaschmirpulli ausziehen. Der verwendete ARM MCU war bis vor Kurzem sehr sehr schwer lieferbar – ein Arm Cortex M7 samt integrierten Cortex M4 – ein Dual-Core sozusagen. Dieser kostete bis vor Kurzen noch um die 200,- Euro als Ersatzteil. Inzwischen ist der Preis runter auf ca. 25,- Euro und man kann ihn wieder halbwegs normal bestellen mit Lieferzeiten von wenigen Wochen. Am Rande erwähnt, auch wenn auf dem Mikrocontroller 2 Prozessoren sitzen, ist es ingesamt dennoch ein Mikrocontroller. Bei einem Mikrocontroller ist der RAM, ROM, Serial IO mit auf dem Chip, bei einem klassischen CPU/Prozessor ist es extern, daher ist die Firmware direkt in der ARM MCU. Hierbei sei erwähnt, dass dennoch öfters separate EEPROMs verbaut werden, um z. B. Patch-Bänke zu speichern. Hier hat der ISE-NIN z. B. auch ein extra EEPROM verbaut.  Die SMT Kondensatoren auf der Rückseite sollte man als erstes aufbringen wie im vorigen Kapitel erwähnt.  Alle Widerstände, Dioden rein, einmal von hinten löten, danach Keramik-Kondensatoren und IC-Sockel rein.

Zum Thema IC-Sockel: Hier entbrannte in den letzten 2 Jahren sehr oft eine Debatte, ob man gedrehte (milled pins) oder Federkontakt nehmen sollte. Meine Einschätzung dazu: Ich habe vor ca. 15 Jahren mit einfachen Federkontakt IC-Sockeln angefangen und bin auf gedrehte/milled gewechselt. Dann jedoch häuften sich Anfragen von Freunden, die Probleme mit diversen Geräten hatten, Ursache waren lockere ICs, in den Geräten lagen teils ICs lose rum. Hier waren gedrehte IC-Sockel im Einsatz. Daher nutze ich auch selber wieder gute Federkontakt-IC-Sockel, was auch positiv finanziell einen Unterschied macht.

Zurück zum ISE-NIN: Hat man alle IC-Sockel drin, folgen Filmkondensatoren und die 2 IDC-Anschlüsse und Elektrolyt-Kondensatoren. Zu guter Letzt die EDGE Card-Halter für PSU PCB und den 8 Voices. Da ich mit Kester Water Soluble Lötzinn arbeite, braucht man die Platinen danach nur noch mit heißen Wasser abzuwaschen. Die PCBs wurden dann mit speziellen fusselfreien Kimtech Swipes trockengewischt, um Wasserflecken zu vermeiden. Was halt hier sehr viel Arbeit macht, sind die blauen Edge-Card-Halterungen, da geht viel Lötzinn weg und aufgrund der großen Lötfläche dauert es insgesamt fast eine Stunde, alles zu verlöten.

Hardware PCB-Bestückung

Auf der Hardware-Leiterplatine sitzen alle Bauteile, die am Frontpanel zugänglich sind: Slider, Potis, Taster. Bei dem PCB hatte ich wie oben beschrieben zunächst die SMT-Kondensatoren verlötet. Nun, wie bereits beim Mainboard, die Widerstande rein, Kondensatoren und IC-Sockel (ohne ICs). Fader, Potis und LEDs dürfen noch nicht drauf, da erst die Platinen gewaschen werden muss.

Dann muss gewaschen werden, auch hier heißes Wasser mit einen Tropfen Spülmittel – das löst das Fett von dem PCB besser (da im PCB-Herstellungsprozess leichte Fettrückstände auf PCs vorhanden sein können bzw. durch Hautkontakt, somit verschmiert das PCB nicht).

Oben im Bild das Hardware-PCB, darunter das Mainboard

Netzteil PCB (PSU PCB)

Hier gibt es beim Zusammenbau erst deinmal nichts weiter zu beachten, jedoch fiel bei meinen Geräten sofort auf, dass der DC-DC-Regler ordentlich warm wurde, also musste hier rumgetestet werden, welchen Kühlkörper man auf den DC-DC-Regler packen konnte, bis ich schließlich einen Passenden fand (nicht abgebildet). Ergänzend sei hier jedoch beim Netzteil erwähnt, dass hier aktuell noch eine kleine Änderung an einem Widerstand notwendig sein wird, dazu gibt’s auf meiner Website eine Info. Beim Testen des Netzteils ist natürlich jede Spannung genau zu prüfen, da man sonst sein Mainboard MCU, DACs usw. zerstören kann. Hier sollte idealerweise ein Labornetzteil mit Currentlimiter genutzt werden oder zumindest die Feinsicherung auf 200 bis 500 mA zwecks Schadensbegrenzung im Fall eines Fehlers, getauscht werden.

Als nächstes das Breakoutboard , kurz erklärt, hier gibt es einen USB (MIDI/AUDIO) Anschluss, MIDI-DIN-Buchsen sowie DC 12 V Eingang und 2x symmetrischer Ausgang in 6 3 mm Ausführung. Der Aufbau ist einfach und man braucht hier nicht weiter darauf eingehen, bis auf die Tatsache, dass man das mit NoClean Lötzinn löten sollte, also dann auch nicht weiter waschen, maximal von unten mit Isopropyl-Alkohol, je nach Lötzinn.

Zum Wichtigsten, den 8 Voicecards

Sind sie nicht klein und niedlich, wie kleine Katzenbabys im Vergleich zu Deckardsdream Voices, die 3x so groß sind. Ich war schon sehr erstaunt, wie klein die Platinen sind, dennoch kein Grund zur Freude, denn man muss hier erst mal die ganzen SMT-ICs auflöten: 32 in Summe bei 8 Voices, da sitzt man erst mal 1 bis 2 Stunden dran. Im SMT-Format haben wir zum 2x SSI2131  pro Voice – ein VCO-IC, der unsere Schwingungsformen bereitstellt, somit anders als im originalen JP8. Weiterhin sind pro Voice zwei AS662 von Alfa RPAR verbaut, ein Clone des Roland BA662, Bestandteil des VCAs. Ebenfalls von der Firma Alfa RPAR ist ein AS3109 in DIP Format verbaut – ein Clone des Roland IR3109. Die Voicecard ist 4-lagig und man sollte auch hier ordentlich löten und danach die PCBs sehr gut reinigen, bevor die Multiturntrimmer installiert werden. Sollte man Styroflex-Kondensatoren nutzen, sollte man berücksichtigen, dass diese nicht für Isopropyl-Reinigung geeignet sind, hier kann sich der Kleber lösen (je nach Fertigung). Auf den Voices sitzen wie erwähnt 2 Trimmer, einer für die Crossmod-Kalibrierung und einer für die Filterresonanz. Bei Letzteren hat es auch sehr viel Aufwand gebraucht, zusammen mit Black Corp und anderen ISE-NIN Erbauern einen Kalibrierungsprozess zu finden, der „einfach“ ist.

Einmal abholzen bitte:

Voicecard Filter-Kondensatoren

Noch ein Thema bei den Voices, welche Kondensatoren nehmen wir denn im vermeintlichen JP8 Clone/inspired Synth. ? Wollen wir wie im Original einfache 240 pf monolythische Keramik-Kondensatoren nehmen mit 10 % Toleranz oder entscheiden wir uns für hochwertigere Multilayer-Keramik, jedoch als Dielektrikum X7R und 10 % Toleraz, wobei man wissen sollte, dassX7R nicht temperaturstabil ist und Probleme mit Mikrofonieeffekten verursachen kann. Oder nehmen wir Polyester 5 %, MLCC C0G 5 %, Glimmer 1-2 %, Styroflex 1-2 % oder Polypropylen. .. ? Ingesamt schwierig wurde es, überhaupt, an 240 pf zu kommen. Der Entwickler des ISE-NIN hat sich in der offiziellen Bauteileliste für X7R 10 % MLCC entschieden. Ich habe in 4 ISE-NIN Styroflex genommen und in einem Glimmer. Bei einem hatte ich zum Testen Sockel eingebaut und versucht, Unterschiede zwischen verschiedenen Kondensatortypen zu hören, aber auch die Antwort darauf ist schwierig – ja es gibt Unterschiede, wesentlich ist das Eigenresonanzverhalten und harmonische Verzerrungen. Schlussendlich kann man auch hier eine wissenschaftliche Arbeit abhandeln und dennoch zu keiner Antwort kommen! Denn die Frage muss lauten: „Was möchte ich an klanglichem Ergebnis haben, wie soll es denn klingen?“ Eine Antwort mit: „Wie ein JP8“ ist nicht zielführend, denn nur in Direktvergleichen von mindestens …

Ergänzung: Da ich während des Schreibens dieses Artikels auch eine Prebuilt ISE-NIN Version erhalten habe, konnte ich ihn gegen meine 2 DIY ISE-NIN vergleichen. Die Prebuilt-Version ist komplett in SMD gebaut und hat 10 % X7R 240 pF Kondensatoren im Filter. Bei einen Vergleichstest wurden beide ISE-NIN Versionen mit einem Mischpult verbunden und per MIDI-Thru-Ausgang parallel betrieben. Einen klanglichen Unterschied konnte man bei normaler Nutzung nicht feststellen. Nur wenn die Filter in Eigenresonanz fährt und auch weiß, dass man einen Unterschied erwarten könnte, hört man Nuancen. Aber auch hier sollte man berücksichtigen, dass die Kalibrierung auch einen Einfluss nimmt. Somit bleibt als Fazit für mich selber die Erkenntnis, dass es keinen positiven oder negativen hörbaren Unterschied bei der Verwendung unterschiedlicher Kondensatoren beim ISE-NIN gibt.

Hier eine Voice mit selektierten 1 % Glimmer-Kondensatoren im VCF.

Wenn man ein paar ISE-NIN baut, hilft beim Bestücken ein DIY-Holzrahmen.

Arbeit für Wochen

Hochzeit

Der komplizierte Teil folgte nun. Bei Frontpanels und dessen Bauteile hat man auch hier die Herausforderung, dass alle Slider schön gerade sitzen solldn, gleich hoch ausgerichtete LEDs, Potis sollen so verbaut werden, dsas sie nicht wackeln – am besten noch verschraubt am Panel. Da man nicht jeden Slider, Potis, LEDs, Taster einzeln einsetzen will, muss man sich also einen Arbeitsablauf ausdenken, wie andere Erbauer das auch am besten machen können. Erschwerend kam nun Folgendes hinzu: Das OLED gibt es 2 unterschiedlichen Pinouts (GND und VCC vertauscht), was dazu führte, dass Anwender optional vorher ein paar Widerstände verbauen müssen.

In dem Fall habe ich 2 Optionen entworfen, alle Bauteile auf das PCB aufzulegen, dann das Frontpanel zu verschrauben, dann alles zu verlöten – diese Methode geht insgesamt schnell, bedarf jedoch sehr viel Erfahrung, z.B . vom Deckardsdream oder Kijimi. Da sehr viele ISE-NIN Erbauer bereits auch andere Produkte von BC gebaut haben, wurde diese Methode entwickelt. Hier ist die Herausforderung, alles gut auszurichten, damit z. B. die Fader auch mittig in den Frontpanelschlitzen und die Potis auch gerade sitzen. Für alle anderen Nutzer gibt es die langsame Methode, bei der man einfach jedes Bauteil erst mal nacheinander aufbringt und verlötet. Dazu muss man das Panel gefühlt 20x an- und abschrauben, was Beschädigungen durch unsachgemäße Handhabung hervorrufen kann. Dass man generell immer gute/hochwertige Schraubendreher kaufen sollte, muss ich hoffentlich nicht in jedem Artikel erwähnen. Wenn man für mehrere tausend Euro Synthesizer hat, darf es auch mal ein hochwertiges Schraubendreher-Set sein, Vorsicht ist hier besser als Nachsicht, denn neue Frontpanels oder Gehäuse sind teuer und oft nicht erhältlich.

Hier ein Bild aus er Bauanleitung:

Erster Funktionstest

Nachdem nun alle Platinen bestückt wurden, geht es in die kritische Phase des ersten Tests. Als Empfehlung sollte man so etwas morgens machen, wenn die Konzentrationsfähigkeit am höchsten ist. In dem Test geht es darum, das erste Mal das Mainboard samt Hardwareboard und Netzteil mit Spannung zu versorgen. Vor allem, wenn man der erste Erbauer eines Prototyps/Serie“0″ Gerätes ist, bekommt man immer wieder weiche Knie. Daher gilt hier, stets alles doppelt zu prüfen. Jeden IC, Elko und Transistor auf Polarität prüfen, Ribboncable und IDC-Verbinder Einbaurichtung kontrollieren. Nun ist es in meinem Fall Pflicht, ein Labornetzteil zu nutzen, das einen Currentlimiter besitzt, um im Falle eines Kurzschlusses oder eines anderen Fehlers frühzeitig das Gerät abzuschalten. Ich habe hierfür ein Rigol DP832 Labornetzteil.

Firmware

Zum Schluss noch die Firmware, hier hatte ich als „Prototyp Bauer“ Zugriff auf Beta-Versionen. Der ISE-NIN DIY kommt ohne vorinstallierte „Software“. Somit muß zuerst ein Bootloader mittels ST-Link Programmer (Hardware ) und der passenden ST-Link Cubeprogrammer (Software) auf den ISE-NIN übertragen werden. Nachdem der Bootloader installiert wurde, kann man ebenfalls mittels des Hardware-Programmers die eigentliche Firmware hochladen. Aktuell gibt es eine sehr stabile und zuverlässige Firmware in der Version 1.1.0. Die kann man nachträglich auch ohne extra Hardwareprogrammer per USB-Kabel installieren. Jedoch ist der Update-Prozess weiterhin in der ST-link Cubeprogrammer Software zu machen, etwas umständlich. Unter Windows können die Updates leicht gemacht werden, jedoch benötigen Mac Benutzer starke Nerven oder IT-Kenntnisse. Es gibt zwar eine gute Installationsanleitung, aber „einfach ist eben anders“. Hier kommt hoffentlich noch eine Lösung mittels nativer App, wie beim Deckardsdream, Xerxes, Kijimi.

Nachdem die Firmware installiert wurde, kann man erst die Voices ansprechen/testen und kalibrieren. Beim Kalibrieren gibt es für die VCOs eine automatische Routine, beim Filter und Crossmod wird per Multiturntrimmer eingestellt. Vor allem beim ersten Gerät war das eine Herausforderung, da keine Anleitung existierte, inzwischen liegt diese auf meiner Website vor. Bei der Filterkalibrierung kann man das Filter auch individuell einstellen (außerhalb der Roland Servicemanual Angabe) somit kann man das Filter in Richtung Distortion einstellen.

Klangeindruck

Ich emfinde den Klang des ISE-NIN insgesamt als sehr gut. Die Filter klingen so, wie sie klingen sollen – nach Jupiter-8. Man hört insgesamt sofort den typischen Roland Sound. Wichtig ist mir bei Synthesizern, vor allem bei DIY-Geräten, dass sie stabil sind, damit ist gemeint, dass sie auch bei massiven Basssequenzen nicht einbrechen oder verzerren. Vorausgesetzt, eure Speaker können es überhaupt ausgeben. Hier ist bei den Klangbeispielen die Aufnahme: „ISE-NIN Remember“ ein gutes Beispiel, was ich konkret meine. Dort liegt der Bassanteil bei 80 Hz, während im mittleren und oberen Frequenzbereich die Filter zur Sache gehen. Bei meinen Audiotests ist es für mich wichtig, kritische Sounds zu finden, um aus technischer Sicht eine Betrachtung zu machen: Knackt etwas, Distortion, Rauschanteil usw.

Klangbeispiele zum ISE-NIN Kit

Da der Artikel schon mehr als genug Inhalt hat, wird auf sehr ausführliche Klangbeispiele verzichtet. Mehr Audiodemos folgen in dem Prebuilt-Version-Artikel.

 

Support und Services

Hier in diesem Artikel nur kurz betrachtet, mehr dazu im Prebuilt-Artikel. Ein sehr wichtiges Thema ist der Support und Leistungen seitens des Herstellers. Zum einen gibt es ein englischsprachiges Handbuch im PDF-Format, das auch relativ schnell bereitgestellt wurde und umfänglich ist. Zum anderen haben wir die Support-Betrachtung, hier gibt es weiterhin die direkte Kommunikation mittels Messenger-Dienste und E-Bail z. B. im Fall von Fehlern. Weiterhin gibt es wie bisher eine Facebook ISE-NIN Build Gruppe und ISE-NIN User-Gruppe, dort findet man auch Hilfe durch andere Nutzer, was oftmals wie bei anderen Support-Themen einfach schneller geht. Ebenfalls ist die „google Methode “ immer noch die einfachere und schnellere Option, als direkten Kontakt zum Hersteller zu suchen. Zum anderen gibt es auf meiner Website die offiziellen Dokumente, Firmware, Anleitungen (in Absprache mit Black Corp.)

Verfügbarkeit und Preis des ISE-NIN Kits

Von der DIY-Version des  ISE-NIN wurden 100 Stück im Jahr 2022 als Vorbestellung angeboten, für 1.000,- USD plus später noch mal 300,- USD für das Gehäuse samt Frontpanel. Inklusive Porto ist jedoch der Import aus Japan dann noch mal zu verzollen (ca. 2,7 %) und zu versteuern (USt 19 %). Somit ca. 1550,- Euro als Zwischensumme. Weiterhin kommen die ganzen Bauteile aus diversen Quellen wie tme.eu, Mouser, Digikey, rare Parts mit ingesamt ca. 1.200,- Euro dazu. Man liegt also im Bereich von ungefähr 2.750,- Euro. Hier möchte ich mich nicht festlegen, da die Preise sich stark nach der Verfügbarkeit und Anbieter richten. Und der DIY-Preis liegt, wenn man den Synth selber baut, somit deutlich unter den Prebuilt-Preis von ca. 5.300,- Euro. (Preis von deutschen Händlern).

Weiterhin ist auch klar, dass die meisten professionelleren Erbauer sowieso noch über Standardbauteile verfügen und es bei größeren Abnahmemengen deutliche Rabatte gibt. Wer also beispielsweise noch eine RE-808 oder RE-909 baut, kann bei Kondensatoren und Widerständen in 100er oder 500er Stückmengen kaufen.

Zu der Verfügbarkeit noch ein paar Worte: Mit Stand Juni 2023 ist die offizielle Aussage, dass man momentan erst mal die Prebuilt-Versionen des ISE-NIN verkaufen möchte. Danach wird dann geprüft, wieviele ARM-Prozessoren und DACs man für einen weitern DIY-Batch zur Verfügung hat.

Schlusswort

Ich hoffe, euch hat der Artikel gefallen. Wann der nächste DIY-Artikel folgt, ist schwer zu sagen. Wie wäre es mit einen Artikel über die RE-808, RE-909  oder den Cloney Synthi-A Clone?

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Fazit

Der ISE-NIN ist ein hervorragender Synthesizer, der den Klangeindruck des Roland Jupiter-8 bietet und eine herausragende Reproduktion der legendären Sounds ermöglicht. Die analoge Klangerzeugung, der Formfaktor, die Vielfalt der Modulationsmöglichkeiten und die intuitive Benutzeroberfläche machen ihn zu einem leistungsstarken Werkzeug für Musiker und Produzenten. Wer auf der Suche nach einem modernen Synthesizer mit dem charakteristischen Sound des Jupiter-8 ist, der sollte den ISE-NIN definitiv in die Auswahl nehmen. Die DIY-Version ist besonders attraktiv für Leute mit Erfahrungen im DIY-Bereich.

Plus

  • Klangbild des Roland Jupiter-8
  • intuitive Benutzeroberfläche im Jupiter-8 Stil
  • vielfältige Modulationsmöglichkeiten
  • USB-AUDIO, USB-MIDI
  • MPE, polyphonen Aftertouch
  • solide Verarbeitungsqualität
  • 19"-fähig
  • Größe/Formfaktor
  • reparaturfähig

Minus

  • eingeschränkte Verfügbarkeit
  • Update-Prozess umständlich

Preis

  • Prebuilt Version: 5.330,-€
  • DIY PCB/Gehäuse-Kit: ca.1.300,- €
  • Bauteile je nach Angebot: ca.1.200,- €
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Forum
  1. Profilbild
    Synchead

    Respekt. DIY Königsklasse. Von der Wartung in 20 – 30 Jahren aus betrachtet ist die DIY Variante wahrscheinlich die bessere Wahl. Hast du Bestell-Listen von Mouser etc. dazu? Mich schreckt vor allem die Beschaffung der Bauteile ab. Kannst du noch was zur Programmierung der Firmware sagen bzw Fotos vom Upload bereitstellen?

  2. Profilbild
    exitLaub

    Schöner ausführlicher Bericht und kurzweilig zu lesen.
    Ja, die Jupiters sind schon echt tolle Synths und es ist höchst erfreulich, daß es heute Alternativen zu den originalen Dickschiffen gibt, vor allem preislich. An so einem alten Jupiter 8 (und auch anderen Synthklassikern) fehlten mir immer Velocity auf VCF und VCA, schön daß das hier implementiert wurde.
    Der ISE-NIN würde sich schon wunderprächtig als Desktop neben meinem Masterkeyboard machen, aber leider macht da gerade der Geldbeutel nicht mit, auch bei der DIY-Variante.
    Gut, jetzt bin ich 40 Jahre ohne Jupiter 8 ausgekommen, Mal sehen, vielleicht eines Tages klappts vielleicht doch noch.
    Echte Luxusprobleme halt. 😀

  3. Profilbild
    ozzardofwhizz

    wow danke für den ausdrücklichen Bericht…
    mich schrecken da auch die bauteilbeschafgung und die kosten ab aber noch viel mehr die teilegröße – smt-ic’s sind nicht unbedingt spaßig das schreit ja schon fast nach paste und Heißluft…
    aber die teiledichte auf dem Platinen sieht ja noch recht human aus – ich habe vor wenigen tagen das rare waves hydronium fertig gelötet und da ist die teiledichte pro fläche teilweise schon hart an der Grenze…

  4. Profilbild
    Nik Elektrik

    Vielen Dank!!! Großartiger Bericht, tolle Einblicke in die DIY-Welt. Zur Entscheidungsfindung DIY oder Prebuilt sehr wertvoll.

  5. Profilbild
    PaulusS

    Wenn man eine ordentliche Herausforderung für sich als „Nicht-Löter“ sucht, dann ist das bestimmt eine! Obwohl ich mich persönlich dann eher von Schwierigkeits-Level zu Schwierigkeits-Level arbeiten würde. Irgendwie brennt mir das auch schon eine gefühlte Ewigkeit unter den Nägeln.

  6. Profilbild
    sire67

    Puh,scheint eins der teuersten/schwierigsten Puzzles der Welt zu sein.Wieviele Teile?

  7. Profilbild
    Ron

    Super Expertise – der Herr weiß wovon er schreibt. Danke für den ausführlichen Bericht.
    Er/Sie steht immer noch auf meiner wish list aber zum selber bauen reichen meine 2 linken Hände nicht. ;)
    Sobald mal wieder einer verfügbar ist könnt ich schwach werden

  8. Profilbild
    rotomtom

    Hallo DSL-Man, herzlichen Dank für den absolut grossartigen Artikel und Baubericht!!! Ich habe direkt Lust darauf bekommen den ISE NIN als DIY zu bauen :). Drei Fragen, die mich noch interessieren würden: ist es ratsam die SMD/SMT Bauteile besser mit SMD-Heissluftkolben/Paste zu löten? Wie kann man den Synth klanglich im Vergleich zu einem MKS-80 v4 einordnen (habe einen davon mit MPG-80, daher die Frage)? Und welche ursprüngliche Bedeutung hat der spannende Produktname ISE NIN?

    • Profilbild
      DSL-man RED

      @rotomtom Ich persönlich nutze bei meiner Loetstation eine Hohlkammerkehle spitze samt Fluxpen.
      Mit Heißluft geht das sicherlich auch – samt liquid Lötzinn. Da letzteres aber kurze MHDs haben und teuer sind, nutze ich das nicht.

  9. Profilbild
    eki mako

    „Im SMT-Format haben wir zum 2x SSI2131 pro Voice – ein VCO-IC, der unsere Schwingungsformen bereitstellt, somit anders als im originalen JP8. Weiterhin sind pro Voice zwei AS662 von Alfa RPAR verbaut, ein Clone des Roland BA662, Bestandteil des VCAs. Ebenfalls von der Firma Alfa RPAR ist ein AS3109 in DIP Format verbaut – ein Clone des Roland IR3109.“

    Mich würden als Elektronik-Laie noch mehr Details interessieren!
    Was ist beim Original JP8 genau anders, und wie arbeiten die SSI2131 genau zusammen mit den AS662…zb/etc…

    Als Junge wollte ich diese Art von (Audio)-Elektronik mal lernen …nicht dazu gekommen…

  10. Profilbild
    BÄM

    Was würde wohl jemand dafür verlangen, einen als Auftragsarbeit zusammenzubauen? 🤔

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