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Test: Strandberg Boden Fusion, E-Gitarre

Strandberg - Hightech from Sweden

7. Januar 2020
Strandberg Boden Fusion E-Gitarre

Strandberg Boden Fusion E-Gitarre

Abba, Volvo, Yngwie Malmsteen und Ikea – was präsentieren uns unsere skandinavischen Nachbarn nicht alles an Feinheiten aus allen möglichen Bereichen des Lebens! Selbst mit Gitarren können die Schweden dienen und damit meine ich nicht die alt-ehrwürdige Firma Hagstrom, die ja eine wahre Renaissance erlebte und unter neuer Regie im Markt wieder Fuß gefasst hat. In diesem Artikel geht es hingegen um ein Instrument der noch recht jungen schwedischen Firma Strandberg, die es nun gut 10 Jahre gibt und die mit außergewöhnlichen Designs ihrer Gitarren und Bässe sowie neuen, interessanten Features die Kundschaft heißmacht. Wir haben uns mal eines dieser avantgardistisch designten und kopflosen Instrumente für einen genauen Check zukommen lassen, ihr genauer Name: Strandberg Boden Fusion.

Strandberg Boden Fusion

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Strandberg Boden Fusion – Facts & Features

Eine erste Überraschung erwartet uns beim Anheben des Gigbags, in dem die Strandberg Boden Fusion ausgeliefert wird. Der Grund ist das extrem niedrige Gewicht der Gitarre und fast könnte man zur Annahme kommen, hier beim Öffnen des Reißverschlusses einem Fake auf den Leim gegangen zu sein. Doch nein, aus der robusten Hülle schält sich eine zierliche und avantgardistisch designte E-Gitarre, die man zweifellos als Eye-Catcher bezeichnen kann. Doch der kleine Korpus ist nur ein Grund für das Federgewicht von nur 2,3 kg, hinzu kommt ein Resonanzraum oberhalb der Brücke bzw. des Vibratosystems, der das Gewicht noch einmal mach unten drückt und der sich sicher auch auf den Klang und die Tonentfaltung des Instruments auswirkt. Bei einer derart durchgestylten Hightech-Gitarre ist dieses Feature also sicher kein Zufall und nicht nur wegen einer besseren Performance integriert, obwohl jedes Gramm weniger Masse um den Hals natürlich gerne angenommen wird.

Abgesehen vom auffälligen Design des Korpus, der aus einem Stück Erle gefertigt und mit einer Riegelahorndecke on top versehen wurde, bietet die Konstruktion zusammen mit der „Bierbauchfräsung“ auf der Rückseite einen äußerst angenehmen Spielkomfort. Der Unterarm findet eine bequeme Position in Höhe der Resonanzkammer und auch der letzte Bund auf dem Pau-Ferro-Griffbrett kann dank des weit ausgesägten Cutaways problemlos erreicht werden. Die Strandberg Boden Fusion wird vom Hersteller als E-Gitarre beworben, die nach den Vorlieben von Jazz- und Fusiongitarristen entwickelt wurde. Ehrlich gesagt ist es für mich nur schwer vorstellbar, mir Ikonen wie John Scofield, Larry Carlton oder Mike Stern mit einer Strandberg um den Hals vorzustellen. Das Design dürfte vermutlich mehr die Musiker aus dem Heavy-Lager ansprechen, auch wenn es das Instrument in einem „freundlicheren“ Farbton gibt – in „Honey“ nämlich.

Strandberg Boden Fusion – unsere Testgitarre in „Black“, darunter das Modell im „Honey“ Finish

Der Hals

Sicher der markanteste Teil dieser E-Gitarre, denn der Querschnitt seiner Rückseite ist nicht etwa rund wie sonst üblich, sondern quasi in drei Ebenen unterteilt. Was zunächst ungewöhnlich oder geradezu obskur erscheint, entpuppt sich in der Praxis als äußerst bequem bespielbar, zumal sich die Auflagefläche der Greifhand bzw. des Daumens vom ersten zum letzten Bund deutlich vergrößert. Strandberg hat sich diese neue Art der Halskonstruktion als Patent unter der Bezeichnung „EndurNeck“ sichern lassen. Um der Sache noch ein Stück weit mehr Stabilität zu verleihen, wurde der Hals einer Wärmebehandlung unterzogen (Stichwort „Roasted Maple“), zudem erhielt er Karboneinlagen auf seiner vollen Länge.

Doch es geht noch etwas bequemer, denn die Bundierung wurde der Ergonomie der Greifhand angepasst, der Fachmann spricht hier von „Multi-Scale-Design“, was zu einem deutlich bequemeren Spielgefühl in den oberen Lagen sorgt. Zudem verspricht sich Strandberg durch diese Maßnahme einen besseren Ton für die Basssaiten sowie eine bessere Bespielbarkeit der drei hohen Drähte.

Hinsichtlich der Verarbeitung des Halses, der Bundierung und des Griffbretts kann es keine zwei Meinungen geben, hier stimmt und flutscht einfach alles! Die Bundstäbchen wurden selbstverständlich im Jumbo-Format ausgeführt, an ihren Ecken perfekt abgerichtet und auf den Oberflächen sorgfältig poliert. Weiterhin sorgt ein Nullbund für die Auflage der Saiten, ehe sie im Klemmsattel des Vibratos verschwinden – in puncto Klangoptimierung wurde hier offensichtlich nichts dem Zufall überlassen. Vibrato ist ein gutes Stichwort, bringt es uns doch zur Hardware und der Elektronik, die Strandberg ihrer Boden Fusion E-Gitarre mit auf den Weg gibt.

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Strandberg Boden Fusion Neckprofile

Strandberg Boden Fusion Neck Profile

Hardware & Pickups

In diesem Bereich gibt es ein geteiltes Bild: Während das Vibratosystem im Floyd-Rose-Style samt dem Klemmsattel aus eigener Fertigung stammt, setzt Strandberg bei den Pickups auf Produkte des US-Herstellers Suhr – könnte ja schlimmer kommen! Wir finden direkt in die Decke montiert eine H-S-H Bestückung, die von drei unterschiedlichen Typen besetzt wird. So sitzt am Hals ein Suhr SSV, der Singlecoil in der Mittenposition ist ein V60LP und am Steg sorgt ein Suhr SSH+ für ordentlich Dampf. Geschaltet wird in bewährter bzw. vertrauter Art über einen Fünfwegeschalter, der knackig in seinen Positionen einrastet und zusammen mit einem Volume- und einem Tone-Poti  sehr griffgünstig auf der Decke seinen Platz gefunden hat. Die Schaltung bietet folgende Möglichkeiten, die drei Suhr-Pickups anzusteuern:

  • Schalter Stellung 1: Neck-Pickup
  • Schalter Stellung 2: Neck-Pickup vordere Spule & Singlecoil parallel
  • Schalter Stellung 3: Neck-Pickup vordere Spule & Steg-Pickup äußere Spule
  • Schalter Stellung 4: Singlecoil & Bridge-Humbucker innere Spule parallel
  • Schalter Stellung 5: Bridge-Pickup
Strandberg Boden Fusion Vibrato

Strandberg Boden Fusion Vibrato

In der Praxis!

Wahrlich ein Meisterwerk in Sachen Ergonomie, Bespielbarkeit und Klangvielfalt! Trotz der fehlenden Kopfplatte ist die Strandberg Boden Fusion perfekt ausbalanciert, bietet eine atemberaubend gute Bespielbarkeit ab Werk bzw. direkt aus dem Case und zeigt sich dank der drei Suhr-Pickups und ihrer speziellen Schaltung als ungemein flexibel einsetzbar. Warme Blues-Lines mit dem Neck-Pickup, drahtige und perlige Sounds in Verbindung mit dem Singlecoil in der Mitte oder der SSV+ am Steg als ultimative Maschine für durchsetzungsfähige Riffs sind Attribute, die eine gute Rockgitarre ausmachen und die man hier auch zweifellos und in rauen Mengen geboten bekommt. Zudem bricht das Klangbild bzw. das Signal in Dynamik und Frequenzgang kaum ein, wenn man die Lautstärke mit dem Volume-Regler absenkt. Auch das bietet eine ganze Menge zusätzlicher Möglichkeiten, insofern sich am anderen Ende des Kabels ein guter Röhrenamp befindet, der dieses Spiel gut und gerne mitmacht.

Die in drei Ebenen unterteilte Rückseite des gerösteten Ahornhalses bietet zusammen mit den fächerförmig angeordneten Bundstäbchen und dem 20″ Radius des Griffbretts einen hohen Spielkomfort. Hinzu  kommt ein absolut zuverlässig funktionierendes Vibratosystem aus eigener Produktion, dessen Funktion deutlich feinfühliger ausfällt, als man es vom eher zäh agierenden Standard Floyd-Rose-System kennt. Der nur eingesteckte Vibratohebel sitzt zudem völlig ohne Spiel in seiner Buchse und verschwindet nach dem Benutzen auch direkt wieder aus dem Aktionsradius der rechten Hand. Das sind Welten Unterschied im Vergleich zu den Hebeln der FR-Systeme, die allzu oft mit einer Hutmutter angebracht werden und damit durch Wackeln oder Sturheit nerven.

Klangbeispiele

Für den Praxis-Check habe ich wie immer meinen Referenz-Amp Orange Micro Dark benutzt. Der Amp war gekoppelt mit einer Celestion 1×12″ Vintage 30 Box und wurde durch ein AKG C3000 Mikrofon abgenommen. Als Effekt ist ganz schwach das Signal eines Delays zu hören, aufgenommen wurden die Tracks mit Logic Audio. Effekte wurden keine weiteren benutzt, lediglich die Pegelspitzen wurden mit einem Limiter auf der Summe abgefangen.

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Fazit

Ihre Verarbeitung, die einzigartigen Features, die Bespielbarkeit und nicht zuletzt der überzeugende und vielseitige Sound machen die Strandberg Boden Fusion sicherlich zu einer ganz besonderen E-Gitarre. Nur ob man bereit ist, dafür rund 2600,- Euro auf den Tisch zu legen, sollte jeder für sich selbst entscheiden. Das geschieht am besten durch einen persönlichen Test, zu dem ich nur dringend raten kann!

Plus

  • Klang
  • Verarbeitung
  • Bespielbarkeit
  • sehr gut arbeitendes Vibrato-System
  • Leichtgewicht

Minus

  • sehr teuer

Preis

  • 2589,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Jörg Hoffmann RED

    Ein sehr interessantes Instrument, aber: Ich mir mich beim besten Willen nicht mit so einer Gitarre vorstellen. Da fehlt doch die Hälfte :-).

    • Profilbild
      S_Hennig

      @Jörg Hoffmann Bei einer Headless fehlt eh‘ was, da kann man das Design auch gleich ganz zombifizieren.
      Ich finde aber, von der Ergonomie her liest sich das doch hochinteressant. Und auf der Herstellerseite sehe ich, dass es dort auch Gitarren gibt, die halb so viel und weniger kosten. Das passt auch besser zu meiner Spielkompetenz.
      Ich hatte den Hersteller überhaupt nicht auf dem Radar, deshalb noch mal großes „Danke“ an den Autor! Ich werde die Kleinanzeigen im Auge behalten.

  2. Profilbild
    uelef

    Ich kann Strandberg vor allem eine Sache vorwerfen: Seit ich meine erste habe, stehen meine anderen E-Gitarren nur noch rum. Ich finde die Instrumente einfach hinreißend gut bespielbar. Kleines Manko: Das Sustain ist nicht das allerbeste … Aber ansonsten überzeugt mich so gut wie alles: der tolle Hals, die gute Verarbeitung, das geringe Gewicht vor allem auch. Und man kann sie sehr gut im Sitzen spielen, weil man sie auf zwei verschiedene Arten auf seine Beine stellen kann.
    Wem die knapp 2600 Euro für die Boden oder Fusion zu teuer sind: Ich habe auch ein Sälen Classic Trans Butterscotch. Ich mag sie lieber als meine Boden, die telecaster-ähnlichen Suhr-Singlecoil-Pickups gefallen mir vom Sound besser als die Suhr-Humbucker in der Boden. Der Body ist nicht gekammert, was aber den Sound nicht stört. Und sie kostet eben nur knapp 1900 Euro. Das ist im Moment mein absolutes Lieblingsinstrument. Da ich nicht unbedingt ein Tremolo brauche, ist die Sälen auch eine gute Wahl – noch mal deutlich stimmstabiler als mit Tremolo (das ich übrigens nicht ganz so überzeugend wie Stephan finde).
    Und danke, Stephan, für den Test – ich habe lange auf einen Strandberg-Test bei Amazona gewartet!

    • Profilbild
      Dimitri RED

      @uelef Interessante Einschätzung. Strandberg schwirrt mir jetzt auch schon wirklich eine Weile durch den Kopf.

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