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Test: Fostex TH616, HiFi-Kopfhörer

Schwarzbraun ist das Schwarznussholz

8. April 2024
Fostex TH616

Fostex TH616, HiFi-Kopfhörer

Kopfhörer haben in den letzten Jahren einen ungemeinen Auftrieb bezüglich ihrer Popularität erfahren. War es vor einigen Jahren noch absolut verpönt, selbst über hochwertige Kopfhörer Mischungen zu überprüfen, geschweige denn sie komplett darüber zu fahren, so hat sich die Situation diesbezüglich stark geändert. Argumente wie Transportabilität und Unabhängigkeit von Räumlichkeiten haben aufgrund der zusammengestrichenen Budgets deutlich zugenommen und werden wohl auch in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Mit dem Fostex TH616 hat einer der großen Hersteller ein neues Produkt im Hochpreisbereich bis 1.000,- Euro im Programm und tritt gegen die etablierten Schlachtschiffe aus dem Haus AKG, Audeze und alte Beyerdynamic an.

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Der Einsatzbereich des Fostex TH616

Man sollte sich bezüglich des Einsatzbereichs immer zwei Punkte vor Augen führen. Soll der Kopfhörer im HiFi-Bereich oder soll er im Pro-Bereich eingesetzt werden? Der HiFi-Bereich soll primär für einen Wohlfühlcharakter sorgen und ein ausgeglichenes, druckvolles und angenehmes Klangbild dem Zuhörer offerieren. Ähnlich wie bei seiner persönlichen Stereoanlage, kann man hier von verschiedenen Prioritäten bzw. Geschmäckern ausgehen und muss sich primär darum kümmern, dass der Raumklang entsprechend der persönlichen Prioritäten mit dem Klang der Kopfhörer übereinstimmt.

Fostex TH616 Test

Fostex TH616, Front

Bei Pro-Kopfhörern geht es vor allen Dingen darum, einen neutralen Klang wiederzugeben, bei dem Unregelmäßigkeiten im Frequenzgang, Phasenprobleme oder sonstige Sachen, die den Mix stören könnten, möglichst schnell erkannt und behoben werden können. Man könnte also ganz plump behaupten, dass ein HiFi-Kopfhörer, wenn überhaupt, eher ein bisschen zum persönlichen Schönfärben neigt als ein Studiokopfhörer, wobei diese Aussage mit Vorsicht zu genießen ist.

Bezüglich des Grundklangs lässt diese Einordnung jedoch schon je nach Firmenphilosophie eine leichte klangliche Ausrichtung im Vorfeld erkennen. Der Fostex TH616 Kopfhörer wurde vom Hersteller in den Bereich HiFi eingeordnet, was darauf schließen lässt, dass insbesondere die Prioritäten ähnlich einer Loudness-Schaltung im Bass- und Höhenbereich zu suchen sind und die Mitten möglichst geschmackvoll wiedergegeben werden sollen, ohne dass sie im entsprechenden Bereich beißen oder gar wehtun.

Die Konstruktion des Fostex TH616

Bei dem Fostex TH616 handelt es sich um eine limitierte Auflage eines dynamischen, halb offenen Over-Ear Kopfhörers, der in Japan gefertigt wird. Wie groß die Limitierung ist, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Die optisch auffallenden Ohrkapseln sind aus Schwarznussholz gefertigt und sollen laut Hersteller einen dezent asiatischen Einfluss widerspiegeln. Mir persönlich gefällt dieses Layout sehr gut, insbesondere wenn die Ausstattung des Raums in dem der Fostex TH616 zum Einsatz kommt, ebenfalls einen hohen Holzanteil aufweist. Ich weiß, Holz neigt dazu, je nach Härtegrad und je nachdem, welche Werkzeuge man verwendet, gerne im Schnittbereich etwas zu splittern, aber ich hätte mir bei einem Kopfhörer dieser Preiskategorie schon gewünscht, dass man die entsprechenden Fräsungen nochmal etwas entgratet. Bei genauerem Hinsehen fallen einem doch mehrere kleine Holzsplitter auf, deren Kanten unbehandelt übernommen wurden und das Exquisite in der Außendarstellung etwas mindern.

Verbaut wurde ein 50 mm Neodym-Treiber mit BIODYNA-Membran, die bei einer Impedanz von 25 Ohm und einer Empfindlichkeit von 96 dB (@1 kHz, 1 mW) einen Frequenzbereich von 5 – 45.000 Hz offeriert. Die Auslegung auf 25 Ohm ermöglicht es dem Hörer an nahezu jedem Gerät auch ohne externen Kopfhörerverstärker verwendet zu werden. Allerdings bedarf es für den Consumer-Bereich der Anschaffung einer zusätzlichen Miniklinkenkupplung, da der Hörer vom Werk aus nur über einen 6,3 mm Stereoklinkenstecker verfügt.

Der Kopfhörer wird in einer optisch aufwändig gestalteten Pappkiste ausgeliefert und enthält als Zubehör neben einem Transportsäckchen und einem Handbuch ein ca. 3 m langes ansteckbares Kopfhörerkabel. Die Stecker rasten mit einem kräftigen Klicken ein und können nur mit großem Kraftaufwand wieder aus den Kopfhörermuscheln entfernt werden. Sehr gut. Bei dem verwendeten Textilkabel hingegen werden sich wohl die Geister scheiden. Es gibt jede Menge Fans, die bei diesem Vintage-Feel ihre Freude haben werden. Ich für meinen Teil leide bei dieser Art der Textilausführung etwas darunter, dass sich das Kabel bei wirklich jeder kleinen Bewegung unmittelbar vertwistet. Es gibt Textilkabel, zum Beispiel aus dem Haus Cordial, die sich nahezu überhaupt nicht vertwisten lassen, bei dem Fostex TH616 bedarf es diesbezüglich etwas mehr Feingefühl.

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Fostex TH616 Test

Fostex TH616 Profil

Der Tragekomfort des Fostex TH616

Bezüglich der Aussparungen für die Ohrmuscheln kann man die von ihrer Platzierung her leicht asymmetrischen Aufsätze aus Low-Resilience-Urethanpolster (Kunstleder) dezent in beide Richtungen drehen und die Passform der jeweiligen Ohrmuschel in Sachen vertikaler Ausrichtung optimal anpassen. So weit, so gut. Dennoch sitzt der Kopfhörer zumindest bei meiner Schädelform etwas wackelig auf meinen Ohren und rutscht bei einer etwas schnelleren Kopfdrehung auf der einen Seite ein wenig nach vorne bzw. auf der anderen Seite etwas nach hinten, obwohl dies aufgrund der länglichen Aussparung eigentlich deutlich weniger der Fall sein müsste. Hier sollte jeder im Vorfeld kurz überprüfen, ob die vom Werk aus verwendete Aussparung der Over-Ear Hörer gut passen.

Auch bezüglich der Polsterung des Bügels hätte man meines Erachtens etwas mehr Dämpfung auftragen können. Nach oben ist der Bügel nur mit der Kunstlederschicht überzogen, was bzgl. des Tragekomforts keine Auswirkung hat, aber nach unten befindet sich eine relativ dünne weiche schaumstoffartige Masse hinter dem Kunstleder, was den Kopfhörer etwas weicher am Schädel aufliegen lässt. So wirkt der an sich vergleichsweise leichte Kopfhörer, der ohne Kabel nur ca. 370 g auf die Waage bringt, deutlich schwerer, als er eigentlich ist.

Was sehr schön gelöst wurde, sind die Einrasterungen des Tragebügels in der Längsachse des Hörers. An beiden Seiten gibt es jeweils zwei Schiebestangen, bei denen sich der obere Bügel in insgesamt acht Einrasterungsstufen in seiner Längsachse verstellen lässt und somit auch Nutzer mit einem vergleichsweise großen Kopfumfang erreichen.

Wie klingt der Fostex TH616?

Bezüglich des Klangs möchte ich im Vorfeld nochmal an den Einsatzbereich des Fostex erinnern. Da der Hörer im HiFi-Bereich angesiedelt ist, ist es nur bedingt seine Aufgabe, eine komplett neutrale Wiedergabe an den Tag zu legen. Im Allgemeinen haben die meisten Menschen, die einen HiFi-Hörer benutzen, eine gewisse Loudness-Präferenz bezüglich der Bässe und der Höhen. Es ist also anzunehmen, dass auch dieser Hörer in diesem Bereich einen gewissen Boost-Grad aufweisen wird. Wichtig ist jedoch, dass der Hörer nicht „boomy“ oder spitz klingt, da dies die Absicht des Mixes schnell in ein ungünstiges Licht ruckt.

Der erste Höreindruck im Bereich Bass wirft ein gutes Bild auf den Fostex TH616. Der Subbass-Bereich im zweistelligen Hertz-Segment wird gut erfasst ohne zu dröhnen, wobei der typische Bassbereich ab ca. 100 Hz sich leicht geboostet anfühlt, jedoch ohne die nötige Definition zu verlieren. Auch der Tiefmitten-/ Mittenbereich wird akustisch gut abgebildet, ohne zu stark im Scoop unterzugehen oder auf der anderen Seite zu sehr im menschlichen Frequenzgang zu „beißen“.

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Fostex TH616
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Kundenbewertung:
(1)

Was mir persönlich jedoch etwas Probleme bereitet, ist der Hochmittenbereich um die 2 kHz herum, sprich der Bereich, bei dem aus gutem Grund ein De-Esser seinen Dienst verrichtet. Hier hat der Fostex TH616 einen deutlichen Peak, der zum Beispiel nahezu alle Zischlaute im Gesang akustisch überproportional abbildet. Ich habe den Hörer mit mehreren Referenzmixen und einigen meiner eigenen Produktionen, bei denen ich den Mix entsprechend aus den Monitoren her kannte, überprüft und bin überall zu dem gleichen Ergebnis gekommen. Auch im Verlauf der noch oben weiter verlaufenden Frequenzbereiche bietet der Fostex TH616 eine sehr ausgeprägte Höhenwiedergabe, die auf der einen Seite zwar eine überproportional „feine“ Wiedergabe im Höhenbereich suggeriert, sich auf der anderen Seite aber klanglich stark vom ursprünglichen Mix entfernt.

Inwieweit dies dem persönlichen Geschmack entspricht, muss jeder für sich selber entscheiden, hier möchte ich keine generelle Aussage bezüglich des Praxisbereichs treffen. Wer auf eine starke Höhenwiedergabe bis über die 12 kHz hinaus steht, wird hier im Bezug auf die klangliche Wiedergabe auf jeden Fall sehr wohlfühlen.

Fostex TH616 Test

Fostex TH616

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Fazit

Mit dem Fostex TH616 führt der asiatische Hersteller einen optisch attraktiven Kopfhörer in seinem Portfolio. Mit knapp unter 1.000,- Euro ist der für den HiFi-Bereich konzipierte Hörer im Hochpreissegment des Herstellers angesiedelt und bietet im Gegenzug ein im Bass- und Mittenbereich ausgewogenes Klangbild mit einer starken Hochmitten und Präsenzbetonung ab ca. 2 kHz aufwärts.

Inwieweit diese vergleichsweise unlineare Wiedergabe den persönlichen Geschmack trifft, muss jeder für sich selber entscheiden. Hier kann ich mir gut vorstellen, dass das Ergebnis die Käuferschicht polarisieren wird.

Plus

  • Optik
  • Gewicht
  • Justierungmöglichkeiten

Minus

  • überproportionale Höhenwiedergabe

Preis

  • 999,- Euro
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