Hype oder hilfreich?
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Auch Sonible smart EQ4 ist ein sogenanntes KI-gestütztes Plug-in, wie sie zur Zeit überall aus dem Boden sprießen. Dieses hier soll für Ordnung im Mix sorgen, indem es dem Audiomaterial „zuhört“, um dann eine entsprechende EQ-Kurve anzubieten. Die Hauptattraktion aber ist die Möglichkeit, verschiedenen Instanzen von Sonible smart EQ4 miteinander zu verkoppeln, sodass sie sogar „aufeinander hören“ können. Hype oder hilfreich? Wir finden es heraus.
Installation des DAW-Plug-ins Sonible smart EQ4
Nach der Registrierung auf der Sonible Website kann der nach dem Kauf (Sonible smartEQ4
kostet regulär 125,- Euro) erhaltene Key-Code dort hinterlegt werden. Beim ersten Aufruf wird dieser dann vom Plug-in abgefragt. Natürlich ist dazu einmalig eine Internetanbindung notwendig. Es besteht aber auch die Möglichkeit, die Lizenz auf einem iLok zu hinterlegen – mehr Auswahl ist immer besser. Außerdem kann die Lizenz jederzeit auf einen anderen Rechner übertragen werden.
Sonible smart EQ4 ist lauffähig ab macOS 10.14 (native Apple Silicon wird unterstützt) und Windows 10. Es ist erhältlich in den Formaten VST2, VST3, AU und AAX. Es werden Sampling-Rates von 44,1 kHz bis zu 192 kHz unterstützt.
Künstliche Intelligenz in Plug-in Sonible smart EQ4
Der Hype-Zyklus nimmt zwar noch kein wirkliches Ende – aber es wird kommen. Übrig bleiben dann die KI-Anwendungen, die nicht eine bloße Kirmes-Attraktion sind, sondern die Arbeit, egal in welchem Bereich, erleichtern. Und ich denke, Sonible platziert sich da mit seinen „smart“-Produkten ganz gut. Was verspricht denn nun genau das „smart“ in Sonible smart EQ4?
Im Prinzip ist dies einfach erklärt. Es existiert eine wie immer geartete Audiospur. Diese möchte ich in den Mix einfügen, indem ich ein Equalizer-Plug-in nutze. Wäre es nicht toll, es könnte einfach ein Zielprofil angegeben werden wie „Bass“ und das Plug-in erstellt nach kurzer Analyse eine EQ-Kurve? Ja, das wäre praktisch und genau das macht Sonible smart EQ4.
Zur Verfügung stehen diese Zielprofile für eine Reihe von Instrumenten, die wiederum Untergruppen haben können. Bei Gitarre sind das z. B. „Electric“ und „Acoustic“. Wie so oft vermisse ich hier die Bläser, seien es Holz- oder Blechbläser. Da muss man sich mit dem Universal-Profil begnügen oder eventuell instrumentfremde Einstellungen ausprobieren. Für Saxophon eignet sich mitunter das Vocal-Profil.
Aber es gibt noch eine weitere Möglichkeit: Sonible smart EQ4 ist in der Lage, Ziel-Profile zu „lernen“. Einfach eine schon bearbeitete Saxophon-Spur zur Analyse laden. Dann wird diese den restlichen Profilen hinzugefügt. Das geht auch für die nun folgenden Mix-Profile. Diese sind für die Master-Spur ausgelegt und können ihren Einsatz dann auch im Bereich Mastering finden. Aber auch auf Gruppen könnten sie angewendet werden.
Die Hauptattraktion ist für mich aber mit Abstand die Option, mehrere Spuren in Gruppen zu packen und diese Gruppen dann in drei „Wahrnehmungs“-Ebenen zu schichten. Ganz klassisch stehen hier Front, Middle und Back zur Verfügung. Diese Einstellung wirkt zusammen mit der Processing-Einstellung einer jeden Plug-in-Instanz. Diese kann entweder nur auf einen konkreten Track, einen Gruppen-Mix oder beides wirken. Und hier ist die Magie: Im Gruppen-Modus werden die anderen Spuren miteinbezogen und sorgen automatisch dafür, dass spektralen Verdeckungen (sog. Masking) durch entsprechende EQ-Einstellungen entgegengewirkt wird.


Sonible smart EQ4 Plug-in in der Tonstudiopraxis
Wenn es euch wie mir an dieser Stelle geht, so wollt ihr auch das Ganze sofort ausprobieren. Sonible smart EQ4 hat zwar noch viel mehr zu bieten und das soll auch später erörtert werden, aber das ist nun mal das Kernversprechen: Dieses Plug-in macht das EQ-ing für den Mixdown. Kann das funktionieren?
Sonible smart EQ4 wird einfach an eine beliebige Stelle in die Effektkette gepackt und kann von dort aus arbeiten. Es handelt sich also nicht um ein ARA-Plug-in, bei dem eine andere Software im Hintergrund läuft und die Plug-ins nur das Bindeglied darstellen.
Die Oberfläche ist frei von 1.000 x 610 bis 1.500 x 912 Pixel skalierbar und somit auch auf 4k-Monitoren gut nutzbar. Sehr modern und nüchtern mit Tooltipps und guter Ausnutzung der Oberfläche gibt es oben den zentralen grünen Knopf, der Sonible smart EQ4 in den Zuhör-Modus versetzt. Also ab auf eine Spur gepackt, ein Zielprofil gewählt und auf den grünen Knopf gedrückt. Ein Fortschrittsbalken zeigt den Lernmodus an, je länger, desto besser. 10 Sekunden reichen aber vollständig aus.
Draufhin wird eine Equalizer-Kurve präsentiert, die mir grundsätzlich ganz vernünftig erscheint – und natürlich kann diese auch angepasst werden, denn sie sollte eher wie ein Vorschlag behandelt werden. Aber dazu gleich mehr, denn ich muss jetzt unbedingt das in einem ganzen Mix probieren.
Sonible smartEQ4 innerhalb des Drum-Busses
Also starte ich mit dem Drum-Bus. Alle Drum-Instrumente bekommen eine Instanz des Plug-ins, aber nicht jedes Drum-Instrument hat seine Zielprofile, also wähle ich „HiHat“ für die Overheads und „Universal“ für die beiden Toms. Als Modus der einzelnen Drum-Instrumente wird „Track+Group“ gewählt, außer für die Sonible smart EQ4 Instanz auf dem Drum-Summen-Bus. Vorher müssen die Instrumente, die sich innerhalb der Drum-Gruppe befinden noch „kennenlernen“. Einfach eine neue Gruppe anlegen, benennen und die einzelnen Drum-Instrumente dieser Gruppe zuweisen.
Nach der Analysephase, die für alle Spuren gleichzeitig passiert, präsentiert mir smart EQ4 auch hier wieder EQ-Kurven. Diesmal jedoch wurde darauf geachtet, Verdeckungen zu vermeiden, wie deutlich an den Tälern in den EQ-Kurven gesehen werden kann. Und klingt es denn? Ja, tatsächlich. Der ganze Drum-Bus klingt aufgeräumter.
Zu beachten ist, dass in der Gruppenansicht alle Gruppen-Mitglieder sowie deren EQ-Einstellungen angezeigt werden. Oben befindet sich dann die EQ-Einstellung der gerade gewählten Spur, darunter kann dann ein beliebiges Gruppenmitglied dargestellt und auch komplett editiert werden. Extrem praktisch, um Spuren im direkten Vergleich zu editieren.
Sonible smartEQ4 innerhalb des Mixes
Dann meine nächste Frage: Kann diese Drum-Gruppe nun Teil einer anderen Gruppe werden, die ich „MIX“ nenne? Ja – das geht, es können also tatsächlich Gruppen verschachtelt werden. Und so kann nun die gesamte Drumgruppe als eine Spur behandelt werden und wiederum an die anderen Spuren angeglichen und zu einem Gesamtmix zusammengefügt werden.
Woher aber soll Sonible smart EQ4 nun wissen, welche Instrumente oder Spuren bevorzugt werden und welche eher in den Hintergrund treten sollen? Dazu dient die eingangs bereits erwähnte Einordnung in die drei Mix-Bereiche Front, Middle und Back. Ich ordne also die Spuren Trumpet und Saxophone in den Front-Bereich, Gitarre und Rhodes in den Middle-Bereich und Bass und Schlagzeug in den Back-Bereich. Und nun die eigentliche „Magie“: mit nur einem Regler, dem unscheinbaren „Impact“ oberhalb der Gruppen kann ich den kompletten Bezug der Ebeneren zueinander verändern. Sehr gut zu hören in den Beispielen. Je mehr Impact ich einstelle, desto mehr rückt der Back-Bereich in den Hintergrund und der Front-Bereich entsprechend in den Vordergrund. Ganz unironisch möchte ich sagen: „It just works!“
Manuelle Optionen des Sonible smart EQ4 KI-Plug-ins
So weit, so gut, aber was, wenn ich generell einverstanden mit dem Ergebnis bin, aber die ermittelte EQ-Kurve etwas beeinflussen will? Kein Problem, dafür gibt es die Gewichtungskurven. Hier sorgen u. a. die Parameter Impact und Smoothing für eine Anpassung. Impact ist einfach wie ein Multiplikator der EQ-Kurve zu verstehen. Steht Impact auf null, so ist auch die EQ-Kurve platt. Smoothing glättet die Kurve, wenn es zu zackig wird und somit zu viele Polstellen genutzt werden. Weniger ist auch hier manchmal mehr.
Und wer noch nicht genug hat mit einer Gewichtungskurve, kann einfach eine Zweite hinzufügen. So können bestimmte Frequenzbereiche anders gewichtet werden. Die Frequenzgrenzen beider Gewichtungskurven können frei bestimmt werden, so dass sie ineinandergreifen oder nebeneinander und ineinander verschachtelt werden können.
Was aber wenn ich manuelle Änderungen machen will? Auch hier enttäuscht Sonible smart EQ4 nicht. Es können komplette eigene EQ-Punkte gesetzt werden, die sich zum automatischen EQ-Verlauf addieren, bzw. davon subtrahieren. Zur Auswahl stehen sieben Filtertypen, jeweils in einer linear- oder minimal-phasigen Version. Hat sich ein Fehler eingeschlichen, so bietet das Plug-in eine Undo/Redo-Funktion.
Und für mich eine echte Überraschung, sowohl die Profilkurven als auch die manuellen EQs können dynamisch zu Werke gehen. Dazu sorgt bei den Profilkurven der „Adaptive“-Parameter, der die EQ Kurve nur dann anwendet, wenn eine bestimmte Schwelle erreicht wird. Im Plug-in kann das Ergebnis gut beobachtet werden, da die EQ-Kurve auch entsprechend animiert werden.
Und schließlich bieten auch die Kuhschwanz- und Glocken-Filter einen Dynamikprozessor an – sprich einen vollständigen Kompressor mit Range, Threshold, Ratio, Attack und Release. Das bedeutet also, dass sowohl EQ- als auch Dynamik-Bearbeitung in Sonible smartEQ4 gemacht werden können, wenn das gewollt ist. Eine einfache Anwendung der dynamischen Filter währe z. B. ein De-Esser.
Alle Einstellungen, automatische und manuelle können in Presets gesichert werden, die als einfache Drop-down-Liste zur Verfügung stehen. Jedes Preset hat acht verschiedene States, also Sub-Presets. Ich würde mir zwar wie so oft etwas mehr Liebe für die Preset-Verwaltung wünschen, aber alle Einstellungen werden ja auch immer im Projekt gespeichert. Bei den Presets werden dann wohl besser Grundeinstellungen, wie eben ein De-Esser-Band untergebracht.
Danke für die Infos zu smartEQ4!😀
Ich besitze smartEQ3 (mit hoher Zufriedenheit!) und frage mich, wo ist denn nun der Unterschied zwischen V3 und V4?😇
Wenn ich mich nicht irre, dass ermöglicht smartEQ3 die gleichen Funktionen.🤐
Was ist der Mehrwert beim Kauf des Updates für 39,00 EUR für Besitzer der Vorversion?😲
Wer hat dazu Informationen?🤔
https://www.amazona.de/test-sonible-smart-eq-3-entropy-proximity-equalizer-plugins/
@CDRowell v4 hat dynamik pro band – also je einen kompresssor
zitat:
„einen Dynamikprozessor an – sprich einen vollständigen Kompressor mit Range, Threshold, Ratio, Attack und Release“
…wie beim konkurenten fabfilter
v4 hat mehr profile
und die gruppierungsmoeglichkeiten sind afaik umfangreicher
@muki 😁 Danke!
@muki Kleine Ergänzung ,
Der Pro Q3 hat keine einstellungen für die Dynamic Abteilung. Das plugin „entscheidet selbst“ mehr oder weniger was passend ist.
Diese Möglichkeiten der Feinjustierung haben Kirchhof Eq und Nova von Tdr zum Beispiel.
Ein Vergleich zu iZotope wäre interessant. Klanglich wie auch deren Bedienung.
Danke für den Test! Ich benutzte das PlugIn sehr gerne, zweifle aber irgendwie das da wirklich KI drinsteckt :P Es sei denn, ein Taschenrechner gilt jetzt auch schon als KI (nun, manche Kommentare im Netz klingen so, wenn Leute inzwischen meinen für die einfachsten Berchnungen bräuchte es eine KI).
Matching EQs und Plugins wie Trackspacer gibt es schon seit Ewigkeiten, und dieses PlugIn verbindet beide Ansätze miteinander …
@Jeanne Das ist halt einfach die welt von marketing. Die bedienen sich der mode. Vor allem „Intelligenz“ als würde irgend ein Kognitiver Prozess stattfinden :-)
Ich glaube das wird sich alles beruhigen in 1-2 Jahren bloß dann haben wir tatsächlich K.I plugins die sich an irgend einen server anzapfen und alle werden sie als machine learning bezeichnen.
Sind schon lustige Zeiten
Also es ist ein solides plugin.
Allerdings finde ich diese „Automix“ Geschichten noch nicht hilfreich sobald man auch nur ein bisschen von der norm abweicht. Ich kann mich erinnern als ich erstes mal aus Neugier den Neutron Mix assistent auf ein experimentelles Projekt von mir angewendet habe und wie erwartet „hatte er keine Ahnung was ich will“ da es nunmal experimentell war ohne auch einen hauch von traditionellen Instrumenten . Da muss man noch selber entscheiden :-)
Aber für Klassische Arbeitsweisen für normale Projekte sehe ich sie schon kommen diese Hilfstools