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Test: Sonible Smart EQ 3, Entropy+, Proximity+, Equalizer-Plug-ins

Die neue Generation unter den EQs

17. September 2021
sonible smart eq3 proximity entropy test

Sonible Smart EQ 3, Entropy+, Proximity+, Equalizer-Plug-ins

Sonible aus Österreich sind schon seit längerer Zeit Hardware-Lieferanten für Recording- und Live-Sound-Lösungen. Seit einiger Zeit haben sie aber auch angefangen, Software-Werkzeuge zu erstellen, die genau ihren Vorstellungen entsprechen. Dabei kamen neuste Entwicklungserkenntnisse zu „Künstlicher Intelligenz“ zum Tragen, um technische komplexe Vorgänge in einfach zu verstehende Bedienoberflächen zu übertragen. Damit reihen sich Sonible in eine neue Generation von Plug-ins wie Newfangeld Audio Mastering Suite, OekSound Soothe, Sountheory Gullfoss, Melda SpectralDynamics, Celemony Melodyne oder dem mittlerweile als Klassiker zu bezeichnenden DSM von Sony Oxford-Mastermind Peter Frindle (von Brainworx übernommen) ein.

Plug-ins, die nicht mehr den rein historisch motivierten Beschränkungen von Hardware-Emulationen unterliegen wie z. B der begrenzten Anzahl von EQ-Bändern, sondern u. a. mit Spektralanalysen und KI gestützt arbeiten. Hier kann Software ohne künstliche Grenzen zeigen, was sie kann und erlaubt die Bearbeitung von Audiobereichen, wie es mit „klassischen“ Plug-ins nach Hardware-Vorbildern schlicht nicht möglich ist. Vor Kurzem haben Sonible gerade die Version 3 ihres Flaggschiffproduktes Smart:EQ vorgestellt, was ein guter Zeitpunkt für einen Test ist.

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Sonible Freiraum: proximity, entropy und smart

Das erste Produkt von Sonible war der Equalizer Freiraum, der eigentlich 3 EQs in einem war. „War“, denn das Produkt wird laut Sonible nicht mehr weiterentwickelt und wurde stattdessen in seine drei Bestandteile smartEQ, ProximityEQ und EntropyEQ zerlegt, die nun einzeln erwerbbar sind. Sehen wir uns also an, was die Sonibles können. Mit dem Erschienen von smart:EQ 3 nehmen wir es als Anlass, die Sonible EQs einmal näher zu betrachten.

Installation der Sonible Plug-ins

Die Sonible Plug-ins sind nur online erwerbbar, wie fast alle Plug-ins mittlerweile. Als Autorisationsverfahren wird ein iLok-Konto und der iLok License-Manager benötigt, jedoch kein Dongle. Dabei benutzen Sonible aber nicht die iLok-Machine-Autorisation (die nebenbei nicht von ZDT & TLC abgedeckt ist), sondern zu Verifizierung der Lizenzdatei, die auf dem Rechner lokal abgelegt wird, was eine Online-Verbindung benötigt. Offline können die Plug-ins nur auf einem iLok-Dongle aktiviert werden.

Nach der Aktivierung kann die Lizenz auch ganz bequem im kostenlosen Sonible-Konto auf den Dongle verschoben werden (früher musste man dafür noch den Support anschreiben). Es ist zwar nur eine Lizenzaktivierung im iLok-Manager sichtbar, die kann aber auf zwei Rechnern aktiviert werden.

Die gängigsten Fragen zur Aktivierung werden im Support-Bereich auf der Internetseite von Sonible oder im PDF-Handbuch beantwortet.

Erhältlich sind die Plug-ins als VST, VST3, AU, AAX für MacOS 10.12 oder Windows 10 und neuer. Es werden Samplerates bis zu 192 kHz unterstützt, allerdings gibt es keine Multikanalversionen.
Auch was Plug-in-Wartung und Kosten für Upgrades angeht, stehen Sonible gut bis sehr gut dar.

Sonible EntropyEQ+

Sonible entropy+

EntropyEQ+ ist ein Equalizer vorwiegend für die Post-Produktion und hat genau wie ProximityEQ+ mit KI wenig zu tun. Mit ihm lassen sich die harmonischen und inharmonischen Anteile einer Spur getrennt bearbeiten. Damit lasen sich z. B. Rauschanteile und der frequenzabhängige Anteil einer Snare getrennt bearbeiten, indem EntropyEQ+ die entsprechenden Transienten manipuliert. Das geht aber nicht nur für Instrumente, sondern auch für Stimmen, um Konsonanten oder Vokale mehr hervorzuheben.

Da die Bedienung von ProximityEQ und EntropyEQ+ identisch ist, beschreibe ich die Feature im Nachhinein. Der einzige Unterschied ist die Wirkungsweise des spezifischen Effekts. Der Entropy-Parameter ist bipolar. Bei Werten kleiner als 0 % (Mittenstellung) werden die inharmonischen Anteile im Signal verstärkt, bei Werten größer 0 % werden die harmonischen Anteile verstärkt.

Sonible entropy+ blindflug

ProximityEQ+

Sonible proximity+

Proximity, also den Abstand der Signalquelle zum Publikum, um den Hallanteil vom Instrument oder einer Stimme getrennt zu bearbeiten. Besonders bei mikrofonierten Abgriffen lässt sich auch nach der Aufnahme noch so einiges an Raumproblemen reparieren. Proximity kann auch die resonanten Anteile in einer Aufnahme vermindern, indem es den harmonischen Anteil im „Hallanteil“ bedämpft, um damit dem Instrument oder Mix mehr Klarheit und Definition zu verschaffen.

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Kurz, es ermöglicht auch nach der Aufnahme noch eine recht großflächige Anpassung der Raumakustik eines Mixes und damit eine Anpassung der Bühnentiefe der Instrumentierung, was auch im Zuge der Verbreitung von Dolby Atmos mehr und mehr zum Thema wird.

Sonible proximity+ blindflug

Aber auch komplette (elektronische) In-The-Box-Mixes können von Sonible ProximityEQ+ profitieren und der in diesem Genre meistens eher flachen Stereobilderscheinung auch eine räumliche Tiefe zu verleihen. Denn allein einen Halleffekt draufzuklatschen, gibt einem Mix zwar einen Raum, aber keine bestimmte Bühnenpositionierung der Instrumente in diesem Raum. Das lässt sich zwar auch prinzipiell mit einem einfachen Transienten-Designer erreichen, aber die haben meistens nur ein Band und keinen EQ. Tatschlich ist Proximity+ näher an Zynaptic Adaptiverb dran als an einem Transienten-Designer.

Auch hier ist der Proximity-Parameter bipolar. Bei Werten kleiner als 0 % (Mittenstellung) wird der diffuse Raumanteile im Signal verstärkt, bei Werten größer 0 % wird der Anteil des Direkt-Sounds verstärkt.

Bedienung der Sonible Plug-ins

Vordergründig sind beide Plug-ins als achtbandige parametrische EQs ausgeführt. Die äußeren beiden Bänder können zwischen Hoch- bzw. Tiefpass und parametrisch umgeschaltet werden. Für jedes Band gibt es die gleichen Parameter Mitten- bzw. Eckfrequenz (20 Hz bis 20 kHz), Lautstärke (+/- 24 dB) und Güte (Q = 0,0 bis 3,0). Jedoch haben nur vier Bänder das Atom-Icon (EntropyEQ+) bzw. das Lineal-Icon (ProximityEQ+) um den entsprechenden Effekt anzuwenden oder nicht.

Die spezifische Effektstärke bei den Plug-ins Entropy+ und Proximity+ kann aber leider nur global für alle Frequenzbänder in der Master-Sektion eingestellt werden, genauso wie die Effektstärke und das Smoothing (regelt das Verhältnis von Direktsignal und Effektanteil). Hier wäre eine Regelung pro Band noch wünschenswert.

Die Werte lassen sich in der graphischen Darstellung wie auch in der Kopfzeile mit der Maus anklicken oder durch numerische Eingabe verändern. Für jene die lieber mit einem traditionellen Interface arbeiten wollen, gibt es einen Blindfug-Modus, der die Frequenzkurven weglässt und nur die Regler anzeigt – als wäre es 1971.

Die Oberfläche ist dabei auch frei skalierbar, was sich besonders positiv beim Arbeiten mit großen HiDPI-Bildschirmen auswirkt und extra fette Pluspunkte gibt. Viel perfekter lässt sich ein Plug-in kaum realisieren. Dass es aber noch ein Stück besser geht, zeigt SmartEQ im Folgenden.

Sonible smart:EQ 3

Sonible smart:EQ 3

Smart: EQ3 sowie Smart:Comp und Smart:Reverb stellen die neue Generation von KI gestützten der Plug-ins von Sonible dar, wie der Name „smart“ andeutet. Dabei ist das Plug-in erst einmal ein hervorragender multibandiger parametrischer EQ, der sowohl M/S-Bearbeitung beherrscht, die hier nicht nur einfach umgeschaltet werden kann, sondern ein einstellbares Verhältnis zwischen Mitten- und Seitensignal erlaubt. So was sieht man nicht alle Tage. Außerdem kann zwischen linear-phasigem und minimal-phasigem-Verhalten umgeschaltet werden.

An Parametern gibt es Mitten-/Eckfrequenz, Effektauswirkung, dynamische Lautstärkeanpassung und Flankensteilheil. Alles pro Frequenzband, wovon beliebig viele (mehr als 20) eingefügt werden. Als weitere Goodies gibt es acht Save-States zum Speichern der aktuellen Einstellungen (und zum Umschalten zwischen ihnen) sowie eine Spektogrammanzeige in Echtzeit. Allein hier lässt Smart:EQ 3 keine Wünsche offen.

Sonible smart EQ 3 Gruppen & Hierarchie

Der Anwendungsbereich vom smart-Teil. des Plug-ins liegt bei Problemfeldern wie „störenden Resonanzen“, „harschen Frequenzbereichen und sonstige „spektralen Ungleichgewichten“. Zu erkennen und zu bearbeiten, die einem beim Mixen das Leben schwer machen können. Dafür sieht smart:EQ3 nicht nur den einzelnen Track, sondern zieht Informationen aus bis zu sechs anderen Instanzen auf anderen Tracks zusammen. Diese können wiederum in Gruppen einer von drei Hierarchieebenen zugeordnet werden. Smart:EQ3 analysiert dann auf spektraler Ebene das Vorkommen von Maskierungseffekten zwischen den Audiospuren und wirkt ihnen entgegen.

Da die Filteranalyse dynamisch angepasst wird, dauert die Analyse der Gesamtpur(en) einige Sekunden. Hier kommen dann auch die Hierarchien ins Spiel, denn so smart der EQ auch ist – er weiß nicht ob er z. B. dem Gesang oder der Drum-Sektion den Vorzug geben soll.

Die Instanzen lassen sich dann einfach in der Bedienoberfläche per Drag‘n‘Drop auf drei Hierarchieebenen anordnen.
 Sechs Instanzen pro Gruppe sind jetzt nicht so überragend viele. Hier ist es schon wichtig, dass die Produzenten selbst eine Vorstellung vom Ergebnis haben und ihre Spuren selbst clever in Subgruppen auf den Bussen verteilen.

Sonible smart:EQ 3 Settings

Es gibt auch optimierte smart-Presets für jede Instanz, um die gängigsten Vorkommnisse wie Gesang, Drum, Bass etc. noch besser in den Griff zu bekommen. Allerdings können mehrere Gruppen erstellt und zwischen ihnen umgeschaltet werden, wodurch letztendlich man den ganzen Mix smart-filtern kann. Die Effektstärke der Frequenzanpassung zwischen Gruppen wird über den „Group Impact“ eingestellt.

Smart:EQ 3 kommt ohne eigene Presets daher, die in diesem Kontext auch keinen Sinn ergeben würden, doch natürlich lassen sich eigene Presets komfortabel verwalten.

Das Plug-in ist der Inbegriff der Eierlegendewollmilchsau unter den EQs, der umfassender kaum sein könnte und auch einem Fabfilter Pro-Q 3 das Leben schwer macht. Ob man jetzt beide braucht, lasse ich mal dahingestellt. Einzig die Frequenzanzeige in Noten würde noch fehlen.

Somit ist auch das preislich sehr moderat gehaltene Upgrade von Smart:EQ 2 auf 3 ein absolutes „Muss“, denn die neue Version ist der alten haushoch überlegen.

Klangbeispiele

Natürlich hängt das Ergebnis der Effekte hier auch von dem Quellenmaterial ab. Bei mikrofonierten Aufnahmen ist es i.d.R. offensichtlicher als bei elektrisch abgegriffenem Material.

So waren die Drums mikrofoniert, der Rest nicht. Als Beispiel einen auf sechs Tracks reduzierten Auszug von „Bronto“ von dem Heidelberger Kollektiv „Glaswald“.

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Fazit

„KI“ ist so ein Modewort, in das Hersteller wie Konsumenten und Staaten oftmals nicht haltbare Erwartungen setzen, während es nur meint, „Schwellenimpulse aus einer großen Anzahl von Datensätzen zu extrahieren“. Die einzig interessante Frage hier ist aber lediglich, wie nützlich die Ergebnisse aus dieser Analyse sind.

Im Fall von Sonible kann ich nur bestätigen: „sehr nützlich.“ Die EQs helfen Klangdesign jenseits simpler Frequenzbandanhebung zu betreiben, Problemzonen auf Spuren zu identifizieren und so effizient wie übersichtlich gegenzusteuern und das auf sehr komfortable Weise mit einer funktionalen Bedienoberfläche ohne sinnlose, retroistische Designspielereien.

Besonders smart:EQ3 bietet alles was man von einem modernen EQ-Plug-in erwarten sollte, nimmt dabei aber keine Entscheidung ab, aber erleichtert erheblich sie zu treffen.

Klare Kaufempfehlung!

Plus

  • Klang (keiner)
  • Bedienung
  • Flexibiliät
  • Features

Minus

  • Effektstärke in entropy+ und proximity+ nicht pro Band einstellbar
  • keine Multikanalversionen
  • keine Frequenzanzeige in Noten

Preis

  • SmartEQ3: 129,- Euro
  • Entropy+: 99,- Euro
  • Proximity+: 99,- Euro
  • Upgrade smartEQ3: 38,08 Euro
  • Upgrade entropy+: 19,64 Euro
  • Upgrade proximity+: 19,64 Euro
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Klangbeispiele
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