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Test: Vienna MIR PRO 3D Raumsimulation, Hall-Software

Exzellente Raumsimulation

8. Januar 2024
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Vienna MIR PRO 3D Raumsimulation, Hall-Software

Die Vienna Symphonic Library GmbH wurde 2000 von Herbert Tucmandl gegründet und hat sich zu einem der weltweit führenden Anbieter von Sample-Librarys in der Königsdisziplin Symphonieorchester entwickelt. Die Produkte werden weltweit zur Erstellung von Orchester-Mockups und auch zur kompletten Produktion von Scores auf dem Rechner eingesetzt. Klienten von Vienna Instruments und der Synchron Stage sind Größen der Branche wie Hans Zimmer oder Denny Elfman. Beginnend mit der Pro Edition und den Horizon Series der Vienna Symphonic Library, die noch auf externe Sample-Player wie Gigastudio, exs24 oder Kontakt angewiesen waren, wurde ab 2006 auf die Vienna Instruments Serie mit eigenem Sample-Player umgestellt. Mit Vienna Ensemble Pro wurde eine Software-Lösung entwickelt, die Streaming von Audio- und MIDI-Daten über LAN und somit die Auslagerung von Sample-Librarys und VST-Plug-ins auf externe Rechner möglich machte.

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2013 wurde eine historische Scoring-Stage auf dem Gelände der ehemaligen Rosenhügel Filmstudios in Wien erworben und zur Synchron-Stage-Vienna umgebaut. Die herausragende Akustik der Halle blieb erhalten und wurde um modernste Studiotechnik ergänzt. In ihr wurden sowohl Scores von namhaften internationalen Film- ,TV- und Streaming-Produktionen, als auch die Vienna Synchron Library aufgenommen. Die mit einem Multi-Mikrofon-Setup aufgenommenen Librarys werden über den Vienna Synchron Player abgespielt, der neben der freien Mischung der Mikrofonpositionen mittels moderner Algorithmen den Einsatz von Keyswitches reduziert. Für den Synchron-Player wurden auch die älteren, auf der Silent-Stage aufgenommenen Vienna Instruments Librarys als Synchronized-Librarys adaptiert. Hier kommt dann die Vienna MIR Pro 3D Software ins Spiel, ist doch die Synchron-Stage als Room-Pack erhältlich und so lassen sich beliebige Klangquellen frei im Raum der Synchron-Stage positionieren.

Vienna MIR PRO 3D Raumsimulation, Hall Software

Vienna-Synchron-Stage

Wer sich für die spannende Geschichte und die Personen hinter Vienna Instruments interessiert oder in eine didaktisch super aufgebaute Instrumentenkunde klassischer Orchesterinstrumente eintauchen möchte, dem empfehle ich einen Besuch der Website der Vienna-Symphonic-Library.

Vienna MIR 3D PRO – was ist das?

Vienna MIR Pro 3D ist eine auf Multi-Impulse-Response (MIR) Faltungshall-Technologie basierende Mixing- und Raumsimulations-Software. Neben virtuellen Instrumenten kann jedes beliebige Audiosignal in Form einer Audiospur in „multi-gesampelten“ Räumen platziert und ausgerichtet werden. Alle Aspekte der Aufstellung im Raum und des Halls werden so im Sinne des „ganzheitlichen Mischens“ in einem einzigen, intuitiven Workflow vereint.

MIR 3D PRO ist ein eigenständiges Programm, das neben der DAW läuft. Die Signalquellen werden über den Vienna MIR PRO Insert-Effekt aus der DAW in den MIR 3D Pro-Player gestreamt. In MIR 3D Pro wird dann der Raumklang unter Einbeziehung aller im Raum aktiven Signalquellen und der Abhörposition berechnet und als trockener Anteil unter Berücksichtigung der Position im Raum und individueller Rauminformationen in die DAW retour geschickt. Auf einem aktuellen Rechner kann man problemlos in Echtzeit virtuelle Instrumente, die in einer MIR Venue positioniert sind, einspielen. Einzig die Änderung der Position und der Ausrichtung im Raum kann den Signalfluss kurz unterbrechen. Instrumente durch die Venues fliegen lassen geht also (noch) nicht.

In den Venues wurden Tausende Impulsantworten aufgenommen. Die Raumgeometrie ist im GUI von MIR 3D Pro exakt nachgebaut.

Projektsetup für den Vienna MIR 3D PRO Test

Nach dem Starten von MIR 3D Pro ist zunächst die Main-Venue auszuwählen. Beim Kauf von MIR 3D Pro ist ein Room-Pack inkludiert, zusätzliche Room-Packs können auf der Website von Vienna Instruments erworben werden. Die Room-Packs sind mehrere Gigabyte groß und enthalten Tausende Impulsantworten. Ältere Room-Packs wurden in Zusammenarbeit mit dem Institut für elektronische Musik und Akustik Graz in das Format Ambisonics höherer Ordnung hochskaliert, was die Ortung im Raum und den Klang gegenüber dem Vorgängerformat deutlich verbessert. MIR 3D PRO arbeitet intern im gesamten Signalpfad mit Ambisonics höherer Ordnung.

Als Room-Packs sind neben der Synchron-Stage-Vienna unter anderem das Wiener Konzerthaus, das große Festspielhaus in Salzburg und the Sage Gateshead in Newcastle, das Teldex Studio in Berlin, der große Sendesaal und die Studios 2 und 3 des ORF Wien, die gotische Kirche Straßengel, die Steinhofkirche in Wien und die gotische Klosterkirche Pernegg erhältlich.

Die Kirchen haben naturgemäß längere Nachhallzeiten und kälteren Raumcharakter, während die Tonstudios kurze Nachhallzeiten aufweisen und weniger färben, aber trotzdem jedes für sich einen eigenen Raumcharakter und eigene Qualitäten aufweisen. Die Nachhallzeiten der Venues können in MIR 3D PRO auf Wunsch reduziert werden und der Raumklang kann mit einem EQ angepasst werden. Spannend ist auch, dass mehrere Venues parallel geladen sein können.

Ist die gewünschte Venue geladen, kann diese in 3D erkundet und die Positionen und Charakteristiken des Haupt- und Zweitmikrofons im Raum können festgelegt werden.

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Das interne ambisonics-Format macht es möglich, dass die die Ausgangssignale der beiden Mikrofone in allen erdenklichen Formaten ausgegeben werden können, von Stereo über 5.0, 5.1, 7.0, 7.1 usw. Dabei können die 2 und mehr Kapseln der Mikrofone ausgerichtet, eingepegelt und durch Änderung der ambisonic-Charakteristik modelliert werden. In MIR 3D PRO findet man als Ausgangsbasis zahlreiche Presets dafür vor. Die Anzahl der Ausgangskanäle von MIR 3D PRO kann dabei die Anzahl der Kanäle des Lautsprechersetups der DAW nicht übersteigen, man muss also beim Anlegen des Projektes in der DAW die maximale Anzahl der Lautsprecherkanäle festlegen und somit eventuell noch spätere folgende Ausgabeszenarien mit bedenken.

Venues werden in MIR 3D Pro dreidimensional dargestellt

Vienna MIR 3D PRO – Instrumente im Raum

Ist der Raum konfiguriert, geht es ans möblieren. Lädt man in den Insert eines Instrument- oder Audiokanals das MIR 3D PRO VST-Plug-in, erscheint der Kanal als Signalquelle im virtuellen Raum des MIR 3D Pro Programms. Mittels des MIR Control Icons lässt sich das Instrument im Raum positionieren, ausrichten und in der Stereobreite regulieren. Weiterhin kann die Lautstärke im Raum und das Dry-Wet-Verhältnis eingestellt werden.

Die Bereiche, in denen die Instrumente in den Venues aufgestellt werden können, sind gelb eingefärbt – platziert man das Instrument außerhalb, hört man es nicht. Die Schallquelle wird auch immer automatisch an die Höhe des Aufstellungsortes angepasst, etwa bei Bühnen oder Altaren mit Stufen oder Kanzeln in Kirchen. Einen Z-Parameter um die Höhe im Raum frei bestimmen zu können, gibt es nicht. Rein mit den Icons ist die Parametereinstellung manchmal etwas fummelig, aber rechts oben im Venue-Fenster werden die Parameter des gewählten Instruments angezeigt und lassen sich dort komfortabel editieren. Für nahezu alle Vienna-Instrument-Presets sind bereits Instrumentenprofile angelegt, die die natürliche Lautstärke im Ensemble, die korrekte Stereobreite unter weitere Einstellungen bezüglich Klangverhaltens bei unterschiedlichen Spieltechniken enthalten. Bei Klangquellen von anderen Anbietern kann man diese als Ausgangsbasis verwenden oder sich von den Default-Einstellungen weiter vorantasten.

Das Hauptfenster von MIR 3D Pro. Links die Liste der Schallquellen, mittig die Venue auf Wunsch in dreidimensionaler Darstellung mit den positionierten Instrumenten und den Abhörpositionen, rechts das gewählte Instrument im Detail und generelle Raumparameter.

Prinzipiell gilt, der Panorama-Regler steht bei Kanälen mit MIR PRO 3D im Insert auf Mittenstellung, die Lage im virtuellen MIR Raum und die Stereobreite dort regeln das Panoramaverhalten. Sonst können die Kanäle wie gehabt zusätzlich mit Plug-ins bearbeitet werden, auch das Hinzufügen von „herkömmlichen“ Hall-Plugi-ins ist natürlich weiterhin möglich. Im Paket der Vienna MIR 3D PRO Software ist mit dem MIRacle algorithmic Hall Plug-in ein gut klingender algorithmischer Hall inkludiert. Warum? Bei vielen Filmscores wurde die Orchesteraufnahme noch durch Hallgeräte wie Lexicon 480 oder Bricasti veredelt.

Vienna MIR 3D Pro – Venues – Tapetenwechsel ganz schnell

Im Venues-Menü kann das Klangverhalten des Raumes selbst angepasst werden. Das Dry-Wet-Verhalten des Raumes insgesamt kann in drei übergeordneten Kategorien eingestellt werden: Classical, Scoring und POP. Die Einstellungen unterscheiden sich im Hallanteil – Classic mit hohem Raumanteil zur vollen Simulation der Räume, POP mit deutlich geringerem Anteil zum Hinzufügen von Räumlichkeit und Tiefenstaffelung als Grundlage zur Ergänzung mit klassischen Reverb Plug-ins. Mit dem Global-Dry-Wet-Regler lässt sich dieser Anteil auch im Detail bearbeiten. Mit Room-Tone lässt sich ein Loop des reinen Raumklanges ohne Anregung durch Schallquellen an der jeweiligen Instrumentenposition dazumischen. Auch das ist eine Methode, um noch mehr Natürlichkeit zu erreichen. In der Project SAM Symphobia Library gab es ein Patch mit dem Sample eines Saalgrundgeräusches zu diesem Zweck, hier allerdings wurde der Grundgeräuschpegel in der jeweiligen Venue aufgenommen und passt auch zur jeweiligen Instrumentenposition.

Spezifische Einstellungen eines einzelnen Instruments – also einer Schallquelle im Raum – werden als Role bezeichnet und lassen sich als Preset abspeichern. Diese Rolle im  Ensemble und die entsprechenden Parameter lassen sich im Projektverlauf wechseln. Als Beispiel sei ein Solo eines Instruments als Szenario angedacht. Auch lassen sich in MIR 3D PRO mehrere Venues gleichzeitig betreiben und man kann somit sein komplettes Setup an Schallquellen einfach in einen anderen Raum transferieren und A/B-Vergleiche durchführen oder im Projekt auch mehrere Venues parallel betreiben. Das Schlagzeug kann also z. B. im Teldex Studio stehen, der Chor in der Steinhof Kirche und die Streicher auf der Synchron Stage.

In der DAW wird MIR 3d Pro als Inserteffekt in den Kanal eingesetzt. Über eigene Fenster wird der Pegel angezeigt. Die Laustärke im Raum und das Dry-Wet-Verhältnis lassen sich einstellen, ohne in das MIR 3D Pro Programm wechseln zu müssen.

Praxis und Klang der Vienna MIR 3D PRO Software

Man muss sich einarbeiten, denn es ist ein ganz anderer, aber überaus überzeugender Ansatz. MIR 3D PRO bildet mit Zigtausenden aufgenommenen Impulsantworten einen real existierenden Raum ab und ermöglicht es, Instrumente in diesem Raum frei zu platzieren und auf die frei wählbare Abhörposition auszurichten und nicht wie bei klassischem Faltungshall Reverb-Plug-ins „nur“ den Raumanteil hinzuzufügen. Das geht in den in 3D-Grafik abgebildeten Venues geradezu spielerisch. es ist auch schön zu beobachten, wenn ein Projekt geladen wird und nach und nach die einzelnen Instrumente im Raum platziert werden, wenn sie in der DAW geladen sind – das Orchester baut sich auf.

Ein kleines Drum-Setup in der Klosterkirche Pernegg – experimentieren mit Instrumenten und Räumen und Sounddesign

Aufgrund der Presets und Roles für die VSL-Library und die Einbindung in Vienna-Ensemble ist Vienna MIR 3D PRO natürlich die perfekte Ergänzung für Benutzer von Vienna-Instrument-Librarys. Ich habe in diesem Test virtuelle Instrumente verschiedenster Hersteller und natürlich auch Synthesizer, Drums und Drummachines in die Venues des MIR 3D Pro Plug-ins gestellt, die dabei erzielte Räumlichkeit war als Benutzer klassischer Hardware-Hallgeräte und VST-Plug-ins für mich eine Erfahrung, die ich nicht mehr missen möchte. Über die Vienna Instruments Website kann jeder Besitzer eines iLok-Accounts 30-tägige Demoversionen sowohl des Vienna MIR 3D PRO Plug-ins als auch der diversen Venues auf dem Studiorechner installieren – ich kann dies jedem, der Räumlichkeit in seine Projekte bringen möchte, nur ans Herz legen – unbedingt ausprobieren!

Mein Studiorechner, ein Windows 11 PC mit Intel i7 und 32 GB RAM / Cubase 13 ist vom Rechenaufwand mit MIR 3D Pro und den ganzen virtuellen Instrumenten, Softube Console auf jeder Spur und weiteren Klangbearbeitungs-Plug-ins gut klar gekommen. Vienna Instruments bietet als Add-on mit Power-House eine Lösung, Rechenoperationen für das MIR 3D PRO auf die Grafikkarte des Rechners auszulagern, so wie in den Anfangstagen der UAD-Plug-ins, nur mit der Rechen-Power aktueller Grafikkarten. Auch von Power House kann man eine 30 Tage Demo anfordern, um die Möglichkeiten im eigenen System auszuloten.

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Fazit

Vienna MIR 3D PRO ermöglicht es, Instrumente in real existierenden exzellent klingenden Venues frei aufzustellen, die Abhörposition frei zu bestimmen und den daraus resultierenden Raumklang für jedes Instrument in jeweils anpassbarem Lautstärke- und Dry-Wet-Verhältnis retour in die DAW zu streamen. Das verleiht dem Mix eine Räumlichkeit, die mit der Verwendung herkömmlicher Hall-Plug-ins so nicht oder nur sehr aufwändig zu erreichen ist. Für Klassik und Scores maßgeschneidert ist Vienna MIR 3D Pro auch für Pop- oder Elektronikproduktionen ergänzend zu den bewährten Plug-ins oder Hardware Hallgeräten eine absolute Empfehlung. Für Musiker und Kreative mit kleinerem Budget ist MIR 3d Pro 24 erhältlich, das technisch identisch mit der „großen“ MIR 3d Pro Version ist, lediglich die Anzahl der Instrumente ist auf maximal 24 begrenzt.

Plus

  • einzigartiger Raumklang
  • verschiedene Venues parallel betreibbar
  • Ausgabe in verschiedensten Formaten von Stereo bis Multikanal-Surround

Preis

  • Vollversion: 745,- Euro
  • MIR 3D Pro 24 (limitiert auf maximal 24 Instrumente): 355,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    Was die Macher von Hallsimulationen gerne vergessen. Clubatmosphäre und Open Air. Ich denke nicht das so viele eine bestimmte Kirche brauchen, auch wenn das natürlich verlockend ist. Gleiches gilt für den Taj Mahal. Sicherlich interessant, aber was nützt mir das für Produktionen? Höchstens für indische Folklore. Der Goldene Saal des Musikvereins Wien, Fussballstadion, Club (Großraumdisse) und Open Air wären Simulationen, die die produzierende Allgemeinheit vermutlich sehr gut brauchen könnte. Ich, eher macher für sphärische Clubsounds wäre für ein Preset aka „Club in Ibiza“ oder „Tomorrowland“ sehr dankbar, weil Clubmukke und Hall einer Basilika passt nicht so gediegen. 🤗

    • Profilbild
      toneup RED

      @Filterpad Es gibt das Roompack Studios ß Stages, einfach ausprobieren, auch für die Roompacks gibt es 30 tage Demo Packages

  2. Profilbild
    Stratosphere AHU

    Für die Imitation eines klassischen Orchesters sicherlich eine tolle Möglichkeit Instrumente auf der Bühne anzuordnen. Bei Elektronik interessiert mich das aber weniger. Hier zielen verwendete Effekte wie Chorus, Stereo Phaser, Ping Pong Delay,… explizit auf eine Stereo Darstellung. Darauf müsste ich dann verzichten.

    • Profilbild
      toneup RED

      @Stratosphere MIR gibt auch Synthesizern eine greifbare Räumlichkeit, die mit normalen Halls nicht oder schwer zu erreichen ist. Dazu dann noch algoriithmischer Hall, Delay , was.auch immer. Für elektronische Scores und Ambient funktioniert das sehr fein.

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