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Test: Universal Audio Lexicon 480L, Hall Plugin

Echte Lexicon-Power für die DSP

15. März 2019
universal audio Lexicon 480L

Universal Audio Lexicon 480L

Das digitale Hallgerät Lexicon 480L erlangte 1986 die Marktreife und wurde daraufhin schnell zu einem der gefragtesten Hall- und Effekt-Prozessoren. Konstruiert als der Nachfolger des Lexicon 224XL, kam das Gerät als 3 HE hohe Rack-Unit mit eingebautem Lüfter, den man leider auch hörte, sobald er aktiv war und nicht, wie es häufig der Fall ist, modifiziert wurde. Aus diesem Grund wurde das Effektgerät zumeist in einem externen Geräteraum untergebracht. Zur Einstellung des Prozessors legte Lexicon seine „Lexicon Alphanumeric Remote Control (LARC)“ bei, eine Display-gestützte Fernbedienung, mit der sich auf alle am Gerät verfügbaren Parameter zugreifen und die sich immer in Nähe der Abhörposition positionieren ließ, sodass man die Einstellungen nicht „blind“ vornehmen musste. Bis heute gilt das Lexicon 480L als allgemeiner Maßstab für Algorithmus-basierte digitale Halleffekte, durch seine umfangreichen Modulations- und Zufallsalgorithmen ließen sich mit diesem extrem organische Räume und Hallfahnen erzeugen.

Ende 2018 veröffentlichte Universal Audio deren virtuelle Rekreation des Klassikers. Basierend auf der letzten Firmware des Originals 4.10 versucht UAD, den „einzigartigen, unendlich formbaren Räumlichkeits- und Modulationsglanz der Hardware“ einzufangen. In dieser letzten Firmware wurden dem Gerät mit den „Effect“ und „Twin Delay“ Algorithmen noch Parameter hinzugefügt, die über die des klassischen Hallgerätes hinausgehen. Auch die subtil chorusartigen Dopplungen, die sich mit dem Gerät erzeugen ließen, kennen wahrscheinlich viele Leser, ohne es zu wissen, ganz egal, ob man lieber Peter Gabriel oder Massive Attack hört.

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Schon zuvor gab es einige Versuche aus vielen Richtungen, das Gerät als Software nachzubilden. 2013 erfolgte bereits ein Versuch des Plugin-Herstellers Relab, diesem gelang es ebenfalls bereits, den Klang des Effekts auf in A/B-Vergleichen fast nicht zu unterscheidende Art und Weise zu emulieren. Das Plugin kostete mit 500,- Euro aber auch rund 150,- Euro mehr als die UAD-Version und bekam auch nicht das Siegel der Marke Lexicon selbst, wie es bei letzterer Version nun der Fall ist. Zudem konnte das Plugin nur mit einer kleinen Selektion der sämtlichen im Original verfügbaren Algorithmen aufwarten. Universal Audio bildet hier den kompletten Umfang einer der beiden im originalen Gerät verbauten Maschinen ab. Ob das gelungen ist, wie es klingt und ob es generell gut zu benutzen ist, ergründet sich im nachfolgenden Test.

universal audio Lexicon 480L

Bedienoberfläche des Universal Audio Lexicon 480L

Die GUI des Lexicon 480L UAD Plugins ist der LARC-Fernbedienung des originalen Gerätes nachempfunden. Glücklicherweise hat man hier Bestehendes aufgegriffen und versucht, die der echten Maschine nicht abzusprechende Unübersichtlichkeit weitestgehend zu verbannen. Das Plugin bietet schnellen Zugriff auf alle Parameter, lädt die Bänke und deren Voreinstellungen unmittelbar ohne Wartezeit und anstelle der etwas wackligen, auf Parameter-Abholung basierten Herangehensweise des Originals bekommt man hier alle Einstellungen direkt bei Auswahl des Programms geboten. Möchte man manuell Einstellungen vornehmen, so bleibt der Sound des Gerätes währenddessen erhalten, das Original benötigte zur Neukalkulation des Halls immer eine kleine Gedenksekunde.

Der größte Unterschied gemessen am Original ist, dass man mit dem Plugin nur jeweils eine der zwei verbauten Hall-Prozessoren auf einmal nutzen kann. Beim Original konnte man bei entsprechender Eingangskonfiguration Ressourcen sparen und beide Maschinen auf einmal auf unterschiedlichen Signalen nutzen oder eben beide simultan auf einem Signal.

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Sinnvollerweise wird dieses Feature reduziert und umgemodelt, so kann man hier lediglich beide Maschinen auf dieselbe Art und Weise nutzen und sich als perfekt durchführbaren A/B-Vergleich zweier unterschiedlicher Einstellungen zunutze machen. Auch abseits des Routings kommt man also mit dem Plugin deutlich schneller und effektiver zu Ergebnissen, mit den „Page“-Buttons kann man sämtliche für den jeweils gewählten Algorithmus verfügbaren Parameter durchschalten und mit den Fadern angleichen.

In dem Display über den Fadern werden dann die Namen der Parameter und deren Werte angezeigt. Möchte man „from scratch“ anfangen, so zieht man einfach alle Fader herunter und geht von links nach rechts vor, angefangen bei der Hallzeit, über „Shape“ und „Spread“, Raumgröße, Hicut und dergleichen mehr. Beim Laden des Plugins öffnet es sich im Wet-Solo-Modus, möchte man das Gerät aber auf einer Audiospur nutzen, so lässt sich dieser per Knopfdruck deaktivieren, woraufhin man mit dem Dry/Wet-Fader den Effekt zumischen kann. Nutzt man das Gerät im klassischen Sinne natürlich eher auf den Aux-Wegen, so bevorzuge ich diese Art der Herangehensweise, wenn es beispielsweise um Atmos in der Nachbearbeitung oder etwa Dopplungseffekte auf der Stimme geht.

universal audio Lexicon 480L

A/B-Vergleich am Lexicon 480L

Per Druck auf den „Open“-Button offenbart sich ein ansehnlich gelöster Blick auf die in der Fernbedienung verbauten Platine mitsamt Input-Gain und Output-Level-Optionen. Hier lässt sich sowohl die Eingangs- als auch Ausgangslautstärke Kanal-unabhängig oder gelinkt beeinflussen. Wie beim Original sind die Algorithmen und deren Presets in Bänken aufgeteilt. Entweder per Klick auf das Display oder mit dem „Bank“-Button lässt sich hier zwischen den verschiedenen Hall-Algorithmen wählen. Hat man eine Entscheidung getroffen, so lässt sich mit dem „Program“-Knopf eines von für jede Bank jeweils zehn Presets einstellen. Zusätzlich lässt sich noch über das kleine unterhalb der GUI platzierte Ordnersymbol auf über 100 Presets bekannter Engineers wie Jacknife Lee oder Eric Thorngren zugreifen.

universal audio Lexicon 480L 4

Cool gelöst: Routing-Optionen per Knopfdruck

Verfügbare Algorithmen des Universal Audio Lexicon 480L

Universal Audio hat alle fünf Algorithmen des Lexicon 480L in das Plugin implementiert. In Bank 1 bis 4 findet sich der Standard-Reverb-Algorithmus mitsamt normaler Hallfahnen und Räume sowie den Plates auf Bank 4; Bank 5 nutzt den zufälligen und zeitvariablen Effects-Algorithmus, mit dem sich die berühmten Reverses, Chorusse oder Dopplungen erzeugen lassen. Bank 6 baut auf dem Twin-Delays-Algorithmus auf, hier bekommt man zwei Echo-Maschinen für kurze Dopplungen oder längere, experimentelle Effekte. Bank 7 und 8 nutzen den Random-Algorithmus, mit dem sich klassische Hallfahnen und Räume erzeugen lassen. Für diesen Algorithmus ist das Lexicon 480L wohl am bekanntesten. Durch ein implementiertes zufallsbasiertes Delay ist das Gerät hier dazu in der Lage, eine weichere Reverb-Fahne mit weniger Resonanzen und ungewollter Präsenz zu erzeugen als mit einer einfacheren oder gar keiner Modulation.

universal-audio-lexicon-480l

Alle verfügbaren Bänke im Lexicon 480L

Auf Bank 9 kommt der Ambience-Algorithmus zum Einsatz, den man vor allen Dingen mit diversen Drum-Halls der achtziger Jahre assoziiert, viele Gated-Snares kamen genau hier her. Bank 0 (also Bank 10) nutzt all diese Algorithmen, hier lassen sich zudem eigene Einstellungen speichern. Jeder dieser fünf Einstellungsmodi bringt seine eigenen Spezifikationen mit sich, so lässt sich beispielsweise beim normalen Reverb-Algorithmus auf Shape, Spread oder auf die berühmte „Split Decay“ zugreifen und beim Twin-Delay-Algorithmus auf einen Frequenz-Rolloff für die Echos oder deren Feedbacks. Augenscheinlich hat man hier das Original in voller Funktion einfangen können und die Bedienbarkeit des Plugins ist mit Abstand der des Originals vorzuziehen. Dem Prädikat der „eierlegenden Wollmilchsau“ steht lediglich noch die klangliche Analyse im Weg.

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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    slogen

    Minus: Preis liegt hier im Auge des Betrachters

    UAD ist wirklich eine Welt für sich. Ähnlich wie Apple und Vorwerks Thermomix…. =)
    Na hoffentlich kommt nicht bald UAD3 Chips, dann kanste die alten inne Tonne treten.

    Ich selbst besitze einen UAD2 Duo PCIe Karte und nutze nur den Chandler Mastering EQ. Ich habe auch zwei Hall Plugins von UAD und wenn ich davon 3 einbinde kacken die zwei DSPs völlig ab.

    Ich halten von den gesonderten DSP Konzept eh nichts. Lohnt sich bei Notebooks, aber bei mir zuhause langweilt sich ein i7 8700k.

    Alle anderen Plugins nutze ich von Waves und da kann ich so viel einbinden wie ich will, das juckt den 8700k nicht wirklich.

    • Profilbild
      Vincent AHU

      @slogen Hey slogen,

      Du sagst es! Lediglich die Thermomixe (unserer ist von 2005 oder 6) tun ihren Dienst noch länger als zehn Jahre zuverlässig. ;) Mir steht die UAD im Mixprozess ebenfalls häufig im Wege. Aber dafür bekommt man halt auf der anderen Seite absolut unereichte Emulationen geboten. Bin gespannt, was hier die Zeit bringen wird! :)

      Vince

      • Profilbild
        Armin Bauer RED

        @Vincent Hi Vince,

        schöner Artikel, lese ich gerne.
        Aaaaber, Thermomix, ernsthaft ? Für das Geld bekommst du doch ein erstklassiges Topf- und Pfannenset und hast noch genug für ordentliche Kochmesser über und kannst RICHTIG kochen! Ich weiß, Glaubensfrage, kenne auch Leute. die mit dem Ding superglücklich sind. Für mich wär´s nix.

        Grüße Armin

        • Profilbild
          Vincent AHU

          @Armin Bauer Hey Armin!
          Danke Dir! Eigentlich stehe ich beim Kochen auch eher auf Handarbeit. Aber Saucen, Fonds und co. hält das Teil einfach prima im Blick. Stehe Ebenfalls eher auf schicke Pfannen und Messer, da sind wir beieinander! ;) Aber gerade für flüssige Bestandteile einer Mahlzeit die man nicht drei Stunden lang im Auge behalten möchte ist das Teil schon Luxus! :D
          Liebe Grüße,
          Vincent

          • Profilbild
            Armin Bauer RED

            @Vincent Ah, dann relativiert sich das wieder!
            Ich kenne echt Leute, die nur das Ding in der Küche stehen haben.
            Weiterhin Guten Appetit.

            Grüße
            Armin

  2. Profilbild
    Marco Korda AHU

    Vielen Dank für den Bericht, den ich sehr gelungen finde. Auch die Audio-Beispiele verdeutlichen das Geschriebene sehr gut.

    Da ich das RC48 Plugin von NI besitze, hätte mich ein Vergleich mal interessiert. Wobei schon klar ist, dass das nicht so flexibel zu sein scheint wie das von UA. Hat irgendwer die Möglichkeit, die zu vergleichen, dann bitte schön :-)

    (Womöglich wird dann Porsche mit Smart verglichen, aber warum nicht….)

    • Profilbild
      Vincent AHU

      @Marco Korda Hey Marco,

      es freut mich, dass du etwas aus dem Test ziehen konntest! Ein genereller Vergleich von dem NI, der 480L UAD Version und dem Relab wäre sehr spannend!

      Klar, das RC48 ist bei weitem eingeschränkter, aber ein genereller klanglicher Vergleich bei ähnlichen Settings ließe sich mit Sicherheit realisieren. Wünschte ich hätt’s…

      Gruß,
      Vince

      • Profilbild
        GEM-D

        @Vincent Dann fände ich auch einen Vergleich zum „original“ Lexicon PCM Native Plugin nicht schlecht.
        Das gibt es aktuell ja sogar zum gleichen Kurs als Total Bundle…

    • Profilbild
      Armin Bauer RED

      @Marco Korda Hi Marco,

      ich nehme mehrmals im Jahr Chor und Orchester in einer kleineren Kirche auf. Wenn direkt nach dem letzten Ton mal wieder geblättert und geraschelt wird cutte ich da direkt und simuliere den Ausklang mit dem RC48. Das funktioniert gut und klingt recht natürlich. Geht mit dem UA 480L sicher genau so, ich probier´s nächstens mal aus.
      Grundsätzlich habe ich die Lexicon Halls immer als extrem gefällig, aber nicht unbedingt als natürlich empfunden, die berühmte „Wolke“ war und ist mir einfach too much. Was ich live gerne mochte war das PCM60.

      • Profilbild
        Marco Korda AHU

        @Armin Bauer Hallo Armin, tatsächlich habe ich das auch so wahrgenommen. Es wirkt ein wenig gekünstelt, wenngleich trotzdem brauchbar und nicht unangenehm. Ein natürliches Raumgefühl hat sich bei mir auch nicht so recht eingestellt.

        • Profilbild
          Vincent AHU

          @Marco Korda Hallo zusammen,
          da stimme ich uneingeschränkt zu! Natürlich klingt das 480L nicht, gerade deswegen finde ich es aber ebenfalls für solche Post Geschichten echt toll, zumal es für mein Empfinden auch ziemlich unaufdringlich wirkt, man kann ihn echt ordentlich „reindrehen“, ohne dass er irgendwas vermatscht, gerade wenn man sich für den Algo mit der Randomisierung entscheidet, klingt nicht natürlich, verhält sich aber irgendwie so! Musst mal berichten wie es geklappt hat @Armin! :)
          Grüße, Vince

  3. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich muss dem Autor leider widersprechen. Das Plugin lässt sich im Mix eindeutig vom Original unterscheiden, da es sich komplett anders verhält. Das Besondere am 480L ist nicht etwa der Klangcharakter der Hallprogramme, der sich über mehrere Entwicklungsgenerationen erstreckt und selbst in der Hardware deutlich unterscheidet ( standard- vs. random- vs. HD Programme), sondern die Art wie es die Nutzsignale einhüllt und mit Ihnen ein kohärentes Ganzes bildet. Insofern stimmt es auch nicht, dass man mit dem Plugin schneller zum Ergebnis kommt. Die Bedienung des Plugins ist sicher ein Fortschritt gegenüber der LARC die ja eine steile Lernkurve hat. Aber was nützt das, wenn das Plugin den einzigen Grund solch ein altes Gerät heute noch zu nutzen nicht korrekt simuliert. Das 408L erzeugt wie kein anderes Hallgerät die Illusion, die Schallereignisse befänden sich IM gleichen Raum, sie verschmelzen perfekt mit dem Hall.
    Es handelt sich übrigens sowohl beim Relab als auch beim UAD lediglich um eine dem Original nachempfundene Software, da der unkompilierte Code der Hardware meines Wissens nach vor dem Verkauf von Lexicon an Harman verloren ging.

    • Profilbild
      Vincent AHU

      Hey psv-ddv,

      teilst Du mir einmal die Grundlage mit, auf der deine Aussage fußt? Hast Du das Plugin ausprobiert? Mit dem echten 480L gearbeitet? Ich schon und ich muss sagen dass die Attitude des Plugins dem literarischen „Arsch auf dem Eimer“ mehr als nur nahe kommt.

      Falls Du noch mehr Raum in Raum möchtest, nutzt Du am besten zwei Maschinen (wie auch in der Hardwareumgebung häufig gemacht), eine für die Earlys und eine für die FAHNE! :D

      Die Lernkurve der LARC find ich jetzt auch nicht wirklich steil oder steiler als die der LARC nachempfundene GUI des Plugins. Lediglich die ganze Warterei und Frickelei hat ein Ende! Die Esoterika à la nur das Original kann so toll verdichten und verschmelzen – zerstreuen sich schnell wenn man eine kleine Youtube A/B Recherche anstellt oder die Signale nach Nutzung des Plugins noch durch einen anständigen AD/DA Weg schickt, der fehlt halt wirklich, aber bei allen Plugins. ;)

      Greetz Vince

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @Vincent Danke für die Mix-Tips Vincent.
        Meine Aussage fusst auf persönlicher Erfahrung. Ein 480L ist seit vielen Jahren auf Aux1/ 2 meiner Konsole normalisiert. Die restlichen 30 Sends sind mit ca. 15 weiteren Digitalhall Klassikern belegt, ich habe also Vergleichsmöglichkeiten und kenne den Klang dieser Geräte sehr gut.
        Ich probiere so viele Hallpuglins wie möglich aus, da mich der Fortschritt dieser Technologie interessiert, so auch die hier erwähnten.
        Der oben beschriebene Effekt tritt nur beim 480 auf. Das kann man nicht mit einer AD-DA Kette simulieren, wie Du vorschlägst, sonst klänge jedes Hallgerät so. Die Wandler haben einen Eigenklang, sind hierfür aber irrelevant. Ich kann das sehr einfach prüfen, da mein 480 eine AES/EBU Karte hat.
        Wenn Dir die speziellen Klangeigenschaften der 480L Hardware bisher nicht aufgefallen sind, solltest Du Dich mit dem Gerät noch mal eingehender beschäftigen.

        Grüße auch!

        • Profilbild
          Vincent AHU

          Du hast 16 Outboard Digitalhalls bei dir rumstehen? Würde ich gerne mal sehen, existieren Bilder von deinem Studio im Web? :) Falls Du das Plugin wirklich ausprobiert haben solltest -> mach doch mal nen shootout Vergleich für uns parat.
          Ich stimme Dir zu, dass das 480L in seinen Maskierungsqualitäten unerreicht ist, das Plugin kommt dem meiner Auffassung nach aber mehr oder weniger gleich. Selbst beim switchen durch die Presets hört man einfach genau, womit man es zutun hat. Das Plugin ist meiner Meinung nach über jeden Zweifel erhaben. Klingt meiner Meinung nach alles ziemlich kohärent ;)

          • Profilbild
            Sudad G

            @Vincent Hi Vincent,

            erst mal ein dickes Lob für den schönen und tollen Testbericht!

            Das UAD 480L ist bis jetzt die mit Abstand beste Emulation des Klassikers, die ich gehört habe – wie schon die des Lexicon 224 aus gleichem Hause. Da kommt auch das LX480 von Relab nicht mehr mit, geschweige denn das Lexicon PCM Bundle oder gar das NI RC480.

            Allerdings muss ich dem psv-ddv (wie immer er auch heißen mag) bis zu einem gewissen Grad ein wenig Recht geben.
            Ich habe zwar „nur“ das Lexicon 300 hier bei mir als Hardware im Einsatz, das ungefähr einer Maschine des 480L entspricht und habe dies ebenfalls via AES/EBU eingebunden, so dass der Eigenklang der AD/DA Wandlung gar nicht zum tragen kommt.
            Auffällig ist beim Lexicon 300 wie bei fast allen Hardware-Hallgeräten der Oberklasse (also auch schon PCM-91, Bricasti M7, AMS RMX-16, R880, t.c. 4000 etc.), dass das zu verhallende Instrument nicht nur einfach verhallt wird, sondern dass mit steigendem Effekt-Send das Instrument im Raum immer mehr nach hinten wandert und in den Raum quasi hineinprojeziert wird, besonders bei niedrigen Predelay-Werten unter 12 ms. (Anm: Der Effekt verstärkt sich sogar nochmals, wenn man das Lexicon 300 bzw. 480 über die analogen Eingänge betreibt.)
            Bei Plugins dagegen kann man ein Predelay von 0 ms eingeben und das Instrument bleibt doch noch relativ weit vorne im Mix. (Fortsetzung folgt)

          • Profilbild
            Sudad G

            @Vincent (Fortsetzung) Bei Vocals fällt das nicht besonders auf, da man dort ohnehin mit größeren Predelay-Werten arbeitet und die Stimme vorne im Mix haben möchte – ebenso bei Drumsounds, die nur sehr kurze Räume bekommen. Aber es gibt eben diesen kleinen Unterschied zu dem etwas weniger bestehenden „3D-Feeling“ der meisten Plugins.

            Warum das so ist, kann ich nicht erklären. Brian Zolner und Casey Dowdell (ehem. Lexicon Mitarbieter und Entwickler von Bricasti M7) erklären dies mit der seriellen Signalverarbeitung einer Intell CPU im Gegensatz zur parallelen Signalverarbeitung eines Lexi-Chips oder Bricasti-Chips.
            Eine weitere Eigenschaft vom 480L und 300L ist, dass man sie mit relativ vielen unterschiedlichen Instrumenten simultan beschicken kann und sich dennoch ein homogenes Gesamtklangbild einstellt.
            Auch ist der Hall der Hardware in dichten Mixen bei geringen FX-Send-Werten besser hörbar als der Hall eines Plugins. Daran mangelt es noch bei vielen Plugins, wobei ich zugeben muss, dass das UAD 480L da schon ganz weit nah an der Hardware ist, aber eben noch nicht ganz.
            Und das hört psv-ddv bei seinem 480 – so wie ich auch bei meinem 300 – eben noch ein wenig heraus.
            Ich denke mal in einigen Jahren werden die Ingenieure auch das geschafft haben. Bis dahin ist für bestimmte Aufgaben die Hardware immer noch eine Nase den Plugins voraus, wenn auch nur noch ganz knapp. Gemessen am Preis muss man dann aber wirklich sagen, dass UAD einen sehr guten Job gemacht hat.

            • Profilbild
              Vincent AHU

              @Sudad G Hey Sudad,

              erstmal: Vielen Dank für dein Lob und deine Ausführungen!
              Klar, wenn ihr mit AES arbeitet ist das mit der Wandlung hinfällig, Das wusste ich nicht, verbessert aber sogar die Vergleichsgrundlage für PSV uns mal ein paar files ready zu machen! :) Ich würd mich freuen!

              Gerade von diesem 3d Effekt war ich extrem geflashed, sowas habe ich in Pluginform allgemein noch nicht gehört! Echt ein mega Job den die da gemacht haben. Ich persönlich bin halt auch großer Freund der originalen Unit und habe sie in dem Plugin einfach wiedererkannt, die allgemeine Charakteristik, auf die es ankommt, ist unwiderbringlich in dem Plug. Das Lex erkennt man einfach wieder, und das auch und vor allem im Produktionskontext.

              Bin mir natürlich auch sicher, dass es nicht zu 100% an das Hardware-Schiff rankommt, aber ich finde schon, dass die extrem nah dran sind. Das worauf es im Kontext ankommt, ist für mich mehr als gegeben. Ich bin übrigens gerade 5km von Scott’s Valley entfernt und wollte mir die Tage mal die UAD HQs anschauen, dann werde ich die Jungs und Mädels mal löchern! ;)

          • Profilbild
            Markus Galla RED

            @Vincent Hallo Vincent,
            einen solchen Vergleich würde ich auch spannend finden. Wenn er tatsächlich so viele Vintage-Geräte besitzt (was ich nicht bestreiten möchte, denn die Teile waren eine zeitlang sehr günstig auf Ebay zu haben), wäre ein Shoot-out und Vergleich mit Plug-ins sehr lohnenswert und ich finde, dass wir den als Autoren dann unterstützen sollten. In einer Sache muss ich ihm aber Recht geben: Ich erkenne das 480L auch nicht wirklich wieder. Ich habe es zwei Jahre lang an der SAE Köln vor mir stehen gehabt und genutzt und da ich dort noch zu der Zeit war, als Macs NuBus hatten und ProTools vier Spuren, war es immer unser Haupthall. Dann gab es noch ein Lexikon PCM 80, ein TC Electronics 2290 Delay und ein Yamaha SPX. Kein anderer Hall hat so schön Signale zusammengeklebt wie das 480L. Die Hörbeispiele klingen jetzt auch nicht viel besser als das Lexikon Native Plug-in Bundle. Ich persönlich glaube, dass die Optik des Plug-ins viel vorgaukelt. Ohne einen 1:1 Vergleich und eine Messung wird man da wohl kaum weiterkommen.

            • Profilbild
              Vincent AHU

              @Markus Galla Hey Markus,

              witzig, da habe ich auch studiert, um irgendwas in der Hand zu haben! Alumni-Kollegen also! :) Auch da hatte ich mit dem LEX zutun, auch über AES (war wohl etwas später als Du;)). Ansonsten immer wieder in unterschiedlichen Umgebungen.

              Ich finde, man erkennt es echt wieder. Charakterlich ist alles da.
              Absolut, ich wäre dankbar, würde PSV uns files fertig machen.
              Die Hörbeispiele werden von der Web-Einbindung runtergerendet (auf 192kpb glaube ich). Gib dem Plug ’nen try, die Optik habe ich vernachlässigt bei meinem Test, arbeite ein einer Umgebung in der ich mich sehr gut auskenne und deshalb muss ich dabei bleiben, dass dieses Plug unverschämt gut klingt!

              Trotzdem habe ich ebenfalls große Lust auf dieses Shootout! Das wäre genial! Falls psv sich nicht bereit erklärt, leite ich da was in die Wege.

              Gruß,
              Vincent

          • Profilbild
            AMAZONA Archiv

            @Vincent @Vincent. Ich habe kein Interesse an Bildern meines privaten Studios im Netz, wozu?
            Einen Klangvergleich habe ich mal für die Firma Reverb Foundry aufgenommen, Hersteller des sehr guten HD-Cart Plugins, das die 480L HDCart Algorithmen simuliert. Das hat damals sehr eindeutig die Unterschiede zur Hardware aufgezeigt. Ist mir im Endeffekt aber zu zeitintensiv. Wenn ich für jede Hardware die besser klingt als die Emulation (also alle) Klangvergleiche aufnehmen würde, hätte ich für nichts anderes mehr Zeit. Das wirst Du schon selber ausprobieren müssen. Ich bin allerdings von einem anderen Amazona Autor, der mich persönlich kennt, zwecks eines Berichtes über alte Lexicon Hallgeräte angesprochen worden. Vielleicht kommt da was auf der Schiene.
            @Sudad und Markus: Zustimmung.

  4. Profilbild
    customstudio

    Vorab, ich habe noch nie mit dieser hochgelobten Hardware gearbeitet.
    Kenne aber viele Produktionen in welchen diese Hardware verwendet wurde.

    Kann es aber echt nicht nachvollziehen,
    warum muss man Alte, durch den damaligen technischen Stand eingeschränkte Gerät, virtuelle nachbauen.
    Ist doch alles nur Marketing!!
    Ein Signal welches Reverb Plugins von Fabfilter, HOFA, usw durchläuft kann man doch viel besser im Mix platzieren und klingen somit lebendiger und nicht so statisch wie die Hardware.

    • Profilbild
      Markus Galla RED

      @customstudio Na ja, würde man das Original tatsächlich virtuell nachbauen, indem man die Original-Algorithmen nutzt, wäre das schon ein Gewinn. Aber es kommen einfach auch noch andere Faktoren hinzu, die das 480L damals einzigartig gemacht haben: Die Fernbedienung ist einer davon. Man war immer damit beschäftigt und hat wie bei analogen Synthesizern an den Reglern geschraubt. Heute ruft man Presets auf und sucht so lange unter den 1000 Presets, bis man das perfekte Preset gefunden hat. Ist bei einer vernünftigen Preset-Verwaltung auch legitim. Das hat aber auch damit zu tun, dass die heutige Arbeitsweise im Studio sich grundlegend verändert hat. Früher wurden Entscheidungen beim Recording getroffen und im Prinzip stand der Sound fest, bevor alles auf’s Band ging. Heute werden die Entscheidungen in den Mix vertragt und man hat unendliche Möglichkeiten. Leider hört man das der Musik aber auch an. Ein 480L wird deshalb wohl nur denjenigen ein Lächeln auf das Gesicht zaubern, die diese Zeit damals miterlebt haben und die Arbeitsprozesse noch kennen. Wer aber dann im ProTools und Plug-in Zeitalter in-the-box mischt, wird sich dennoch schnell wieder dem Plug-in zuwenden. Puristen wie Bob Clearmountain, die kaum in-the-box mischen, arbeiten nach wie vor mit den alten Outboard-Geräten, weil es eben in deren Workflow perfekter passt als ein Plug-in.

  5. Profilbild
    MidiDino AHU

    Ich möchte noch eine ganz andere Front eröffnen. Grundsätzlich gebe ich psv-ddv Recht, dass sich PlugIns anders verhalten, als das nachempfundene Gerät. Aber das muss musikalisch keineswegs relevant sein. Wer mit der Emulation klar kommt, wird bestens bedient. Nur, mich interessiert das 480 L überhaupt nicht! Ich habe für meine Musik Impulse des 480 L getestet, doch die packten die Musik in Watte. Ich persönlich komme mit Impulsen des 960 L viel besser klar. Sie klingen heller, neutraler, dennoch dicht. Für zeitgenössischen Jazz und zeitgenössische Klassik ist das 960 L (bzw. angefertigte Impulse), zumindest für mich, weitaus besser zu verwenden …

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      AMAZONA Archiv

      @MidiDino Hey Midi, klaro, man kann mit Plugins wunderbar arbeiten und wird halt etwas andere Ergebnisse erzielen, wenn man sich auf die Klänge und die Arbeitsweise einstellt. Das muss ja nicht schlecht sein.
      Tendenziell wird man mit Plugins mehr stacken und trixen müssen um den Klang zu beleben, aber das geht ja sehr easy. Mit Hardware wird man eher mal Presets ohne allzu grosse Anpassungen und Automatisierungen nutzen, da der Klang von vorne herein lebendiger klingt. Jeder wie er mag. Mich stört nur die Behauptung das klänge gleich.
      Das 480L ist übrigens auch nicht mein Lieblingshall, es kann aber etwas Einzigartiges. Die von Dir beschriebene „Watte“ finde ich auch eher störend. Klingt oft sehr nach den frühen 90ger Jahren. Ich nutze daher die HD-Card, die klanglich eher dem 960L ähnelt. Je nach Anwendung ziehe ich das 224x bzw. 224 vor oder vermeide den Lexicon Sound komplett und nutze einen anderen Hall. Kommt immer drauf an, was man erreichen will.

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        Eine Anmerkung noch, weil Du mit Impulsen arbeitest: Gerade Faltungshall eignet sich denkbar schlecht zur Simulation der Lexicon Klassiker, da die Modulationen, die den Klang stark prägen nicht auf dem Wege der Faltung simuliert werden können. Das heist natürlich nicht, dass die Impulse unbrauchbar wären, sie klingen nur grundsätzlich anders.

  6. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Es ist doch nur ein weiteres UAD-Plugin. Wo ist nochmal die superbe Vangelis-Demo von Mik300z und dem verwendeten Behringer-Hall? Sowas erstaunt mich wirklich. :)

    • Profilbild
      MidiDino AHU

      @ psv-ddv: Natürlich verhalten sich auch IRs in einem PlugIn etwas anders als es das Original tun würde, zumal ich zusätzlich auf den Einzelspuren mit anderen Reverb-PlugIns arbeite, speziell mit kurzen Ambience-Effekten und mit einem weiteren IR-PlugIn, um die räumliche Innenwelt von Akustik-Instrumenten abzutasten, die IRs des 960 L also nur in der Summe benutze. Und, um die mögliche Verwirrung noch zu erhöhen: teilweise fixe ich die Instrumente mit Hardware-Geräten an, die für mich bezahlbar waren. Seit geraumer Zeit nutze ich von Boss das SX-700 (‚Wide Reverb‘) und von Korg das DRV-3000 (‚Natural Reverb‘) vorab, falls es denn ‚erforderlich‘ ist, z.B. speziell das DRV-3000 für Solo-Flöten. Ausgiebige Modulationen, die teure Hardware-Geräte wie das 480 L (‚Random Hall‘) liefern könnten, würden mich in diesen Reverb-Mixen lediglich überfordern bzw. stören. Zentral bleibt die Musik, nicht irgendwelche Effekte. Ich bin froh, mit den IRs des 960 L etwas für die Summe gefunden zu haben, dass die jeweilige Reverb-Mischung relativ neutral und dicht zusammenhalten kann!

      • Profilbild
        AMAZONA Archiv

        @MidiDino Klingt nach einer guten Strategie. Genau der richtige Ansatz, finde ich. Letztendlich muss mann immer einen eigenen Weg finden das Beste aus den Werkzeugen rauszuholen. Das gilt für Plugins genau wie für Hardware egal ob high-end oder ’ne Stufe drunter. Was zählt ist die Musik.

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