1176er-Stereo-Limiter rockt den Sound!
Inhaltsverzeichnis
Der polnische Hersteller IGS Audio steht für Studio-Outboard-Equipment von hoher Fertigungs- und Klangqualität. Mit dem Volfram Limiter präsentiert die Firma um den Inhaber und Entwickler Igor Sobczyk einen analogen Stereo-FET-Kompressor/Limiter auf Basis des legendären 1176er-Designs. Dual-Mono-Betrieb und Mix-Regler für parallele Kompression sind nur zwei der interessanten Eigenschaften des Volfram Limiters. Was dieser Dynamikprozessor noch alles kann und wie er klingt, erfahrt ihr in diesem AMAZONA.de-Test.
Was ist der IGS Audio Volfram Limiter?
Der IGS Audio Volfram Limiter ist eine Dual-Mono-Version der berühmten 1176-Urform aus den 1960er-Jahren. Der ursprünglich von Universal Audio entwickelte 1176 ist ein weithin bekannter Klassiker in der Audioproduktion und in professionellen Tonstudio auf der ganzen Welt geschätzt. Besonders beliebt ist die Art und Weise, wie der Kompressor Gesangsspuren bearbeiten kann – aber auch für Schlagzeug, Synthesizer und jegliche andere Klangquellen eignet sich der Volfram Limiter.
Das charakteristische Kompressionsverhalten und der satte Klang eines 1176er Kompressors/Limiters basiert auf seinen Schaltungskomponenten: So verwendet auch der Volfram Limiter einen Feldeffekttransistor (FET) für die Kompression. Dadurch kann der Limiter besonders schnell zupacken, die kurze Reaktionszeit ist ideal für die Bearbeitung von Transienten und hebt Details im Klangmaterial hervor. Ein Transistor-Amp mit 45 dB sorgt für eine organische Verstärkung, die bei extremeren Settings dem Ausgangssignal eine angenehme Verzerrung und Sättigung hinzufügt.
Der IGS Audio Volfram Limiter kann im Dual-Mono- und im Stereo-Link-Betrieb arbeiten und eignet sich somit sowohl für Einzelsignale als für den Mastering-Einsatz. Aufgebaut ist der Volfram Limiter vollständig in Class-A – es wird also nicht nur der Sound schön warm, sondern auch das Studio-Rack.
Erster Eindruck des IGS Audio Volfram Limiter
Der IGS Audio Volfram Limiter wird in einem neutralen Umkarton geliefert. Allen IGS Audio-Geräten liegt ein handschriftlich ausgefülltes Formular mit Herstellerdatum, Seriennummer und Unterschrift bei. Weiterhin im Lieferumfang enthalten ist das Kaltgeräte-Anschlusskabel sowie die Bedienungsanleitung. Obwohl diese nur sechs Seiten umfasst, enthält sie alle relevanten Spezifikationen und ein Blockdiagramm.
Wie auch der von mir bereits getestete IGS Audio Rubber Bands Equalizer, zeichnet sich der Volfram Limiter durch ein klares, minimalistisches Design und eine logische, simple Anordnung der Bedienelemente aus. Auf der rechten Seite sind die beiden großen und beleuchteten VU-Meter angeordnet, links daneben in zwei Reihen jeweils 7 Drehregler. Diese gerasterten Potis sind ausgesprochen lang und lassen sich somit gut anfassen und bedienen. Auch sitzen die Potis fest und sicher. Ein Kritikpunkt ist jedoch, dass die Drehregler ein wenig scharfkantig sind. Der eine oder andere könnte dies als etwas störend empfinden, auch wenn es meiner Meinung nach nicht wirklich dramatisch ist oder in der Bedienung übermäßig störend auffällt. Darüber hinaus überzeugt die solide Fertigungsqualität nach dem ersten Eindruck direkt. Das Design ist ansprechend, die Kombination aus schwarzem Gehäuse und olivgrüner aufgeschraubter Frontplatte und VU-Meter weckt bei mir militärische Assoziationen – gewiss ist der Volfram Limiter kein Leichtgewicht und weckt Vertrauen, auch in anspruchsvollen Situationen die Kontrolle zu gewinnen.
Die Features des IGS Audio Volfram Limiter
Der IGS Audio Volfram Limiter ist ein analoger Stereo-FET-Kompressor im 19“-Format (2 HE) mit aufeinander abgestimmten BF245A Transistoren. Es finden sich zunächst die klassischen Einstellungen eines 1176er-Kompressors: Input Gain, Output Gain, Attack, Release & Ratio. Alle Drehregler sind gerastert haben eine 12-Pole Flankensteilheit, außer Ratio und HPF (6-Pole).
Die Zeitwerte für Attack und Release sind erwartungsgemäß sehr schnell: Attack arbeitet im Bereich von 20-800 Mikrosekunden, Release von 0,1 – 1,5 Sekunden. Diese Werte lassen sich in 12 festen Stufen einstellen, wobei 1=langsam und 12=schnell bedeutet.
Die Ratio lässt sich in folgenden Stufen einstellen: 2:1; 4:1; 8:1; 12:1; 20:1. Zusätzlich steht mit „S“ der SLAM Mode zur Auswahl, also der berüchtigte „All Buttons In“-Modus, der beim 1176 Kompressor über das gleichzeitige Aktivieren aller Ratio-Tasten erreicht werden kann. Dieser Modus ist für seine extreme Kompression und den einzigartigen, oftmals experimentellen klanglichen Charakter bekannt. Der A.B.I. Modus liefert extrem hohe Kompression mit deutlichem Pumpen. Zusätzlich wird dem Signal eine deutliche klangliche Färbung und Verzerrung hinzugefügt, die gerne kreativ und im Kontext von Sounddesign verwendet werden.
Als weitere Features bietet der Volfram Limiter ein Sidechain-HPF. Dieser Schalter wendet ein Hochpassfilter auf den Sidechain-Schaltkreis an. Dies ermöglicht das Vermeiden des Kompressor-Pumpens bei z. B. der Kickdrum, indem tiefe Frequenzen unterhalb der eingestellten Grenzfrequenz den Kompressor nicht mehr auslösen. Der SHPF ist einstellbar auf AUS oder eine der verfügbaren Frequenzen (240 Hz, 180 Hz, 120 Hz, 90 Hz, 60 Hz).
Eine ebenso nützliche Einstellmöglichkeit ist der WET/DRY-Mix-Regler, der eine Parallelkompression ermöglicht. Man kann also das komprimierte Signal mit dem unkomprimierten Signal anteilig mischen. Dies ist hilfreich, wenn man das Signal stark komprimiert hat, aber die Transienten im Ausgangsmaterial gerne behalten und beimischen möchte.
Rechts neben diesen zwei Reihen à 7 Drehreglern sind schließlich die beiden VU-Meter angebracht, die jeweils für Channel A und Channel B die Pegelreduktion (Gain Reduction) des Kompressors anzeigen. Der Link-on/off-Schalter ermöglicht die Channel-Link-Option für das Komprimieren von Stereosignalen. Jeder Kanal lässt sich einzeln auf Bypass schalten.
Welche Anschlüsse und Spezifikationen hat der IGS Audio Volfram Limiter?
Die Anschlussmöglichkeiten und Konnektivität des Volfram Limiters sind übersichtlich. Auf der Rückseite befinden sich 4 XLR-Buchsen: Output A/Input A & Output B/Input B. Bei den Buchsen handelt es sich um Gerätestecker aus der AX-Serie von Amphenol.
Der Volfram Limiter arbeitet im Frequenzbereich von 8 Hz – 22 kHz +/-0,2 dB. Die Eingangsimpedanz liegt bei 10 kOhm, die Ausgangsimpedanz bei 600 Ohm. Ausgangsseitig kommen IGS Custom-Übertrager zum Einsatz. Die Rauschwerte sind absolut top, mit >84 dB Signal-Rausch-Abstand arbeitet das Gerät auch bei hohen Verstärkungswerten rauschfrei. 45 dB Maximum-Gain und 30 dB Maximum-Gain-Reduction sind ebenfalls gut dimensionierte Werte.
In der Praxis: Der IGS Audio Volfram Limiter
Der Volfram Limiter hat mich im Studiotest in vielen Aspekten und Einsatzbereichen überzeugt. Die übersichtliche und direkte Bedienung über die gerasterten Potis erlaubt eine sehr schnelle und zielgerichtete Suche nach der passenden Einstellung. Das Layout ist klar gegliedert und der Blick wandert während der Arbeit mit dem Gerät in einer gerade Linie über die Reihe der Drehregler, deren Wertebeschriftung sich deutlich und schnell ablesen lässt. Die langen Drehregler lassen sich schnell und sicher betätigen und rasten satt und mit akustischen Feedback (Klack!) ein.
Der sowohl Dual-Mono- als auch Stereo-Link-Betrieb prädestinieren ihn für eine große Bandbreite an unterschiedlichen Klangmaterial – und auch seine spezifischen klanglichen Eigenschaften machen ihn geeignet für die verschiedensten Klangquellen. Er kann in gewohnter 1176er-Manier schnell und fest zugreifen und so mühelos Transienten und Pegelspitzen glattbügeln, was stets sehr gut, unaufgeregt und natürlich klingt. Gleichzeitig kann er bei vorsichtigeren Einstellungen aber auch sanftmütiger zu Werke gehen – zumal eine eventuell gewünschte Subtilität der Kompression ja auch über den Mix-Regler eingestellt werden kann.
Die großen Gain-Reserven und der Headroom des Gerätes erlauben eine große Spanne an Charakter und Dosierung der zugefügten Verzerrungen, von subtil und sanft bis hin zu overdrive-gesättigt ist alles möglich. Es fällt wirklich schwer, mit dem Volfram ein nicht zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen, denn er hat wirklich einen sehr großen Sweet-Spot. Auf Vocals angewendet, ergibt sich ein sehr angenehmes Klangbild – die Stimme wird präsenter, gleichzeitig verliert sie an eventuell vorhandener Schärfe und erhält einen weichen, lineareren Sound. Auch wenn man bei etwas deutlicheren Einstellung mit mehr Gain-Reduction den Kompressor arbeiten hört, klingt es einfach gut. Auf Stereoquellen kann der Volfram Limiter über das ganze Frequenzspektrum hinweg wunderbar zusammenschweißen.
Besonders nützlich in der Praxis ist das Sidechain-Hochpassfilter und der DRY/WET-Mixregler. Mit dem SHPF kann man insbesondere bei basslastiger, elektronischer Musik vermeiden, dass der Kompressor zu sehr vom Bassanteil gesteuert wird. Der Mix-Regler erlaubt hingegen eine schnelle Realisierung einer Parallel-Kompression.
Der Klang des IGS Audio Volfram Limiter
Die klanglichen Eigenschaften des IGS Audio Volfram Limiter sind ausgesprochen gut. Das Signal gewinnt an Präsenz und Klarheit, gleichzeitig wird das Klangmaterial kompakter und Unebenheiten, sei es im Frequenzbild oder in der Dynamik, werden smooth ausgeglichen – das gilt insbesondere auch für Stereomixe. Wo etwa die Bassdrum etwas zu dominant ist und bei höheren Abhörlautstärken zu sehr wummern würde, grenzt der Volfram Limiter mit seiner sehr schnellen Regelzeit das Signal ein, so dass man als Resultat ein ebeneres Klangbild erhält. Der Volfram arbeitet wie ein gewohnter 1176er-Limiter – aber fällt eben durch einen flexiblen, unaufgeregten und hochwertig empfundenen Klang auf.
Besonders gefallen hat mir der Volfram Limiter auch auf Synthesizern angewendet, hier wird der Klang richtig schön druckvoll und gewinnt spürbar an Energie und Lebendigkeit. Auf Synthesizern oder auch Gitarren, also allen Signalen, die je nach Kontext auch etwas Verzerrung und Overdrive vertragen können, macht sich der Slam-Modus, also der „All-Buttons-In“-Modus auch sehr gut. Die zugefügte Verzerrung klingt richtig gut und ergibt in Kombination mit der entstehenden hohen Kompression einen interessanten und eigenständigen Charakter, der in dieser Form nicht so leicht mit einem anderen Werkzeug oder einem Plug-in-Kette zu realisieren ist.
Auch auf Vocals kann der Volfram Limiter seine Stärken voll ausspielen, was auch den schnellen Reaktionszeiten zu verdanken ist. Eine sehr dynamisch gesungene Gesangsspur kann mühelos eingeebnet werden, was sehr gut klingt, da man die Kompression des Limiters nicht hört. Die Gesangspur sitzt somit konstant und präsent im Mix und klingt dabei natürlich, präsent und einfach etwas edler als zuvor.
Insgesamt hat mir der Klang und die Arbeitsweise des IGS Audio Volfram Limiter sehr gut gefallen, er verkörpert einen hochwertig klingenden 1176er-Limiter, der flexibel und schnell auf einer ganzen Bandbreite an Ausgangsmaterial gut klingt.
Weiter unten findet ihr die von mir aufgenommenen Klangbeispiele mit den verschiedenen Klangquellen.
Sehr schöne Soundbeispiele.
Klasse Bericht ung gute Soundbeispiele.
Gibt den Synths eine gute Dynamik und Klarheit.
Muss ich mir jetzt unbedingt live und in Farbe anhören.
Ich hab‘ auch einen IGS Volfram hier im Studio. Hab‘ ihn sehr gern auf E-Pianos, Synths und Vocals. Das einzige, das mich am Volfram stört, ist sein Bass roll-off. Der fällt mir dann doch ein klein wenig zu deutlich aus, auch wenn man ihn ohne Kompression einfach nur als Line-Amp einschleift. Mit Tiefbässen kommt der Volfram bei mir also eher nicht in Berührung, es sei denn ich will sie loswerden.
@j.keys Ich habe mich jetzt extra registriert (Hallo👋), um Dich zu fragen, wie das mit dem bass rolloff sein kann, denn lt Hersteller ist der Frequenzgang 8 Hz – 22 kHz +/- 0.2dB. Kann es evtl sein, dass mit deinem Volfram was nicht stimmt?
Vielleicht auch mit meinen Ohren ;) Hab‘ mal nachgemessen mit REW, bei einem einfachen Frequenz-Sweep im Line-Amp Modus wird tatsächlich ein recht linearer Frequenzgang erfasst. Hier trügt die Ohren vielleicht schon ein minimaler Pegel-Unterschied. Allerdings sind solche Messungen auch immer mit Vorsicht zu genießen, gefühlt verschwindet jedenfalls etwas Bass-Energie sobald ich den Volfram einschleife. Getestet in einem Dangerous Liaison insert weg, also wirklich mit true bypass.
@j.keys Würde es Dir sehr viel Arbeit machen, mal ein Signal direkt aufzunehmen und dann durch den Volfram, ohne Liaison? Einen „deutlichen bass roll off“ müsste man ja sehen.
Sorry, aber dazu müsste ich hinterm Rack umverkabeln und das werd ich nicht tun. Aber es gibt ja oben eine ganze Reihe aussagekräftiger Klangbeispiele, da solltest du so ziemlich alles wichtige raushören.