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Test: Warm Audio WA-1B, Kompressor

Warm Audio mit vergebender Kompression

8. Dezember 2023
Warm audio wa 1b test des hardware tonstudio kompressors

Warm Audio WA-1B, Kompressor

Der Warm Audio WA-1B ist ein Mono-Kompressor mit optischem Element und Röhren gemäß dem Vorbild aus Dänemark: Dem Tube-Tech CL-1B. Und wieder einmal wagt sich Warm Audio an einen der großen Klassiker im Tonstudio, der im Original schon von Produzenten und Toningenieuren wie Chris Lord-Alge und Rick Rubin eingesetzt wurde. Diesem Original wird eine „vergebende“ musikalische Kompression nachgesagt. Ehrlich gesagt, konnte ich mir darunter nichts Vernünftiges vorstellen. Deshalb ist es doch eine gute Idee, uns das neue Warm Audio Gerät im Detail anzusehen und dem Phänomen der „forgiving musical compression“ nachzugehen. Sind Sie bereit?

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WA-1B_Opener

History Time: Tube-Tech CL-1B Opto Compressor

Vorab: Sie können den originalen Tube-Tech CL-1B auch heute noch neu kaufen, genauso wie andere Klassiker (z. B. Teletronix LA-2A, Urei 1176, etc.). Ein paar Monate warten, etwa 3.700,- Euro überweisen und der Däne steht bei Ihnen. Der texanische Warm Audio kostet übrigens weniger als ein Drittel.

Tube-Tech ist ein eingetragenes Warenzeichen von Lydkraft ApS, einem 6-Personen „starken“ Unternehmen in Rødovre in Dänemark. Die Bilder der Mitarbeiter auf der Tube-Tech Website wirken fast wie Familienfotos mit freundlichem Lächeln und offensichtlichem Spaß an der Arbeit. Mastermind und Designer John G. Petersen orientierte sich damals an den Branchengrößen wie Pultec und Teletronix und entwickelte daraus eine Reihe der charakteristisch blauen Geräte, wie Mic Preamps, Channel Strips, Equalizer und Kompressoren. Allen gemeinsam: Sie sind röhrenbasiert.

WA-1B_john_g

Mastermind und Designer John G. Petersen

Lydkraft wurde im Jahr 1977 gegründet und etwa um 1984 herum wurde der PE-1A Equalizer entwickelt, der ein Jahr später auf den Markt kam. Der CL-1B Kompressor ist seit 1991 im Portfolio der Dänen.

Die Besonderheit: Der Detektor ist ein Opto-Element (ähnlich eines Teletronix LA-2A) und nach dieser Gain-Reduction folgt ein röhrenbasierender Push-Pull-Verstärker mit einer regelbaren Verstärkung um bis zu 30 dB. Diese Kombination bewirkt eine überaus sanfte Kompression, die praktisch nur aus Sweet-Spots besteht und somit die Bedienung vergleichsweise einfach macht. Wo ein „harter“ Transistor-Kompressor schlagartig ins Pumpen gerät, da ist der Übergang des CL-1B sehr weich. Und dies ist auch das Geheimnis der „forgiving compression“.

WA-1B_tube-tech

Tube-Tech CL-1B: Das Original

Diese spezielle Charakteristik machten und machen den Tube-Tech CL-1B zu einem sehr beliebten Tool, insbesondere für Stimmen und akustische Instrumente. Wer seinen Techno-Kick auf den Punkt komprimieren möchte, sollte sich aber besser woanders umsehen.

Warm Audio WA-1B: Worum geht es?

Nun, die Antwort ist klar: Es ist ein klassischer Nachbau des Tube-Tech Kompressors CL-1B. Vergleicht man die Gerät miteinander, dann ist primär nur sichtbar, dass der Tube-Tech noch 3 HE im Rack-Schrank benötigt, während der Warm Audio mit 2 HE auskommt.

WA-1B_front

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Ansonsten sind die Verteilung und die Funktionen der Schalter und Regler identisch. Die Geräte werden in Fernost handgefertigt und in Through-Hole-Verlötung „handwired“ – und zwar nach den originalen Bauplänen des dänischen Vorbilds. Danach wird jeder WA-1B im Warm Audio Hauptquartier in Austin, Texas inspiziert und getestet.

Wie bei Tube-Tech, werden  bei Warm Audio 12AX7 (russische Tung-Sol) und 12AU7 (slovakische JJ) Röhren verwendet. Abweichungen gibt es beim Übertrager: Während man in Texas auf Lundahl als Hersteller schwört, werden in Dänemark Dantrafo-Übertrager eingesetzt. Die Schaltung basiert bei beiden Geräten auf 270 V.

WA-1B_Lundahl

Mein Eindruck: Noch näher am Original geht es eigentlich nicht. Bis auf wenige Details entspricht der Warm Audio WA-1B haargenau dem CL-1B. Die wenigen Unterschiede wirken sich – bis auf den Übertrager – klanglich nicht aus. Und auch beim Übertrager sind es sicherlich nur Nuancen. Beim Warm Audio wurden demnach keine Kompromisse gemacht. Aber vielleicht werden wir doch noch überrascht.

Die Ausstattung des Warm Audio WA-1B

Das Gerät ist schnell erklärt und bedarf auch keiner speziellen Schulung: Von links nach rechts haben wir einen massiven On/Bypass-Schalter,und ja es ist ein True-Bypass, der nicht durch die Schaltkreise des Kompressors läuft. Bypass ist das Rohsignal: Punkt.

Dann haben wir acht Bakelit-Regler, fünf runde Potis:

  • Gain: Off – 30 dB
  • Attack: von 0,5 – 300 Millisekunden
  • Ratio: von 2:1 bis hin zu 10:1
  • Release: 0,05 – 10 Sekunden
  • Threshold Off: -40 dBU

WA-1B_Rack

… und drei Chicken-Heads:

  • Attack/Release: Fixed (Attack 1 ms, Release 50 ms) / Manual (mischt fixe und Manual-Werte)
  • Meter: Schaltet die VU-Anzeige zwischen Ein- und Ausgang um
  • SideChain: Schaltet die beiden Sidechain-Eingänge um

Rechts das sehr schöne, gelblich leuchtende VU-Meter, die Kalibrierung für das VU-Meter und der On/Off-Schalter samt Betriebslämpchen.

WA-1B_VU

Auf der Rückseite ist es ebenso aufgeräumt: Für Ein- und Ausgang stehen jeweils ein XLR- und ein Klinkenanschluss zur Verfügung. Dann die beiden Sidechain-Ports und die Buchse für das Kaltgerätekabel für das interne Netzteil.

WA-1B_hm

Verarbeitung und technische Daten des Warm Audio WA-1B

Kurzum: sehr gut. Die 1,5 mm starke Frontplatte mit sauberer Lackierung, ein stabiles Metallgehäuse, fest verschraubte Schalter, Regler und Buchsen – das alles macht einen sehr hochwertigen Eindruck. Im Inneren ist es ebenfalls aufgeräumt. Ein Ringkerntrafo für die Netzversorgung ist weit von der Hauptplatine entfernt, um Einstreuungen zu vermeiden. Die Röhren sind von wärmeableitenden Metallhüllen geschützt und die Lundahl-Übertrager sind sauber verlötet. Das ist Note 1!

WA-1B_inside

Bei einem Kompressor gibt es in Sachen technische Daten kaum etwas aufzuzählen. Der Frequenzbereich wird mit 5 Hz bis 25 kHz angegeben und das Rauschen mit -75 dBu bei 30 dB Gain. Die Eingangsimpedanz beträgt 600 Ohm und das 2 HE Rack-Gerät hat ein Gewicht von 3,9 kg.

Wie klingt der Warm Audio WA-1B?

Leider steht mir kein Tube-Tech im direkten Vergleich zur Verfügung, aber für viele Leser ist der Wettkampf gegen ein passendes Plug-in interessant. Hier habe ich das (meiner Meinung nach) beste Tube-Tech Plug-in zum Vergleich herangezogen: Das Softube Tube-Tech CL 1B, das mit meinem Universal Audio Apollo X6 über die DAW Universal Audio Luna den Vergleich mit dem Warm Audio WA-1B antreten muss.

WA-1B_Plugin

Das Universal Audio Plug-in des CL-1B

Dieses hat einen (theoretischen) Listenpreis von 327,- Euro und wird aktuell für 163,- Euro angeboten. Dazu empfiehlt es sich, bei Universal Audio auf eine der sehr (!) häufigen Promo-Aktionen zu warten, denn so kann man noch den einen oder anderen Euro sparen. Oder ist das Hardware-Pendant von Warm Audio so viel besser, dass man gleich 1.299,- Euro investieren sollte? Finden wir es heraus!

WA-1B_plugin

Audiobeispiel 1: Synthesizer-Beats

Ich habe den Warm Audio Kompressor in den Insert eines Channels des formidablen SSL PureDrive Quad eingebunden. Der Track kommt live von einem Roland MC-707 direkt in Universal Audio Luna. Dort habe ich in den Insert das Tube Tech CL 1B Plug-in von UA eingebunden. Nun erst 8 Takte Beat direkt vom MC707, dann den Insert mit dem Hardware WA-1B aktiviert, dann wieder das pure Signal und zuletzt das Plug-in aktiviert. Dabei habe ich die beiden Kompressoren (analog und virtuell) akustisch bestmöglich angepasst. Dabei fiel mir auf, dass der Software-Kompressor bei Threshold +10 und der Warm Audio bei Threshold -2 identische Kompressionen an den VU-Metern anzeigen.

Die Unterschiede sind klar hörbar, aber kaum klassifizierbar. Der Warm Audio geht beherzter zu Sache und bearbeitet die Transienten und das Sustain wesentlich drastische als das Plug-in, das insgesamt etwas wärmer und weicher klingt.

Verlängert man den Attack der beiden Kontrahenten, dann wird der Hall der Snare länger – aber fast auf dieselbe Art und Weise. Ebenso beim Sustain. Die Art, wie die Bassdrum ausklingt, ist beim Verkürzen oder Verlängern des Sustains sehr sehr ähnlich.

WA-1B_VU

Somit gibt es wohl einen Unterschied im Grundcharakter der beiden CL 1B Derivate, aber wo der Warm Audio härter rangeht, da bleibt das Plug-in eher zahm.

Audiobeispiel 2: E-Gitarre

Hier habe ich meine Gibson Les Paul Standard über das BOSS GT1000 Core Multieffektgerät mit dem Preset „Edge Delay“ angeschlagen im Insert des BOSS ist dazu noch der Klark Technik 3rd Dimension Chorus eingespeist. Die ersten Töne ohne den Warm Audio und dann mit einem leichten Klicken aktiviert.

Trotz der sehr dichten „Klangsuppe“ ist die Auflösung des Kompressors überzeugend. Man könnte so noch ewig weiter spielen und den schönen Klängen der Kombination lauschen, bei der der Warm Audio eine sehr tragende und erfüllende Rolle spielt.

Conclusio

Klingt der Warm Audio WA-1B wie das Original von Tube Tech? Gute Frage, aber da der Aufbau und die Bauteile bis auf sehr wenige Elemente identisch sind, kann man von einer sehr großen klanglichen Ähnlichkeit sprechen.

WA-1B_front

Wie schlägt sich die Hardware im Vergleich zum Plug-in: Ausgezeichnet! Das Plug-in ist sehr gut, aber der „Response“ des Kompressors auf Audiomaterial ist beim Warm Audio „echter“. Insbesondere beim Gitarrenspiel spürt man den „Dialog“ zwischen Instrument und Technik.

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Warm Audio WA-1B
Warm Audio WA-1B
Kundenbewertung:
(2)

Und absolut gesehen klingt der Warm Audio sehr gut, ist fein zu justieren und sehr intuitiv an den gewünschten Charakter heranzuführen. Die Verarbeitung ist sehr gut und die Wertigkeit stimmt. Man bekommt mit dem Texaner vielleicht nicht den hundertprozentigen „forgiving“ Kompressorklang des Originals, aber dafür einen sehr empfehlenswerten Kompressor.

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Fazit

Howdy Warm Audio! Was für ein Ritt. Der Warm Audio WA-1B ist dem dänischen Vorbild von TubeTech technisch bis auf wenige Details identisch. Dazu gleicht er ihm optisch wie ein Ei dem anderen und die Bedienung ist ebenso einfach und intuitiv. Die Verarbeitung ist sehr sauber und insgesamt ist es eine Freude mit dem Warm Audio zu arbeiten. Im Vergleich zum Universal Audio Plug-in des CL 1B geht der Texaner beherzter zur Sache, wobei die beiden sich im Charakter des Kompressionsverhalten sehr ähnlich sind. Vielleicht sind Sie, verehrter Leser, bisher mit den Nachbauten von Warm Audio nicht glücklich geworden – aber dem WA-1B kann ich nur ein sehr gutes Zeugnis ausstellen. Unbedingt anhören!

Plus

  • sehr guter, authentischer Klang
  • hochwertige Verarbeitung
  • gute Bedienbarkeit
  • attraktiver Preis

Minus

  • nicht ganz so vergebend, wie das Original

Preis

  • 1.299,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Stratosphere AHU

    Ein Kompressor der vergeben kann, hört sich fast göttlich an 😇
    Das Drum Beispiel Zeit sehr schön, dass ein Kompressor auch ein EQ sein kann.
    Nun erst 8 Takte Beat direkt vom MC707 sind wohl eher 4 ?
    Bei der Gitarre wird alles himmlischer, so das ‚Vergeben‘ hier passt.

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