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Test: Headrush Core E-Gitarren Multieffekt Amp Modeler

Auto-Tune included - das Headrush Core Floorboard

26. März 2024

Headrush Core TitelErneut taucht ein Floorboard auf dem Markt auf, das dieses Mal aber nicht ausschließlich die Gitarristen und Bassisten glücklich machen will, sondern auch die Sänger mit der (manchmal) segensreichen Erfindung des Auto-Tunes. Im Grunde haben wir es hier mit einer reduzierten Version des Headrush Prime zu tun, lediglich die Äußerlichkeiten haben eine Fastenkur und ein Facelift gewonnen. Genauso wie der große Bruder ist das Gerät auch für Sänger interessant, verfügt es doch über eigene Effektalgorithmen inklusive des Antares Auto-Tune. Auch ein Capturing von analogem Equipment wie Amps und Pedalen ist möglich. Wie sich das Headrush Core schlägt und ob sich die Einsparungen negativ bemerkbar machen, werde ich jetzt aus Sicht eines Gitarristen im Test versuchen herauszuarbeiten.

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Headrush Core E-Gitarren Multieffekt – Facts & Features

Zunächst sollten wir mal schauen, welche Features beim Headrush Core gegenüber dem Flaggschiff, dem Prime, eingespart wurden. Das sind, auf den ersten Blick, recht viele. Verfügt das Headrush Prime über zwei Reihen mit je sechs Fußtastern, ist es beim Core lediglich eine Reihe mit nur fünf Tastern. Die farblich wechselnden und auf die Vorgänge im Display abgestimmten LEDs sind weiterhin vorhanden. Das Pedal auf der rechten Seite des Gerätes musste weichen. Das Display ist noch immer 7″ groß, wirkt aber, aufgrund der kleineren Maße des Headrush Core, deutlich größer. Die Anzahl der Regler auf der Oberfläche wurde ebenfalls deutlich ausgedünnt, sodass der Schnellzugriff auf die wichtigsten Parameter entfällt und nur noch über das Display erfolgen kann. Übriggeblieben sind nur das Navigation/Data Encoder-Poti mit Push-Funktion sowie die Regler für Main-Out und Phones-Level.

Headrush Core vs Prime

Der Größenunterschied ist beträchtlich. Ob der Bedienungskomfort darunter leidet, wird sich im Laufe des Tests zeigen.

Die Anschlüsse des Headrush Core Floorboards sind mit denen des Headrush Prime identisch und bieten umfangreiche Routing-Möglichkeiten. Netterweise sind die Anschlussbezeichnungen von oben in lesbarer Ausrichtung aufs Gehäuse gedruckt, man muss sich also nicht komplett verrenken, um mal ein Kabel umzustecken. Da ich nicht davon ausgehen kann, dass das Prime-Board bei jedem unserer Leser bekannt ist, werde ich im Folgenden etwas genauer auf die Specs des Headrush Core eingehen.

Der Headrush Core Multieffekt und Amp Modeler ist mit einer Größe von 40,8 × 23,5 × 6,7 cm und einem Gewicht von 3,8 kg extrem gut zu transportieren. Das 7″ Touch-Display erwacht nach Drücken des Power-Schalters zum Leben, nach etwa 15 Sekunden ist das Gerät hochgefahren und betriebsbereit. Das Display selbst besticht durch detailgetreue Wiedergabe, kräftige Farben und eine sehr gute Reaktion auf die Bedienung mit des Testers Wurstfingern. Bei solchen Bauteilen gebe ich aber immer zu bedenken, dass ein Stadtfestgig in der sommerlichen Mittagshitze solch einem Display schon arg zu schaffen machen kann. Mein iPad mit den Noten ist mehrere Male ausgestiegen und brauchte Kühlung. Wie sich das Display des Headrush unter solchen Bedingungen verhält, kann ich mangels Erfahrung und fehlender Sommerhitze nicht beantworten. Falls es hier Leser mit solchen Erfahrungen gibt, verewigt euch gern in den Kommentaren, ich halte das für einen essenziellen Punkt.

Headrush Core Top

Alles in allem macht die Verarbeitung des Core einen sehr professionellen, robusten Eindruck, das mitgelieferte externe Netzteil hat am Gehäuse eine ausgesprochen zuverlässig wirkende verschraubbare Zugentlastung spendiert bekommen. Wunderbar, das sind so Kleinigkeiten, die einem oft erst später auffallen, wenn sie fehlen.

Die Architektur des Headrush Core baut auf einem mehrkernigen DSP auf, was immer erst mal toll klingt, in der Praxis aber wenig Aussagekraft hat. Auf jeden Fall verspricht die Hochglanz-Website den Wechsel zwischen Presets ohne jegliche Verzögerung und etwaige Aussetzer. Im Display gibt eine kleine Anzeige Auskunft über die Auslastung des Prozessors, die im Leerlauf mit den meisten Presets rund 50 – 60 % beträgt.

Die Konnektivität des Headrush Core

Das Headrush Core Board kann selbstständig ohne externen Rechner per WLAN aufs Internet zugreifen, um dann einen neuen Wäschetrockner für den Besitzer zu bestellen, wenn der Kühlschrank leer ist. Alles, was man benötigt, ist ein WLAN-Zugang und das entsprechende Passwort. Per Smartphone und temporärem Passwort kann ein Zugang zur Headrush Cloud hergestellt werden. Damit hat man Zugriff auf zusätzliche Rigpacks oder kann eigene Sounds für andere User zur Verfügung stellen. Das ist einerseits von Vorteil, weil einfach im Handling, andererseits muss natürlich auch ein WLAN zur Verfügung stehen, was im ländlichen Bereich schon mal problematisch werden kann. Nun gut, die meisten Sounds wird man sich in Studio oder Proberaum zurechtlegen. Backups sind per USB am Rechner erstellbar. Per Bluetooth können externe Soundquellen hinzugespielt werden, was zum Üben oder für One-Man-Shows mit Playbacks ideal ist.

Die Rückseite des Headrush Core ist übersät mit Buchsen. Um sich hier einen Überblick zu verschaffen, sollte man sich langsam von rinks nach lechts vorarbeiten. Je nachdem, ob man vor oder hinter dem Gerät steht. Ich beginne links aus der Perspektive des Maulwurfs, der sich gerade direkt vor die Rückseite verirrt hat.

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Headrush Core Front

Ganz links befindet sich der Mikrofon-Input. Dieser verfügt über einen Gain-Regler, den ich gern auf der Oberfläche des Gerätes gesehen hätte. Platz genug ist da allemal. Die Kombibuchse verträgt Klinke oder XLR und kann 48 V Phantom-Power ausgeben. Dies ist in den Global-Settings einstellbar, die so ziemlich alle Routing-Möglichkeiten offenlegen. Hier kann festgelegt werden, auf welche Ausgänge die Gitarre oder der Gesang geroutet werden, ob der Gesang zusätzlich trocken, also ohne Effekte ausgegeben werden soll oder ob die Gitarre direkt mit der Amp-Sektion verbunden werden soll. All das ist übersichtlich gestaltet, dürfte den Einsteiger jedoch völlig überfordern.

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Headrush Core
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Die Aux-Buchse, die standardmäßig (leider) als Miniklinke ausgelegt ist, folgt direkt vor dem Gitarren-Input. Auf gleicher Höhe befindet sich eine Buchse, über die ein externer Amp gesteuert werden kann. Falls man das Headrush Core mit der Vier-Kabel-Methode anschließt, kann so der Kanal des Amps in die Programmierung der Sound einbezogen werden.

Die beiden Buchsen für ein externes Expression-Pedal bedürfen gesonderter Erklärung. Schließt man ein einfaches Volume-Pedal an das Headrush Core an, bedarf es eines TRS-Kabels, das an die obere der beiden Buchsen angeschlossen wird. Verfügt man über ein Pedal mit zusätzlichem Schalter in Fußspitzenposition, wird diese Funktion an die untere der beiden Buchsen angeschlossen und vermag somit z. B. ein Wah-Pedal zu aktivieren.

Headrush Core Effects Loop

Es folgt der Effects-Loop, der komplett in Stereo ausgelegt ist. Wer hier seine geliebten Stereo-Effekte einschleifen möchte, benötigt zwei Stereo- auf 2x-Mono-Klinkenkabel, sofern die Effekte nur über einzelne Eingänge je Kanal verfügen. Es folgt die Output-Sektion. Zunächst der Kopfhörerausgang als Miniklinke (Nerv!) und dann zwei Klinkenbuchsen, die das Output-Signal an Amp oder Audiointerface ausgeben.

Die beiden Main-Outs sind als XLR-Buchsen ausgelegt, hier kann direkt in die Stagebox oder das Mischpult gespielt werden. Im Global-.Menü ist hier ein Ground-Lift schaltbar, was den Einsatz einer zusätzlichen Stagebox überflüssig macht. Die beiden nächsten Buchsen kümmern sich um MIDI-Befehle in traditioneller Ausführung, also als 5-Pin-MIDI-Buchse mit Input und Output/Thru. Eine USB-B-Buchse zur Verbindung mit einem Rechner und eine USB-A-Buchse für einen Stick zur Datensicherung und USB-to-MIDI komplettieren die Anschlussmöglichkeiten.

Headrush Core Connections

What’s in the box? Amps, Overdrives and more stuff like that

Diese anscheined einfache Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Die Basis-Software bringt 97 Amp-Models, 82 Cabs, 41 Mics, 7 Vocal FX, 15 Overdrives, 11 Distortion/Fuzzes, 10 Dynamics/EQs, 6 Kompressoren, 12 Delays, 6 Reverbs, 23 Modulation-, 14 Wah, Filter- und Pitch-Effekte sowie 7 Volume/Dynamic-Effekte und Gates mit. Ferner ist es möglich, eine quasi unbegrenzte Anzahl an IRs zu laden. Die Möglichkeiten, eigene Captures von Amps und Pedalen zu erstellen bzw. von anderen Usern erstellte aus der Headrush Cloud zu laden, erweitert die Möglichkeiten abermals ins nahezu Unendliche. Dabei bleibt zu beachten, dass ausschließlich Overdrive- und Distortion-Pedale gecaptured werden können, zeitbasierte Effekte wie Delay, Reverb oder Modulationspedale funktionieren selbstredend nicht.

Nicht zu unterschätzen ist der professionelle Looper, der im Headrush Core mit untergebracht wurde. Seit ich den Test des Headrush Looper Pedals gelesen habe, habe ich höchsten Respekt vor den Loopern aus diesem Hause. Und Ed Sheerans Signature Looper funktioniert ja ebenfalls mit technischem Know-how aus den Händen und Köpfender Headrusher.

Die Bedienung des Headrush Core

Die Navigation über das große, gestochen scharfe 7″ Touch-Display ist intuitiv und auch ohne das knapp 60-seitige PDF gut zu meistern. Allerdings muss man schon etwas Geduld mitbringen, denn allein die Routing-Möglichkeiten und die Global-Settings sind derart umfangreich, dass man sich zunächst nicht wundern darf, wenn trotz korrekter Verkabelung zunächst kein Ton zu hören ist. So musste ich etwa die Funktion, das Headrush Board als USB-Interface zu nutzen, erst in den Audio-Settings definieren. Aber auch aufwändigere Aktionen wie das Capturing, das Erstellen von Setlists oder die Zuordnung von Fußtastern zu einzelnen Komponenten oder Befehlen sind intuitiv lösbar. Einen Editor für Mac oder PC gibt es leider nicht, diesen vermisse ich schmerzlich, denn im Studio ist der Bildschirm oft näher als das Board.

Die alltägliche Bedienung per Fuß ist mit nur fünf Tastern recht kompromissbehaftet. Standardmäßig ist das Headrush Core so programmiert, dass man mit den beiden äußeren Tastern durch die einzelnen Rigs navigiert. Die jeweilige Funktion der Taster lässt sich im Display ablesen und ist der LED-Farbe des Tasters entsprechend zugeordnet. In folgenden Fall türkis für „PREV RIG“ und „NEXT RIG“.

Headrush Core Display & Taster

Die drei übrigen Taster sind jeweils einer Funktion innerhalb des Rigs zugeordnet, in diesem Fall also der Wechsel zwischen Rhythm- und Lead-Sound und dem Bypass des Delays. Das zeigt eigentlich schon ganz gut die Möglichkeiten, die in diesem Bedienkonzept stecken. Den Tastern kann jeweils das Attribut „Toggle“ oder „Scene“ zugeordnet werden, beim Wechsel von Rhythm zu Lead ist dementsprechend „Scene“ hinterlegt, hier wechselt man zwischen zwei unterschiedlichen Sounds, in diesem Fall werden beim Wechsel auf den Lead-Sound der Tube Screamer und das Delay aktiviert. Über den auf „Toggle“ gesetzten grünen Switch kann dann das Delay separat aus- oder eingeschaltet werden. Ein eventuell angeschlossenes Expression-Pedal kann ebenfalls so zugeordnet werden, einschließlich der Funktionen des Switches am Pedal und der Range, innerhalb welcher das Pedal regeln soll.

Die Taster verfügen über jeweils eine Doppelfunktion, die durch längeres Drücken aktiviert wird. Taster 1 schaltet dabei zwischen zwei Bänken um. Der zweite Taster mit der 2nd-Funktion „Mode“ ändert die grundsätzliche Zuordnung der Taster. Die eben beschriebene Standardeinstellung nennt sich „Hybrid“, wer möchte, kann auch hier einen „Stomp Mode“ aufrufen, bei dem alle fünf Taster einem Effekt oder Amp zugeordnet werden. Ebenso ist es möglich, fünf unterschiedliche Rigs abzurufen. Oder man entscheidet sich für drei Rigs und einen Wechsel der Bänke. Richtig gut gelöst ist die Möglichkeit, im Headrush Core Set-Listen anzulegen, die ebenfalls abrufbar gemacht werden können. Hat man keine Möglichkeit mehr, die nächste Bank und das nächste Rig per einzelnem Fußtaster aufzurufen, hilft das Treten von Taster 2 & 3 oder Taster 3 & 4, um die nächste Bank oder das nächste Rig zu erreichen.

Das Routing im Headrush Core Amp Modeler

Insgesamt sechs unterschiedliche Signalpfade stehen zur Verfügung, vier für Gitarre, einer für Vocals und einer für Vocals und Gitarre. Bei „Straight Path“ hängen alle virtuellen Geräte in Serie, „Middle Split“, „Immediate Split“ und „Dual Straight Path“ ermöglichen die teilweise oder komplette parallele Signalführung. Das ist ein Maximum an Möglichkeiten und sollte für alle Anwendungsbereiche ausreichend sein.

Weit komplexer sind die Möglichkeiten, unterschiedliche Quellen auf unterschiedliche Signalwege zu schicken. So ist es zum Beispiel möglich, das Signal der Vocal-Kette trocken auf einen Ausgang (z. B. Headphones) zu routen und mit einem unabhängigen Equalizer, einem Noise-Gate und einem Compressor zu bestücken, während das Signal, das mit der komplette Effektkette bearbeitet wurde, auf die PA zu schicken. Währenddessen kann das Signal der Gitarre auf die alternativen Ausgänge geroutet und separat auf die PA oder ins Studiopult geschickt werden. Das sind schon grandiose Möglichkeiten, die erst einmal erschlossen werden wollen.

 

Sonst noch – weitere Funktionen des Headrush Core

Ich kürze hier mal ab, alle Möglichkeiten des Headrush Core hier aufzuzählen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Zu den weiteren Highlights gehört sicherlich das Practice-Tool, das Audiofiles laden und an beliebigen Stellen loopen kann. Die Loops können dann in Tonhöhe und Geschwindigkeit verändert werden. Klasse. So etwas hätte ich mir früher gewünscht, das ständige Abheben und Aufsetzen der Nadel hobelte eben doch immer etwas Späne vom Vinyl und die Geschwindigkeit mit dem Finger zu reduzieren führte eigentlich immer zu einem Mangelzustand an Fingern. Nein, es hat uns nicht geschadet. Aber die Möglichkeiten sind heute dann doch etwas geiler.

Der Looper ist sicherlich ein Highlight des Headrush Core. Die Arbeit mit diesem Tool ist intuitiv und problemlos, das macht einfach nur Spaß. Wer mehr Looper benötigt, sollte sich dann wirklich mal das Flaggschiff unter den Looper genauer anschauen oder gleich zum Ed Sheeran Signature Looper greifen.

Headrush Core Looper

Das Klonen von Amps gehört, seit Christoph Kemper mal irgendwann eine bahnbrechende Idee hatte, bei immer mehr Geräten zum Standard. So auch hier, das Headrush Board kann wahlweise einen Amp mit Box, einen Amp oder Preamp oder ein Distortion-Pedal klonen. Die nötigen Schritte sind im Display ausführlich erklärt und sollte somit auch für Laien recht einfach nachvollziehbar sein. Für diesen Test habe ich mich für das Klonen eines Pedals entschieden, der Vergleich zwischen den Klon-Qualitäten des Core und des Kempers folgt in wenigen Tagen, dann gibt’s auch meinen altehrwürdigen Bogner Alchemist als Klon auf die Ohren.

Das Gerät bietet auch einen Hands-Free-Mode, bei dem einzelne Parameter per Fuß verändert werden können. Hier ist es zum Beispiel möglich, die Lautstärke des Amps, die Länge des Delays oder auch die Rate des Chorus zu beeinflussen. Das ist ein sinnvolles Tool für die Proben, Live muss man den Umgang mit dem Core schon im Schlaf beherrschen, bevor man da irgendwas nachregelt und sich im Zweifel den Sound zerschießt, während man versucht, die Akkordfolge des Songs im Blick zu behalten.

So klingt der Headrush Core Multieffekt und Amp Modeler

Um die Sounds des Headrush Core zu demonstrieren, schließe ich das Board per USB an meinen Rechner, wähle im Global Menü die Funktion „USB Audio“, wähle die Sample-Rate, die zu meiner DAW passt und entscheide mich für eins der Szenarien, die mir im Menü angeboten werden. „Live“, „DAW“ und „ReAmp“ stehen zur Auswahl. Live scheint mir zunächst angemessen. Ich aktiviere das Board in meiner DAW als Audio-Input und schicke das Signal auf meine Studiomonitore. Das klappt, allerdings habe ich eine merkliche Latenz, die ein timinggerechtes Spiel unmöglich macht. Was ich auch versuche, diese Latenz bleibt. Das gleiche Szenario mit meinem Kemper oder mit dem gerade ebenfalls hier stehenden Fender Tone Master Pro macht keine Probleme. Die Nachfrage in einem Forum ergibt die Antwort, dass das Problem bekannt sei. Nun gut, das mag sein, aber das macht die USB-Recording-Funktion unbrauchbar. Also wird das Board per Main-Out ans Audiointerface gefesselt und schon funktioniert alles. Da ist dringender Handlungsbedarf, das kann so nicht sein!

In den Klangbeispielen hört ihr zunächst ein paar Werks-Presets, die unverändert direkt ins Audiointerface gespielt und ohne weitere Nachbearbeitung in Logic aufgenommen wurden. Gelegentlich schalte ich durch die Rig-internen Soundoptionen, erkennbar jeweils an dem +-Zeichen.

Die Crunch- und Highgain-Sounds und auch die cleanen Sounds mit Effekten gefallen mir ausgesprochen gut, Probleme habe ich mit den Werks-Sounds, wenn die Amps ins Breakup geraten. Da ist kein Werks-Preset dabei, das mir annähernd gefällt, alles klingt irgendwie steril und künstlich. Also bastele ich mir ein Rig, mit dem ich glücklich werden könnte. Das Amp-Model, bei dem mir das am besten gelingt, ist nach langer Suche der Brit 800, den ich oben schon in den Werks-Sounds verarbeitet hatte. Mit ein bisschen Modifikation klingt das schon sehr nach dem Sound, der mir vorschwebt. Ein Grey Comp davor, der im Verlauf des Files dazugeschaltet wird, schiebt dann den Amp noch mal etwas an.

Das letzte Klangbeispiel demonstriert die Qualität des Clonings. Ihr hört zunächst das Preset ohne Pedal, dann meinen Carl Martin PlexiRanger im Effektweg und anschließend den Clone des PlexiRangers. Ich höre da keinen signifikanten Unterschied, das Spielgefühl beider Varianten differiert nicht.

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Fazit

Wie so oft sind die Werks-Sounds das Problem. Das Headrush Core klingt auch damit teilweise schon großartig, jedoch ist der Bereich des nicht mehr ganz so cleanen Sounds erst dann richtig überzeugend, wenn man selbst programmiert. Die umfangreichen Routingmöglichkeiten und die generelle Ausstattung des Headrush Core suchen in dieser Preisklasse ihresgleichen, denn schließlich ist dieses Board für knapp unter 900,- Euro zu bekommen und das setzt schon Maßstäbe! Einzig die Latenz beim USB-Recording und das Fehlen eines Editors für Mac oder PC führen zu einer minimalen Abwertung. Das Potenzial ist da, die Sounds sind fantastisch, das Cloning funktioniert sagenhaft. Zeitnah folgt ein Vergleich zwischen Headrush Core, Kemper und Fender Tone Master Pro. Stay tuned, das wird spannend! Ganz außer Acht lassen darf man definitiv auch nicht Möglichkeit, als Gitarrist und Sänger komplette Setups inklusive Autotune zu erstellen, was, gerade in Verbindung mit dem Looper großartige Möglichkeiten eröffnet.

Plus

  • Sounds (clean und higher Gain)
  • Preis
  • flexibles Signal-Routing
  • Möglichkeiten durch paralleles Routing von Gitarre und Vocals

Minus

  • Latenz beim USB-Recording
  • kein Editor für Mac oder PC

Preis

  • 899,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    bluebell AHU

    „Kein Editor für Mac oder PC“ sähe ich lieber als „kein Editor für den Rechner“ formuliert, statt das alte und falsche Denken mancher Firmen zu übernehmen, man müsse plattformabhängig programmieren.

    Das Gerät hat USB, also könnte es per RNDIS (Netzwerk über USB) einen Webserver zur Verfügung stellen. Ein Mal programmiert, für viele Betriebssysteme bereitgestellt.

    • Profilbild
      gs06

      @bluebell Da sich gerade Web-Standards ständig und ziemlich schnell ändern, birgt ein solches Vorgehen ein erhebliches Risiko, dass das Gerät mit zukunftigen Browsern nicht mehr richtig gesteuert werden kann. Da hat sich der Uralt-Standard Midi trotz aller Nachteile über die Jahre als stabiler erwiesen…

      • Profilbild
        ctrotzkowski

        @gs06 Das Argument ist natürlich nicht ganz falsch.

        Andererseits bewährt sich bisher bei meinem z.B. Soundcraft Rackmixer, daß er eben keine zu installierende App braucht, sondern von jedem OS aus mit einer großen Anzahl Internetbrowsern direkt bedienbar ist. Sogar ein altes Tablet mit Android 4 ist noch in der Lage, die Mixerpage zu bedienen, und bei mir für Notfälle im Mixerbag.
        Wenn der Hersteller also mit breit akzeptierten Standards Web-Interfaces baut, ist die Chance recht hoch, daß man es noch lange bedienen können wird.

        MIDI ist in seiner Historie ein einzigartiger Glücksfall – ich denke es ist das älteste digitale Interface (auch außerhalb der Musik) das heute noch unverändert universell verbaut werden kann.
        Eine andere Frage ist es hingegen, ob man dann mit irgendeinem Midi Controller auch irgendwelche anderen komplexen Geräte fernsteuern kann, die keine Synthies sind. Da sind wir dann wieder in der unsäglichen Mapping Diskussion, warum die meisten MIDI Controller eben nicht das leisten, was wir uns von ihnen erhoffen….

        Komplexe Bedienkonzepte fordern immer auch ihren Tribut.

      • Profilbild
        bluebell AHU

        @gs06 Es kommt drauf an. MIDI ist toll, aber um irgendwelche internen Effektmatrizen zu steuern vielleicht doch zu lowlevel.

        Natürlich können Programmierer bei Webanwendungen viel Mist bauen, denken wir nur zurück an die „Optimized for Internet Explorer“-Seiten des WWW der 2000er-Jahre. Heutzutage hopsen sie gerne auf halbgare Javascript-Erweiterungen. Aber man kann es auch ordentlich machen, dann ist es in jedem Fall besser und langlebiger als eine plattformabhängige Anwendung. Der Mixer in meinem MOTU UltraLite AVB braucht zwar Javascript, aber funktioniert mit den von mir genutzten Browsern gut, auch mit älteren.

  2. Profilbild
    ctrotzkowski

    Schlechte / überladene Presets werden in vielen Tests zu Multi-Effekten und Modelern kritisiert.

    Einerseits zurecht.

    Andererseits liegt es meiner Meinung nach auch an einer von den Marketing-Abteilungen falsch geweckten Erwartungshaltung.

    Es kann – und darf! – ja auch gar nicht so funktionieren, dass man jedwede Klampfe an den Eingang stöpselt und dann trotzdem aus dem Stand bis ins Detail wie Brian May, Eddy van Halen oder Edge klingt. Würde ein Gerätebauer so etwas anstreben, würde das Ergebnis beliebig undynamisch sein müssen: Wenn passive und aktive Pickups mit jedweder Tonblendeneinstellung gleichermaßen perfekt wie unsere Heroes klingen sollen, dann könnte man im Umkehrschluß auch nicht mehr feinfühlig artikulieren, weil ja alles gleichgemacht werden müßte.

    Keiner erwartet, daß aus einem von jemand anderem zusammengestellten Boutique Pedalboard und eingestelltem Edel-Amp ohne längere Anpassungen genau der Sound kommt, der zu unserer Gitarre, Stück und Spielweise paßt. Wir würden auch in der guten alten analogen Welt erst einmal in Ruhe alle Knöpfe so einstellen, bis wir genau das hören was wir lieben.

    Insofern sind für mich Presets bei Synthies und bei Gitarren-Modelern – aus gutem Grund – zwei grundverschiedene Dinge. Beim Synth ist eben der Synth das Instrument, das seine Artikulation selbst definiert. Der Modeler hingegen soll den Charakter unserer Gitarre veredeln.

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