Klänge so rein wie ein kristallklarer Fluss
Und noch eine DI-Box höre ich so manchen Leser jetzt sagen. Was soll an der passiven und einkanaligen DI-Box Palmer wipper anders sein, als bei den zahlreichen Modellen des Wettbewerbs, die am Markt um die Gunst der Käufer buhlen? Nun ja, von der grundsätzlichen Arbeitsweise einer einfachen DI-Box zum Einsatz bei Gitarre, Bass, Keyboard oder Synthesizer natürlich nichts. Dennoch gibt es hier einige Besonderheiten, die dieses Audio Tool aus der Masse herausheben. Das fängt schon bei der Namensgebung an und reicht vom Produktdesign bis zur Verpackung. Doch dazu später mehr.
Inhaltsverzeichnis
Die Marke Palmer
Palmer ist eine Marke der Adam Hall Group aus dem hessischen Neu-Anspach, die 1975 gegründet worden ist. Musiker und Tontechniker weltweit schätzen seit dieser Zeit den sauberen Klang, den sie mit den Produkten von Palmer erzielen können, ob live oder im Studio. Der Markenclaim „Be true to your sound“ bedeutet heute auch Reinheit der Klangsignale für Studio-Profis und Home-Studio-Nutzer. Großes Know-how über altbewährte analoge Schaltungen wird bei Palmer mit moderner, digitaler Technologie verknüpft. Das Beste aus beiden Welten, könnte man sagen. In der Tradition der Marke Palmer werden die Neuentwicklungen laut Hersteller penibel bis ins Detail durchdacht, damit sie sowohl technisch als auch ästhetisch den hohen Ansprüchen der Profis gerecht werden. Zum Portfolio von Palmer gehören unter anderem DI-Boxen, Line Isolators, Speaker-Simulationen, Controller und Studio-Monitore.
Woher kommt der eigenartige Name Palmer wipper?
Als bei Palmer in Neu-Anspach eine neue Serie von Klanghelfern (Audio Tools) entwickelt wurde, hat sich das Team reichlich Gedanken zur Namensgebung gemacht. Über das Thema Signalfluss und die Analogie zu einem Fluss mit kristallklarem und lebendigem Wasser kam man zu dem Schluss, die Neuentwicklungen als River-Serie zu vermarkten. Aus diesem Grund sind die neuen Helfer für die Live-Bühne und im Studio nach deutschen Flüssen benannt und tragen Namen wie zum Beispiel wipper, ilm, enz, vils, trave und tauber (alle klein geschrieben). Sicherlich keine Namen, die man im ersten Moment mit deutschen Flüssen assoziiert. Dank ihrer hochpräzisen Schaltungen soll der Sound mit diesen Audio Tools immer unverfälscht und klar sein Ziel erreichen. Die Wipper ist übrigens ein gut 88 km langer Fluss im Norden Thüringens.
Andere Wege in der Produktgestaltung der DI-Box
Bereits die Verpackung der Palmer wipper unterscheidet sich. Von wegen, alles muss immer rechteckig sein. Die Frontseite ist entsprechend dem Inhalt, der eigentlichen DI-Box, vorne abgerundet. Eine vierfarbig bedruckte Hülle aus dünnem Papier präsentiert die üblichen Produktinfos mit Geräteabbildung und den nicht unwichtigen Hinweis „5 years guarantee“. Wird diese Banderole abgezogen, hält man die naturfarbene, braune und unbedruckte eigentliche Verpackung (mit seitlichen Aufklebern) in den Händen. Darin untergebracht sind die wipper DI-Box, vier selbstklebende Gummifüße, ein Aufkleber mit dem Palmer Logo und ein selbstklebendes Tourlabel, das bei Bedarf an der schmalen Rückseite der DI-Box angebracht werden kann. Außerdem fällt mir noch ein Faltblatt in die Hände. Darauf auch der aufgedruckte Link zum Handbuch auf der Palmer Website und ein QR-Code, der ebenfalls zur Bedienungsanleitung führt.
Aufgabe der Palmer wipper
Die Palmer wipper wurde speziell für die Signalsymmetrierung und zur Impedanzanpassung von Instrumentensignalen entwickelt und kann mit Gitarren und E-Bässen, aber auch Keyboards und Synthesizern eingesetzt werden. Sie bietet wie jede DI-Box eine galvanische Trennung, um Audiosignale auch über weite Kabelwege brummfrei übertragen zu können. Außerdem lassen sich mit der wipper zum Beispiel Stereo-Signale eines Keyboards in Mono summieren. Das ist ein guter Zweitnutzen.
Markantes Erscheinungsbild der Palmer wipper ist die dunkelbraune Farbgebung des Gehäuses mit abgerundeter Frontseite und eingearbeitetem Kunststoffstreifen in Orange. Diese Merkmale sind unverwechselbare Gestaltungsprinzipien, die an sämtlichen Audio Tools der River-Serie zu sehen sind und in abgewandelter Form auch an anderen, neueren Produkten der Marke Palmer.
Als passive DI-Box benötigt die wipper keine Stromversorgung. Sie kommt in einem roadtauglichen Gehäuse aus Aluminium und Stahlblech mit den Abmessungen von 140 x 68 x 50 mm (L x B x H). Das Gewicht der Palmer wipper liegt bei 0,43 kg. Die Seitenteile mit den Anschlüssen und Schaltern sind etwas vertieft eingelassen, sodass die Drucktasten auf jeden Fall geschützt sind.
Auf der Eingangsseite sitzen zwei 6,3 mm Klinkenbuchsen. Die Stellung des kleinen Druckschalters entscheidet darüber, ob das Signal an INPUT A an der zweiten Klinkenbuchse herausgeführt wird (THRU) oder ob die zweite Klinkenbuchse als INPUT B genutzt werden kann (Stichwort Mono-Summierung).
Ausgangsseitig gibt es einen symmetrischen Audioausgang als männliche XLR-Buchse. Mit dem Schalter PAD (Passive Attenuation Device) lässt sich das Ausgangssignal hier um 30 dB absenken, falls die Eingangsstufe des angeschlossenen Mischpults oder Audiointerfaces zu übersteuern droht. Außerdem sitzt an dieser Seite der obligatorische Ground-Lift-Schalter. Damit lässt sich die Masseverbindung von Ein- und Ausgang trennen, um mögliche Brummschleifen oder andere Störungen zu verhindern.
Hilfreich bei der Belegung der Buchsen sind die eindeutigen Aufdrucke auf der Gehäuseoberseite.
DI-Box aufgeschraubt
Nach dem Entfernen von vier Schrauben auf der Unterseite, die von den mitgelieferten Gummifüßen verdeckt werden können, falls hier nicht Velcro Klettband zum Einsatz kommt, lässt sich das Innenleben seitlich herausschieben. Nun ist der Blick auf die Innereien frei. Und tatsächlich geht es auf der der Platine recht übersichtlich zu. Neben den Buchsen und Schaltern sehe ich eine handvoll Widerstände sowie zentral angeordnet den isoliert gekapselten Übertrager mit dem Aufkleber PMT 43.
Der Bedienungsanleitung entnehme ich dann noch folgende technischen Daten:
- Max. Eingangspegel (< 1 % THD, 20 Hz) +24 dBu
- Max. Eingangspegel (< 1 % THD, 1 kHz) +32 dBu
- Frequenzgang (±0,2 dB, relative 1 kHz) 10 Hz bis 60 kHz
- Eingangsimpedanz (1 kHz, Setting: 0 dB Pad, THRU) 47 kΩ
- Ausgangsimpedanz (1 kHz, Setting: 0 dB Pad, THRU) 33 Ω
- THD (30 Hz, +4 dBu, unity, ungewichtet) <0,02 %
- THD (1 kHz, +4 dBu, unity, ungewichtet) <0,0007 %
- IMD (SMPTE) (60 Hz / 7 kHz, 4:1, +4 dBu) <0,002 %
- Übertrager-Verhältnis 10:1
Alle Messungen wurden laut Palmer mit einem Generator mit 600 Ω Ausgangsimpedanz und 1 kΩ symmetrischer Last durchgeführt.
Palmer wipper auf der Live-Bühne
Beim Auftritt unserer Band (Open Air zu einer großen Sonnenwendfeier) hat unser Bassist Tim die Palmer wipper in klassischer Art und Weise eingesetzt. Schließlich konnte er bei diesem Gig auf seinen üblichen Bass-Amp mit 4x 10 Zoll Box komplett verzichten. Eine angemietete und sehr gute Seeburg PA mit unter anderem zwei doppel 18 Zoll Subwoofern war für uns am Start. Die Signalkette unseres Bassisten zeigte sich an diesem Abend schlicht und sah so aus: Bass, Pedalboard, Rackmixer. Das Ausgangssignal seines, wie ich finde, oppulent bestückten Pedalboards ging in den Eingang der Palmer DI-Box. Und vom symmetrischen XLR-Ausgang der wipper führte das Kabel direkt in den Mikrofoneingang des digitalen Rackmixers. Ground-Lift brauchte nicht geschaltet zu werden. Was soll ich sagen? Keine Störungen, keine Vorkommnisse, satter Bass-Sound, so soll das schließlich auch sein.
Eigene Messungen der Palmer wipper
Der Vollständigkeit halber sollen eigene Messergebnisse die Signalqualität des Testobjekts aus dem Hause Palmer unter Beweis stellen. Dazu kommt bei mir ein externes M-Audio Interface mit sehr guten technischen Werten an einem Windows Rechner zum Einsatz. Und dass ich für die Messungen hochwertige Kabel verwende versteht sich von selbst. Durch mein Interface schicke ich zunächst einen Sweep von 1 Hz bis 20.000 Hz. Das Ergebnis ist in Abbildung 1 zu sehen. Bei einem SPL von 101 ist die blaue Kurve ab etwas mehr als 10 Hz fast kerzengerade. Lediglich im obersten Bereich ab etwa 15.000 Hz bis 20.000 Hz lässt sich bei genauem Hinsehen eine Abweichung von weniger als 0,5 dB ahnen, also vollkommen zu vernachlässigen.
Der identische weite Sweep läuft nun zusätzlich durch die Palmer wipper. Hier gibt die Abbildung 2 mit der grünen Messkurve Aufschluss. Die Kurven sind ab etwa 25 Hz deckungsgleich. Unterhalb dieser Frequenz schneidet die DI-Box geringfügig schlechter ab als mein Interface. An dieser Stelle möchte ich betonen, dass diese Abweichungen deutlich unterhalb des menschlichen Hörspektrums liegen.
Abbildung 3 mit der zusätzlichen unteren Kurve in Türkis zeigt, wie die Palmer wipper auf das Einschalten der -30 dB PAD-Schaltung reagiert. In meiner Testanordnung sind es dann sogar -37 dB Abschwächung, die hier zu sehen sind.
Klanglich sind bei Benutzung der Palmer wipper also keinerlei (hörbare) Veränderungen festzustellen.
ist es sicher nicht der Name Wupper im oberen Verlauf? Also bis Wipperfürth heißt der Fluss ebenfalls Wipper.
@Mr.Ketoujin Danke für den Hinweis. Gemeint ist die Wipper in Thüringen
Moin, Moin zusammen.
Unverzichtbar solche kleinen „Helferleins“, ein Vergleichstest wäre mal super.
(die Farbe Schwarz finde ich nicht so optimal, gerade für die Bühne.)
Ich nutze mehrere Lehle P-Splitt III. (sind auch zugleich Signalsplitter)
Gruß
SlapBummPop