Der 60er in der Praxis
Der 60er arbeitet mit Direktantrieb. Das Drehmoment des Motors gibt der Hersteller mit „über 1 kg/cm“ – was wohl bedeutet, dass der Wert ziemlich knapp darüber liegt. Das würde auch in den Aufbau der T-Reihe passen: T.60 > 1 kg/cm, T.90 1,6 Kg/cm, T.120 4,5 kg/cm. Wie bei allen Turntables mit einem relativ geringen Drehmoment neigt der Teller bei zuviel Druck aufs Vinyl zum Stoppen, da ist dann halt etwas Feingefühl gefragt. Ein Reversebutton fehlt; wer den benötigt, muss eine Stufe beim T80 einsteigen.
Die Start- und Brakezeiten werden mit „kleiner als 1 Sekunde“ angegeben, lagen im Test aber – rein subjektiv – eher etwas darüber; gerade beim Stoppen neigt der Teller deutlich zum Nachlaufen. Als Amateur kann man damit leben, Profis erwarten von ihren Geräten dann aber durchaus halbierte Werte. Zwei Start/Stop Buttons sind für das Anlaufen und Abbremsen des Tellers zuständig, einer vorne, einer hinten links auf dem Gehäuse; dieses Feature findet sich bei allen Vertretern der T-Serie, ist sonst aber eher unüblich.
Der T.60/62 kommt mit zwei Geschwindigkeiten (33 und 45 rpm), die 78 rpm preislich höher angesiedelter Geräte fehlt, dürfte aber von Einsteigern auch nicht unbedingt vermisst werden. Den Pitchfader gibt’s nur in einer Minimalversion: Der Pitchbereich ist auf +/- 10% festgelegt (bei Nullstellung leuchtet eine rote LED) und lässt sich nicht ändern, auch fehlt eine Lock-Taste, die den Fader gegen unbeabsichtigtes Betätigen schützt. Die kann man aber noch eher verschmerzen als das Fehlen des Keylock-Buttons: Eine Tempoänderung geht also immer auch mit einer Tonhöhenänderung einher. Bei der Justierung von Tempo und Pitch hilft auch die gut arbeitende Stroboskoplampe; bei Nullstellung scheinen die Punkte auf der obersten Reihe an der Seite des Plattentellers still zu stehen.
Im Gegensatz zur 90er-Serie hat der 60er ein aufsteckbares Targetlight, das den Aufsetzpunkt des Tonarms deutlich ausleuchtet; so gibt’s auch an dunklen Arbeitsplätzen stets beste Übersicht.
Zur Frage „Gerader oder gebogener Tonarm“ ist schon viel geschrieben worden; ob es da nun wirklich Vorteile gibt oder nicht, lasse ich mal offen. Öfter mal vertreten wird die Meinung, dass gerade Tonarme weniger springen und deshalb verstärkt bei Scratch- und HipHop-Artisten eingesetzt werden, während gebogene robuster seien und daher bei Techno-und House-Auflegern beliebter. Die Tatsache, dass es beim 60er und 80er-Modell der T-Serie einen geraden, beim 90er einen gebogenen Tonarm gibt, hat aber eventuell auch einfach nur „gewichtige“ Gründe: Leichtere Tonarme werden meist gerade gebaut, mittelschwere gebogen. So oder so: Der gerade Tonarm des T62/62 liegt gut und zuverlässig in der Rille und macht im Test keine Probleme; allerdings musste da mit dem Gegengewicht am Tonarm schon ordentlich Druck aufs Vinyl gebracht werden. Turntable-Profis werden eventuell einen Antiskating-Regler vermissen – den gibt’s erst bei den Modellen T.90/92 und T.120.
Klanglich gibt’s ebenfalls keine Beanstandungen: Wie auch bei den größeren T-Modellen kommt auch hier das bewährte 500B-System von Numark zum Einsatz, das auch schon im Test zum T.90 USB überzeugen konnte.
Herstellerpreis:
178 Euro (T.60), 202 Euro (T.62)
Straßenpreis:
149 Euro (T.60), 169 Euro (T.62)