Einblick in die elektronische Geschichte der BBC
Der Radiophonic Workshop war eine echte Institution der BBC und ist hierzulande kaum bekannt. Schon 1958 gegründet war es die Aufgabe des Workshops zunächst elektronische Soundeffekte und Geräuschkulissen für die Radio- und später auch TV-Programme der BBC zu produzieren. Später entstanden im Radiophonic Workshop auch Musikproduktionen, die in eigenen Sendungen ausgestrahlt oder als Titelmelodien verwendet wurden. Das bekannteste Thema ist sicherlich das Opening von „Doctor Who“ – wiederum eine britische Institution, die bei uns fast nur Sci-Fi-Nerds bekannt ist. Aber eigentlich hatte der Radiophonic Workshop einen Bildungsauftrag und produzierte viele entsprechende Programme für Schulen. Die extrem erfolgreichen Tracks für „Doctor Who“ oder „Quatermass“ waren im Grunde genommen nur eine Nebenbeschäftigung.
In der Anfangszeit wurde viel mit Bandmaschinen und -manipulationen experimentiert, wobei man Einflüsse von der kontinentalen Musique Concrete aufnahm. Hier taten sich besonders Daphne Oram, die durch ihre optische „Klangmaltechnik“ Oramics bekannt wurde und Delia Derbyshire, „the unsung heroine of british electronic music“, der wir nicht zuletzt das „Doctor Who“-Thema zu verdanken haben.
Der Radiophonic Workshop wurde 1998 aufgelöst, natürlich aus Kostengründen. Seit einigen Jahren veranstalten ehemalige Mitglieder Livekonzerte mit den Workshop-Songs.
Die Vorbereitung zu einem solchen Konzert ist der Rahmen für eine kurze Doku, in der auch kleine Einblicke in die Geschichte des Radiophonic Workshop mit einfließen. Besonders interessant ist es, wenn man darauf achtet, welches Equipment früher und heute verwendet wird.
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Guter und wertvoller Hinweis. Gerade in Zeiten wie heute, wo einem suggeriert wird, immer nur mit neuestem Zeugs innovativ und einzigartig klingen zu können. Genau das Gegenteil ist der Fall. Nach wie vor gilt: setze dich mit dem, was du hast, in aller Tiefe auseinander und erkenne das Potential darin. Bei der Masse an Equipment, Software etc. neigen wir leider nur zu sehr dazu, die Oberfläche dessen anzukratzen.
Empfehlenswert in diesem Kontext seien auch noch die Beschäftigung mit Louis und Bebe Barrons Arbeiten oder dem Studio für elektronische Musik in Köln (WDR Tonstudio).
Moin Welle,
der BBC Radiophonic Workshop kann für sich auf die Fahne schreiben, etliche britische Musiker zur Elektronik gebracht zu haben. Denn neben dem praktischen ausprobieren war der Workshop Teil des britischen Bildungsfernsehens und hat Kids die Elektronik erklärt. Diese Einflüsse hörst du dann bei Timelords, KLF, The Orb, 808 State, Aphex Twin, The Shamen, Prodigy u.v.m raus. Und damit meine nicht das Covern von Doctor Who Titeln.
@TobyB Jo, Matthew Herbert spielt da ja seit dem Revival 2012 auch eine hervorgehobene Rolle als Kreativdirektor.
Hallo Welle,
das ist sicher richtig, Aber es gibt ja noch das Original Ensemble bzw. Teile und die touren auch. Ich war 2016 auf einer Prom in Birmingham, da gabs von ihm mit Carl Cox Teile des Human Traffic Scores. Und draussen hat PETA gegen ihn protestiert. Krasser Typ. Ich hab ihn erstmals im Robert Johnson in Offenbach wahrgenommen, als er für One Club alle Dj/anes gesampelt hat.
@TobyB oh, man, matthew herbert, was für ein genie, nah am wahnsinn…nach wie vor eine meiner lieblingsperformances: matthew herbert sampled, wie er ein glas zerbeisst und uns anschliessend zeigt, was man mit einem akai s700 so alles machen kann
https://www.youtube.com/watch?v=s09SANVyWjU
@dilux Jo Dilux, mit PETA hatte er Beef wegen eines Schweins, er hat es erst für seinen Verzehr züchten lassen und aus der Haut wurden dann Trommelfelle. One Club ist jetzt als musikalisches Werk auch eher speziell. Wer da mit der Erwartung auf einen Floorburner rangeht erlebt einen bösen Trip.
@dilux Hey Dilux, schau mal genau hin.
Es ist kein Akai s700, im Video hat er in der Mitte Poties.
Der s700 hat keine solchen Poties.
Im Video sagt ein Kommentar es sei ein s612,
aber das scheint auch nicht zu stimmen, auch wegen der Poties.
Was hat er da für einen Sampler genau ?
Würde mich mal interessieren : )
Krieg ich glatt Bock auch sowas zu machen. ^^
@Coin Bin zwar generell kein sooo großer Freund von Samples und Sampling. Aber man kann tatsächlich aus einem einzigen One Shot Sample, wenn man will, einen ganzen Track generieren.
@Coin ups, mea culpa, das ist natürlich ein s612…der ist es aber auch wirklich, der hat auch diese potis, mit denen man den lfo sowie den filter (analog) regeln kann. die wahre magie des s612 liegt in 2 übereinander liegenden fadern, mit denen man den start- und den endpunkt des samples verschieben kann. da beide fader den gesamten sample repräsentieren, kann man also in echtzeit den endpunkt des samples VOR den startpunkt des samples legen, was dazu führt, das ein teil des samples rückwärts abgespielt wird; gerade bei kurzen one shots führt das zu unvorhersehbaren ergebnissen.
der s612 gilt schon lange als geheimtip, ist aber auch schwer zu finden, da die wenigsten sich von ihm trennen.
@dilux @Dilux: Danke für den Link! Grosses Kino!
@Wellenstrom: Genau! Die technischen Einschränkungen, die sie damals hatten würden heute 99% aller Musikproduzierenden in den Wahnsinn treiben. Der sound ist (imho) immer noch unerreicht. Eno wollte ja Discreet Music am Computer nachbauen und hat dann hingeschnissen, weil ihm klar wurde dass u.a Tape ( Reel ) diesen speziellen sound hervorbrachte. Ist immer noch ein Traum von mir in so einem Labor eine Platte zu produzieren.
Die Jungs sind im Juni in der Elphi, ich hab die schon in Glasgow erlebt, nicht nur für Doctor Who Fans ist das ein Erlebnis. Auf der Webseite zum Radiophonic Workshop ist auch die Sample Libary des BBC Radiophonic Wokshop downloadbar. Zum Doctor Who Theme, es wurde von Ron Greiner komponiert in E Moll, welches dann von Delia Derbyshire und Dick Mills realisiert wurde, das Bassriff ist ein Tapeloop geschnitten und dann über einen Mikroständer als Umlenkrolle wieder zu gespielt. Das Thema kommt aus einem Testtonegenerator mit einem Echo.