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Live! Oder doch nicht live gespielt?

Live ist live! Oder doch nicht?

17. November 2022

Neulich auf einem Konzert: Drei Musiker waren auf der Bühne und haben aus den Synthesizern wirklich alles rausgeholt. Die Show war spektakulär und es war einfach ein großartiges Erlebnis. Doch die Euphorie verschwand schnell wieder, denn ein kleiner Satz löste eine Diskussion aus, die den ganzen Abend andauern sollte: Zum Glück haben sie diesmal mehr live gespielt als früher.

Was bedeutet eigentlich live spielen? Menschen bedienen während der Aufführung ihre Instrumente und erzeugen Musik. Wenn man beispielsweise an Instrumenten wie Gitarre, Klavier und das Flageolett denkt, ist dies nachvollziehbar.

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Doch der Satz „Diesmal haben sie mehr live gespielt als früher“ deutet an, dass Veränderungen stattgefunden haben. Dies hat sicher was mit dem Einzug der Technik auf der Bühne zu tun. Natürlich denkt man sofort an das Playback. Musiker geben auf der Bühne nur vor, dass sie ihre Instrumente spielen, aber es wird eine Studioaufnahme abgespielt.

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Daneben existiert das sogenannte Halb-Playback, bei dem Teile der Musik aus der Konserve zugespielt wird, während andere Teile live gespielt werden. Wie oft habe ich schon Bands gesehen, die keinen einzigen Synthesizer auf der Bühne hatten, aber plötzlich hörte man Streicher und Flächen, die nicht aus der Gibson Les Paul kommen.

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Ist mein Kollege vom sogenannten Halb-Playback ausgegangen? Er meinte, dass die Synthesizer so viele Klänge erzeugen, dass sie von 3 Menschen alleine gar nicht spielbar seien. Die Konzentration eines guten Keyboarders sei schon voll ausgelastet, wenn er ein Arpeggio spielen müsste. Außerdem war auch kein Schlagzeug auf der Bühne und trotzdem habe man Drums gehört. Die modernen Techniken ermöglichen eine Performance, bei der es schwer zu definieren ist, ob das jetzt live ist oder nicht.

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Ein Arpeggiator ermöglicht es uns, eine Taste zu drücken, wodurch man behaupten könnte, eine unglaubliche Fingerfertigkeit vorzutäuschen. Tools wie Ableton Live sind so flexibel, dass sie uns ermöglichen, vorbereitetes Material in jeder beliebigen Reihenfolge abzuspielen und dadurch auch Musik zu erzeugen, die man noch nie gehört hat und im Moment improvisiert wird. Wer spielt aber die Musik? Ableton Live oder der Musiker bzw. Musikerin?

Ist das wirklich live? Muss ein Rhythmus, der auf der Roland TR-808 programmiert wurde, auf der Bühne von einem Schlagzeuger gespielt werden, damit es live ist? Ist der Einsatz eines Sequencers, auch wenn er live programmiert wurde, Betrug am Publikum? Ist ein MIDI-File Playback? Das MIDI-File triggert Instrumente, die im Moment Töne erzeugen, ist das nicht live?

Auf der Bühne Playback oder nicht? Die TR-808.

Ist es eigentlich egal, weil am Ende des Tages es nur darauf ankommt, dass das Publikum unterhalten wird? Macht es ein Unterschied, ob das Pioneer Setup des Superstar-DJs wirklich angeschlossen ist, solange das Publikum eine gute Zeit hat?

Was denkt ihr, liebe Leute? Wann ist es live und wann nicht? Hatte mein Kumpel Recht?

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Forum
  1. Profilbild
    MartinM.

    Deine Überlegung hat ja eigentlich schon einen langen Bart. Als in den Sechzigern die ersten Discos aufkamen, fanden es ältere Generationen zu armselig, eine Tanzveranstaltung mit Schallplatten zu bestreiten. Das war etwas für den Partykeller oder die Jukebox in der Kneipe. Und bis weit in die Achtziger wollte das öffentlich-rechtliche Fernsehen keine Musikvideos zeigen. Die Interpreten mussten persönlich antanzen und zumindest zum Playback markieren. Besonders Rockmusik oder eben alles, was die typischen Bigbands von damals nicht nachspielen konnten. Ob live oder fake/Playback war eine Frage des Musikstils.
    Ich habe gut 40 Jahre in Köln gelebt. Köln ist empirisch belegbar die deutsche Stadt mit den meisten Bands und Musikschaffenden. Wegen des Karnevals. Obwohl der immer wieder spießig wirkt, allein die Möglichkeit zu zahllosen Liveauftritten befördert die Entstehung etlicher Bands. Nur Einzelkämpfer mit Maschine kommen da nicht wirklich vor. Das ist wohl der Partystimmung abträglich. Entsprechend gibt es stilistisch eben doch vorrangig das, was sich live spielen lässt.
    Könnte man EDM wirklich live vortragen, mit vielen Keyboards und ein, zwei Drummern? Ja, sicher. So eine Band müsste das aber auch klar herausstellen als Qualitätsmerkmal. Dann lohnt sich der Aufwand vielleicht.

    • Profilbild
      meise

      @MartinM. Elektro Guzzi bekommen das in ganz klassischer Besetzung sehr gut hin. Insbesondere Live sind die sehr sehens- und hörenswert!

      • Profilbild
        MartinM.

        @meise Ja, prinzipiell geht das! Manche Musik müsste man für so eine Performance nur eben umarrangieren. Aber wozu der Stress, wenn sich bis dahin niemand am automatisierten Spiel gestört hat?
        Was stört denn überhaupt? Ein DJ, der sich mit allerlei Gerät als verkappter Musiker präsentiert, oder der Musiker, der mit Laptop und Launchpad eigentlich ein verkappter DJ ist? Ist der DJ ehrlicher, weil er sich weiter als DJ bezeichnet? So richtig stören wohl nur die ganz dreisten Mogelpackungen wie neulich im Bereich der Volksmusik. Wo irgendjemand zugeben musste das Akkordion, mit dem er immer auftritt, gar nicht spielen zu können.

  2. Profilbild
    Markiman

    1990 hatten wir eine Live-Tekkno-Band gegründet: 1 Schlagzeuger (der zusätzlich One-Shot-Samples abfeuerte), 2 Keyboarder, 1 Geigerin mit fettem Effektboard, 2 Talkingdrum-Spieler und einmal Gesang am Megafon. Wir hatten weiße Maleranzüge an, die wir uns gegenseitig vor dem Auftritt mit Neonfarben bespritzten. Und dann natürlich Schwarzlicht auf der Bühne.
    Aber irgendwie war die Welt noch nicht reif für uns 😎

  3. Profilbild
    Markiman

    Anfang der 2000er ging es mir mächtig auf die Nerven, dass ich bei immer häufiger bei Konzerten mehr damit beschäftigt war rauszuhören was jetzt live gespielt wurde und was vom Band kam, als dass ich der Musik zuhören konnte.

    Das hat mich so genervt, dass ich damals mit der Idee meines (noch aktuellen) Projektes begann, die Musiker während des Einspielens in meinem Greenscreen-Studio zu filmen, damit die Zuschauer während der Show „sehen“ können was vom Band kommt und was live gespielt wird.
    Zum Glück war mir damals noch nicht bewusst was das für einen Aufwand mit sich bringen sollte!

  4. Profilbild
    AMAZONA Archiv

    Ich konnte mich früher auch nie entscheiden: lerne ich Gitarre, Klavier oder das Flageolett.
    Letzteres hatten die nie auf Lager. Hört sich eh nach Esoterik an. Irgendwas mit Handauflegen oder so…

    Was Live angeht, zu dem Thema gibts auch was von Rick Beato. ;-)
    https://kurzelinks.de/gx3y
    Die Sache ist doch ganz einfach: fake ist es dann, wenn jemand auf der Bühne vorgibt, was zu tun, das Instrument aber nicht eingestöpselt oder aus ist. Wenn Background Tracks eingespielt werden ist es kein fake. Wenn vier Leute auf der Bühne stehen, kann es nicht wie von Platte mit 48 Spuren klingen. Dann kann ich entweder ein Unplugged Konzert machen, oder ich nutze für wichtige Parts Backing Tracks.
    Hat sich in den 80ern jemand beschwert, daß Depeche Mode keinen Schlagzeuger auf der Bühne hatte? Eben.

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