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Rolling Stone Magazin – Neues Geschäftsmodell oder Rettung vor der Pleite?

Ist das Rolling Stone Magazin am Ende?

14. Februar 2021

Das Rolling Stone Magazin ist seit vielen Jahrzehnten das Flaggschiff der schriftgewordenen Popkultur und weit mehr als nur ein Musikmagazin. Doch sinkende Verkaufszahlen und ein verlorener Prozess um einen Artikel mit dem Titel A rape on campus, der den Verlag die stolze Vergleichssumme von 1,65 Millionen US-Dollar kostete, haben offenbar an der Wirtschaftlichkeit des Magazins genagt. Bereits 2017 wurde das Rolling Stone Magazin an die Penske Media Corporation verkauft, die mit 51% die Aktienmehrheit besitzen. Die übrigen 49% wurden 2019 von BandLab Technologies übernommen. Nun hat das Magazin eine neue Einnahmequelle für sich entdeckt, die das ein oder andere Fragezeichen aufwirft.

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Rolling Stone Magazin Culture Council – Pay to Write

Rolling Stone Magazin Culture Council

Seriös recherchierter Artikel oder bezahlte Werbung? Das Projekt „Culture Council“ vom Rolling Stone Magazin wirft Fragen auf.

Jeder kann Mitglied im sogenannten Culture Council werden. Für schlappe 1500$ Jahresbeitrag plus 500$ Vorauszahlung. Ja, das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Während ich diese Zeilen hier schreibe, ernähre ich meine Familie mit meiner Arbeit als freier Autor. Und dieses System wird gerade vom Rolling Stone Magazin ad absurdum geführt, indem man sich dafür fürstlich entlohnen lässt, die Artikel von „betriebsfremden Personen“ schreiben zu lassen. Zwar werden die Artikel mit dem „Culture Council“ Logo kenntlich gemacht und die Redaktion des Rolling Stone Magazins steht den Mitgliedern mit Rat und Tat zur Seite, diese Praxis lässt jedoch die Grenzen von freiem Journalismus und bezahlter Werbung immer mehr zerfließen. Für den Leser wird somit immer schwieriger zu unterscheiden, ob er einen Artikel des Magazins liest, oder ob er einer geschickt versteckten oder sogar offenen Werbeanzeige aufsitzt. Natürlich finden sich auch dem Magazin angemessene Inhalte und ernsthafte Beiträge unter den Culture Council-Artikeln. Werden aber hierzulande Anzeigen noch als solche deutlich erkennbar abgegrenzt oder wird auf bezahlte Partnerschaften extra hingewiesen, wie es zum Beispiel in Instagram Stories Gang und gäbe ist, ist der von den Lesern möglicherweise unerwünschte Spam nicht mehr erkennbar.

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Für mich stellt sich hier die Frage, ob dies ein kalkulierter Tabubruch des Rolling Stone Magazins ist und ob man wirtschaftlich bereits so großen Schaden genommen hat, dass man auf diese zusätzliche Einnahmequelle angewiesen ist, oder ob wir hier schon die Zukunft unseres Berufsstandes vor uns sehen, in dem die Finanzkraft eines „Kunden“ über Inhalte eines Magazins entscheidet. Diskutiert mit uns. Ist das die Zukunft des Online-Journalismus, oder ist das der letzte Aufschrei eines Dinosauriers?

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Forum
  1. Profilbild
    Flowwater AHU

    Hahaha … die Amis und der heilige Journalismus. Das wird gerne mal ein wenig durcheinander gewürfelt, wenn es um die Kohle geht. Ja, sobald ein Verlag mit so etwas anfängt, kann man an einer Hand abzählen, wie viele Jahre das noch gut geht.

    Aber, hey, vielleicht wäre das etwas für die hiesige Presse? Für einige Sparten kann das bestimmt gut funktionieren: Kleidung, sog. »Frauenzeitschriften«, Videospiele. Eigentlich nicht schlecht.

  2. Profilbild
    Stephan Merk RED

    Also nur, dass ich das jetzt richtig gelesen habe: Lege ich 1.500 amerikanische Taler auf den Tresen und dazu noch 500 weitere als Anzahlung, veröffentlichen die von mir Artikel, auch wenn ich schreibe, die Erde ist eine Scheibe und Musik dient nur zur Fremdbestimmung der Zuhörer? – Das Thema Journalismus ist ein extrem weites, worin es sich lohnt, auch philosophisch abzutauschen, welchering.de sei als eine von vielen Einstiegen genannt. Aber das hier, ich weiß ja nicht, ist das Journalismus? Ich denke nicht.

  3. Profilbild
    Sven Rosswog RED

    Das beschriebene Geschäftsmodell wird auch im Veranstaltungssektor angeboten. Veranstallter wollen immer häufiger das Veranstaltungsrisiko auf den Künstler abwälzen. Ja, du darfst bei uns spielen, aber nur wenn du das Kartenkontigent kaufst. Lauter solche Scherze. Verlage, die dich unter Vertag nehmen, aber von dir verlangen die Herstellungskosten für das Buch, Schallplatte, CD usw. zu übernehmen. Das Spielchen spielen leider viel zu viele mit und empfinde ich als absolut unseriös.

    Sich in ein Heft als Schreiberling einzukaufen, fühlt sich so an, wie seine Midlifecrises mit einem Sportwagen zu kompensieren.

    Vor Jahren habe ich mal herausgefunden, dass die deutsche Rolling Stone Redaktion und Musik Express Redaktion von der gleichen Redaktion gemacht werden. Dazu genügte ein kleiner Blick ins Impressum (man muss es mir damals langweilig gewesen sein). Als Leser wurde mir immer der Eindruck vermittelt, als wüden die Blätter konkurieren. Die deutsche Ausgabe gehört zu dem Verlag, der auch die Blöd macht. Irgendwie glaub ich nicht, dass das alles noch so geil ist, wie es mal vor langer zeit war.

  4. Profilbild
    mdesign AHU

    artikel von ‚industry professionals‘ sind natürlich kein journalismus mehr, sondern werbung. allerdings wurden print- und andere medien schon immer zu einem wesentlichen teil durch werbung finanziert. das ist nicht verwerflich und zB auch hier auf amazona so. und nachzugucken, wer denn eigentlich der autor ist, schadet auch in qualitätsmedien nicht.

    dass die werbefinanzierung alternativlos ist, bezweifle ich. allerdings fehlt mE noch die tatsächlich praktikable idee, im netz content direkt zu verkaufen. ich habe zB zwar eine zeitung digital abonniert, aber ich bezahle nie irgendwo für einzelne artikel – vor allem, weil mir der aufwand für den sicheren bezahlvorgang zu groß ist. ich hoffe, dass sich da irgendwann mal was tut und die werbedauerberieselung eingedämmt wird.

  5. Profilbild
    KallePeng 1

    Vor 20 Jahren habe ich mich philosophisch mit dem Problem der Digitalisierung aus dem Grunde auseinander gesetzt, weil ein schlauer Kopf postuliert hat, dass sich eine ganze Generation auslöscht.
    Aus dem Grunde auslöscht, weil Print, Audio und Video ausschliesslich digital existieren und es bis heute kein digitales Medium gibt, das nicht aufgefrischt, umkopiert oder anderweitig technisch abhängig von bestimmten Codecs, Datenträgern, Prozessoren oder sonst irgendeiner Datenpflege, wie Konvertierung etc… abhängig ist. Heute ‚archivierte‘ Medien werden schon in 100 Jahren soweit technisch überholt sein, dass es möglicherweise keine Technik gibt diese alten Medien zu reaktivieren.
    Vinyl, Papier und Celluloyd haben bewiesen, dass sie mehr als 100 Jahre ohne Probleme überdauern können.
    Mit dem Hype digitaler Medien wurden nach und nach Zeitungen, Tonträger, Fotos an den Rand gedrängt. Mit der einhergehenden ‚Umsonstkultur‘ werden nach und nach die Strukturen der etablierten Major-Labels unterminiert.
    Warum sollte also ausgerechnet ein Dinosaurier wie das Stones-Magazine hier eine Ausnahme machen?
    Jedenfalls habe ich mir einen Fotoprinter mit der Herstelleraussage gekauft, dass die Prints mind. 120 Jahre überdauern.

  6. Profilbild
    KallePeng 1

    Tröstlich ist, dass die Zeugnisse meiner Generation größtenteils, sofern es meine Sturm- und Drangzeit, betrift, noch analog vorliegen. So auch die Bravo, Pop-Rocky, und auch das Stones-Magazin

  7. Profilbild
    Tai AHU

    Die Stoßrichtung ist klar. Grössere Firmen werden „Journalisten“ Beiträge schreiben lassen. Jubel!! Es geht nicht mal darum, ob die Schreiber eine journalistische Ausbildung haben, was ja auch keine Voraussetzung sein muss. Nein, es ist dem Verlag völlig egal, was sie schreiben, hauptsächlich die 1500 + 500 werden gezahlt.

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