Premium Semihollow mit Piezo-System
Inhaltsverzeichnis
Leider hatten wir bislang nur die Gelegenheit, uns die Hollowbody-Modelle der SE-Baureihe von Paul Reed Smith anzuschauen. Das ändert sich nun, denn mit der PRS Hollowbody II Piezo ist nun ein Modell aus den heiligen Hallen in Stevensville/USA zum Test in unserer Redaktion eingetroffen und strahlt vor mir, was das Zeug hält. Ausgestattet mit 10-Top-Ahorndecke und -Boden (was die höchste Qualitätsstufe im Hause PRS darstellt), zwei der kultigen 58/15 Humbuckern und einem L.R. Baggs Piezosystem verfügt die in einem kräftigen Orange-Burst-Finish erscheinende Halbakustik über Werkzeuge, die sie extrem flexibel vom Proberaum über das Studio bis auf die Bühne einsetzbar machen. Was darf man erwarten von einer halbakustischen Gitarre, für deren Preis sich manch einer einen Kleinwagen in die Garage stellt? Schauen und hören wir auch hier mal wieder genau hin!
Hollowbody II Piezo – Lack & Hölzer
Luxus, wohin das Auge auch blickt! Das ist ja bei Gitarren aus der US-Produktion von Paul Reed Smith nichts Neues, unser Testmodell sprengt aber selbst für eine PRS „made in USA“ weitere Grenzen. Eine 10-Top-Decke gibt es auf zahlreichen Instrumenten von PRS und auch unser Testmodell besitzt eine solche in absoluter Premiumqualität, mit geschwungenen „Violin Carve“ Fräsungen an den Kanten und bedeckt von einem High-Gloss-Nitro-Finish, das den orange-braunen Farbton darunter regelrecht zum Glühen bringt. Dazu kommt allerdings noch ein gewölbter 10-Top-Boden, sodass die Gitarre auch von hinten wie ein echtes Schmuckstück wirkt.
Die Hollowbody II Piezo gibt es in 15 verschiedenen Farben – nur die unseres Testinstruments scheint nicht dabei zu sein. Vermutlich handelt es sich um einen „Limited Run“ oder einen speziellen Kundenwunsch, was den ohnehin schon stolzen Preis vermutlich noch einmal in die Höhe getrieben haben dürfte. Könnte ich, wie ich wollte, dann würde ich dem Farbton der Gitarre den Namen „Autumn Leaf Burst“ verpassen: ein saftig braun-oranger Farbton, umrandet von einem dezenten Burst-Effekt und schließlich gekrönt von den beiden Resonanzöffnungen in F-Form. Ein Blick durch diese lässt den Mahagoniblock im Innern erkennen, in den die Brücke und die Pickups eingesetzt wurden und der der Konstruktion die notwendige Stabilität verleiht sowie den Klang frei von gefürchteten Rückkopplungen hält, wie sie bei einer halbakustischen Gitarre ja gerne einmal auftreten.
Neben dem atemberaubend schönen Ahorn für die schwungvoll konturierte Decke und den kaum weniger aufwendig gestalteten Boden zählt Mahagoni zu deinen weiteren Materialien der PRS Hollowbody II Piezo. Die Zargen wurden daraus hergestellt, ebenso der eingeleimte Hals mit seinem „Pattern“ Profil, das sowohl in der Breite des Griffbretts als auch in der Stärke der Halsrückseite vom ersten bis zum zwölften Bund variiert. Das Palisandergriffbrett besitzt 22 penibel sauber eingesetzte Bünde und einen eher traditionellen Radius von 10″, nicht fehlen dürfen die Bird-Inlays, hier natürlich in einer der allerfeinsten US-Varianten.
Hollowbody II Piezo – Hardware & Pickups
In dieser Preisklasse darf man zu Recht das Beste vom Besten in Sachen Hardware erwarten. Enttäuscht wird man in diesem Punkt bei der Hollowbody II Piezo keineswegs. Angefangen mit den butterweich und präzise laufenden Phase III Klemmmechaniken an der Kopfplatte, über die soliden Schalter und Regler auf der Decke, bis hin zur Stoptail-Brücke wurde die komplette Hardware ohne Zweifel aus dem obersten Regal gefischt. In die Brücke eingesetzt wurde ein Piezo-Pickup von L.R. Baggs, der die beiden 58/15 LT Humbucker zu einem schlagkräftigen Trio ergänzt. Die Schaltung zeigt sich extrem flexibel, so lässt sich der Klang der beiden Doppelspuler jederzeit mit dem Sound des Piezos erweitern. Dazu steht ein Minischalter bereit, der unauffällig wie griffgünstig zwischen den drei Reglern in die Decke eingesetzt wurde. Die möglichen Kombinationen der Schaltung werden auf dem folgenden Bild gut erkennbar dargestellt.
Separate Ausgänge für Piezo und Humbucker
Damit der gewünschte Klang auch an der richtigen Stelle ankommt, besitzt die Hollowbody II Piezo separate Ausgänge für das Piezo-Signal und den Sound der beiden Pickups. Genauer gesagt liefert die Piezo-Buchse das unverfälschte Piezo-Signal, während an der Mix/Mag-Buchse sowohl das Signal der Humbucker als auch das des Piezos anliegt. Mit dem Blend-Poti kann dann das gewünschte Mischverhältnis eingestellt werden. Für einen möglichst unverfälschten Steelstring-Sound empfiehlt es sich natürlich, das Piezo-Signal direkt in einen Line-Verstärker zu führen, so habe ich das auch bei den Klangbeispielen gemacht. Doch wenn man selbst auch nur mit einem Gitarrenverstärker unterwegs ist und den Piezo-Sound darüber verstärkt, sind die Ergebnisse immer noch mehr als verblüffend gut!
Das Output-Panel wurde zusammen mit dem Batteriefach unauffällig im unteren Zargen untergebracht. Zum Betrieb des Piezos ist ein 9-Volt-Block nötig, der hier mit einem Schnellverschluss in Sekunden gewechselt werden kann. Und wie immer gilt bei dieser Art elektrischer Schaltung: Stets das Kabel nach Benutzung entfernen, sonst streicht der Saftspender unerwartet früh die Segel!
Die Hollowbody II Piezo im Soundcheck!
Ahorn für Decke und Boden verspricht eine knackige und dynamische Tonansprache – und damit kann die Hollowbody II Piezo reichlich dienen. Der Grundklang zeigt sich zudem als sehr resonant und mit einem extrem farbigen Mittenbild ausgestattet, das sowohl Akkorde und Voicings als auch einzeln gespielte Töne sauber, druckvoll und detailliert abbildet. Das Spielgefühl des Pattern Halsprofils dürfte Fans von „fleischigen“ Profilen mehr zusagen, als Gitarristen mit Vorlieben für Flachbretter, zumal die lackierte Halsrückseite nach einer gewissen Spieldauer schon etwas zum Ankleben neigt. Manch einen dürfte das stören, ein anderer nimmt davon vielleicht nicht einmal Kenntnis, so bleibt es am Ende wie so vieles im Leben Geschmackssache.


Eine wahre Flut an Sounds bescheren uns die beiden 58/15 LT Humbucker zusammen mit dem L.R. Baggs Piezo-System. Zunächst einmal ergänzen die beiden Humbucker, die ja in einigen USA-Modellen von Paul Reed Smith verbaut werden, den warmen und mittig geprägten Klang der Konstruktion mit ihren eigenen Attributen. Die setzen sich zusammen aus einem cremig-weichen Vintage-Sound, verbunden mit einem hohen Headroom bei nahezu keinen Nebengeräuschen und einer ausgesprochen lebendigen Dynamik. Die bricht auch nicht zusammen, wenn man das Volume-Poti runterregelt, was eine ausgesprochen agile Interaktion mit dem angeschlossenen Amp ermöglicht.
Die Hinzunahme des Piezos bietet weitere zahlreiche Klangkombinationen – etwa um das Höhenbild dezent aufzufrischen oder den Sound der Humbucker beim Akkordspiel mit einem Steelstring-Klang zu ergänzen. Allein eingesetzt und im besten Fall noch über den separaten Ausgang an einen Mixer oder ein Interface angeschlossen, bietet das L.R. Baggs System einen verblüffend realistischen Westerngitarren-Sound, bei dem man in vielen Situationen die „echte“ Western für den nächsten Gig oder bei Aufnahmen im Studio getrost zu Hause lassen kann.
Hollowbody II Piezo – Klangbeispiele
Für die Sounds des Piezo-Pickups (Piezo Picking Line und Piezo Strumming Line) habe ich die PRS Hollowbody II Piezo direkt an mein UAD Audiointerface angeschlossen. Für die Klangbeispiele mit den 58/15 Humbuckern wurde ein Mesa/Boogie Studio 22+ Combo verwendet. Vor dem Amp wurde ein AKG C3000 Mikrofon in Position gebracht.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.