Die Leslie-Legende - Teil 5
Die 60-er Jahre waren nicht nur die Entstehungszeit der legendären Leslie-Modelle mit Röhrenverstärkern, sie umfassten auch den finalen Siegeszug des Transistors. Die Zeit der großen, teuren und dem Verschleiß unterliegenden Röhrentechnologie schien vorbei zu sein. Transistoren waren das damalige „High End“ und viele Hersteller der Musikinstrumente-Industrie stellten ihr Angebot dementsprechend um. Wie zum Beispiel die Firma „Vox“, die mit ihren Transistorverstärkern sogar die „Beatles“ während einer gewissen Zeitspanne davon überzeugen konnte, die alten „AC30″ gegen die neue Verstärkergeneration zu tauschen.
Inhaltsverzeichnis
Die legendären Klassiker und ihre Geschichte
Folge 5
Die ersten Leslies Lautsprecher mit Transistorverstärkern – die Combo-Serie
Dass sich „Vox“ damit für einen suboptimalen Weg entschieden hatte, war damals noch nicht klar, denn man musste noch die Stärken und Schwächen beider Technologien in der Praxis vergleichen. Und so nachteilig sich Transistor-Amps bei der Gitarrenverstärkung herausstellten, so vorteilhaft erwiesen sie sich auf Gebieten, bei denen es auf unverfärbte Klarheit ankam, wie z.B. bei den sogenannten Gesangsverstärkern – also den Vorläufern der PA-Systeme. Außerdem konnten auf einmal viel größere Ausgangsleistungen erzielt werden, ohne damit allzu voluminöse und schwere Verstärker bauen zu müssen. Daher nimmt es kein Wunder, dass auch Leslie die Zeichen der Zeit zu erkennen glaubte und sich radikal den Transistoren zuwandte. Die Firma konzipierte ab diesem Zeitpunkt de facto keine neuen Kabinette mit Röhrenverstärkern mehr. Sie dünnte vielmehr ihren alten Katalog aus und ließ die meisten alten Modelle allmählich auslaufen. Am Ende beließ man nur noch das beliebte „122-er“ im Programm, wo es auch heute noch zu finden ist.
Übrigens: Das aktuelle Modell „122″ der Firma „Hammond Suzuki“ weist in einigen Punkten deutliche Unterschiede zu seinen Vorfahren auf. Ich möchte mich hiermit einer Bewertung enthalten und allen Interessenten empfehlen, das Kabinett selbst auszuprobieren. Nur ein Wort der Kritik, weil es aus der Praxis kommt und sehr selten zu den angewandten Prüfkriterien gehört:
Die darin verbauten Motoren verursachen Einstreuungen bei dynamischen Mikrofonen, wenn man mit ihnen das Kabinett abnehmen möchte.
Die danach folgende Modellpolitik konzentrierte sich auf 2 Bereiche:
Für den „Wohnzimmer-Markt“ entwarf man überwiegend mehrkanalige Modelle und verbesserte Nachfolger der Einweg-Modelle.
Vorher aber bedachte Leslie endlich das Musikerklientel mit speziellen Bühnenmodellen, die man unter dem Begriff „Combo-Serie“ zusammenfasste. Deren Gehäuse sollten nach Aspekten der Transportfähigkeit und Robustheit gestaltet werden. Allerdings übersah man dabei, dass auf der Bühne etwas mehr Leistung durchaus wünschenswert gewesen wäre. Doch Leslie verwendete weiterhin die aus den Röhren-Modellen bekannten und bewährten Lautsprecher und denen konnte man nicht mehr Verstärkerleistung zumuten. Es gab in diesem Punkt zwar Ausnahmen, aber dazu später mehr.
Übrigens: Leslie begann nicht nur bei der Konstruktion der Kabinette an einer wachsenden Konfusion zu leiden, auch die Modellbezeichnungen konnten Verwirrung stiften. Denn das, was man eben noch als Combo-Modell bezeichnete, wurde in manchen Fällen – und natürlich nicht stringent – als „Pro“-Modell bezeichnet. Um sich davon nicht anstecken zu lassen, soll es in dieser Serie bei der Bezeichnung „Combo-Modell“ bleiben. Also: Pro = Combo.
Die bekanntesten Modelle der neuen Generation waren das „760-er“ und seine Wohnzimmer-Variante, das „770-er“, das das klassische Standardgehäuse besaß. Dagegen wies das „760-er“ eine sogar noch etwas größere Höhe auf, während die anderen Maße in etwa gleich blieben. Auch dessen Gewicht war nur minimal gesunken, so dass man kaum von Transportfreundlichkeit sprechen konnte. Aber das Kabinett wies zwei Vorteile auf:
- Es war ein aktives Zweiwege-Modell. Man konnte insofern die Lautstärken für den Hoch- und Bass-/Mitteltöner getrennt regeln und den Sound dadurch dem eigenen Geschmack anpassen.
- Außerdem war es endlich möglich, die Rotoren zu stoppen. Das machte allerdings die Nutzung des neuen „Combo Preamps II“ oder – wie gehabt – eines Einbaukits erforderlich.
Beide Kabinette wurden zu großen Verkaufserfolgen und werden auch heute noch zahlreich auf dem Gebrauchtmarkt angeboten.
Wie bei dem Modell „145″, das eine in der Höhe gestauchte Variante des „147-ers“ darstellte, produzierte Leslie mit dem Modell „330″ auch einen kleineren Ableger des „760-ers“, der sich aber neben dem Gehäuse in einem zweiten, wesentlichen Punkt von der großen Schwester unterschied: Das Kabinett besaß nur eine Endstufe und teilte das Signal wieder mit einer passiven Weiche bei den üblichen 800 Hz. Und da auch der Basslautsprecher mit 16 Ohm dem der klassischen Modelle entsprach, beherbergte das Kabinett bis auf den Verstärker alle Komponenten der legendären Vorfahren. Somit erwies sich das „330-er“ als ideal, wenn man ein Transistor-Modell in eines mit einer Röhrenendstufe verwandeln wollte.
Daneben gibt es die leistungsfähigere 900-er Serie. Deren erste Modelle, das „900-er“ und das „910-er“, erschienen aber nur auf dem Papier als leistungsfähiger. Tatsächlich waren beide Kabinette mit dem „760-er“ vergleichbar. Der augenfälligste Unterschied zu diesem bestand darin, dass ihre Gehäuse zweigeteilt waren: Im unteren Teil befanden sich zwei Kammern mit Basslautsprecher, Rotor und der gesamten Verstärkerabteilung. Im oberen residierte der Hochtontreiber nebst Hornrotor. Stellte man beide Teile aufeinander, überragten sie das „760-er“ um etwa 25 cm. Aber dadurch, dass selbst das größere, untere Teil immer noch kleiner und leichter war als das „760-er“, konnte man die Kabinette der 900-er Serie besser transportieren.
Die angebliche Leistungssteigerung bezog sich lediglich auf die Integration eines zusätzlichen Hallkanals mit eigener Hallerzeugung. Man hätte beide Modelle insofern auch „760RV“ nennen können – analog zu den Kabinetten „122RV“ und „147RV“.
Leslie und der Hall – eine Geschichte der Missverständnisse und leider auch der nunmehr einsetzenden Inkompetenz.
Die für den Hallkanal in das Oberteil eingebauten 6×9″-Lautsprecher entsprachen in etwa denen der legendären Röhren-Modelle. Und es hätte auch den damaligen Fachleuten klar gewesen sein müssen, dass mit dem Effektkanal keine hörbare Lautstärkesteigerung erzielt werden konnte, zumal die Speaker auch noch zur Seite abstrahlten und damit im günstigsten Fall die Bandkollegen beschallten. Aber man steuerte sie eben mit einer zusätzlichen 30 W-Endstufe an und durfte somit bei der Gesamtleistung des Kabinetts mit stolzen 100 W prahlen.
Gleichzeitig verweigerte man der Basstrommel bei beiden Modellen die langsame Rotorgeschwindigkeit! Während der Hornrotor also langsam vor sich hindrehte, betrieb die Basstrommel eine konstruktionsbedingte Arbeitsverweigerung. Man muss sich daher fragen, in welcher Parallelwelt die damalige Entwicklungsabteilung geschlafen haben mag. Zum Ausgleich versuchte die Firma, mit einem Gimmick zu punkten, dem sogenannten „Space Generator“. Hintergrund:
Da das Hall-Signal von stationären Lautsprechern quasi unverfälscht übertragen wurde, wollte man ihm ebenfalls einen Rotor-ähnlichen Effekt zukommen lassen, damit sich Rotor- und Hallsound besser mischen sollten. Das besorgte besagter Space Generator, der auch häufig als „Tremolo-Generator“ bezeichnet wird. Er bezog sein Signal vom Hochton-Kanal, was angesichts des angestrebten Effekts durchaus nachvollziehbar war.
Nur: All das mag in einem Wohnzimmer sinnvoll gewesen sein, aber auf der Bühne?
Neben einem Marshall- oder Hiwatt-Stack? Selbst ein „AC30″ hätte diesen Soundnuancen eine unüberwindbare Hürde entgegengestellt. Oder anders herum:
Sieht die 900-er Serie so aus, als wäre sie eine einrichtungstechnische Bereicherung eines jeden Wohnzimmers?
Erst mit dem dritten Modell der Serie, dem „925-er“, wurden die Defizite behoben. Dessen deutlich stärkere JBL-Lautsprecher, die für beide Rotoren verfügbaren 2 Geschwindigkeiten nebst Stopp-Funktion und die auf 140 W erhöhte Gesamtleistung – inklusive Hallkanal mit vier 6×9″-Lautsprechern, von denen zwei nach vorne strahlten – machten das Kabinett tatsächlich zu einem echten Bühnenmodell, dem übrigens der wundersame „Space Generator“ erhalten blieb. Dafür kostete es 1975 mit 7300,- DM etwas mehr als ein neuer VW-Käfer!
Das äußere Unterscheidungsmerkmal zwischen dem „900-er“, „910-er“ und „925-er“ besteht in den unterschiedlich großen Bespannstoff-Flächen auf der Frontseite des oberen Gehäuseteils. Daneben sei noch erwähnt, dass die 900-er Serie durch die größere, mittlere Kammer über eine stärkere Basswiedergabe verfügt als die „760-er“.
Aber Leslie nahm sich nicht nur beim Hall-Kanal die legendären Modelle zum Vorbild für die Combo-Serie, auch die aktiven und passiven Einweg-Modelle mit Breitbandlautsprechern nebst Rotor fanden darin ihre Nachfolger.
Als günstigste Modelle stellte die Firma die passiven Kabinette „16″ und „18″ vor. Sie sahen mit ihrem Tolex-Überzug und dem silbernen Bespannstoff fast wie„Fender“-Boxen aus und waren tatsächlich in erster Linie für Gitarristen gedacht. Neben dem Modell „950“ boten sie eine unter allen Leslie-Modellen einzigartige, vertikale Trommelaufhängung.
Beide Kabinette sollten – neben konventionellen Boxen – an einen beliebigen Verstärker angeschlossen werden. Dabei konnte man mittels Fußschalter zwischen den normalen Boxen – falls vorhanden – und dem Leslie-Kabinett umschalten, so dass der Rotoreffekt nicht permanent mitklang. Mit einem zweiten Fußschalter wurden die Motoren gesteuert.
Beide Modelle produzieren einen Sound, der in etwa dem eines Chorus-Effekts ähnelt, allerdings mit der Einschränkung von zwei festgelegten Geschwindigkeiten. Aber zwischen einem elektronisch erzeugten Effekt einer „Tretmine“ und dem einer Rotor-Box liegt ein ziemlich großer klanglicher Unterschied. Was wieder relativiert werden muss, wenn man das Leslie-Kabinett mit Mikrofonen abnehmen möchte.
Übrigens: Die Gitarren-Firma „Fender“ vertrieb das Modell „16“ unter dem Namen „Vibratone“. Auch die englische Firma „Selmer“ und die deutsche Firma „Hohner“ brachten es unter eigenem Namen heraus.
Die etwas größere und aktive 800-er Serie richtete sich dagegen wieder primär an die Organisten und war vor allem bei Tanzmusikern beliebt.
In puncto Sound waren all diese Einweg-Modelle in jeder Beziehung vergleichbar mit ihren Vorgängern aus der Heimorgel-Serie. Allerdings besaßen die aktiven Kabinette Transistorverstärker mit 60 W, während die alten Verwandten nur mit 20 W dienen konnten. Die kamen allerdings aus Röhren-Endstufen.
Zum Abschluss des Kapitels über die aktiven Einweg-Modelle kommen wir zu einem sehr speziellen Kabinett, das die damalige Verwirrtheit oder Inkompetenz der Entwicklungsabteilung vollends dokumentiert:
Es handelt sich um das Modell „950″, das größte, schwerste und leistungsstärkste Leslie, das bis dato gebaut worden war. Seine Leistung betrug 200 W und sein Preis entsprach einem kleinen Vermögen. Entsprechend gering war die Anzahl der verkauften Kabinette.
Es besaß vier direkt an der Front untereinander angebrachte, vertikal betriebene Trommeln, in die jeweils ein Breitbandlautsprecher von hinten hineinstrahlte. Prinzipiell konnte man einen ähnlichen Sound auch mit zwei oder drei „18-er“-Kabinetten für einen Bruchteil des Preises erreichen. Allerdings musste man dann auf die psychedelische Lightshow des „950-ers“ verzichten. Es besaß nämlich Schwarzlicht und Strobodelic Light und auf den Trommeln waren austauschbare Motivscheiben montiert, die während der Rotation „völlig abgefahren“ aussehen sollten. Aber de facto versprühte das Ungetüm einen Flair von Ilja Richters „Disco“* und von krampfhaften Bemühungen, eine grandiose Show abzuliefern, die aber leider nur in puncto Fremdschämen zu überzeugen wusste.
Dieses kleine Monster mit den Maßen 172 x 92 x 60 cm wog stolze 170 kg! Für den Transport war es viel zu groß und schwer, auch wenn man es in zwei Teile auseinandernehmen konnte. Der Sound konnte es nicht mit den legendären Zweiwege-Modellen aufnehmen, weshalb ihm Musiker eine nur unbefriedigende Orgelverstärkung attestierten. Es erhebt sich also die Frage, wen die Konstrukteure damit beglücken wollten?
Für ein Wohnzimmer konnte das Modell kaum geeignet sein. Für die Bühne aber auch nur dann, wenn man sich mit seinem Sound begnügte, wenn man sich Stage Hands leisten konnte und wenn man in puncto Optik vollkommen schmerzfrei war. Mir fällt als einziger Verwendungszweck der Partykeller zu fortgeschrittener Stunde ein – oder ein Dauer-Engagement im „Ballermann“, aber den gab es damals noch nicht. Wie also konnte man auf die völlig abwegige Idee kommen, dafür wertvolle Arbeitsstunden in Entwicklung und Bau zu investieren? Tatsächlich machte sich die Firma mit diesem Kabinett bei Musikern lächerlich und der bereits angekratzte Nimbus der Firma bekam nunmehr besorgniserregende Schrammen.
* Ilja Richters „Disco“ war eine typische ZDF-Sendung, die „auf jung machte“, für die aber eigentlich das Prädikat „verschnarcht“ hätte erfunden werden müssen.
Leslie versuchte, den schlechten Verkauf des „950-ers“ dadurch anzukurbeln, dass man es zum ultimativen Kabinett für Gitarristen erklärte. Eine Legende, die sich bis heute gehalten hat. Gut, für diese anspruchslosere Aufgabe mag es noch geeignet gewesen sein. Trotzdem funktionierte der Verkaufstrick nicht und so wurden die wenigen Exemplare zu Ladenhütern, die man letztlich zu Schleuderpreisen verramschen musste.
Übrigens: Auch die Firma Hammond fuhr zu der Zeit mit einem ungeheuer „hippen“ Modell unfreiwillig gegen eine betonierte Verkaufswand. Es handelte sich um die ominöse „X66″. Sie sah aus wie das Cockpit eines Jumbo Jets und kostete inklusive Tonkabinett 48.000 DM – und das auch noch mit einem kastrierten Tonradgenerator, der lediglich die höchste Oktave erzeugen konnte und diese – wie die damaligen Transistor-Orgeln – nach unten dividierte.
War es Größenwahn? War es gemeinschaftlich begangener Selbstmord?
Um es noch einmal durch einen Vergleich mit Autopreisen zu veranschaulichen:
Für diesen Betrag hätte man sich damals zwei neue Mercedes „280-er“ oder drei „200-er“ kaufen können.
Zum Abschluss der Übersicht sei noch auf 3 seltene Gehäuse-Varianten hingewiesen:
• Vom Modell „760″ gibt es die Variante „760N“, also eine für den europäischen Markt zugeschnittene Gehäuseform, die auch bei den Modellen„122N“ und „142N“ Anwendung fand und in Belgien hergestellt wurde.
• Von den Modellen „825″ und „900″ wurden die Gehäuse-Varianten „825U“ und „900U“ produziert, wobei „U“ für Utility steht. Die beiden Modelle waren für Festinstallationen gedacht und wiesen schmucklose, neutrale Holz-Außenwände ohne Bespannstoffe auf.
Damit fand die Combo-Serie, wie sie sich zwischen 1969 und 1975 darstellte, ihren Abschluss. Mit ihr konnte Leslie noch einmal kräftige Umsatzsteigerungen erzielen. Aber zugleich wurde damit ein Kurs definiert, der den Niedergang einläutete. Heute kümmert sich die Firma „Hammond-Suzuki“ wieder um das Thema der Bühnenkabinette, aber das soll nicht Inhalt dieser Reihe sein.
Die Leslie-Combo-Serie in Steckbriefen
Modell 16
- Kabinett: Holz mit schwarzem Tolex-Bezug, Front: silberner Bespannstoff
- Maße: 74 H x 54 B x 37 T (cm), 29 kg
- Rotoren: 1 vertikal aufgehängter Styropor-Rotor
- Geschwindigkeiten: schnell – langsam
- Verstärker: —
- Lautsprecher: 1 x Utah 10″ Breitbandlautsprecher, 100W, 4 Ohm
- Anschluss: 5-pin Verbindung
- Bemerkungen: Lautsprecherbox zum Anschluss an externe Verstärker.
Zur Ansteuerung gab es einen Zweifach-Fußschalter:
Mit einem Schalter konnte die Geschwindigkeit zwischen schnell und langsam verändert werden. Mit dem zweiten konnte man bei entsprechender Verkabelung zwischen den anderen,
konventionellen Boxen des Verstärkers und dem Leslie umschalten.
Bis auf den Lautsprecher baugleich mit Modell „18″.
Das Modell „16″ wurde auch in Lizenz von den Firmen Fender („Vibratone“), Selmer und Hohner gebaut. Selmer verwendete allerdings Celestion-Lautsprecher.
Modell 18
- Kabinett: Holz mit schwarzem Tolex-Bezug, Front: silberner Bespannstoff
- Maße: 74 H x 53 B x 36 T (cm), etwa 31 kg
- Rotoren: 1 vertikal aufgehängter Styropor-Rotor
- Geschwindigkeiten: schnell – langsam
- Verstärker: —
- Lautsprecher: 1 x 12″ Breitbandlautsprecher, 6 Ohm
- Anschluss: 5-pin Verbindung
- Bemerkungen: Lautsprecherbox zum Anschluss an externe Verstärker.
Zur Ansteuerung gab es einen Zweifach-Fußschalter:
Mit einem Schalter konnte die Geschwindigkeit zwischen schnell und langsam verändert werden. Mit dem zweiten konnte man bei entsprechender Verkabelung zwischen den anderen,
konventionellen Boxen des Verstärkers und dem Leslie umschalten.
Bis auf den Lautsprecher baugleich mit Modell „16″.
Modelle 825 + 825U
Modell 825
- Kabinett: Combo-Holzgehäuse mit schwarzem Strukturlack und silbernem Bespannstoff
- Maße: 79 H x 63 B x 48 T (cm), 43 kg
- Rotoren: 1 Styropor-Rotor
- Geschwindigkeiten: schnell – langsam – stopp
- Verstärker: Transistor, 60 Watt
- Lautsprecher: 1 x Jensen 12″ Breitbandlautsprecher, 6 Ohm
- Anschluss: 9-pin Verbindung
- Bemerkungen: Anschluss durch „Combo Preamp II“ oder durch Orgel-Einbaukit.
Variante mit Hall und unterschiedlichem Rotor und halbierten Geschwindigkeiten: Modell „830″.
Führt in der Weiterentwicklung zum Modell „820″.
Modell 825U
Gehäuse-Variante von 825, „U“ = Utility.
Für Festinstallation konzipiert, daher schmuckloses, spartanisches Gehäuse ohne spezielle Lackierung und ohne Bespannstoff.
Sehr seltenes Modell.
Modell 830
- Kabinett: Combo-Holzgehäuse mit schwarzem Strukturlack und silbernem Bespannstoff
- Maße: 79 H x 63 B x 48 T (cm), 45 kg
- Rotoren: 1 Styropor-Rotor
- Geschwindigkeiten: schnell – langsam – stopp
- Verstärker: Transistor, 60 Watt
- Lautsprecher: 1 x Jensen 12″ Breitbandlautsprecher, 6 Ohm
- Anschluss: 9-pin Verbindung
- Bemerkungen: Entspricht dem Modell „825″, Ausnahmen:
Zusätzlicher Hallkanal mit eigener Hallerzeugung.
Der Rotor besitzt 2 Schallaustrittsöffnungen. Zum Ausgleich werden die Motorgeschwindigkeiten halbiert. Dadurch wird ein deutlich flacherer Leslie-Effekt erzielt – wie bei den Modellen „30C“, „112″ und „120C“. Das deutet darauf hin, dass das Kabinett vor allem für Kirchenorgel und Akkordeon gedacht war.
Anschluss nur durch „Deluxe Combo Preamp“.
Das Modell ist extrem selten, so dass es keine Aufnahme in die sowieso recht spärlichen Leslie-Modellübersichten gefunden hat. Außerdem gibt es nur eine mit Schreibmaschine verfasste
Bedienungs- und Serviceanleitung und keine gedruckte, was ebenfalls auf eine sehr geringe Stückzahl deutet.
Modell 820
- Kabinett: Combo-Holzgehäuse mit schwarzem Strukturlack und silbernem Bespannstoff
- Maße: 79 H x 64 B x 48 T (cm), 40 kg
- Rotoren: 1 Styropor-Rotor
- Geschwindigkeiten: schnell – langsam – stopp
- Verstärker: Transistor, 60 Watt
- Lautsprecher: 1 x 12″ Breitbandlautsprecher, 6 Ohm
- Anschluss: 11-pin Verbindung
- Bemerkungen: Anschluss durch „Combo Preamp III“ oder durch Orgel-Einbaukit.
Weiterentwicklung des Modells „825″.
Modelle 760, 760N + 770
Modell 760
- Kabinett: Combo-Holzgehäuse mit schwarzem Strukturlack und silbernem Bespannstoff
- Maße: 112 H x 72 B x 51 T (cm), Gewicht: 67 kg
- Rotoren: Hochton- und Bassrotor
- Geschwindigkeiten: schnell – langsam – stopp
- Verstärker: Transistor, 2 Kanäle, insgesamt 90 Watt: 55 Watt – Basskanal, 35 Watt Hochtonkanal
- Lautsprecher: 1 x Jensen 3/4″ V21 Hochtontreiber, 16 Ohm
1 x Jensen 15″ C15L Basslautsprecher, 4 Ohm
Trennfrequenz 800 Hz - Anschluss: 9-pin Verbindung
- Bemerkungen: Anschluss durch „Combo Preamp II“ oder Orgel-Einbaukit.
Primär für die Bühne und die Verwendung mit „Preamp II“ und einer (transportablen) Combo-Orgel konzipiert.
Besitzt bis auf die Transistor-Endstufen die gleichen Komponenten (Lautsprecher, Motoren, Rotoren) wie die klassischen Röhren-Leslies, daher ist das Kabinett klanglich wesentlich
besser als das heutige Image. Allerdings ist die Impedanz des 15″-Lautsprechers unterschiedlich.
Aktive Frequenzteilung, dadurch ist eine getrennte Volumeneinstellung für Hochton- und Bassbereich möglich.
Sehr erfolgreiches, d.h. häufig verkauftes Modell.
Das Design wurde im Laufe der Bauzeit etwas modifiziert:
Die neueren Kabinette besitzen in den Außenwänden der Hochtonkammer größere Schallaustrittsöffnungen, was eine größere Bespannstoff-Fläche ergibt.
Gehäusevariante: Modell „770″.
Modell 760N
Identisch mit Modell „760″, Ausnahme:
Völlig andersartig gestaltetes, eigenwilliges Gehäuse. Die Außenwände der mittleren Kammer bestehen aus normalem Holz, während die Außenwände der oberen und unteren Kammern aus schwarz lackiertem Holz bestehen. Die Oberseite der oberen Kammer weist wieder eine normale Holzbeschichtung auf. Schließlich runden große, in die Seitenwände des Mittelteils eingelassene Griffe das gewöhnungsbedürftige Design ab.
Neben dem „760N“ findet man diese Gehäusegestaltung noch bei den Modellen „122N“ und „142N“.
Alle N-Modelle wurden in der Hammond-Niederlassung in Belgien gebaut, nachdem Hammond die Firma Leslie übernommen hatte. Diese Gehäusevariante wurde entworfen, weil man meinte, damit den europäischen Markt besser erreichen zu können. Insofern waren diese Kabinette nur in Europa erhältlich.
Modell 770
Technisch identisch mit Modell „760″, Ausnahme:
Das Gehäuse ist identisch mit dem Standardgehäuse der klassischen Modelle „122″ etc.
Kabinett: Holz
Maße: 104 H x 74 B x 52 T (cm), 60 kg
Bemerkungen: Das Kabinett war ein großer Verkaufserfolg, obwohl es teurer war als ein „122-er“ oder „147-er“.
Modell 330
- Kabinett: Combo-Holzgehäuse mit schwarzem Strukturlack und silbernem Bespannstoff
- Maße: 94 H x 72 B x 52 T (cm), 72 kg
- Rotoren: Hochton- und Bassrotor
- Geschwindigkeiten: schnell – langsam – stopp
- Verstärker: Transistor, 1 Kanal, 60 Watt
- Lautsprecher: 1 x Jensen 3/4″ V21 Hochtontreiber, 16 Ohm
1 x Jensen 15″ C15L Basslautsprecher, 16 Ohm
Trennfrequenz 800 Hz - Anschluss: 11-pin Verbindung
- Bemerkungen: Anschluss durch „Combo Preamp III“, „IV“ oder Orgel-Einbaukit.
Einige Combo-Orgeln bieten mit einer 11-pin Anschlussbuchse die direkte Verbindung zum Kabinett.
Entfernte Variante vom Modell „760″, Ausnahmen:
Die Gehäusehöhe ist gekürzt; es wird nur eine 60W Transistor-Endstufe verwendet, dadurch ergibt sich keine aktive Frequenzteilung. Es wird stattdessen eine passive Frequenzweiche
verwendet. Dadurch lassen sich Hochton- und Bass/Mitteltonbereich in der Lautstärke nicht getrennt regeln.
Die Basstrommel besteht aus Styropor. Das bedingt schnellere Umschaltphasen zwischen den Geschwindigkeiten.
Primär für die Bühne und die Verwendung mit Preamps und einer (transportablen) Combo-Orgel konzipiert.
Das „330-er“ besitzt bis auf die Transistor-Endstufe die gleichen Komponenten (Lautsprecher, Motoren, Rotoren) wie die klassischen Röhren-Leslies „122″ und „147″ etc., daher wurden sie gerne mit Röhrenendstufen aus diesen Kabinetten (vor allem aus den Truhen) versehen und zu deren transportablen Varianten umgebaut.
Das Kabinett ist klanglich wesentlich besser als sein heutiges Image.
Erscheinungsjahr: 1975.
Modelle 900 + 900U
Modell 900
- Kabinett: zweiteiliges Combo-Holzgehäuse mit schwarzem Kunststoffbezug und silbernem Bespannstoff
- Maße: 138 H x 72 B x 52 T (cm), 75 kg (beide Teile zusammen)
- Rotoren: Hochton- und Bassrotor
- Geschwindigkeiten: Hochtonrotor: schnell – langsam – stopp
Bassrotor: schnell – stopp - Verstärker: Transistor, 3 Kanäle, insgesamt 100 W:
40 W – Basskanal, 30 W Hochtonkanal, 30 W Hallkanal - Lautsprecher: 1 x Jensen 3/4″ V21 Hochtontreiber, 16 Ohm
1 x Jensen 15″ C15L Basslautsprecher, 4 Ohm
Trennfrequenz 800 Hz
2 x Jensen 6×9″ stationäre Breitbandlautsprecher für Hallkanal, 16 Ohm - Anschluss: 9-pin Verbindung
- Bemerkungen: Anschluss durch „Combo Preamp Deluxe“ oder durch Orgel-Einbaukit.
Größeres und allererstes Bühnenmodell der Firma Leslie.
Erscheinungsjahr 1969.
Stärkere Basswiedergabe durch größeres Gehäuse.
Aktive Frequenzteilung, dadurch ergibt sich die Möglichkeit einer getrennten Volumeneinstellung für Hochton- und Basskanal.
Ebenfalls getrennte Volumeneinstellung für den Hallkanal.
Der Hallkanal erzeugt den Effekt selbst durch eine Hallspirale in der oberen Kammer des unteren Gehäuseteils.
„Space Generator“ produziert einen Tremolo-Effekt im Hallkanal, um den Hallklang dem Rotorsound anzupassen.
Bassrotor besitzt keinen kleinen Langsamlaufmotor, statt langsam zu laufen, wird er gestoppt.
Führt in der Weiterentwicklung zum Modell „910″.
Modell 900U
Gehäuse-Variante von 900, „U“ = Utility.
Für Festinstallation konzipiert, daher schmuckloses, spartanisches Gehäuse ohne spezielle Lackierung und ohne Bespannstoff.
Sehr seltenes Modell.
Modell 910
- Kabinett: zweiteiliges Combo-Holzgehäuse mit schwarzem Kunststoffbezug und silbernem Bespannstoff
- Maße: 138 H x 72 B x 52 T (cm), 75 kg (beide Teile zusammen)
- Rotoren: Hochton- und Bassrotor
- Geschwindigkeiten: Hochtonrotor: schnell – langsam – stopp
Bassrotor: schnell – stopp - Verstärker: Transistor, 3 Kanäle, insgesamt 100 W:
40 W – Basskanal, 30 W Hochtonkanal, 30 W Hallkanal - Lautsprecher: 1 x Jensen 3/4″ V21 Hochtontreiber, 16 Ohm
1 x Jensen 15″ C15L Basslautsprecher, 4 Ohm
Trennfrequenz 800 Hz
2 x Jensen 6×9″ stationäre Breitbandlautsprecher für Hallkanal, 16 Ohm - Anschluss: 9-pin Verbindung
- Bemerkungen: Weiterentwicklung des Modells 900.
Unterscheidet sich von diesem nur in kleinen, technischen Details, u.a. in der von außen erreichbaren Volumen-Einstellung für die Kanäle.
Modell 925
- Kabinett: zweiteiliges Combo-Holzgehäuse mit schwarzem Kunststoffbezug und silbernem Bespannstoff
- Maße: 138 H x 72 B x 52 T (cm), 97 kg (beide Teile zusammen)
- Rotoren: Hochton- und Bassrotor
- Geschwindigkeiten: schnell – langsam – stopp
- Verstärker: Transistor, 3 Kanäle, insgesamt 140 W:
50 W – Basskanal, 50 W – Hochtonkanal, 40 W – Hallkanal - Lautsprecher: 1 x JBL 2470 Hochtontreiber, 16 Ohm
1 x JBL D140 15″ Basslautsprecher, 4 Ohm
Trennfrequenz 800 Hz
4 x Jensen 6×9″ stationäre Breitbandlautsprecher für Hallkanal, 16 Ohm - Anschluss: 9-pin Verbindung
- Bemerkungen: Anschluss durch Combo Preamp Deluxe oder durch Orgel-Einbaukit.
Deutliche Weiterentwicklung des Modells „910″:
stärkere Ausgangsleistung, leistungsfähigere JBL-Lautsprecher,
4 statt 2 Hall-Lautsprecher und Langsamlaufmotor auch für die Basstrommel.
Aktive Frequenzteilung, dadurch ergibt sich die Möglichkeit einer getrennten Volumeneinstellung für Hochton- und Basskanal.
Ebenfalls getrennte Volumeneinstellung für den Hallkanal.
Der Hallkanal erzeugt den Effekt selbst durch eine Hallspirale in der oberen Kammer des unteren Gehäuseteils.
„Space Generator“ produziert einen Tremolo-Effekt im Hallkanal, um den Hallklang dem des Rotorsounds anzupassen.
Leistungsstärkstes Leslie-Modell bis dato.
Die JBL-Lautsprecher sind in kein anderes Modell eingebaut worden.
Modell 950
- Kabinett: Schwarzes Holzgehäuse mit offener Front
- Maße: 172 H x 91 B x 59 T (cm), 170 kg
- Rotoren: 4 vertikal aufgehängte Rotoren
- Geschwindigkeiten: schnell – langsam – stopp
- Verstärker: Transistor, 4 Endstufen a 50 W: zusammen 200 W
- Lautsprecher: 4 x 12″ Breitbandlautsprecher, 6 Ohm
- Anschluss: 9-pin Verbindung
- Bemerkungen: Anschluss durch „Combo Preamp Deluxe“ oder durch Orgel-Einbaukit.
Eigenständiges Modell mit psychedelischer Lightshow:
Schwarzlicht und Strobodelic Light aus den Front-Seiten, auswechselbare Motivscheiben im 70-er Jahre Disco-Design zur Montage auf den Rotortrommeln. Die Lichteffekte können durch
die Lautstärke und den Hochtonanteil der Musiksignale gesteuert werden.
Das Kabinett lässt sich zum leichteren Transport in 2 Teile auseinandernehmen.
Schwerstes, größtes und leistungsstärkstes Kabinett, das Leslie bis dato produziert hatte.
Für Orgeln unbefriedigender Klang, für Gitarren aber angeblich legendär.
Nur wenige Exemplare gebaut.
Die Nach- und Vorteile der Combo-Modelle
Nach wie vor weigerte sich Leslie, seine Kabinette autark zu machen. Man hielt am Konzept fest, dass sie ein vorverstärktes Audiosignal, die Spannungsversorgung und Motorsteuerung über einen Mehrfach-Pin-Anschluss entweder direkt vom Orgel-Einbaukit oder von einem Preamp erhalten mussten. Das war angesichts des Musiker-Alltags ziemlich realitätsfern, in dem jeder Umstieg auf eine andere Orgel unter Umständen ein intensives Nachdenken darüber erforderte, wie man diese an das Leslie anschließen könnte.
Außerdem:
Angesichts der immensen Anzahl an Lautsprechern, die man von der Firma „Jensen“ bezog, hätte es für Leslie eine leichte Übung dargestellt, mit Jensen über leistungsstärkere Weiterentwicklungen der bislang verwendeten Speaker zu verhandeln. Dabei ignorierte man die Tatsache, dass sich vor allem der Hochtontreiber als zu schwach erwies und dass dessen Reparatur in Form vom Einsetzen eines neuen Diaphragmas zu den häufigsten Reparaturen der Werkstätten gehörte.
Mit anderen Worten: Der Hochtontreiber war dem Musikeralltag nicht uneingeschränkt gewachsen. Dass man dieses Problem zumindest erkannt hatte, zeigt die Wahl der JBL-Lautsprecher für das Modell „925″. Man zog nur keine Konsequenzen daraus.
Übrigens: In den meisten Fällen benötigte es gar nicht eines neuen Diaphragmas, um den „V21″-Hochtontreiber zu reparieren. Man musste es in der Regel lediglich justieren, was allerdings eine wirklich fummelige Arbeit darstellt. Aber wer nun denkt, dass alle Werkstätten diese Info an ihre Kunden weitergaben, sollte sich schleunigst einem Naivitätstest unterziehen.
Weiter mit den „Fails“:
Das Modell „330″ ist das erste Zweiwege-Kabinett der Combo-Serie, das statt eines Holzrotors einen solchen aus Styropor verwendet, der sich aber im Vergleich zu seinem Vorgänger als leichter erweist. Da gleichzeitig der bewährte Motorsatz zum Einsatz kommt, bedingt das geringere Gewicht kürzere Umschaltphasen zwischen den unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Und da gerade das Hoch- und Runterfahren der Rotorgeschwindigkeit zu den schönsten Effekten eines Leslies gehören, sollte dieser Umstand explizit erwähnt werden. Man kann sich aber damit behelfen, die Styroportrommeln mit Metallgewichten zu beschweren. Dabei sollte man allerdings eine Unwucht vermeiden.
Übrigens: Die Styropor-Trommeln wurden zuerst in die preisgünstigen Einweg-Kabinette eingebaut, u.a. auch in die Modelle „16″ und „18″. Aber mit dem „330-er“ fanden sie ihren Einzug in die teureren Zweiwege-Modelle und wurden danach zum Standard für alle Bassrotoren. Wie unsensibel die Leslie-Konstrukteure gegenüber den besagten Umschaltphasen waren, zeigt auch die Einführung der sogenannten „Rotosonic“-Trommel, die durch einen eingebauten 6×9″-Breitbandlautsprecher sehr schwer war und wiederum ein völlig anderes Geschwindigkeitsverhalten verursachte. Aber diese Trommeln kamen glücklicherweise erst ab den Mehrkanal-Modellen zum Einsatz.
Die neuen „122-er“ der Firma „Hammond-Suzuki“ beherbergen übrigens auch Styropor-Trommeln
Fails – Teil 3:
Die Rollen der Combo-Kabinette erweisen sich als nicht sonderlich roadtauglich und scheinen aus einem Möbelmarkt zu stammen. Auch die Griffe sind nicht sehr vertrauenerweckend, denn man sieht manchmal solche, die gebrochen sind.
Und schließlich das Design. Gut – zugegeben – das ist Geschmackssache. Aber während damals auf vielen Bühnen Gitarristen mit „Marshall“-Stacks rockten und Bassisten über kräftig aussehende Anlagen von „Acoustic“ spielten, sollten sich die Organisten der Gefahr aussetzen, wegen ihrer Combomodelle mitleidig belächelt zu werden? Sie besaßen eine völlig uncharismatische Optik und sahen nach Tanzmucke und nicht nach ernsthafter Musik aus. Entsprechenderweise sah man sie denn auch vornehmlich in seichten Musikbereichen. Das brachte zwar einerseits nennenswerte Verkaufszahlen, aber es kratzte – wie oben bereits im Kontext des Modells „950″ erwähnt – zugleich erheblich am Nimbus der Firma.
Die einzige Ausnahme bildet meiner Meinung nach das Modell „925″. Es war in der Tat das einzige Kabinette, das man sich auf einer von professionellen Musikern bevölkerten Bühne vorstellen konnte. Aber für alle Normalverdiener unter den Musikern war es nahezu unerschwinglich. Und da selbst dessen preisgünstigere Schwestern „900″ und „910″ deutlich teurer als z.B. das „122-er“ waren, wurden auch sie nicht übermäßig oft geordert. Insofern sieht man Modelle der 900-er Serie heutzutage nicht allzu häufig.
Apropos Preise
Eine Preisliste aus dem Jahr 1976 verdeutlicht die Exklusivität der Leslie-Produkte – und den lateinischen Wortstamm „excludere“ ( = ausschließen) sollte man in diesem Kontext wörtlich nehmen.
Als Maßstab sei noch einmal auf einen neuen VW-Käfer verwiesen, der zu diesem Zeitpunkt 6.900 DM kostete.
Modell 820: 2.300,- DM (aktives Einweg-Modell!)
Modell 122: 2.870,- DM
Modell 330: 3.250,- DM
Modell 760: 3.280,- DM
Modell 910: 4.985,- DM
Modell 925: 7.300,- DM
Preamp I: 390,- DM
Preamp De Luxe: 535,- DM
Einbaukitt: etwa 250,- DM (ohne Einbaukosten)
Kabel 6-pin: 82,- DM
Kabel 11-pin: 135,- DM
Hammond L100: 8.000,- DM (die günstigste Hammond mit Tonradgenerator)
Hammond B3: 19.000,- DM
Hammond X66: 48.000,- DM
Falls man den bescheidenen Wunsch nach einer neuen „L100″ mit einem „122-er“ Kabinett besaß, musste man noch das Einbaukit und mindestens ein Kabel erwerben.
Das kostete insgesamt etwa 11.200 DM – man näherte sich also schon einem zweiten, neuen Käfer.
Daher suchte man natürlich nach gebrauchten Modellen, aber auch die erleichterten die Geldbörse im erheblichen Maß. Eine Hammond Spinettorgel aus der „M“-Serie kostete gebraucht immer noch etwa 5.000,- bis 6.000,- DM und ein Leslie mit Preamp nebst Kabel 2000,- DM.
Übrigens: In diesem Preisniveau ist auch der Grund zu finden, warum in den damaligen Bands des Öfteren Söhne reicher Eltern hinter den Tasten saßen, auch wenn ihr Spielvermögen sehr zu wünschen übrig ließ. „Vorsprung durch Technik“ nannte man diesen Umstand später. Aber das war in der sogenannten Elektronik-Szene noch verbreiteter.
Zurück zur Combo-Serie – ihre Vorteile
Die Kabinette der Combo-Serie lassen sich aus heutiger Sicht nicht mit den legendären Modellen auf eine Stufe stellen. Trotzdem gibt es unter ihnen neben dem „925-er“ noch die Modelle „330“ und „760/770“, die zumindest klanglich durchaus akzeptabel sind.
Die Gründe:
In all diesen Modellen befinden sich mit Ausnahme der Transistor-Endstufen und der JBL-Lautsprecher im „925-er“ die gleichen technischen Komponenten wie in den legendären Modellen. Das ergibt eine eindeutige, klangliche Verwandtschaft zu ihnen und ein Klangverhalten, das besser ist als sein allgemeiner Ruf.
Trotzdem muss man bei den Modellen „330″ und „760″ davon ausgehen, dass ihre Leistung in einer Band mit einem Gitarristen, der – wie üblich – eine lautere Spielweise bevorzugt, nicht ausreicht. Diese Kabinette können mit ihrer Leistung nur im Trio ohne Gitarre, im Jazz oder bei sonstiger, leiserer Musik bestehen. Das „925-er“ kann es dagegen schon mit einem „AC30″ aufnehmen, klingt aber wegen seiner JBL-Lautsprecher nicht mehr ganz so nahe an den legendären Modellen wie die zuvor genannten Kabinette.
Falls man also einen cleanen Orgelsound bevorzugt und dabei in puncto Lautstärke durch keine Problemfälle wie Gitarristen belastet ist, können die Combo-Modelle eine gute und preisgünstige Alternative zu den legendären Kabinetten darstellen.
Übrigens: Das transportfreundlichste Transistor-Modell mit der Bezeichnung „860″ erschien erst kurz nach der „Combo-Serie“. Es besaß die Maße 63 H x 63 B x 48 T (cm) und wog 43 kg. Aber leider kam das Modell etwas zu spät – es hätte zu einem früheren Zeitpunkt statt des „330-ers“ eine hervorragende Figur gemacht.
Damit findet die Übersicht über die gängigsten und wichtigsten Modelle aus der Blütezeit der Firma Leslie ihren Abschluss. Es gäbe noch vieles zu schreiben, wie z.B. über die Preamps, die Mehrkanalmodelle oder die Wartung und das Tuning der Kabinette. Aber das soll zu einem späteren Zeitpunkt geschehen.
Wie gewohnt schöner Artikel! Vielleicht sollte man noch erwähnen, dass das Model 16 DAS Gitarrenleslie schlechthin ist. Bei meinem 16er kann ich nicht nur von schnell auf langsam umschalten, sondern den Rotor auch stoppen. David Gilmour und Stevie Ray Vaughan waren zwei prominente Vertreter, die die Box gespielt haben.
Super Artikelreihe, Kompliment!
Ich habe mal eine Hammond X-66 mit einem Leslie gehört, war ein größeres Teil, kann leider nicht mehr sagen, welche Variante. Der Sound hat mich umgehauen, eine ganz andere Hausnummer als die Farfisas und Bontempis, die die Leute damals zu Hause hatten, aber halt für Normalsterbliche unbezahlbar.
Den Leslie-Effekt habe ich immer mal wieder als digitale Nachbildung für meine Synths verwendet, aber das Original ist halt nicht durch Emulationen ersetzbar, da es physikalisch Luft bewegt, das kann man nicht nachbilden.
Danke für das Kompliment!
Du beschreibst es ganz genau: Hammond (im Verbund mit Leslie) besaß damals eine Art von Monopolstellung, denn der Unterschied zu den Orgeln anderer Hersteller war gewaltig. Es gab zwar noch die Firma Lowrey, die vor allem in den USA sehr erfolgreich war und dort de facto ein größeres Ansehen als Hammond besaß, aber die stellte Theater-/Kinoorgeln her und bediente daher ein ganz anderes Klientel wie z.B. Sportstadien oder Kinos. (Die Beatles setzten übrigens eine Lowrey auf „Let It Be“ ein.)
Aus diesen Gründen denke ich, dass Hammond und Leslie ihre Marktstellung mit weit überhöhten Preisen überstrapazierten. Aber nicht nur das. Es war auch eine große Portion Ignoranz gegenüber den Wünschen und Anforderungen von Musikern dabei.
Sehr interessanter Bericht mit wichtigen Empfehlungen bzw Kaufwarnungen. Zusätzlich wünsche ich mir einen – hoffentlich geplanten – Teil über „Digitale Replikate“ bzw Bodentreter mit ähnlich klaren Beschreibungen. Das neue „The Pinwheel“ von Fender macht mir da Hoffnung auf zumindest etwas Authentizität. Ich selbst nutze ein altes Korg G4, was einen wirklich „brauchbaren“ Effektklang erzeugt, aber letztlich nichts mit den Phasenauslöschungen eines echten Leslies zu tun hat.