Rank und schlank, wie eh und je!
Ganz klar – der große Hype bei Ibanez liegt eindeutig auf den Gitarren der RG-Serie und ihren unzähligen Varianten und Variationen. Doch abseits davon gibt es mit der S-Baureihe eine nicht weniger perfekte Rockgitarre der Japaner, nur eben nicht so ganz martialisch designt wie ihre alles überragende Schwester, sondern von je her mit weicheren Kurven und schlankeren Formen versehen. Auch die Gitarren der S-Baureihe sind in drei verschiedenen Preis- und Qualitätsstufen erhältlich: als High-End Prestige Modell, als Mittelklasse Premium Instrument und auch als Low-Budget-Variante. Letzteres hat in Form der Ibanez SA560MB-ABT nun den Weg zu uns in die Redaktion gefunden, um sich einem genauen Test zu stellen.
Ibanez SA560MB-ABT – Facts & Features
Schlank waren sie ja immer schon, die Ibanez aus der S-Serie. Da tanzt auch unsere SA560MB-ABT kein Stück weit aus der Reihe und überrascht darüber hinaus noch mit einem erfreulich niedrigen Gewicht! Das ist erstaunlich, besitzt die Gitarre doch eine Menge Hardware, wie etwa ein Vibratosystem inklusive Locking-Mechaniken an der Kopfplatte, Metallknöpfe für die beiden Regler oder den Rahmen für den Steghumbucker. Die verwendeten Hölzer scheinen also nur noch wenig Feuchtigkeit zu besitzen bzw. ausreichend abgelagert zu sein, somit ist nach Jahren der Benutzung mit keinen bösen Überraschungen zu rechnen.
Verwendet wurden für den Korpus zwei Teile Mahagoni, die aufgeleimte Decke besteht aus Wurzelahorn und wird an ihren Seiten von einem Perlmutt-Binding umschlossen. Genau dieses Binding macht es jedoch schwierig, über die tatsächliche Beschaffenheit der Decke zu urteilen. Ich vermute mal, dass es sich hier lediglich um ein Furnier handelt, alles andere wäre in dieser Preisklasse doch eher überraschend. Tut aber nichts zur Sache, denn es gibt auch durchaus Instrumente mit furnierten Decken, die hervorragend klingen! Die Farbbezeichnung der SA560MB-ABT ist vielleicht etwas unglücklich gewählt, der Hersteller nennt das matte Finish „Aqua Blue Flat“, was in Wirklichkeit einem Grün aber deutlich näherkommt.
Nicht jeden Geschmack dürfte vermutlich das umfassende Perlmutt-Binding treffen, zumindest meinen tut es nicht unbedingt. Schluss mit dem Geglitzer ist nämlich nicht an den Rändern des Korpus – auch die Seiten des Griffbretts wurden damit ausgeschmückt. Hier, aber auch nur hier an dieser Stelle, bemerkt man dann doch den günstigen Preis bzw. die Herkunft der SA560MB-ABT.
Der Hals hingegen präsentiert sich in ausgesprochen guter Form, die Halsrückseite ist spürbar kräftiger ausgefallen, als es beim typischen und allseits bekannten Wizard-Neck der Fall ist. Hinzu kommt ein deutlich kleinerer Radius (305 mm) des Ebenholz-Griffbretts, sodass hier fast schon ein „Vintage-Spielgefühl“ aufkommt. O.K., das ist vielleicht etwas übertrieben, denn es handelt sich nach wie vor um einen typischen, pfeilschnellen und für moderne Spieltechniken bestens vorbereiteten Ibanez-Hals. Der zudem noch aus einem durchaus attraktiv gezeichneten Stück Ahorn besteht und bombenfest in die Halstasche eingeschraubt wurde. Ehrensache, dass auch der Hals-Korpus-Übergang unserer SA560MB-ABT, wie bei allen Modellen der S-Baureihe, einer speziellen Behandlung unterworfen wurde.
Der gute Eindruck setzt sich bei der Bundierung fort. Alle 24 Bünde wurden sorgfältig eingelassen und abgerichtet, das Gleiche gilt auch für den GraphTech-Sattel, der sich mit nur 42 mm Breite sehr schlank zeigt und die Saiten zielgerichtet zu den sechs Mechaniken an der Kopfplatte führt. Und schon sind wir bei der Hardware der Ibanez SA560MB-ABT angekommen!
Ibanez SA560MB-ABT – die Hardware
Der Qualitätssattel von GraphTech ist ja schon mal gut gemeint bzw. gerne genommen, die sechs Locking-Mechaniken sollen dazu Vertrauen schaffen und wer weiß: Vielleicht spielt sich das Vibratosystem der SA560MB-ABT nach einer Weile der Nutzung mit dem Sattel zusammen ja ein. Fakt ist jedoch, dass man hier im Neuzustand nicht von einem stimmstabilen System sprechen kann und man den Tuner am besten immer griffbereit haben sollte, wenn man mal in die Versuchung gerät, den Hebel nach vorne und/oder hinten ziehen zu wollen. Die sechs Mechaniken erledigen ihren Job gut und an ihnen dürfte es vermutlich nicht liegen – viel mehr spielen der Sattel, der String-Tree der H- und E-Saite und natürlich die Materialqualität der Messerkanten des Vibratoblocks eine entscheidende Rolle über Freud und Leid. Dennoch: Bei moderatem Einsatz lässt sich das System weitestgehend ohne Verstimmungen nutzen, von „Dive-Bombs“ ist jedoch dringend abzuraten.
Von guter Qualität wiederum präsentieren sich die zwei Regler für Volume und Tone, die mit ihren Metallknöpfen einen zuverlässigen Griff ermöglichen und auch der Fünfwegeschalter kann für diese Preisklasse gefallen. Er steuert die drei Pickups an, die selbst hier in dieser niedrigen Preisklasse von DiMarzio stammen.
Ibanez SA560MB-ABT – die Pickups
Die Tonabnehmer der Modellreihe Black Velvet in Singlecoil- und Humbucker-Format sorgen für die elektrische Abnahme der Gitarre. Alle drei wurden direkt in die Decke eingesetzt, der Humbucker erhielt zusätzlich noch einen Rahmen aus verchromtem Metall. Das Schaltdiagramm ist das Erwartete und bietet uns keine Überraschungen, das folgende Bild zeigt die Schaltungsmöglichkeiten im Detail:
Die Saiten laufen exakt über die Magneten der Pickups, selbst hier im Niedrigpreissegment können die Japaner mit einer äußerst präzisen Verarbeitung glänzen!