Envelope-Filter mit Presets und Sample-and-Hold-Option
Das Earthquaker Devices Spatial Delivery V3 ist ein Envelope-Filter und Sample-and-Hold-Pedal, das ist bester Earthquaker Devices Manier ein paar Besonderheiten bereithält. Jüngst wurden in diesem Format schon einige spannende Effektgeräte von EQD auf den Markt gebracht und nun folgt ein Filter in der Version 3, das es ermöglicht, 6 Presets zu speichern.
Inhaltsverzeichnis
Gehäuse, Schalter und Potis des Spartial Delivery V3
In einem funkigen Orange lackiert und mit ordentlich Sparkle versehen, erinnert das Envelope-Filter-Pedal an eine moderne Interpretation der 1970er-Jahre. Und aus dieser Zeit stammen auch die bekanntesten Filter-Effekte. Im robusten Metallgehäuse in dem Maßen 127 x 67 x 54 mm (L x B x H) und einem Gewicht von 284 g ist es kompakt genug für fast jedes Pedalboard. Das Spatial Delivery V3 wird per klickfreiem Taster in dem True-Bypass geschaltet und eine helle, rote LED mit silbernem Reflektor zeigt den Status an. Der weiße Aufdruck ist einerseits ein schickes Design-Element, dient aber auch der Beschriftungen, die ruhig etwas größer hätten sein können, denn mit der Distanz eines normal großen Gitarristen im Stand ist es schon etwas kniffelig zu erkennen, was so schön geschrieben wurde.
Mit drei Potis, einem 3-fachen Kippschalter und einem 6-fachen Schalter werden die Sounds eingestellt und die Presets abgerufen. Alle Potis sind sehr robust aus Metall gefertigt und fest mit dem Gehäuse verschraubt. Weiße Potiknöpfe mit einer schwarzen Markierung erleichtern das Ablesen der aktuellen Einstellung, aber natürlich nicht das des jeweiligen Presets. Die Potiknöpfe sind geriffelt und mit einer kleinen Schraube befestigt. Die Potis regeln Range, Resonance und das Filter, das zwischen High-Pass, Low-Pass und Band-Pass überblendet. Der 6-fache Schalter bietet die Anwahl von einem der 6 Presets. Ein kleiner Kippschalter, der ebenfalls verschraubt ist, dient der Anwahl des Modus. Es stehen Up, Down und Sample-and-Hold zur Verfügung. Ein kleiner durchsichtiger und beleuchteter Drucktaster ist für das Speichern und Anwählen der Presets zuständig.
Ziemlich viel los auf dieser kleinen Pedaloberfläche, aber alle Bedienelemente lassen sich gut erreichen und es bleibt genügend Platz, um ordentlich auf den Fußtaster zu treten, ohne die Potis zu erwischen.
An der Stirnseite des Pedals sind die 6,3 mm Mono-Klinkenbuchsen für den Eingang und den Ausgang angebracht. Beide sind im Amp-Style verschraubt und greifen die Klinkenstecker sehr gut. Dazwischen ist die 9 V Netzteilbuchse platziert, die leider wieder etwas wenig Platz abbekommen hat und nicht mit dem Gehäuse verschraubt ist. Also keine Chance für fette Winkelstecker – hier sind ihre schmalen Kollegen gefragt.
An der Seite des Pedals ist eine weitere Buchse für den Anschluss eines 6,3 mm TRS-Expression-Pedals zu finden und das darf bei einem Filter-Pedal natürlich nicht fehlen. Die Unterseite des Pedals ist mit 4 Schrauben befestigt und hier können dank der glatten Oberfläche problemlos Klebefüße oder Klettband befestigt werden. Beides wird leider nicht mitgeliefert.
Platz ist in der kleinsten Hütte und so wäre auch hier genügend Platz für eine Batterie, aber der Batteriebetrieb ist nicht vorgesehen und so muss das Spatial Delivery V3 mit einem Netzteil, das 9 V und mindestens 75 mA liefert, betrieben werden.
Geliefert wird das Pedal in dem klassischen schwarzen Pappkarton mit Earthquaker Devices Aufdruck und einem erstaunlich dicken Handbuch in den unterschiedlichsten Sprachen. Das ist absolut großartig, denn ich bin ein riesiger Fan der Gebrauchsanweisungen von Earthquaker Devices. Sie sind großartig geschrieben und die einzigen Gebrauchsanweisungen, die ich mir – zumindest in einer Sprache – komplett durchlese. Und ich muss schmunzeln, wenn ich in der Gebrauchsanleitung als Cleverle mit flottem Händchen bezeichnet werde. Ein praktisches Stoffbeutelchen für den sicheren Transport zum nächsten Open-Air-Festival gehört ebenfalls zum Lieferumfang. Jetzt aber raus aus dem Sack und ab auf das Pedalboard.
Das Spatial Delivery V3 in der Praxis
Zunächst mal etwas zu diesem genialen Fußtaster: Die sogenannte Flexi-Switch-Technologie schaltet nicht nur lautlos per Relais dauerhaft in den True-Bypass, sondern ermöglicht es auch, das Pedal per Momentary-Switch zu nutzen. Hält man den Taster nämlich gedrückt, wird das Spatial Delivery V3 nur so lange aktiviert, bis man den Taster wieder loslässt. Das ist richtig spannend, um ein paar Akzente zu setzen, ohne dazu einen Stepptanz aufzuführen. Das dürften andere Hersteller ruhig übernehmen, denn es ist ein simples, aber effektives Feature.
Nun schalten wir das Pedal aber dauerhaft an und widmen uns den unterschiedlichen Einstellungen. Zunächst schalte ich das Envelope-Filter in die Up-Position und es erklingen prompt sehr funkige Filter-Sounds, die zu einer entsprechenden Spielweise verleiten.
Die Regler des Earthquaker Devices Spatial Delivery V3
Mit dem Range-Poti wird in den Up- und Down-Modi die Empfindlichkeit der Hüllkurve eingestellt. Dies erfolgt sehr feinfühig und lässt sich sehr gut abstimmen. Der Sweetspot lässt sich also gut finden. Mit dem Resonance-Poti wird das Feedback des Filters bestimmt. Je weiter man das Poti aufdreht, desto schärfer und prägnanter werden die Sounds. Vom dezenten Filter bis zu richtig quakenden Klängen ist die Bandbreite sehr groß.
Und dann ist da natürlich noch das Filter-Poti, das zwischen den drei Filtern, High-Pass, Low-Pass und Band-Pass überblendet. Besser als bei einem Schalter für diese Optionen gelangt man spielerisch in spannende Zwischenpositionen, die oft interessanter klingen als klassische HP-, LP- und BP-Filter.
Etwas irritierend ist, dass sich High-Pass am Linksanschlag und Low-Pass am Rechtsanschlag des Potis befindet. Intuitiver wäre es meiner Meinung nach umgekehrt, aber man findet sich schnell zurecht. Alleine mit diesen drei Potis erhält man eine Vielzahl an Sounds, die beim Umschalten auf den Down-Modus wieder ganz anders verhalten und klingen.
Sample & Hold beim Spatial Delivery V3
Ein besonderes Bonbon ist die Sample-and-Hold-Funktion. Hier steuert das Range-Poti die Geschwindigkeit des modulierenden LFO von ganz langsam bis schnell. Die anderen beiden Potis haben dieselbe Funktion wie zuvor. Schön wäre es natürlich noch, wenn man das Sample-and-Hold per Tap-Tempo oder MIDI-Clock zu anderen Geräten einfach synchronisieren könnte, aber das Spatial Delivery V3 ist eher für eine freiere Interpretation ausgelegt.
Das Expression-Pedal
Am Expression-Pedal-Anschluss können entweder klassische Expression-Pedale angeschlossen werden oder man nutzt eine CV-Spannung bis 3,3 V. Die Zuordnung zu einem der drei Potis ist kinderleicht. Ein Drehen an einem der Regler wird automatisch dem Expression-Pedal oder CV zugewiesen. Besonders spannend ist eine Steuerung des Filters, mit dem Pedal lassen sich nun wunderbare Sweeps zwischen den Filtern erzeugen. Insbesondere mit dem Sample-and-Hold-Modus gefällt mir das besonders gut.
Stellt man beim Sample-and-Hold die Resonanz hoch ein, erhält man einen schön tropfenden und perkussiven Sound, der sehr schön perlt. Die Range der Geschwindigkeit ist sehr gut gewählt und es können sehr langsame bis zu sehr schnelle Tempi eingestellt werden.
Die Presets
Das Earthquaker Devices Spatial Delivery V3 liefert so viele unterschiedliche und tolle Sounds, dass es eigentlich schade wäre, wenn man es nur für einen Sound nutzen würde. Und da kommen praktischerweise die Presets ins Spiel. Leuchtet die Preset-LED rot, hat man den Live-Modus, der grün angezeigt wurde verlassen und befindet sich im Preset-Modus. Hier können bis zu 6 Presets abgespeichert und aufgerufen werden. Das ist zwar im Grunde etwas knapp bemessen, aber wenn man zwei Presets pro Modus rechnet, die jeweils noch per Expression-Pedal verändert werden können, hat man doch eine ordentliche Auswahl. Die Zuordnung des Expression-Pedals wird übrigens ebenfalls gespeichert.
Für das Speichern des aktuellen Settings muss lediglich ein Preset-Slot ausgewählt und dann der Save/Recall-Taster gedrückt werden, bis die LED ihre Farbe wechselt. Das ist intuitiv und schnell umgesetzt. Der Wechsel vom Live- zum Preset-Modus kann übrigens durch das Drücken des Preset-Tasters oder durch das Gedrückthalten des Fußtasters bei bereits aktiviertem Effekt erfolgen. Hier muss man etwas aufpassen, dass man es nicht mit dem Momentary-Modus verwechselt. Und außerdem ist zu beachten, dass gespeicherte Sounds nicht wieder rückgängig gemacht werden können.
Die Envelope-Filter-Sounds des Earthquaker Devices Spatial Delivery V3 haben einen sehr schönen vokalen Charakter und setzen sich gut im Band-Sound durch. Die Platzierung auf dem Pedalboard sollte natürlich ziemlich weit vorne in der Signalkette erfolgen, damit das Pedal auch gut auf den Saitenanschlag anspricht. Aber auch für Synthesizer könnte dieses Pedal eine interessante Ergänzung sein, wenn das interne Filter nicht interessant genug klingt oder er keine Sample-and-Hold-Option hat. Ein derart kompaktes Effektpedal passt sicherlich in fast jedes Setup.
Es wäre toll, wenn die Envelope-Filter-Sounds eine Möglichkeit hätten, die Geschwindigkeit separat einzustellen. Dies funktioniert nur über die Range ist aber eigentlich sehr praxisorientiert in seinem Tempo gewählt.
Mit dem Synthesizer gewinnt man einen wunderbaren, klopfenden Sample-and-Hold-Sound. Aber auch die Envelope-Filter funktionieren sehr gut mit einem Synthesizer.
Vielen Dank für den Test. Die bisherigen Versionen sind an mir vorbeigegangen. Irgendwie habe ich Earthquaker Devices immer noch nicht so richtig auf dem Schirm. Aber die Sounds machen mir mal Lust darauf, das Teil auszuprobieren👍