Synthesizer für Pädagogen?
Beim Erica Synths Bullfrog handelt es sich um einen semimodularen Synthesizer, der in Zusammenarbeit mit der Technolegende Richie Hawtin entwickelt wurde. Neben den typischen Merkmalen eines halbmodularen Synthesizers, wird der Bullfrog mit Steckkartenmodulen ausgeliefert. Außerdem wurde das Instrument unter pädagogischen Gesichtspunkten entwickelt.
Inhaltsverzeichnis
Das Konzept des Erica Synths Bullfrog
Mit dem Namenszusatz Richie Hawtin/Plastikman hätte man kein neues Instrument erfinden müssen. Der Namen des Techno-Visonärs, DJ, Live-Act, Label-Betreiber und Konzeptkünstler hätte gereicht. Das haben z. B. die Novation Sondermodelle AFX Station und MoroderNova bewiesen. Ein bisschen neue Farbe und Presets vom Promi reichen aus.
Hinter dem Bullfrog steckt eine andere Geschichte. Als Richie Hawtin Vater wurde, hat er Erziehungsratgeber gelesen und fand ein Kapitel, das sich mit weißem und rosa Rauschen beschäftigte. Als er nach entsprechenden Gerätschaften suchte, fand er nur billiges Plastikspielzeug. Also stelle er ein Eurorack-System zusammen, das wie der Bullfrog über einen integrierten Minilautsprecher verfügte und schon war die Noise-Maschine für seine Tochter fertig. Er stellte sich die Frage, ob man solch ein System für Kinder herstellen könnte und kontaktierte Erica Synths. Diese Konstellation ist perfekt, weil Erica Synths Mastermind Girts Ozolins früher als Lehrer arbeitete. Zuerst war es ihr Ziel, ein Instrument zu entwickeln, mit dem das Kleinkind bis in das Teenageralter aufwächst. Wenn man Produkte für Kleinkinder herstellt, gibt es sehr strenge Auflagen, also wurde der Bullfrog offiziell für Teenager entwickelt. Unter Aufsicht ist es sicher möglich, auch mit jüngern Kindern an ihm zu arbeiten.
Es war ihnen wichtig, ein Instrument zu erschaffen, das einen praktischen Zugang zu naturwissenschlichen Lehrinhalte bietet. Mit dem Bullfrog ist es möglich, die langweiligen Sinuskurven aus dem Mathe- und Phsikuntericht sichtbar und hörbar zu machen.
Da ich über eine pädagogische Ausbildung verfüge, werde ich das Instrument auch unter diesem Aspekt bewerten. Da stellt sich natürlich sofort die Frage, was einen pädagogischen Synthesizer von einem regulären Synthesizer unterscheidet. In dieser Frage gibt es keine Normen, also werde ich diese nach meinem pädagoischen Wisssenstand definieren.
Nach meiner Meinung sollte das Instrument nicht zu komplex aufgebaut sein. Da es sich um einen analogen monophonen halbmodularen Synthesizer handelt, sollte er mit einem Patch-Feld, einem Oszillator, einem LFO, einem Filter und einem Hüllkurvengenerator ausgerüstet werden.
Was kann der Erica Synths Bullfrog?
Der Oszillator des Erica Synths Bullfrog produziert die Schwingungsformen Sinus, Pulse und Noise. Für jede Schwingungsform steht ein Lautstärkeregler zur Verfügung. Er besitzt 2 Hüllkurvengeneratoren mit den Parametern Attack und Release. Diese können geloopt werden oder frei schwingen. Für den LFO stehen die Schwingungsformen Pulse und Sample and Hold bereit. Das 24 dB Tiefpassfilter lässt sich mit den Reglern Cutoff und Resonance kontrollieren. Die 35 Patch-Punkte erweitern den Funktionsumfang des Bullfrog erheblich und ermöglichen eine problemlose Kommunikation mit modularen Synthesizern.
Der Bullfrog verfügt also über die grundlegenden Elemente der Synthese. Erica Synths hat den Synthesizer mit ein paar Besonderheiten ausgestattet. Das Instrument wurde mit einem Clockdivider ausgerüstet, der den Synthesizer mit verschiedenen Taktfrequenzen versorgt. Außerdem beherscht der Bullfrog Frequenzmodulation. Ein Delay habe ich nicht erwartet. Dieses teilt sich die Regler mit der VCA-Sektion.
An Anschlüssen steht MIDI-In, USB-C (für Updates und MIDI), Gate-In und -Out, Audio-Out sowie einen Kopfhörerausgang zur Verfügung. Diese Anschlüsse ermöglichen es dem Schüler zu lernen, wie man den Bullfrog in einem größeren Verbund von Instrumenten oder mit einem Computer nutzen kann.
Zusätzlich verfügt der Bullfrog über einen Steckkartenanschluss. Die Karten Sequencer, Acid Bassline, Sampler Looper werden mitgeliefert und zusätzliche Karten können erworben werden. Über einen Steckkartenanschluss verfügen kaum andere Synthesizer und daher kann man nicht von einem Synthesizer-Standard sprechen. Jedoch werden die Schüler schnell lernen, dass Sequencer, Sampler usw. auch in andere Form existieren. Die Karten ermögliche es dem Lehrer, den Funktionsumfang des Synthesizers zu erweitern, ohne ein zusätzliches Gerät erklären zu müssen. Der Fokus wird auf der Funktion der Karte liegen.
Das Design des Erica Synths Bullfrog
Das Format des Erica Synths Bullfrog
Der Bullfrog ist in zwei Versionen erhältlich. Die Desktop-Version wird Mittelpunkt dieses Testberichtes sein. Die zweite Version ist geschätzt 4-mal so groß und wurde mit einem Display ausgerüstet. Dieser Formfaktor ermöglicht es, eine größere Gruppe von Lernwilligen um das Gerät zu platzieren. So können die Schüler allen Erklärungen des pädagogischen Personals folgen. Aber auch der Formfaktor des Testgerätes ist für ein Desktop-Gerät ebenfalls ungewöhnlich groß (40 x 385 x 210 mm). Man könnte auch sagen, dass Erica Synths zum besseren Verständnis der Synthese das Gerät besonders großzügig gestaltet hat.
Synthesizer werden gerne kritisiert, weil die Regler zu eng beieinander stehen und dadurch die Bedienung erschwert wird. Das Erscheinungsbild kann unaufgeräumt und unübersichtlich wirken. Was Erwachsenen Problemen bereitet, wird Kinder und Anfänger erst recht überfordern.
Ich habe noch nie so große Drehregler an einem Synthesizer vorgefunden, abgesehen von Data-Reglern und dem Big Red Knob an den Waldorf-Synthesizern. Die Regler des Bullfrog sind so groß, dass sie auch für Grobmotoriker gut bedienbar sind. Zwischen den Reglern ist genug Platz, sodass es für jeden Lernwilligen nachvollziehbar ist, welcher Regler gerade bedient worden ist.
Das Gehäuse des Testgerätes wurde so gestaltet, dass 2 bis 3 Personen an dem Gerät die grundlegenden Funktionen der Klangsynthese erlernen können. Der großzügige Formfaktor warf bei mir die Frage auf, warum nicht alle Synthesizer so gestaltet werden. Der Platz lädt dazu ein, sich mit dem Instrument zu beschäftigen und es zu erforschen. Die meisten handelsüblichen monophonen Synthesizer sind im Vergleich zum Bullfrog winzig. Dort wäre ein ähnlicher Funktionsumfang sicher auf die Hälfte oder ein Drittel des Platzes eingedampft worden.
Vielleicht wollte Erica Synths beweisen, dass eine großzügig Gestaltungsweise viele Vorteile hat und ein überladener Synthesizer nicht immer praktisch zu bedienen ist. Das hilft nicht nur in der Pädagogik, sondern auch dem Profi.
Die farbliche Gestaltung des Bullfrog
Die Erica Synths Gerätschaften werden überwiegend in Schwarz ausgeliefert und überzeugen mit einem funktionalen und klassischen Design. Im Erica Synths Katalog finden sich auch Ausnahmen, wie z. B. die erste Version des Syntrx oder der Perkons HD-01. Auch der Bullfrog wurde im Vergleich mit anderen Erica Synths Instrumenten richtig bunt und lebensbejahend gestaltet. Das weißgraue Gehäuse wirkt sehr ansprechend und die außergewöhnlich großen Regler wurde mit bunten Kappen ausgestattet. Dies ist ein guter Ansatz, um Schüler zu motivieren, sich mit diesem Instrument auseinanderzusetzen.
Die Verarbeitung des Bullfrog
Dass Erica Synths schon lange erstklassige Synthesizer, Eurorack-Module und Effekte baut, ist kein Geheimnis und daher liefert Erica Synths kein billiges Plastikspielzeug aus. In der Pädagogik müssen Spielsachen und Lernmaterialien von hoher Qualität sein, da sie mehrere Generationen von Kindern und Jugendlichen überleben müssen. Der Erica Synths Bullfrog wurde in einem hochwertig lackierten Metallgehäuse untergebracht. An diesem Instrument wackelt nichts. Die Regler und Anschlüsse fühlen sich perfekt verarbeitet an. Dieses Instrument wurde für die Ewigkeit gebaut. Sicherlich ist es sinnvoll, Kinder im Umgang mit technischen Geräten zu Achtsamkeit zu erziehen, aber dem Bullfrog wird es nichts ausmachen, wenn er mal über den Tisch gezogen wird oder wie wild an ihm gedreht oder gedrückt wird. Ich kenne einige Synthesizer, da würde mich diese Vorstellung mit Schrecken erfüllen. Daher eignet sich dieses Gerät nicht nur für den pädagogischen Einsatz, sondern auch für das harte Tourleben. Langlebigkeit ist eine Eigenschaft, die auch Synthesizerspezialisten zu schätzen wissen.
Wie klingt der Bullfrog?
Wenn der Bullfrog eingestellt wird und man an den Reglern dreht, hört man erst mal nichts. Dieses Instrument fordert den Musiker und den Lernwilligen heraus. Die erste Lektion des Unterrichts beginnt. Was muss man tun, um eine elektronische Schaltung dazu zu bringen, Töne zu erzeugen? Man wird lernen, dass Verknüpfungen zwischen den Modulen bzw. Abschnitten hergestellt werden müssen, damit sie zusammenarbeiten. Die grundlegenden Eigenschaften der Klangsynthese und Elektronik können mit dem Bullfrog erlernt werden. Diese Einleitung war notwendig, um über den Klang sprechen zu können, denn dieser ist selbstverständlich von der Verkabelung abhängig. Die Frage ist: Was möchte man? Mit diesem Synthesizer ist es möglich, alle grundlegenden Sounds eines monophonen Synthesizers zu erzeugen. Fette Bässe, Leads oder perkussive Sounds sind dank des Rauschgenerators kein Problem. Drones, Noise und der übliche modulare Wahnsinn beherscht der Bullfrog anstandslos.
Der Oszillator des Bullfrog
Es stehen zwar nur die Schwingungsformen Pulse, Sinus und Rauschen zur Verfügung, aber durch Mischformen, (Waveform) Shape und FM können vielfältige Schwingungsformen hergestellt werden. Ein offensichtliches Beispiel ist Pulsbreitenmodulation, das ihr auch in den folgenden Klangbeispielen hört. Die Pulsbreitenmodulation wird mit Shape erstellt. Kritisieren könnte man, dass die Shape-Modulation sich auf alle Schwingunsformen auswirkt und nicht für jede Schwingungsform individuell eingestellt werden kann. Durch eine Mischung von Sinus, Pulse und Shape ist es mir gelungen, eine Schwingungsform zu modulieren, die an einen Sägezahn erinnert.
Das Filter des Bullfrogs
Das Lowpass-Filter ist zur Selbstoszillation fähig und kann in diesem Modus sehr fiese Töne erzeugen, die wirklich in den Ohren wehtun können, wie ihr im folgenden Beispiel hören könnt.
Um das Filter unabhängig von der Klangerzeugung des Erica Synths Bullfrog bewerten zu können, habe ich ein Signal der iPad App BAM durch das Filter gejagt. Das ist der Vorteil von modularen und halbmodularen Synthesizern. Ihre Anschlussvielfalt erlaubt es, das Instrumente unkonventionell zu nutzen. Im folgenden Beispiel ist deutlich zu hören, dass das Filter das Audiosignal nicht vollständig verstummen lässt. Ich habe schon lange nicht mehr mit einem Synthesizer gearbeitet, bei dem das der Fall war. Auffallend ist auch der Energieanfall, wenn man Resonance aufdreht und Cutoff schließt. Auch mit einem Eingangssignal verhält sich die Selbstoszillation brutal und verwandelt alles in eine stehende Schwingungsform.
Sample & Hold mit dem Bullfrog
Dank S&H sind äußerst komplexe Modulationen möglich und Kinder werden sicherlich fasziniert sein, einen Bach plätschern oder R2D2 hören zu können. Lass es krachen, sprühen und donnern.
Das Delay des Bullfrogs
Erica Synths beschert den Bullfrog ein analoges Delay. Es klingt so, wie man sich ein analoges Delay vorstellt. Reggae- und Dub-Welten können sofort erzeugt werden. Es ist anfänglich etwas irritierend, dass die Delay-Sektion und VCA-Sektion in einem Bereich eingeteilt wurden.
Da es aber zum Glück keine Shift-Taste gibt, mit der die Doppelbelegung aufgerufen werden und dann über ein winziges Display abgelesen werden müssen, gewöhnt man sich schnell daran. Für jede Funktion ist ein Regler vorhanden. Die ausgezeichnete Beschriftung lässt einen nicht im Dunkeln stehen.
Der Lautsprecher des Bullfrog
Von dem integrierten Lautsprecher sollte man sich nicht zu viel versprechen. Er quäkt wie ein Bullfrog. Im pädagogischen Umfeld kann dieser aber sinnvoll sein, weil er die Lautstärke erheblich reduziert und so in einem multifunktional genutzten Raum auch andere Tätigkeiten zulässt. Der Lautsprecher reicht aus, um das Verhalten von elektrischen Schaltungen hörbar zu machen. Auf der anderen Seite wird man so niemals die unglaubliche Kraft verspüren, wenn synthetische Klänge mit guten Lautsprechern in Audiosignale umgewandelt werden.
Die Steckkartenmodule des Erica Synths Bullfrog
Auf dem Bullfrog befindet sich ein Schlitz, in den Steckkarten eingefügt werden können. Das erinnert an Module, wie sie für die Spielkonsolen von Nintendo oder Sega genutzt wurden. Dem Bullfrog liegen mehrere Module bei, die den Funktionsumfang des Bullfrog erweitern und weitere bietet Erica Synths zum Kauf an. Erica Synths hat Karten schon für das Picosystem verwendet.
Die Löt-Karten:
Erica Synths liefert 3 Karten mit, auf denen der Schaltplan samt Patch-Punkten des Synthesizers aufgebracht wurde. Jeder Patch-Punkt entspricht einer Lötstelle. Mit diesen Karten können Verknüpfungen, die mit Kabel erzeugt wurden, verewigt werden. Es handelt sich nicht unbedingt um ein Preset, aber es ist nah dran. Da es sich um ein pädagogisches Musikinstrument handelt, können diese Karten dazu dienen, den Schülern Lötkenntnisse zu vermitteln.
Die Sequencer-Karte:
Der Sequencer verfügt über 5 Steps. Es können 3, 4 oder 5 Steps erklingen und einzelne Steps können aktiviert und deaktiviert werden. Der Sequencer reagiert auf LFO- oder Gate-Signale. Die Tonhöhe wird mit den Fadern eingestellt. Das macht viel Freude, weil ohne große Umstände neue Sequenzen generiert werden können. Unter pädagogischen Aspekten wird man mit dieser Karte sofort belohnt, weil Groove und Rhythmen entstehen.
Die Looper/Sampler Karte:
In diese Karte ist ein Mikrofon integriert, mit dem man Geräusche aller Art aufnehmen kann. Es ist auch möglich, Klänge des Bulldogs direkt aufzunehmen. Mit dem Speed/Director-Crossfader lässt sich die Abspielrichtung bzw. Geschwindigkeit einstellen. Ein Ringmodulator wurde integriert. Diese Karte klingt nach LoFi erster Klasse, daher wurde sie auch wie ein Tape gestaltet. Es macht wirklich unglaublich Spaß, die Geschwindigkeit und Abspielrichtung zu verändern. Die Aufnahme lässt sich per MIDI und CV kontrollieren, um so die Tonhöhe und Rhythmik zu verändern.
Diese Karte ist mein persönlicher Favorit. Es wäre schön, wenn sie als unabhängiges Tool erscheinen würde, wie z. B. im Format eines Korg Monotron.
Die Plastikman Karte:
Für alle Richie Hawtin Fans dürfte die Plastikmankarte am interessantesten sein. Dieses Pseudonym machte Richie Hawtin weltberühmt, welches für hypnotischen und psychedelischen Technosound steht. Die Plastikmankarte soll den Bullfrog in einen Bassline-Synthesizer verwandeln und diese Aufgabe wird mit Bravour gelöst. Natürlich packt das Filter kräftig zu und es ist möglich, das typische Acid Zwitschern zu erzeugen. Wer einen Roland TB-303 Klone erwartet, wird enttäuscht werden. Dafür klingt das Plastikmanmodul zu sauber. Also habe ich experimentiert und die Sample&Hold Modulation in den CV-In des Filter-Cutoffs gejagt und ein bisschen Delay beigemischt. Schon klingt das Ganze dynamischer, aber Acid Klischees werden immer noch nicht bedient. SH-101 und TB-303 wird man nicht zu hören bekommen. Die Plastikmankarte erlaubt Acid und Basslines jenseits der Klischees. Die Sounds des folgenden Tracks wurden nur mit der Plastikman Karte erstellt.
Das Arbeiten mit dem Bullfrog:
Der Bullfrog ist wirklich sehr gut strukturiert. Das ist sicher dem Umstand geschuldet, dass es sich bei dem Bullfrog um ein pädagogisches Instrument handelt. Pädagogische Instrumente oder nicht: Eine klare Struktur hilft, das Gerät schnell zu verstehen, ohne herausfinden zu müssen, was die Entwickler wollten. Um Anfängern den Einstieg zu vereinfachen, liegt dem Bullfrog eine Anleitung bei. Das Heft erklärt nicht nur den Synthesizer und stellt Beispiel-Patches vor. Es beinhaltet auch Lernlektionen und jede wird mit einem Test abgeschlossen. So ist es möglich zu überprüfen, ob man das Wissen verinnerlicht hat. Dieses untypische Manual unterstreicht die pädagogische Absicht, welche Erica Synths mit dem Bullfrog verfolgt. Kenner der Materie können mit ihm ihr Wissen überprüfen oder ergänzen.
Alle Synthese-Sektionen des Bullfrogs sind dank der unterschiedlichen Farben der Reglerkappen klar voneinander zu unterscheiden. Dadurch ist man sich immer bewusst, auf welche Sektion Einfluss genommen wird. Besonders gut gefällt mir, dass die Patch-Punkte beschriftet wurden und ihr Signalweg mit Pfeilen gekennzeichnet ist. Mit einem Blick ist es ersichtlich, ob es sich um einen Output oder Input handelt und verhindert so sinnlose Verkabelungen. Die verschiedenen Farben der mitgelieferten Patch-Kabel helfen bei der Strukturierung. Beispielsweise könnten Audiosignale rot verkabelt werden und Controller-Signale in Weiß. Diese sinnvollen Unterscheidungsmerkmale machen es Anfängern leicht zu verstehen, welche Effekte die Verkabelungen auslösen. Das lädt zum Kombinieren ein und hilft herauszufinden, ob vorhergesehene Effekte wirklich eintreten oder nicht.
Wie schon angesprochen, bietet der Bullfrog viel Platz. Der Bullfrog möchte nachvollziehbar und verständlich sein. Durch genügend Abstand zwischen den Reglern ist es ausgeschlossen, benachbarte Regler versehentlich zu verstellen und so Ereignisse hervorzurufen, die irritieren könnten. Die Größe der Regler erlaubt es allen Altersgruppen, das Gerät zu bedienen.
Wie macht sich der Bullfrog?
Erica Synths liefert einige Standards, aber auch Besonderheiten, die es kaum an anderen Synthesizern zu finden gibt. Das liegt sicher auch daran, dass Erica Synths mit dem Bullfrog nicht nur Schüler ansprechen möchte, sondern auch Musiker, die über Erfahrung mit der elektronischen Musik verfügen. Mit der Integration eines Delays sind Erica Synths schon einen Schritt weitergegangen. Auch die VCA-Sektion bietet mit Shape und FM mehr, als für das Verständnis der Grundlagen der Synthese notwendig wäre. Ähnliches gilt auch für den Clock-Divider.
In diesem Zusammenhang könnte man kritisieren, dass der Bullfrog nur über Attack und Release verfügt. Dies ist aber ausreichend, um die Grundlagen einer Hüllkurve zu verstehen. Sustain und Decay können mit komplexeren Synthesizern erlernt werden. Immerhin lassen sich die Hüllkurven loopen und das ist eine Funktion, die weit über Basics hinausgeht.
Es kommt darauf an, wie man verkabelt und wonach man sucht. Die Erweiterungskarten lassen die Lernenden über den Tellerrand blicken. Sie werden mit Sampler, Sequencer und dem Musikstil Acid konfrontiert und können löten lernen. Die Grundlagen, um eine elektronische Schaltung zu entwerfen, wurden gelegt. Die Nutzung der Module ist der Schritt in die Welt der modularen Synthesizer. Die Lernenden erfahren, dass modulare Synthesizer keine in sich geschlossen Welt sind, sondern dass Module miteinander kommunizieren können und durch das Hinzufügen eines neues Moduls frische Klangeigenschaften erzeugt werden.
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Also mir gefällt das Konzept richtig gut! Für den pädagogischen Einsatz würde ich mir aber noch folgendes wünschen:
– Wenn es auch für die Kleineren geeignet sein soll, dann unbedingt semimodular, also mit den Standard-Verbindungen vordefiniert – Kleinkinder soll man ruhig an den Reglern schrauben lassen, aber Kabel wären dann doch etwas zuviel.
– Sägezahn wäre schon nett zu haben, und auch Sustain in der Hüllkurve, dann ließen sich auch mal Bläser, Streicher und Klavier nachahmen.
– Aber vor allem das Oszilloskop ist mMn der Bringer für den pädagogischen Einsatz schlechthin! Am VCO und am Filter schrauben, auf dem Oszi sehen wie sich die Wellenform ändert und dazu hören, was das bedeutet – wie geil ist das denn? Sollte bitte nicht nur auf der Lehrer-Maschine möglich sein, sondern für alle.
So wie es ist, erscheint mir der Synth teilweise zu nerdig für Anfänger (Sample & Hold?), und dann wieder zu beschränkt für Fortgeschrittene.
Und was den Formfaktor betrifft: Manche von uns haben nicht so viel Platz und sind froh, wenn die Dinger schön kompakt sind ;) Die Größe ist mMn für den pädagogischen Einsatz genau richtig, für meine Musikecke entschieden zu groß – in der Größe kriege ich ja schon einen „vollständigen“ Synthesizer.
@chardt „Aber vor allem das Oszilloskop ist mMn der Bringer für den pädagogischen Einsatz schlechthin! Am VCO und am Filter schrauben, auf dem Oszi sehen wie sich die Wellenform ändert und dazu hören, was das bedeutet “
Mit einem Frequenzyanalyser würde man tatsächlich etwas lernen anstatt sinnlos aufs Oszilloskop zu glotzen. 😖 ;)
Mir hat sich beim Lesen doch direkt die Frage aufgedrängt: Was mag wohl die große Version kosten? Die hat ja durchaus Potenzial auch als Deko- und Show-Objekt.
Die Patchkabel und -buchsen scheinen beim „kleinen“ Consumermodell in 3,5 mm Klinke ausgeführt, beim großen in 6,3 mm, richtig? Und es hat genau einen Oszillator, oder? Nun verstehe ich noch nicht ganz die Funktionsweise der Steckmodule. Fungiert das Samplemodul als Oszillatorersatz oder als Ergänzung zum VCO? Rüsten das Bassline- und das Plastikmanmodul zusätzliche Oszillatoren nach oder enthalten sie lediglich Presetpatches?
Den Steckkartenslot finde ich unglücklich positioniert. Die Steckmodule würden „liegend“ und pultartig angewinkelt weniger im Weg stehen und mit etwaigen Bedienelementen leichter bedienbar sein. Intelligenterweise könnte man auch einfach gewinkelte Steckkarten oder einen gewinkelten Adapter anbieten. Ob sich das Oszilloskop via Steckkarte nachrüsten ließe?
@MartinM. Den Steckkartenslot finde ich „ungeschützt“ prinzipiell unglücklich gewählt. Ein paar hibbelige Kleine später und das Gerät ist beschädigt.
Vom Korg MS-20 gab es auch mal eine so große Version:
https://www.youtube.com/watch?v=hwGzv_IzbNM
„Das Erscheinungsbild kann unaufgeräumt und unübersichtlich wirken. Was Erwachsenen Problemen bereitet, wird Kinder und Anfänger erst recht überfordern.“
Das liegt womöglich einfach daran das die Erwachsenen mit gleich „strukturierten“ Geräten groß geworden sind?
Wenn man ganz „leer“ mit anderen (oder ohne?) Strukturen beginnt könnte einem der klassische Aufbau auch befremdlich vorkommen.🙂
„Mit dem Bullfrog ist es möglich, die langweiligen Sinuskurven aus dem Mathe- und Phsikuntericht sichtbar und hörbar zu machen.“
Grundsätzlich sollte, grade der Matheunterricht, nicht nur auf Zahlen und Theorie beruhen.
Man rechnet „f(x)“ aus, weiß aber gar nicht wozu das jemals gut sein sollte.
Englisch lernen hat für mich damals schon Sinn gemacht.Bei Mathe konnte Ich nach den Grundrechenarten keinen Bezug zu etwas real sinnvollem herstellen.
Während Ausbildung und Beruf ist mir dann auch aufgefallen wie anders Mathematik funktionieren kann wenn man Bezug zu etwas realem hat.
Aber auch ohne zu wissen, wie so ein Gerät überhaupt funktioniert oder was ein Sinus ist,bekommen auch Kinder ganz schnell klingende Sounds aus einem Synth.
Auch ohne zu wissen was „Cutoff“ ist merken die ja wie der Klang beinflusst wird.
Soweit zumindest meine Beobachtungen^^
Nachtrag : Hab den Preis grad erst gesehen. Schon nicht unbedingt günstig.
ich finde den Ansatz gar nicht schlecht.
Ich drehe auch viel an Reglern und höre nichts, obwohl gefühlt tausend Kabel stecken.
Die Kinder drehen und hören und tauchen in eine ganz eigne Welt.
Von Duplo gibts das nicht (wenn ich nicht irre)
Eisenbahnen, Autorennbahnen, oder die Frage-Antwortspiele (Kontakte verbinden und schon war die
Antwort richtig, visuell durch ein Lämpchen usw.) sind ebenso eine feine Sache
Meine Tochter ist richtig abgefahren auf sowas. Wie erwähnt, finde ich das grundsätzlich richtig
Der Preis scheint mir aber etwas überzogen, naja irgendwas ist immer..gg
netter lieber Gruß🙂
Ein wahres Schnäppchen für den Lütten zum Geburtstag, oder für das unterfinanzierte Bildungssystem! Überzeugt mich abseits der Pädagogik auch klanglich nicht, für den aufgerufenen Preis gibts weit besseres.
Momentan gibt es den ZeKit von Freds Lab für 149,-. Ein ziemlich cooler Synth als DIY Bausatz mit sehr schöner Anleitung in der viel erklärt wird, auch zu analoger Klangerzeugung.
Vielleicht mehr was für die nicht so privilegierten Eltern.
https://fredslab.net/en/zekit-module.php
Nix gegen Erica Synth, aber das Teil ist doch Quatsch! Allein schon die Strategie mir der Pädagogik. Ich baue jetzt einen Synthesizer mit einem Oszillator und einem Delay für musikalische Früherziehung unter 3 Jahren. Also wirklich! Am interessantesten ist noch der Kartenslot und ja: Es gibt eine große Fanbase dieser Minisynthis – Keine Frage!
@Filterpad Du verstehst das nicht.
Aus der nächsten Generation werden alles megageniale kreative Großgeister, die den Lauf der Welt mit Klang und Genie verändern werden.
Die müssen dafür noch nicht einmal mehr studieren und erst einen Bachelor in Angewandtem Groben Unfug (AGU) machen.
Ganz im Ernst: Ich habe auch in meiner Kinderzeit mit Fischer Technik gespielt und bin trotzdem kein Ingenieur geworden. Zu glauben, die lieben Kleinen würden mit so einer nervigen Quietsch- und Krachdose ihre Liebe zu elektronisch generierten Klängen entdecken, ist so, als wenn man glaubt, der von Oma und Opa finanzierte Unterricht an der Trompete würde einen guten Musiker hervorbringen, bloß, weil an Weihnachten rumgetrötet und geblasen wird.
@Filterpad Das ist doch nur Marketing. Für Papa Hawtin und Girts und damit man den Kram rechtfertigen kann dieses möchtegern für Kinder Design. Ich würde den von Bullfrog in BS umbenennen.
@Filterpad Wie hat denn bei Euch, liebe Kommentierende, der Musikunterricht in der Schulzeit ausgesehen? Bei mir war’s so: In der Grundschule (1971-75) haben ältere Frolleins meiner Klasse Volkslieder vorgesungen — ganz ohne irgendein Instrument. Dann durfte ich für kurze Zeit auf ein neues, gut ausgestattetes Gymnasium, wo man immerhin jedem Schüler mal ein Xylophon an die Hand geben konnte. Nach einem Umzug nach Köln gab’s dann nur noch Musiklehrerinnen, die festgetackert an ihrem Klavier Musiktheorie predigten, auf dass der heilige Geist Musikalität vom Himmel schmeißen möge.
Eine Vorführung eines analogen Synthesizers mit anschaulicher Erklärung hätte mich auf jeden Fall wie eine himmlische Offenbarung getroffen, auch noch im fortgeschrittenen Teenageralter! Stattdessen konnte ich das alles erst auf eigene Faust und eigene Rechnung erforschen, als ich so langsam eigenes Geld verdiente.
Das Instrument ist für Künstler uninteressant, aber deswegen doch kein Bullsh*t!
@MartinM. Bei mir war es so, dass es in der Klasse (um 2000 rum) immerhin Keyboards gab, die wurden aber nicht genutzt. Das größte Problem war allerdings, dass unser Mathelehrer auch für Musik zuständig war und das ging gar nicht. In Mathe wurden halt Formeln eingeprügelt und das hat er auch in Musik probiert. Insgesamt war der Mann sowieso verhasst.
Im Grunde ging es nur darum, welcher Italiener vor Hunderten von Jahren irgendwas gemacht hat, Noten auswendig lernen und vor der Klasse blamiert zu werden, wenn man alleine irgendwas vorsingen sollte.
Das Ganze hatte nie was mit Musik zu tun, einfach jedem Schüler mal sein Keyboard geben und machen lassen hätte wesentlich mehr gebracht.
@ollo Ja, die Fälle, in denen Musikunterricht eher traumatisiert und vom Musizieren abgeschreckt hat, sind gefühlt wohl in der Überzahl.
Und dass vorhandene Lernmittel vom Lehrer ignoriert werden, ist wohl auch ziemlich häufig der Fall. Das könnte natürlich auch mit dem Bullfrog passieren, dass der weggesperrt bleibt, weil alle vorhandenen Lehrer so etwas pfui finden oder selbst nicht verstehen.
@MartinM. In der Grundschule hatten wir erst ein boshaftes altes Weib, das Kinder abgrundtief haßte (also genau die richtige Einstellung, um in den 1970ern Grundschullehrerin zu werden), das mich zwang, vor versammelter Klasse etwas vorzusingen, das ich gar nicht kannte. Der Schuß ging nach hinten los. Auch für mich, denn Musik mit Gesang kann ich noch immer nichts abgewinnen.
Als nächstes hatten wir einen niederländisch-stämmigen Lehrer, der mit uns Deppenlieder auf Karnevalsniveau sang („Lirum-larum-Löffelstiel, alte Weiber fressen viel“) und ansonsten seinem Unmut auf die Moffen Ausdruck verlieh — er hat sich redlich bemüht, aber er konnte bei mir weder die Liebe zur Musik, noch zur niederländischen Sprache und Kultur zerstören. „Karneval“, „ripuarische Mundart“ und „lustig“ hasse ich hingegen noch heute.
Am Gymnasium hatten wir drei Steinway-Flügel, aber keine gescheite Schul-PA, und Musikunterricht mit Orff’schen Instrumenten kam einer Klasse von verhaltensauffälligen Jungstraftätern gleich — kurzum: Es war furchtbar. An moderner Musik gab es mal Tomita zu hören, den alle haßten — außer ich. Ansonsten wurde mir dort ein tiefsitzender Widerwille gegen alle Formen klassischer Musik und traditioneller Musizierformen eingeimpft.
An der Musikschule stand wenigstens mal eines Tages ein WASP bei uns im Musikzimmer.
Der war aber kaputt.
Hey, dann bist Du ja immerhin bis zur Musikschule gekommen, entgegen jeder Traumatisierung! Die „Pädagogen“ nannten das damals „die Schüler fordern“, meinten damit aber; „Was mir nicht geschadet hat, muss auch heute noch gut sein.“
Wahrscheinlich bleibt Musikunterricht mit so einem hübschen Demo-Synth wie dem (großen) Bullfrog auch heute noch eine Utopie.
(Tomita hat praktisch ausschließlich Klassik elektronisch-atmosphärisch aufgepeppt, das war wohl der Knackpunkt.)
@Filterpad Als kleinen Synth finde ich ihn interessant.
Aber wenn man einem Kleinkind die Synthese und Krach machen nahe bringen will gibt es besseres.
Mein kleiner liebt zb den Microbrute. Da ist alles da
Tastatur, Sequencer, jeder Parameter bedienbar und etwas stecken kann man auch noch.
Dazu ein Drumbrute und das Kind ist für eine lange Zeit beschäftigt :-D
Anfang Geige ist schon hart genug
ein Spielzeug das Rauschen erzeugt kommt mir fix nicht ins Haus ;)
Ich finde das Gerät steht zu sehr zwischen den Stühlen. Als Lehrnobjekt vielleicht schon zu kompliziert wäre für den Unterricht eine Tastatur vielleicht auch praktisch gewesen. Ein Reverb, der den Klang dann groß klingen lässt, wie in einer fertigen Produktion, wäre auch praktisch. Pure Klänge nur mit Delay klingen dann doch zu trocken um sich richtig vorstellen zu können, wie das Endergebniss sein wird.
Und für Synthesizer-User gibt es interessantere Geräte, die oft sogar auch noch günstiger sind.
Die Karten haben Potenzial aber so richtig gut genutzt wird das irgendwie auch nicht.
Insgesamt irgendwie nichts Halbes und nichts Ganzes.
Vielleicht wird ja auch nur versucht eine neue Zielgruppe zu erreichen.Pädagogik klingt ja per se schon für viele Mütter gut, dazu vielleicht noch etwas selbst geschlagenes Holz,Filz,Federn und das Gefühl steigt der eigenen Brut etwas Gutes mit auf den Weg zu geben.Überspitzung ist beabsichtigt.Fakt ist,dass ich tatsächlich solch Wesen kenne.