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Test: Modbap Modular Trinity, Eurorack Drum-Synthesizer

Boombap-Sound für das Eurorack

22. Dezember 2023
Modbap Modular Trinity, Eurorack Drum Synthesizer

Modbap Modular Trinity, Eurorack Drum-Synthesizer

Der noch recht junge Hersteller Modbap Modular und sein Gründer Corry Banks sind vielleicht noch nicht jedem Leser ein Begriff. Mit Sitz in Südkalifornien hat sich Corry zum Ziel gemacht, Instrumente von und für DJs und Beatmaker zu entwickeln. Das klingt stark nach Hip-Hop und der Slogan „Made for Eurorack, dope enough for Boombap!“ bestätigt das. Eurorack und Hip Hop in einem Satz zu hören, klingt zugegeben erstmal eher ungewöhnlich. Ich hatte vor einiger Zeit allerdings bereits einen Artikel gelesen, in dem mehrere Künstler aus der Hip-Hop-Szene genannt wurden die modulare Synthesizer nutzen. Die Gruppe ‚Czarface‘ ist mir dabei im Kopf geblieben und auf YouTube gibt es schöne Beispiele von Miss Tahloulah May. Modbap Modular hat bereits mehrere Module als auch eigene Split-Patch-Kabel und kleine Cases auf dem Markt. Heute wollen wir uns das Modul Modbap Modular Trinity, ein 3-stimmiges Drum-Modul mit vier Synthesearten, mal etwas genauer anschauen. Drum-Module und semimodulare Drum-Synthesizer gibt es ja mittlerweile wie Sand am Meer. Abgesehen von den preislichen Unterschieden, gibt es aber vor allem auch in Funktion und Klang signifikante Unterschiede. Auch Trinity reiht sich hier ein, unterscheidet sich jedoch von anderen Modulen.

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Modbap Modular Trinity ausgepackt – der Lieferumfang

Das Trinity Modul kommt mit dem obligatorischen Flachbandkabel, vier Schrauben und einem Modbap-Sticker. Das Handbuch sowie ein Patchbook zur Einführung liegen in ausführlicher Form online als PDF-Datei vor. Im Patchbook findet man auch etwas freien Platz für User-Patches. Im Lieferumfang gibt es darüber hinaus auch einen 9-teiligen Kartensatz, auf denen bei 8 Karten alle Funktionen nochmals zusammengefasst werden – sehr sinnvoll! Auf der neunten Karte befindet sich lediglich eine Abbildung des Moduls. Besitzt man übrigens (noch) kein Case, so gibt es Trinity auch direkt in einem passenden Modbap-Case auf der Herstellerseite zu kaufen.

Lieferumfang des Modbap Modular Trinity

Modbap Modular Trinity – Überblick zum Eurorack-Modul

Trinity ist mit 20 HP relativ breit, aber mit 26 mm dafür keineswegs zu tief und sollte in jedem Rack mühelos Platz finden. Für den Test habe ich Trinity in ein Case von TipTop Audio verbaut, bei dem ich mit Modulen von anderen Herstellern schon so meine Probleme beim Einbau hatte, jedoch nicht mit diesem Modul. Die Verarbeitung scheint mir sowohl auf der Front- als auch auf der Rückseite sehr hochwertig. Auch die kleineren Drehpotis sitzen fest und machen einen stabilen Eindruck, ebenso die Kippschalter. Die etwas klein ausgefallenen Druckknöpfe sind ebenfalls ok, bei so manchem Patch kann eine Shift-Funktion allerdings umständlich werden.

Die Beschriftung ist farblich deutlich lesbar abgesetzt, einzig die Shift-Optionen könnten bei wenig Licht für manche schwer ablesbar sein. Die MIDI-Buchse ist ebenfalls solide verbaut. Hier sollte ich vielleicht anmerken, dass Firmware-Updates nicht über diese zugespielt werden, sondern über einen weiteren, auf der Rückseite angebrachten Micro-USB-Slot. Ebenfalls auf der Rückseite finden wir eine Boot- und Reset-Funktion. Zur Stromaufnahme benötigt Trinity 153 mA bei +12 V, 7 mA bei -12 V und 0 mA bei +5V. Die Samplerate beträgt übrigens 48 kHz.

Das Patchfeld des Drum-Synthesizer-Moduls Trinity

Die Patch-Buchsen nehmen die untere Hälfte des Moduls für sich in Anspruch. Es sind ja immerhin auch sage und schreibe 28 davon. 3 mal 8 davon sind CV-Inputs für die jeweiligen Stimmen mit Eingängen für Pitch, Trigger, Character, Shape, Sweep, Grit, Time und Decay. Je nach Drum-Stimme unterscheiden sich die Eingänge voneinander, dazu kommen wir aber noch. Die Ausgangssektion besteht aus drei Einzelausgängen und einem Summenausgang, die allesamt als Monoausgänge vorliegen. Durch die Routing-Optionen über die Kippschalter lassen sich Kanäle wahlweise stummschalten oder auch hervorragend als Sidechain-Quelle nutzen. Die V/Oct-Eingänge verarbeiten Signale von 0 – 5 V, während alle anderen Eingänge einen Bereich von +/-5 V verarbeiten. Der Trigger-Eingang benötigt mindestens 1 V. Außerdem versteckt sich noch ein MIDI-Eingang im Mini-USB-Format zwischen dein Ein- und Ausgängen.

Trinity bietet jede Menge CV-Eingänge und individuelle Ausgänge

Trinity bietet jede Menge CV-Eingänge und individuelle Ausgänge

Modbap Trinity: Die Bedienelemente der Dreifaltigkeit

Die Bedienung erfolgt ziemlich intuitiv, sobald man sich die Algorithmen sowie die Cycle- und Stack & Spread-Modes eingeprägt hat. Um zu seinem gewünschten Sound zu kommen, kann man im ersten Schritt jede Stimme einzeln über die Buttons 1, 2 und 3 oder dem jeweiligen CV-Eingang triggern. Über den Trigger-Buttons lässt sich per Knopfdruck einer der vier Algorithmen wählen, auf die ich im nächsten Absatz nochmals genauer eingehe. Um seine Klänge nach Wunsch zu formen, gibt es 11 Drehregler. Der mittige Drehregler namens Character formt die Klangfarbe und unterscheidet sich je nach gewähltem Algorithmus. Der Pitch-Regler bestimmt entweder die Tonhöhe oder im Arcade-Mode auch die Noise-Rate. Sweep und Time formen gemeinsam eine Pitch-Hüllkurve, wobei Sweep die Intensität und Time den zeitlichen Verlauf bestimmen. Auch hier unterscheidet sich der Arcade-Mode, indem man mit beiden Regler Ratchets programmieren kann. Daneben finden wir kleinere Potis für einen EQ und die Lautstärke. Der EQ ist ein typisches DJ-Style State-Variable-Filter. Dies bedeutet ein Hochpassfilter bei Drehung im Uhrzeigersinn und ein Tiefpassfilter bei Drehung entgegengesetzt des Uhrzeigers. Die anderen beiden kleinen Potis haben die passenden Bezeichnungen Clipper und Hold. Der Clipper ist ein Waveshaper und Hold bestimmt den Sustain-Pegel. Rechts finden wir dann die Regler für Shape, Grit und Decay. Shape wirkt sich bei jedem Algorithmus unterschiedlich aus und ist auch immer etwas abhängig von der Einstellung des Character-Reglers. Grit fügt dem Ganzen Rauschen und Artefakte hinzu. Decay bestimmt dann selbsterklärend die Ausklingzeit. Über den Micro-USB-Eingang lässt sich Trinity auch per MIDI ansteuern.

Trinity Bedienfeld

Sound-Design mit Modbap Trinity

Vier Syntheseformen sind für einen Drum-Synthesizer erstmal nicht wenig und das macht neugierig. Die Algorithmen sind wie folgt unterteilt:

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  • Block: Bausteine aus Sinus- und Dreieckkern
  • Heap: Additiver Drum-Synth aus 12 Partialtönen
  • Neon: FM-Synth-Engine
  • Arcade: Rauschgenerator

Block klingt nach ganz klassischen, elektronischen Drums, womit 808- oder 909-ähnliche Sounds ein Kinderspiel sind. Über die vorhandenen CV-Eingänge lassen sich die Charakteristiken auch ebenso leicht in einem Patch verbinden. Vor allem als Kickdrum oder Bassline bekommt man hier wirklich sehr schnell und einfach tolle Ergebnisse geliefert.

Heap ist super für tonale Sounds wie Glocken, Steel-Drums und Holzblöcke. Aber auch elektronische Drumsounds mit LoFi-Charakter sind möglich.

FM ist geeignet für metallische Percussion-Sounds und eignet sich auch super für Bässe und Melodiephrasen.

Arcade deckt die Palette für dreckige 8-Bit-Sounds ab und eignet sich auch für Industrial, Techno und anderen Genres mit rauem Charakter.

Vor allem mit den beiden letztgenannten Algorithmen lassen sich auch Patches fernab von Drum- oder Percussion-Rhythmen zaubern. Summa summarum eine wirklich breite Klangpalette, die keine Wünsche übrig lässt.

Algorithmen, Sound Engine und Output Stage von Trinity

Die Cycle- & Stack-Modi des digitalen Drum-Synthesizers

Die Optionen Cycle und Stack sollen Trinity das i-Tüpfelchen verpassen und sind einfach zu verstehen. Cycle hat drei Modi, bestehend aus Random, Round-Robin und Off. Random führt dazu, dass sich die Parameter bei jedem Triggersignal mit einem Zufallswert ändern. Laut Handbuch sollten die ausgewählten Algorithmen hierbei beibehalten werden, in der Praxis werden diese jedoch ebenfalls zufällig durchgewürfelt. Round-Robin lässt die Algorithmen entgegen dem Uhrzeigersinn aneinanderreihend wechseln. Stack hat ebenfalls 3 Modi, bestehend aus 2-Voices-Layer, 3-Voices-Layer und Off. Hierbei wird entweder die zweite bzw. die zweite und dritte Stimme dem Triggersignal für Voice 1 hinzugefügt. Über die Shift-Funktion wird der Shape- zu einem Spread-Regler und verschiebt die bereits gestapelten Sounds wieder.

Links der Cylce Mode und rechts der Stack Mode

Wie klingt Modbap Trinity in der Praxis?

Mit Trinity lassen sich wirklich amtliche Drumsounds basteln, vor allem Kickdrums und Bässe haben ordentlich Durchsetzungskraft. Der Block-Mode klingt immer sehr klassisch, Neon und Arcade sorgen für ein paar nette Überraschungen. Einzig der Heap-Mode hat es mir irgendwie nicht so angetan. Hier fand ich es schwer auf ein zufriedenstellendes Ergebnis zu kommen. Der Stempel „Boombap“ wird dem Modul definitv nicht gerecht, wohlgemerkt im positiven Sinne.

Trinity lädt zum umfangreichen Patchen ein

Für elektronische Genres ist Trinity meines Erachtens nach wesentlich besser geeignet. Percussion-Sounds klingen zwar nicht sonderlich neu, durch die Cycle-Funktion kann man ein Patch aber schnell und einfach interessant klingen lassen. Der Equalizer packt sehr früh schon recht hart zu, ist aber für einen EQ im DJ-Style nichts Ungewöhnliches. Manchmal empfand ich es etwas schwierig, die gewünschte Einstellung zu finden. Im Test gab es öfter Patches, bei denen bspw. Voice 2, obwohl nicht zum Mix-Ausgang geroutet, dann Voice 1 triggerte, sobald ein Triggersignal nur auf Voice 2 zutraf. Das kann durchaus zu einem sehr netten Ergebnis führen, kann aber auch etwas nervig sein, wenn man sein Pattern gezielt erstellt hat. Die Cycle-Modi erhöhen den Spaßfaktor zwar, hier fände ich es allerdings wesentlich interessanter, die Algorithmen über einen CV-Eingang selbst zu wählen.
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Fazit

Das Modbap Trinity Modul ist definitiv nicht nur etwas für Liebhaber des BoomBap-Sounds, sondern lässt sich für jedes beliebige Genre nutzen. Vor allem die Kickdrums haben mich überzeugt und es macht auch Spaß, nach Sounds zu forschen, die nicht einer klassischen Drummachine entsprechen. Persönlich empfand ich den Block-Modus für klassische 808- oder 909-Klänge wirklich sehr gelungen. Auch der Arcade-Modus bringt Freude abseits typischer 8-Bit-Sounds. Im Random-Mode empfand ich es eher ungünstig, dass sich sowohl die Algorithmen als auch die Parameter permanent ändern, das ist dann doch etwas zu viel Chaos. Bei dem recht saftigen Preis muss sich Trinity natürlich mit ähnlichen Modulen oder semimodularen Systemen wie z. B. Moog DFAM, Erica Synths LXR, Endorphine.es BLCK_Noir oder auch Mutant Machine von Hexinverter stellen, um nur mal einige zu nennen. Auch mit mehreren Einzelstimmen für Drumsounds könnte man einen Vergleich herstellen. Hier schneidet Trinity dann meiner Meinung nach nicht so gut ab, da die genannten Module zum Teil etwas günstiger sind, mehr Stimmen liefern, analoge bzw. hybride Schaltungen aufweisen oder zusätzliche Funktionen anbieten. Auch wesentlich günstigere Optionen wie z. B. QD (Quad Drum Voice) von vpme.de müssten sich einem Vergleich nicht scheuen. Vielleicht senkt sich der Preis ja noch in Zukunft, dann wäre Trinity schon definitiv mal einen Blick bzw. ein Hören wert.

Plus

  • vier verschiedene Algorithmen für Drum- und Synthsounds
  • Save-Funktion

Minus

  • Random-Mode in der Praxis zu willkürlich
  • Preis

Preis

  • 668,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    [P]-HEAD AHU

    Super interessantes Modul! Puhh, der Preis mit Import ist dann doch echt krass! WInter Modular/Plankton Zaps Modul ist auch noch ein Kandidat.

    • Profilbild
      Jens Hecht RED

      @[P]-HEAD Ich finde ihn sogar ohne Import schon etwas überzogen. Das Winter Modular/Plankton Zaps kannte ich gar nicht, danke für den Tipp :)

  2. Profilbild
    Padbangers

    Schön, dass Modbap etwas Aufmerksamkeit bekommt. Ich hatte vor einigen Jahren mit Corry und den Beatppl einen Podcast laufen und habe meine Soundpacks über ihn vertrieben. Super Jungs! Da stand Freundschaft immer über Business, was bei den Amis wirklich eine Seltenheit ist.

  3. Profilbild
    cellbiol

    Es gibt ein Doppelproblem beim Gehör, zum einen muss es Akkusativ „ein“ Gehör sein, um anderen magst Du einen Blick (und nicht Deine Augen) investieren, aber nicht Dein Gehör, dann bist Du nämlich taub, und so gut kann das Modul nur wirklich nicht sein, dass es das wert wäre! Frohe Feiertage!

    • Profilbild
      Jens Hecht RED

      @cellbiol ok, das war ein schlechter Versuch meinerseits etwas witzig zu wirken aber du hast natürlich recht, das ist ungünstig formuliert

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