Kreative Beats und Kundenfreundlichkeit
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MeldaProduction MDrummer ist ein Sample-basiertes Drummer-Plug-in für MacOS und Windows, um eine realistisch klingende Programmierung von gesampelten Drum-Kits zu ermöglichen. Damit reiht sich MDrummer in die Reihe von Toontrack Superior Drummer, BFD Drums (inzwischen eine eigene Produktmarke im Portfolio der InMusic-Gruppe), IK Multimedia MODO Drums oder Slate Digital SSD mit ein. Doch es gibt einige Alleinstellungsmerkmale gegenüber der Konkurrenz, die dem Anwender sehr entgegenkommen. Welche das sind und wie sich der Software Drummer handhaben lässt, sehen wir und im Testbericht an.
MeldaProduction – Kundenfreundlichkeit
MeldaProduction wurde im Jahr 2008 von Vojtech Meluzin in der Tschechischen Republik gegründet und verfolgte von Anfang an eine strikte „Keine-Updatekosten“-Politik. Genau wie z. B. Image-Line (FL Studio), die das Kleinunternehmen bis heute einhält und ein Ende ist nicht in Sicht. Das ist in Zeiten der wirtschaftlicher Krisen und dem Trend bei Unternehmen, immer mehr auf Abonnements umzusteigen, einer der fettesten Pluspunkte überhaupt.
Doch es geht noch weiter. Die mittlerweile überaus heftige Anzahl von 112 Plug-ins, die MeldaProduction veröffentlicht hat, können einzeln oder in diversen Bundles erworben werden. Der Vorteil beim Kauf oder Upgrade auf eines der Bundles zeigt sich, wenn neue Plug-ins diesem Bundle hinzugefügt werden. Diese sind dann nämlich für die Inhaber dieser Bundle-Lizenz kostenlos. Das bedeutet z. B für Inhaber des MComplete Bundles (Preis: 2.099,- Euro), dass nicht nur alle bisherigen Plug-ins von MeldaProduction dabei sind, sondern auch alle zukünftigen.
Doch es kommt noch besser. MeldaProduction nennt es zwar etwas irreführend „Subscription“, aber tatsächlich ist es eine Rent-to-own-Option (Mietkauf) für das MComplete Bundle, die für 49,- Euro im Monat bzw. 499,- Euro im Jahr zu haben ist. Mit der letzten Rate erhält man dann eine permanente Lizenz.
Doch auch wenn man die Plug-ins, wie hier den MeldaProduction MDrummer, für 249,- Euro einzeln kauft, wird man nicht im Regen stehen gelassen und es findet sich immer eine preiswerte Möglichkeit zum Upgrade auf ein Bundle.
Die Offline-Autorisierung per Lizenzdatei – einer (1) Lizenzdatei, egal wie viele Plug-ins man autorisieren muss – ohne weitere Notwendigkeit einer Internetanbindung, runden das kundenfreundliche Bild ab. Die MeldaProduction Plug-ins lassen sich so komplett von einem USB-Stick etc. installieren. Besser kann man das nicht machen! Allein dafür würde ich schon eine „Sehr Gut“-Bewertung vergeben.
Auch was den Speicherverbauch bei 112 installierten Plug-ins angeht, ist MeldaProduction sehr effizient. Denn sie greifen alle auf eine einzige Engine zurück und werden von dieser ausgeführt. Das eigentliche „Plug-in“ ist nur ein Platzhalter mit 374 Bytes Größe pro Format (AU, VST, VST3, AAX).
MeldaProduction Plug-ins hatte zumindest eine zeitlang den Ruf, trist und nicht besonders intuitiv zu sein. Tatsächlich wurden die Plug-ins aber exakt für die Arbeit auf dem Bildschirm mit Keyboard und Maus designt und um die Möglichkeiten des Computers voll auszunutzen – inklusive frei skalierbarer Oberflächem, freier Farbgebung, zuschaltbarer automatischer Gain-Kompensation und bis zu 1.024-fachem Oversampling, um nur einige zu nennen. Hier gibt es keine Name-Dropping-Hardware-Imitationen mit gestutzten Features aufgrund von sinnfreiem „Vintage“-Fetisch. Zugegeben, „Over-Featured“ könnte man MeldaProduction schnippisch ankreiden, aber ich sehe das eher als „zu Ende gedacht“. In diesem Sinne ist MeldaProduction eine der wenigen Firmen, die „zeitgemäße Plug-ins“ entwickeln. Da sich auch die Schriftgröße auf bis zu 300 % skalieren lässt, machen die MeldaProduction-Plug-ins auch jenseits der 4K-Bildschirme eine gute Figur. Auf 4K fand ich 120 % aber ausreichend.
MeldaProduction MDrummer
Aber zurück zu MDrummer. Der größte Unterschied zu den Konkurrenten ist wohl, dass es hier keine Expansions zu kaufen gibt. Denn diese werden kostenlos mitgeliefert, genauso wie die Updates. Zugegeben, die Anzahl der Expansions ist nicht so üppig, es sind aber immerhin sechs und die beiden akustischen Drum-Bibliotheken können mit Größen von 20 GB und 57 GB locker mit dem Detailreichtum der Konkurrenz mithalten. Die anderen vier Bibliotheken mit Werksounds und elektronischen Drums sind aber deutlich kleiner.
Die Bibliotheken werden über den eigenen MeldaProduction MDownload-Manger heruntergeladen und auf einem beliebigen Massenspeicher installiert. Der MDownloader selbst wird zusammen mit dem MeldaProduction MDrummer-Plug-in durch das ca. 600 MB große All-in-one-Paket installiert. Das Herauspicken der einzelnen Plug-ins aus den 112 verfügbaren kann etwas kleinteilig sein, dafür merkt sich der Installer aber auch, welche Plug-ins das sind.
Quick Setup – Drumset
Dieses Panel ist in die zwei Bereiche „Drumset“ und „Rhythms“ unterteilt. Im ersten stellt man sich sein Drumset zusammen. Da gibt es zuerst den „Selector“. Hier wird ganz einfach ein komplettes Kit geladen, mit „Load & Join“ einem bestehenden hinzugefügt oder per „Generate“ ein Neues erzeugt.
Wer es genauer haben will, schaltet weiter zum „Designer“, mit dem sich ein Kit inklusive Effekte manuell zusammenstellen lässt. Zuletzt lässt sich noch eine Mastereffektkette auswählen, die dann auf der Mixer-Seite editiert werden können.
Rhythms
Wie erwartet, werden auf dem „Rhythms“-Panel die Patterns ausgewählt. Die Pattern-Struktur bietet dabei Pattern-Sets für „Intro“, „Beat“, „Break“, „Long Break“ und „Outro“ und das je achtmal. Richtig, es können acht Player auf ihren eigenen MIDI-Kanälen auf einmal abgespielt werden. Das ist für diejenigen interessant, die ihre Drum-Programmierungen gerne auf Spuren aufteilen.
Chorus und Verse sind Sequenzen, die sich aus den genannten Patterns zusammensetzen bzw. generieren lassen. Wenn mal etwas nicht passt, lassen sich mehrere Schritte wieder rückgängig machen, leider nicht selektiv. Allein mit dieser Startseite könnte man schon den Rhythmusanteil einer Produktion fertigstellen, aber es geht natürlich noch mehr und ich greife mal einfach den RHYTHM EDITOR voraus.
MeldaProduction MDrummer kann nicht nur fünf magere Patterns. Tatsächlich beinhaltet jeder der genannten Pattern-Slot bis zu 12 Patterns, die jeweils den 12 Halbtönen einer Oktave zugeordnet sind. Also ingesamt 60 verschiedene Patterns auf einem von acht Kanälen, die je ein eigenes Drum-Set beinhalten können. Das sollte auch die anspruchsvollsten Prog-Jazz-Drummer zufrieden stellen.
MeldaProduction MDrummer lässt sich im Übrigen über drei Arten per MIDI ansprechen. Zuerst über die direkte Kontrolle der einzelnen Instrumente per MIDI, bei der man in der DAW alles selber machen muss, dann das Triggern eines internen Songs per MIDI und schließlich über „MIDI-Command“, was bedeutet, dass die Patterns einzeln per MIDI angestoßen werden. Damit bleiben auch alle Feinheiten der Pattern-Programierung von MeldaProduction MDrummer erhalten.
MDrummer Mixer
In der Mixeransicht werden die Spuren abgemischt. Dabei ist der Eingang jedes Kanals fest einem Instrument oder Bus zugeordnet. Der Ausgang wird am oberen Ende des Kanalzuges festgelegt. Bis zu 16 Kanäle können dabei in der DAW abgegriffen werden.
Als Insert-Effekte stehen innerhalb des Software Drummers sämtliche Effekt-Plug-ins vollwertig zur Verfügung, die es von MeldaProduction gibt. Also so um die 100 Effekte. Das gilt im übrigen für alle FX-Inserts von MDrummer.
Schließlich gibt es auch einen Batch-Prozessor mit dem z. B. alle Snares oder Toms auf einmal bearbeitet werden können.
Song-Modus
In der Song-Ansicht werden die Pattern aus „Intro“, „Beat“, „Verse etc. per entsprechender Taste zu einem Song aneinander gereiht, der dann auch als MIDI-Command, d. h. die Pattern-Triggernoten oder MIDI (-Datei), also die konkrete Noten, exportiert werden kann. Auch Pausen und Pattern-Wiederholungsraten in Takten sind machbar.
Drumset Editor
Hier steigt man nun endgültig in die Tiefen des Sounddesigns hinab. Für jedes Samples gibt es sechs Layer zur Bearbeitung. Multisample ist natürlich für Multi-Sample-Pakete, die abhängig von der MIDI-Anschlagsstärke gespielt werden. Diese lassen hier nicht nur bearbeiten, sondern auch von Grund auf erstellen, positionieren, mixen und Mdrummer automatisiert den Prozess z. B. durch namenbasiertes automatisches General-MIDI-Mapping.
Im Sample-Layer werden die einzelnen Sample-Parameter wie Länge, Lautstärke und Tonhöhenhüllkurve angepasst.
Im Scratcher geht vorwiegend um die Modulierung der Abspielposition innerhalb des Samples durch eine Hüllkurve, was einen Scratch-Effekt ergibt.
Der SubSympleSynth resynthetisiert ein Sample und eignet sich hervorragend für Sounddesign.
Der 4NN-Synthesizer ist dagegen ein vollwertiger Drum-Synthesizer mit vier Oszillatoren und zweimal Rauschen als Klangerzeugung.
Rhythm Editor
Hier lassen sich die Patterns, die beliebig lang sein können, umfassend manuell editieren und verwalten, inklusive Parameter wie Ungenauigkeit, Wahrscheinlichkeit und „Shufflability“. Es lassen sich auch genrespezifische Patterns automatisch erzeugen. Ob die Ergebnisse jedes Mal genretypsisch sind, sei dahingestellt, brauchbar sind sie immer. Jedoch finde ich es immer etwas verwirrend, wenn das Pattern-Grid nicht synchron zur Audioausganbe läuft.
Rhythm Generator
Auf den ersten Blick scheinen der Editor und der Generator redundant zu sein und es wäre sicher möglich, beide Panels auch auf einer Seite unterzubringen, aber was soll’s.
Beim Rhythm Generator geht es darum, Grooves aus einer simplen Bassdrum-Snare-Kombination zu erzeugen. Dazu lassen sich dann Percussion-Spuren aus der Groove-Bibliothek hinzufügen. So weit nicht besonders aufregend.
Die eigentlich Magie verbirgt sich dann hauptsächlich hinter den Parametern Level (neben dem Play-Taster) und Minimum-Level/-Maximum-Level aus der Automation. Der Level-Parameter bestimmt dann, wie sehr das Pattern automatisch aufgefüllt wird und plötzlich geht die Sonne auf. Aber ganz ohne Eigenarbeit geht es auch hier nicht.
Gefällt einem eine Pattern-Progression, wird sie z. B. einfach per „Generate All“ in die fünf Pattern-Slots übernommen, wobei „Beat“ das originale Pattern enthält, das wir im Rhythm Generator erstellt haben, der Rest wird erzeugt. In „Settings“ lässt sich auch spezifizieren, in welchen Grenzen genau die andern vier Slots gefüllt werden.


Was noch bleibt
Wie fast alle Plug-ins dieses Umfangs, leidet die Benutzerführung etwas darunter bzw. ist nicht so intuitiv, wie sie sein könnte und es verstecken sind Funktionen in Sekundärmenüs oder sie finden sich, wo man sie nicht vermutet. Bei MDrummer ist das noch relativ überschaubar, aber manche Zusammenhänge muss man halt einfach vorher wissen, damit sie Sinn ergeben. Da kommt man zumindest an einigen der 26 hervorragenden englischsprachigen Videotutorien nicht vorbei.
Was mich aber jedesmal nervt, sind die „Rollbalken“, die nur auf Horizontalbewegung mit der Maus oder dem Mausrad reagieren. Ersteres ist dabei viel zu feinfühlig und letzteres deutlich zu langsam, wenn die Maus nur ein gerastertes Rad bietet. Ohne Radrasterung läuft die Bedienung hier besser (meine Logitech G502 / 25K Sensor kann zum Glück beides). In den intern eingebauten Hilfeseiten stolpert man manchmal schon über Erklärung in der Qualität von „Blaues Licht: Dient zur blauen Illumination“.
Die Audiodemos wurde ohne jede externe Nachbearbeitung aufgenommen. Der Peak liegt um die -2 dBFS (min -16 dBFS).
Ich besitze MDrummer schon lange, bevorzuge aber immer noch Jamstix.
Andere Melda-Plugins nutze ich recht häufig, insbesondere MAutoDynamicEQ.
An dem Umgang mit Lizensierung und Updates sollten sich andere Hersteller ein Beispiel nehmen.
Leider verfolgt kein anderer Hersteller ein Konzept, wie es bei Jamstix wohl schon seit ca. 2005 der Fall ist. Mit MIDI-Files mag ich mich bei Drums nicht herumärgern. Da nehme ich dann doch lieber einen „richtigen“ Drummer auf.
Ein toller Bericht. So stellt sich Melda auch mir da. Das besondere ist die schiere Menge an Funktionen die zur verfügung stehen. Um wirklich kreativ mit diesem Drumcomputer um zu gehen muss man sich ernsthaft und geduldig damit befassen. Meiner Auffassung nach ist der Funktionsumfang bei diesem Preis einzigartig auf dem Markt. Auch die mitgeliferten Bilotheken aus allen möglichen Bereichen sind als Inspiration sehr gut geeignet um selbst noch mal Hand anzulegen.
Auch die Soundfactory von Melda ist es wert einen Blick darauf zu werfen. Das ist ein umfangreicher Modular Synthesizer. Man muß sich nur auf das Konzept einlassen welches Melda Production verfolgt. Dann tuen sich jede Menge Möglichkeiten auf. Je länger man damit arbeitet desto Intuitiver wird das ganze.