Plug-in Klon des ARP Axxe
Der GForce Software Axxess Synthesizer ist der nächsten Kult-Kandidaten als Plug-in von GForce, ein Klon des ARP Axxe, der 1975 auf den Markt kam, dem kleinen Bruder des ARP Odyssey.
Inhaltsverzeichnis
Da die Dickschiffe langsam ausgehen – wir testeten ja bereits den ARP Odyssey Klon – kommen jetzt die schlankeren Synths auf den virtuellen Keyboard-Ständer. Nun also der einstimmige GForce Software Axxess, der unter anderem einen Sequencer spendiert bekommen hat.
Installation des GForce Axxess
Wie immer bei GForce steht nach dem Kauf der Download für registrierte Benutzer bereit. Beim ersten Aufrufen muss dann der Lizenzcode eingegeben werden – fertig. Danke GForce für nicht noch ein Install-Launcher! Lauffähig ist GForce Software Axxess ab macOS10.13 und Windows 7 in den Formaten VST2, VST3, AU, AAX und als Standalone. Wieder eine Firma, die es schafft, ihre Plug-ins auch noch für alte Betriebsysteme lauffähig zu halten. Ich sag ja nur. Das Handbuch ist in englischer Sprache verfügbar, zurzeit jedoch nur online.
Oberfläche des GForce Axxess
Farblich mit dem Aussehen der letzten Inkarnation des Hardware-Synths bedacht, blickt uns die mehr oder weniger fotorealistische Oberfläche im typischen schwarz-orangefarbenen Look der ARP-Synths ab 1978 an. Auf Schattenwürfe wurde dankenswerterweise verzichtet, die vertikalen Regler mit ihren farbigen Aufsätzen erleichtern die Orientierung.
Im Gegensatz zum Oddity von GForce, können keine alternativen Skins aufgerufen werden. Die erste Ausgabe des Hardware ARP AXXE Mk1 hatte noch goldene Schrift auf schwarzem Grund. Dafür ist das GUI stufenlos skalierbar und so auch auch hochauflösenden Monitoren gut zu bedienen.
Die Oberfläche ist in drei Teile geteilt, von der sich einer komplett verbergen lässt; die Rede ist hierbei von den Extra-Modulationen XLFO und XADSR, die jedem Parameter einzeln zur Verfügung stehen. Dort befinden sich auch die mittlerweile als Standard zu bezeichnenden Reverb- und Delay-Effekte. Sehr passend ist hier der zusätzliche Distortion-Effekt. Ist ein Parameter von den X-Modulatoren beeinflusst, so wird er blau hinterlegt, je stärker, desto heller. Leider können die beiden Modulatoren optisch nicht voneinander unterschieden werden, da sie beide dieselbe blaue Farbe nutzen. Vlt. wäre hier Rot und Blau, was im Gemisch dann Lila ergibt, eine Idee?
In der Mitte ist der simple subtraktive Synth-Teil mit klarer Signalflussstruktur von links nach rechts. Unten befindet sich dann das üppige Keyboard, aber auch der Sequencer, der so nicht im großen Bruder, dem Force Oddity, vorhanden ist.
Die Preset-Verwaltung legt sich beim Öffnen über das Synth-Fenster und bietet alles von Kategorien über Suchfunktion bis hin zu Favoriten. Dennoch stört mich weiterhin die Tatsache, dass ich beim Abspeichern kurz in den Dateisystem-Browser muss.
Die MIDI-Learn-Funktion ist simpel. Parameter wählen, CC aktivieren, Controller bewegen – fertig.
Struktur des GForce Axxess
Wir haben es beim GForce Software Axxess mit einem klassischen subtraktiven Synth ohne Überraschungen zu tun. Ein Oszillator stellt die Schwingungsformen Sägezahn und Rechteck zur Verfügung. Zum Rechteck darf eine PWM nicht fehlen, die sowohl manuell, als auch über den LFO und die Hüllkurve moduliert werden kann.
Im Audiomixer finden sich dann noch ein fester Rechtecksuboszillator und eine Noise-Quelle. Das alles läuft dann in das eigenoszillationsfähige Filter und schließlich den VCA.
Zur Modulation steht hier ein LFO, der von 0,2 bis 20 Hz reicht und auch bei jedem Tastenanschlag neu gestartet werden kann. Eine Synchronisation zum DAW-Tempo ist ebenfalls möglich.
Der GForce Software Axxess begnügt sich im Mittelteil mit einem ADSR, der jedoch auch auf Auto-Repeat gestellt werden kann. Leider orientiert sich die Wiederholfrequenz nicht an den Einstellungen des ADSR selber, sondern am LFO, so dass diese beiden also immer gekoppelt sind.
Etwas, was es bei der Hardware so nicht gab, ist der Regler für die Velocity-Modulation sowohl für das Filter als auch den VCA. Eine einfache, aber praktische Erweiterung.
Im unteren Bereich finden sich dann die Spielhilfen und für mich eine erste Überraschung; es wird komplett auf die Makros verzichtet, die sowohl der Oddity als auch die GForce Oberheim Synths besitzen. An dieser Stelle finden sich stattdessen die Einstellungen für die Voice-Modi. Der GForce Software Axxess ist nämlich auf 6 Stimmen erweitert worden und so auch polyphon spielbar. Wieviel Stimmen es genau sein dürfen, ist auch einstellbar. Auch der 6-fache Unisono-Modus findet sich hier.
Auf der linken Seite sind dann die Spielhilfen für Pitchbend und Modulation, der Vintage-Knopf zur Einführung von Ungenauigkeiten, der Hold-Button und die Bend-Range. Und vor allem der Sequencer.
Sequencer des GForce Axxess
Offensichtlich wurde dem GForce Software Axxess bei GForce eher zugetraut, mit Sequenzen als mit Makro-Spielhilfen zu arbeiten. Der Sequencer bietet bis zu 16 Schritte an und ist unterteilt in eine Tonhöhen- und eine Velocity-Sequenz – das reicht meistens schon für ausdrucksstarke Ergebnisse. Aber der Sequencer hat noch einiges mehr zu bieten. Der Tonumfang kann begrenzt werden und auch nur auf eine bestimmte Tonleiter. Zur Verfügung stehen hier lediglich die Dur-Tonleiter sowie die natürliche, die harmonische und die melodische Moll-Tonleiter.
Die Schrittlänge der Sequenz kann eingestellt werden und der Sync geht von 64tel bis hin zu 1\2 Noten. Freilauf hat er auch, dann braucht es kein Start-Signal von der DAW. Interessant ist die Einstellung „Key“; in dieser läuft die Sequenz nur, solange eine Taste gedrückt gehalten wird. Zusätzlich dazu wird die Sequenz auch transponiert. Mit „Latch“ schließlich wird die Sequenz einmal gestartet und läuft danach, bis der Modus verstellt wird; auch hier mit Transponierung.
Der Sequencer des GForce Software Axxess bietet aber noch mehr, jedoch alles mehr oder weniger Standardkost. Abspielrichtungen vorwärts, rückwärts, oder pendeln und random. Über den Sequence-Randomizer spuckt er Zufallssequenzen aus, die sich an eine gegebenenfalls eingestellte Tonleiter halten. Nett ist auch die gute alte Step-Eingabe über MIDI. Das absolute Killer-Feature ist für mich, ohne Witz, die Möglichkeit, eine erstellte Sequenz nach links oder rechts zu verschieben. Bitte die Hand heben, wer jemals eine tolle Sequenz erstellt hat und danach festellen musste, sie fängt nicht auf der Eins an. Wenn euch die Sequenz richtig gut gefällt, könnt ihr sie auch als MIDI-Daten per Drag-and-Drop direkt in die DAW importieren.
Alles in allem hat der GForce Software Axxess also einen soliden Sequencer, funktional, aber unspektakulär. Was z. B. fehlt, ist die Möglichkeit, Noten zu verbinden, um so innerhalb einer 16tel-Sequenz ein Legato über eine 8tel-Note, also zwei Steps, zu bilden. Auch Stummschalten einzelner Steps ist nicht möglich.
Extra Modulationen des GForce Axxess
Wie schon erwähnt, finden sich im oberen Bereich wieder die Extra-Modulatoren XLFO (128 Hz bis 128 Sekunden) und der von der Velocity abhängige XADSR. Jeder einzelne Parameter besitzt individuelle Instanzen und so mutiert der GForce Software Axxess zu einem Modulationswunder. Bis auf Reverb-Pre-Delay und -Size und den Sequencer können alle Parameter so moduliert werden.
Was ich aber schmerzlich vermisse, ist die Integration von Aftertouch, das gerade für das händische Spielen eines Synth sehr wichtig ist. Diese Echtzeitspielhilfe fiel also zusammen mit der Makrofunktionalität dem Rotstift zum Opfer.
Klang und Bedienung
Nach kurzer Zeit ist der Synth begriffen und eben weil er so simpel gestrickt ist, kommen schnell brauchbare Ergebnisse heraus. Für Komplexeres stehen jederzeit die X-Modulatoren bereit und mit den Effekten kann es richtig mächtig klingen. Das Reverb ist mehr als nur eine Dreingabe und, da die meisten Parameter auch moduliert werden können, Teil der Synthese.
Das Filter des GForce Software Axxess hat für meine Ohren diesen etwas nasal/vokalen Grundklang eines ARP-Filters, wenn die Resonanz auf Dreiviertel steht. Aber auch deftiges Gezwitscher in der Selbstoszillation ist machbar. Für mich klingt der GForce Software Axxess tatsächlich nach Strom, unterstützt vom Vintage-Regler baut sich vor dem geistigen Auge ein sehr genaues Abbild der Hardware auf.
Nicht so gut gefällt mir, wie feinfühlig das Oszillator-Vibrato reagiert. Einstellungen von über 5 % sind meiner Meinung nach schon zu heftig, diese Skalierung finde ich nicht ideal.
Was ich auch vermisst habe, ist eine Fine-Tuning-Einstellung, obwohl dazu die Vintage-Funktion genutzt werden kann. Höhere Anteile hier bedeuten auch eine Verstimmung nach unten.
Die Distortion gefällt mir nur manchmal und kann mich nicht ganz überzeugen; wenn sie aber passt, dann klingt sie richtig gut.
Really great little synth emulation, a nice addition to the Odyssey (both sound different to me). Nice job GForce !
Here is a nice Demo to complement the test:
https://youtu.be/_QgOdMXVZUQ
„Da die Dickschiffe langsam ausgehen kommen jetzt die schlankeren Synths auf den virtuellen Keyboard-Ständer“ – wie wahr.
Also nichts gegen das Plugin aber braucht man die abgespeckten Modelle wenn es die Großen gibt?
Bei manchen Kuriositäten kann ich es ja nachvollziehen aber beim Axxe…?
@Llisa Stimmt eigentlich, aber wie damals, ist so ein Teil einfacher zu bedienen. Weniger ist manchmal mehr, und so kommt der eine oder andere schneller an das gewünschte Ergebnis. Natürlich ist so eine Lösung eingeschränkt. Aber Grenzen können auch die Kreativität fördern, weil man sich schlicht nicht in der Technik verliert. Hat schon seine Daseinsberechtigung. Als Hardware wäre mir das Trotzdem lieber ^^…
@Llisa Da bin ich Ataris Meinung. Meine besten Erfahrungen bei Hardwaresynths machte ich mit einem CS5. Der weit vielseitigere CS40 hatte dagegen meist keine Chance.