Goldene Chorus-Sounds für die Gitarre?
Inhaltsverzeichnis
Das Earthquaker Devices Aurelius ist ein Choruspedal mit drei Modi(Tri-Voice), kann sechs Presets abspeichern und per Expression-Pedal gesteuert werden. Das digitale Modulationspedal lockt mit traditionellem Chorus im Stil des legendären Boss Chorus CE-1 und Vibrato-Sounds, möchte aber auch mit Rotary-Chorus- und einem Chorus/Flanger-Modus eine etwas andere Modulation in das Spiel bringen.
Ich bin gespannt, in welchen Bereichen der Goldjunge glänzen kann.
Gehäuse, Schalter und Funktionen des EQD Aurelius
Das Gehäuse des Earthquaker Devices Aurelius Choruspedals besteht aus Aluminium und entspricht in seiner Größe einem Hammond 125 B Gehäuse. Es ist sehr robust und türkis-dunkelgrün-metallic lackiert. Passend zum „Goldenen“ (so die wörtliche Übersetzung von Aurelius) ist dann die matt-.goldene Beschriftung gewählt. Sie hat eine leichte Struktur und ist gut lesbar.
Der fest mit dem Gehäuse verschraubte Fußtaster schaltet das Pedal wunderbar leise mit einem Relaais in den True-Bypass. Durch die Flexi-Switch-Technologie kann das Pedal entweder dauerhaft oder nur bei Gedrückthalten des Tasters aktiviert werden. Er dient auch dem Schalten der sechs integrierten Presets. Neben dem Fußtaster zeigt eine rote LED den Status des Pedals an.
Drei Potis, ein Drehschalter und ein Dreifach-Kippschalter dienen der Bedienung des Earthquaker Devices Aurelius Pedals. Alle sind fest mit dem Gehäuse verschraubt, die Potis haben einen angenehmen Wiederstand beim Regeln und machen einen hochwertigen Eindruck. Die Potis und der Drehschalter haben geschraubte, schwarze Knöpfe mit einer eingelassenen, silbernen und reflektierenden Aluminiumscheibe. Eine weiße Markierung am Zeiger des Potiknopfs hilft bei der Ablesbarkeit der Einstellung.
Die Potis Width und Rate regeln die Intensität und Geschwindigkeit der Modulation. Der Balance-Regler mischt das trockene Signal mit dem Effekt. Der Preset-Drehregler rastet in seinen sechs Einstellmöglichkeiten gut ein. Über den kleinen Kippschalter wählt man zwischen den drei Einstellmöglichkeiten Chorus/Flanger, Rotary-Chorus und Chorus/Vibrato. Ein weiterer, klarer Plastiktaster dient zum Speichern und Abrufen der Presets. Ist er grün erleuchtet, sind die aktuellen Einstellungen aktiv, leuchtet er rot, so kann man mit dem Preset-Schalter durch die Presets schalten.
An der Stirnseite befinden sich die 6,3 mm Mono-Klinkeneingangs- und Klinkenausgangsbuchsen. Beide sind mit dem Gehäuse verschraubt. Recht eng dazwischen liegt die 9 V Netzteilbuchse, die auf der Platine verlötet wurde. Wer Klinkenkabel mit flachen Pancake -teckern verwendet, wird hier keinen Platz finden. Die Stecker könnten die nicht verschraubte DC-Buchse außerdem zur Seite drücken und zu Defekten führen. Also bitte nicht mit Gewalt anschließen und besser gerade Stecker oder die kompakten Solderless-Stecker nutzen.
Das Pedal benötigt 75 mA, ein Batteriebetrieb ist nicht möglich, obwohl im Gehäuse noch genügend Platz für eine Batterie wäre. An der rechten Seite befindet sich noch eine nicht beschriftete Buchse, die sich laut Handbuch als Expressio- Anschlussbuchse enttarnt. Hier hat man leider aus ästhetischen Gründen auf eine Beschriftung auf dem Pedal verzichtet. Aus dem Handbuch geht hervor, dass Steuerspannungen bis 3,3 V hier ebenfalls genutzt werden können. Also durchaus auch für den Synthesizer interessant.
Die Platine wurde maschinell mit SMD-Bauteilen bestückt und ist ordentlich verarbeitet. Es lässt sich das digitale und in der Boutique Szene beliebte FV-1 IC ausmachen. Die Bodenplatte ist verschraubt, Gummifüßchen werden leider nicht mitgeliefert. Wer die Unterseite schützen oder für festen Stand sorgen möchte, sollte also ein paar Füßchen oder etwas Klett für sein Pedalboard parat haben. Dafür kommt das Pedal in bester Boutique-Manier in einem kleinen Stoffbeutelchen. Ein Satz Füße hätte mir stattdessen besser gefallen und für mehr Schutz in der Praxis gesorgt. Aber nun gut, das Leben ist kein Wunschkonzert.
Neben einem Produktkatalog und einem Aufkleber findet man noch das zweiseitige Handbuch im schick designten schwarzen Karton. Die Gebrauchsanweisung ist gut gestaltet und erklärt die Regelmöglichkeiten pro Mode sowie das Nutzen der Presets. Sonst ist das Pedal eigentlich selbsterklärend. Also schließen wir es mal an.
Das Earthquaker Devices Aurelius Choruspedal im Praxistest
Die Modi: Mode V
Ich bin gespannt, in welche Gefilde mich das Aurelius Chous-Pedal schaukelt. Der traditionellere Mode V steht für eine Mischung aus Chorus und Vibrato. Jedes Chorus-Pedal verzögert bekanntermaßen das eingehende Gitarrensignal leicht, um es dann zu modulieren. Mit einem Dreieck-LFO und einer kurzen Delay-Zeit kann es von dezentem Chorus bis zu Pitch-Vibrato viele Klassiker abdecken.
Es geht hörbar in Richtung des Boss CE-1, allerdings ohne das lästige Rauschen, das das Vintage-Vorbild unweigerlich mitbringt. Zugegebenermaßen ist auch der Regelbereich an das Vintage-Vorbild angelehnt und ich hätte mir im Chorus-Bereich auch langsamere Rates und im Vibrato auch noch schnellere Geschwindigkeiten gewünscht. Aber das ist wohl dem klassischen Chorus-Design geschuldet. Das hat den Vorteil, dass man nicht aus seiner modulierten Komfortzone heraus muss und auch in Extremeinstellungen immer einen gepflegten Sound bekommt. Nichtsdestotrotz erklingt ein breiter Chorus, der allerdings nur als Monosignal ausgegeben wird. Mit dem Balance-Regler, der ein Effekt-Blend-Regler ist, lässt sich der Effektanteil aber sehr gut mischen.
Dreht man hier die Balance voll auf, so wird das direkte Signal ausgeblendet und das nun zu hörende modulierte Signal wird zum klassischen Pitch-Vibrato. Die Range dieses Modus ist relativ eng gehalten. Ultra schnelle Vibrato oder ein extrem langsamer Chorus kann hier nicht erzeugt werden. Der Hersteller hatte anscheinend eine exakte Vorstellung vom gewünschten Sound und die Range dementsprechend gewählt. Man kann beim Einstellen des Sounds sehr schön mit den drei Potis spielen, da sich Width und Balance ergänzen. Während Width ja die Amplitude des LFOs und damit die Modulationstiefe regelt, wird mit dem Balance-Regler das Effektsignal zum Gitarrensignal hinzugemischt.
Mode C
Schaltet man in den C-Modus, erhält man eine Mischung aus einem Chorus und einem Flanger. Das Width-Poti hebt dabei je nach Stellung den Chorus- oder Flanger-Effekt mehr hervor. Da hier per Sinusschwingung als LFO moduliert wird, ist das Ergebnis etwas runder. Langsamere Rates sind hier möglich und es klingt wärmer und voller.
Dieser Modus gefällt mir besonders gut und kann in der Tat mit einem langsamen Flanger-Sound überzeugen. Der erklingt nicht so metallisch wie manch anderer Flanger, sondern kann mit seinem warmen Klang wirklich eine sehr schöne Modulation erzeugen. Das hört sich dann recht sphärisch an und ist auch für cleane Sounds sehr gut geeignet. Der Sound erinnert mich an den grünen Electro Harmonix Electric Mistress, der ja auch irgendwo zwischen Chorus und dezentem Flanger zuhause ist. Ein wirklich klasse Sound, der sehr schön schwebt.
Mode R
Last but not least noch der Mode R. Der Rotary-Chorus orientiert sich am Sound eines Leslie-Speakers, also einem rotierenden Lautsprecher. Dieser Doppler-Effekt verbindet eine Modulation der Lautstärke und der Frequenzen. Das Width-Poti regelt hier die Frequenzen und blendet sozusagen virtuell zwischen dem volleren Sound des Lautsprechers und dem höhenreicheren Horn eines Leslie-Speakers. Ja, es wabert und schwubbelt in bester Hendrix Manier und in der Tat kann man mit dem Width-Poti die Frequenzen effektiv einstellen. Eine wirklich gut klingende Leslie Nachbildung, die etwas runder läuft, als viele andere.
Expression-Pedal, Control-Voltage und Presets des Aurelius
Das Tolle an dem Earthquaker Devices Aurelius Choruspedal ist die Möglichkeit, die Sounds per Expression-Pedal oder Control-Voltage zu steuern. Ab Werk ist das Aurelius zum Steuern der Rate des Pedals eingestellt, aber beim Anschließen des Expression-Pedals lässt es sich schnell umprogrammieren. Das zuletzt bewegte Poti wird hier automatisch dem Expression-Pedal zugeordnet, wobei die Steuerung der Rate auch am meisten Spaß und Sinn macht. Es lassen sich so wunderbare anschwellende und verlangsamende Modulationen erzeugen, die toll in das Gitarrenspiel integriert werden können. Schön wäre es, wenn man gleich alle drei Potis gleichzeitig steuern könnte. Aber die gewählte Steuerung lässt sich sogar pro Preset abspeichern und so muss man beim Auftritt die Zuordnung nicht pro Song erneut vornehmen, sondern kann sich durch die Presets schalten.
Die Presets sind daher doppelt sinnvoll. Sonst könnte man ja einfach den Dreifach-Kippschalter umlegen, um den neuen Sound zu erhalten. Aber so ist es mit den sechs Presets möglich, zum Beispiel zwei Presets pro Mode abzuspeichern und jeweils das Expression-Pedal der Rate und der Balance zuzuordnen. Dann hat man mit dem kompakten Earthquaker Devices Aurelius ein flexibles Pedal auf dem Pedalboard, das als einziges Modulationspedal auf dem Board vielleicht sogar alle Modulationsbedürfnisse abdecken kann.
Eher für die Synthesizer-Fraktion ist wohl die CV-Steuerung. Schickt man hier die Control-Voltage eines LFOs zum Aurelius, so können schöne Automationen erzeugt werden. Allerdings ist zu beachten, dass das Pedal ein Mono-Pedal ist. Also auch hier etwas für die Vintage-orientierten Synths.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Also … weiß nicht. Ich höre bei den Klangbeispielen jede Menge Geeier an der Grenze zur Verstimmung, aber weder einen dickmachenden Chorus noch einen „effektiven“ Flanger – und mangels Stereoausgang brauchen wir über einen raumfüllenden Leslie gar nicht erst reden :((
(Meiner bescheidenen Meinung nach ist ein „Leslie in Mono“ eine der überflüssigeren Ideen im Bereich Effekte.) Und dann der Preis …
Zumindest taucht diesmal die fehlende Stereo-Funktionalität als Minuspunkt auf.