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Test: Earthquaker Devices Zoar, Dynamic Audio Grinder Distortion-Pedal

Dynamisches Distortion-Pedal mit eigenem Charakter

19. Dezember 2023

Earthquaker Devices Zoar

Der Earthquaker Devices Zoar soll sich durch seine Konstruktion klanglich von anderen Distortion-Pedalen abheben. Ob das Dynamic Audio Grinder Distortion-Pedal dieses Versprechen halten kann, will ich in diesem Test herausfinden.

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Gehäuse, Potis und Schalter

Der Name macht natürlich zuerst einmal neugierig. Und der aufgedruckten Grafik nach zu urteilen, stammt der Name nicht aus dem hebräischen mit der Bedeutung „kleiner Ort“ oder dem portugiesischen „Spaß machen“, sondern wurde eher in Anlehnung an den Berg Zoar in der Nähe des Firmensitzes von Earthquaker Devices gewählt worden. Auf jeden Fall ist der weiße Aufdruck auf dem Hammerschlag-blauen Gehäuse sehr geschmackvoll und farblich eine echte Augenweide. Das Gehäuse ist mit seinen Maßen 12,7 x 6,4 x 5,7 cm (L x B x H) kompakt und wurde aus robustem Aluminium gefertigt. Sechs Potis haben einen angenehmen Regelweg, sind mit dem Gehäuse verschraubt und haben einen stabilen Schaft aus Metall. Die schwarzen Potiknöpfe sind mit dem Poti verschraubt und für einen besseren Griff geriffelt. Aufgrund einer weißen Markierung die gewählte Einstellung gut ablesbar. Gleiches gilt auch für die Beschriftung unterhalb der Potis.
Earthquaker Devices Zoar

Die Potis regeln neben Level und Gain auch den Parameter Weight, der den Low-Cut am Anfang des Schaltkreises regelt und auf den ich später im Test auch noch genauer eingehen werden. Die untere Reihe der Potis besteht aus einem passiven 3-Band-Equalizer mit Bass, Middle und Treble.
Mit genügend Abstand zu den Potis ist ein klickfreier Fußtaster mit dem Gehäuse verschraubt, der ein Relais schaltet. Er ermöglicht zwei Schaltvarianten: die bekannte An/Aus-Funktion oder eine Momentary-Funktion, bei der das Pedal nur aktiv ist, solange der Taster gehalten wird. Neben dem Fußtaster ist eine helle, rote LED in einer Blende untergebracht.

Sämtliche Anschlüsse befinden sich an der Stirnseite. Die 6,3 mm Mono-Klinkenbuchsen sind im Amp-Style ausgelegt und greifen die Klinkenstecker ordentlich. Dazwischen ist eine 9 V DC-Netzteilbuchse positioniert. Diese ist leider nur auf der Platine befestigt und nicht mit dem Gehäuse verschraubt. Außerdem bleibt der Buchse recht wenig Platz, sodass man bei der Auswahl der Klinkenstecker beispielsweise keine Pancake-Stecker nutzen kann. Das Pedal kann mit einer Spannung von 9-18 V betrieben werden und es benötigt lediglich 10 mA. Ein Batteriebetrieb ist nicht möglich. Durch einen Betrieb mit 18 V soll die Dynamik des Verzerrers erhöht werden.

Die Bodenplatte ist mit vier Schrauben verschraubt fest verschraubt. Durch ihre ebene Beschaffenheit ist sie ideal geeignet, um hier Klettband oder Klebefüße anzubringen. Beides ist jedoch nicht im Lieferumfang enthalten. Stattdessen bekommt man ein Stoffbeutelchen, das ich persönlich gerne gegen einen Streifen Klettband tauschen würde. Zusammen mit einem Aufkleber kommt das Pedal in dem von Earthquaker Devices bekannten, bunt bedruckten Pappkarton.

Eine gedruckte Gebrauchsanleitung in mehreren Sprachen liegt ebenfalls bei. Sie ist sehr anschaulich geschrieben, wobei mir auffällt, dass die englische Beschreibung von Sounds oft angenehmer klingt, als die deutsche Übersetzung. Wenn ich dies Klangbeschreibung „jangly“ lese, habe ich eindeutig eine bessere Vorstellung von dem Sound, als wenn er wie ein „scharfes Klirren“ beschrieben wird. Aber das kommt wohl daher, dass ich mich viel in englischsprachigen Foren bewege und gewisse Sounds einfach für mich bereits mit englischen Begriffen verknüpft sind.

Während auf der Verpackung noch mit „handmade“ geworben wird, wird in der Gebrauchsanleitung sehr sympathisch auf die Hilfe eines Roboters durch Führung von Menschen verwiesen. Also in gewisser Weise sind die menschlichen Hände bei der Fertigung noch im Spiel.

Das Earthquaker Devices Zoar in der Praxis

Mit dem Namenszusatz Dynamic Audio Grinder hat Earthquaker Devices auf jeden Fall neugierig darauf gemacht, inwiefern es sich von anderen Verzerrern absetzen kann. Ich schließe das Pedal gespannt vor meinem clean eingestellten Amp an und befolge den Profitipp aus der Gebrauchsanweisung und stelle alle Regler des Equalizers auf 12 Uhr. Da der EQ interaktiv agieren soll und kleine Veränderungen der Reglereinstellungen große Effekte erzielen sollen, ergibt das absolut Sinn.

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Das Pedal erzeugt in dieser Einstellung einen rauen Sound, den man von anderen Verzerrern mit Transistoren kennt. Ja, der Zoar verwendet keine OpAmps, sondern Transistoren. Der Grund-Sound hat immer ein wenig Fuzz im Signal und gehört eher zu den raubeinigen Verzerrern. Mit dem Gain-Regler können viele Gain-Nuancen abgedeckt werden. Das Spektrum reicht hier vom fast cleanen Signal über rauchiges Overdrive, kantiges Distortion bis zum astreinen Fuzz. Dreht man den Gain-Regler voll auf (Fuzz-Stellung), kann das Gain recht gut mit dem Gitarren-Volume-Poti gesteuert werden und das Signal klar gut auf.

Die Besonderheit des Earthquaker Devices Zoar ist sein Equalizer. Der passive 3-Band-EQ agiert sehr interaktiv und mit dem Weight-Poti kann die Klangdichte noch feiner abgestimmt werden. Wie bei einigen Fuzz-Pedalen, regelt das Weight-Poti den Bassanteil am Anfang des Signalwegs. Dadurch kann der Grundklang voller und runder oder eben ausgedünnter gestaltet werden. Mit diesem Weight-Poti legt man dementsprechend die Grundlage des Klangs des Earthquaker Devices Zoar und dieser kann mit dem internen Equalizer noch feiner abgestimmt werden. Nimmt man das gesamte „Gewicht“ aus dem Signal, wird natürlich auch die Verzerrung dünner und cleaner.

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Die drei Potis für Bass, Middle und Treble sind passiv ausgelegt und greifen daher nicht so stark in das Klangbild ein wie ein aktiver EQ. Trotzdem hat mich die Effizienz der drei Potis überrascht und das Werbeversprechen von Earthquaker Devices wird hier tatsächlich eingelöst. Es lassen sich mit dem EQ sowohl griffige Old-School-Sounds als auch moderne Distortion erzeugen. Mit etwas gekapptem Bass, angehobenen Mitten und ein wenig mehr Höhen bekommt man einen Sound, den Jack White auch mögen würde. Dreht man die Bässe weiter auf, regelt die Mitten zurück und nimmt auch die Höhe etwas heraus, klingt es moderner. Der Sound erinnert in manchen Settings auch an einen moderneren Marshall Verstärker. Es lohnt sich wirklich, mit diesen Potis zu experimentieren.

Dreht man alle Tone-Potis zu, ist das Pedal stumm. Lediglich die auf der Hompage des Herstellers genannte Lowpassfilter-Einstellung konnte ich nicht nachbilden.

Das Bass-Poti arbeitet im Bereich bis 800 Hz, das Middle-Poti von 500 Hz bis 3 kHz und das Treble-Poti von 1 kHz bis 10 kHz. Alle Frequenzen können um 15 dB angehoben oder abgesenkt werden. Das ist wirklich effektiv.

18 Volt oder 9 Volt?

Wird das Earthquaker Devices Zoar mit 18 Volt betrieben, erhält man einen offeneren und lauteren Sound. Der Unterschied zu dem Betrieb mit 9 Volt entspricht dem eines 100 Watt Verstärkers zu einem 50 Watt Verstärker. Mit 9 Volt komprimiert der Sound mehr und der Klang verdichtet sich. Mit 18 Volt betrieben ist der Zoar etwas aufgeräumter und differenzierter. Die Dynamik erhöht sich bei einem 18 Volt-Betrieb und der Klang verliert durch mit mehr Gain den „Sag“-Effekt.

Die Dynamik ist sehr gut. Da könnten sich einige andere Verzerrer etwas abschauen. Diesbezüglich bin ich ein großer Fan von Transistor-Verzerrern. Von diesem Ansprechverhalten träumen OpAmp-Verzerrer nur, daher darf der Zoar den Namenszusatz „Dynamic“ zu Recht tragen. Aber der etwas fuzzige Grundcharakter bleibt, außer im genannten, moderneren Setting mit zurückgenommenen Mitten und Höhen immer erhalten. Der Zoar hat oft etwas Rotziges im Sound. Er hat definitiv seinen eigenen Charakter und wird trotz seines flexiblen EQs meinen Lieblingsverzerrer nicht ersetzen können.

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Fazit

Die Bandbreite der Verzerrung ist wirklich sehr gut und der Earthquaker Devices Zoar könnte sich als alleiniger Verzerrer auf dem Board für verschiedene Songs eignen, wenn man das Setting zwischendurch verändern möchte. Für einen reinen „Set and forget“-Verzerrer ist er fast zu schade. Aber aufgrund seiner klanglichen Vielseitigkeit könnte er auch mit einem anderen (Lieblings-) Verzerrer an seiner Seite eine gute Pedalboard-Bestückung darstellen.

Besonders gut haben mir die Medium-Gain-Fuzz-Sounds gefallen, die die Gene des Stoner Rocks in sich tragen. Aufgrund der vielen feinen Abstimmungsmöglichkeiten und der Regelwege der Tone-Potis könnte es manchmal etwas schwierig sein, exakt den gewünschten Sound noch einmal zu rekonstruieren. Mit dem Level-Poti lässt sich das Gitarrensignal ordentlich boosten. Je nach EQ-Einstellung entspricht die Lautstärke in der 12 Uhr Stellung ungefähr dem Bypass-Signal.

Ach ja, der Fußschalter kann übrigens auch als Momentary-Schalter genutzt werden. Damit können dann punktuell ein paar Töne verzerrt gespielt werden, um gleich danach wieder friedliche cleane Sounds erklingen zu lassen. Eine simple, aber kreative Idee. Diese Option hätte mir zu Beginn den einen oder anderen Stepptanz erspart.

Plus

  • Optik
  • Dynamik
  • rauchiger Grundsound/Klangcharakter
  • sehr flexibler Equalizer
  • lautloses Schalten
  • mehr Headroom mit 18 Volt
  • die Möglichkeit, den Fußschalter als Momentary-Schalter zu nutzen

Minus

  • Stoffbeutel statt Klettband oder Klebefüßchen
  • DC-Buchse hat wenig Platz

Preis

  • 159,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    ollo AHU

    Danke, dass in den Beispielen nicht nur Gitarren vorkommen sondern auch Drums und Synthesizersounds, das hat für mich immer viel mehr Aussagekraft.

  2. Profilbild
    chardt

    „Die drei Potis für Bass, Middle und Treble sind passiv ausgelegt (…)
    Alle Frequenzen können um 15 dB angehoben oder abgesenkt werden. Das ist wirklich effektiv.“

    Ja, ich weiß, was Du meinst, aber darf ich hier trotzdem mal fett grinsen?

    Ansonsten geht es mir wie Dir: Dat Ding is nix för mich.

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