Cleveres Zerr-Pedal aus der Boutique
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Die Pedale des Herstellers Earthquaker Devices reihen sich ein in die Kategorie „Boutique“. Hier werden oft nur kleinere Stückzahlen hergestellt. Der heutige Testkandidat, der White Light-Verzerrer, wurde weltweit auf eine Stückzahl von 2000 Exemplaren limitiert. Auf der Website des Herstellers wird das Pedal in den höchsten Tönen angepriesen und es scheint, als habe man das Verzerrerpedal wieder einmal neu erfunden. Man sollte solche Aussagen nicht zu ernst nehmen, denn im Inneren eines Verzerrers findet man häufig die gleiche Schaltung wie in Tausenden weiterer Kollegen. Ob dem Kunden das Pedal klanglich zusagt, kann beispielsweise auch nur von den Werten einiger Komponenten wie Widerständen und Kondensatoren abhängen, denn diese definieren meist, welche Frequenzen hervorgehoben bzw. beschnitten werden. Das erste spontane Antesten ist erfreulich vielversprechend, gehen wir ins Detail.
EarthQuaker Devices White Light – Facts & Features
Der White Light ist ein Overdrive mit sogenanntem Vintage-Voicing, das sich an einigen Vintage-Overdrive-Pedalen wie beispielsweise dem OD250 oder MXR-Distortion+ orientiert. Diese Pedale kamen insbesondere in den 70er- und 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts zum Einsatz und definierten die Sounds des Heavy-Rocks.


Das Gehäuse besteht ausMetall, Abmessungen: 67 x 127 x 54 mm (B x T x H) bei 264 g ist etwas größer als ein BOSS Pedal, die Klinkenbuchsen wurden stirnseitig postiert, was sowohl Vorteile als auch Nachteile (insbesondere auf kleinen Pedalboards) mit sich bringt.
Die Umschaltung erfolgt relaisgesteuert (Flexi-Switch®-Technologie) d. h., dass Umschaltgeräusche wie Knacken oder „Poppen“ damit der Vergangenheit angehören. Diese Relais-Schaltung ist technisch nicht sonderlich aufwendig, man findet sie mittlerweile häufiger in Effektpedalen. Der Schalter wird hier durch einen Taster ersetzt, der Impuls des Tasters in Verbindung mit dem Relais-Elektronengehirn sorgt für eine lautlose und materialschonende Umschaltung. Außerdem sind herkömmliche Schalter je nach Qualität reparaturanfällig und müssen nach einigen Jahren inteniver Benutzung irgendwann ausgetauscht werden.
Das schick designte Pedal besitzt einen True-Bypass. Die Stromversorgung erfolgt wahlweise mit einer 9 V Batterie (welche im Testgerät nicht vorhanden war) oder einem 9 V DC Netzadapter (2,1 x 5,5 mm Hohlstecker, Minuspol innen). Die Stromaufnahme ist mit 10 mA äußerst gering, aber durchaus üblich für analoge Zerr-Pedale. Die Verarbeitungsqualität ist einwandfrei, das Pedal wirkt absolut roadtauglich.
Bedienelemente
Neben dem Taster für die Umschaltung und einer roten Status-Leuchtdiode in stabiler Fassung finden wir drei Potis und einen kleinen Schalter.
Kompressionsschalter (Comp + / -)
Dieser bietet die Wahl zwischen zwei deutlich unterschiedlichen Verzerrungsgraden, was das Pedal recht flexibel macht. Der Hersteller beschreibt dies folgendermaßen:
Minus (-): offener, mit mehr hohen Mitten und Biss.
Plus (+): knackig und komprimiert, mit etwas weniger Biss und lineareren Mittenbereich.
Den überzeugendsten Sound erhielt ich auf der linken Position des Schalters (-).
Weight-Regler:
Dieser justiert die Sättigung des Bassbereichs, was sicherlich ein sehr sinnvolles Feature ist. Meist besitzen Verzerrer bloß einen Höhenregler und man muss sich mit dem fest eingestellten Bassbereich abfinden. Aber gerade in den Bässen kommt es häufig zu „Wummern“, da der Bass beim Betätigen eines Verzerrers möglicherweise zu fett herüberkommt. Dreht man den Weight-Regler jenseits der 2-Uhr-Position, beginnt der Sound etwas „fuzzy“ zu werden, der Charakter der Verzerrung geht dann deutlich in Richtung Fuzz-Pedal und erhält mehr Sustain.
Erwartungsgemäß stellen die Regler Gain den Grad der Verzerrung und Level die Ausgangslautstärke ein.
Sound des EQD White Light V2
Hören wir das Pedal zunächst mit moderatem Gain (Strat, Halstonabnehmer). Der Sound wird schön schmutzig, für bluesige Klänge gut geeignet. Der Weight-Regler schiebt etwas Bässe hinzu, der Sound ist aber noch transparent. Zu Beginn der Klangbeispiele ist für einige Sekunden das klare Signal zu hören, um gut vergleichen zu können:
Die Kompression ist hier noch dezent und dabei „musikalisch“. Nun reißen wir die Gain- und Weight-Regler voll auf, was den Sound fetter und etwas „fuzziger“ macht. Der Klang erinnert an typische Rocksounds aus den 70ern.
Das Ganze jetzt mit dem Comp-Schalter auf der „-„-Position. Der Klang wird geringfügig transparenter. Das Gain-Poti steht weiterhin auf 12 h.
Wird der Comp-Switch in die -Minus-Position geschaltet, wird der Sound vergleichsweise etwas transparenter. Gain ist hier jedoch voll aufgedreht, was natürlich auch für einen fetteren Sound sorgt. Durch das Experimentieren mit dem Comp-Switch, den Weight- und Gain-Reglern lassen sich interessante klangliche Nuancen aus dem Pedal herauslocken.
Hier nun die maximal erreichbare Verzerrung mit voll aufgedrehtem Weight-Regler. Sind Gain und Weight voll aufgedreht und gleichfalls der Comp-Switch in der linken Position (+), geht der Sound in Richtung eines FUZZ-Pedals, wobei der Klang vergleichsweise aber nicht ganz so matschig wird:
Die Klangbeispiele wurden mit folgendem Equipment aufgenommen:
Stratocaster (SSH, Suhr Pickups) – EarthQuaker Devices White Light V2 – Peavey Classic 20 MH – MESA/Boogie 1 x 12″ Thiele Box mit Creamback Celestion Lautsprecher – Shure SM57 – MOTU M4 – Mac mit Logic (etwas Hall hinzugefügt).