Da haben wir Bock drauf: Bock 167
Inhaltsverzeichnis
Das Universal Audio Bock 167 ist das mittlere Modell der neuen Serie der Universal Audio Premium Mikrofone. Diese sind derzeit die Speerspitze der Mikrofoninitiative der Amerikaner, die mit dem Kauf des Herstellers Townsend richtig Fahrt aufnahm. Neben den beiden Modeling-Mikrofonen lx und dlx umfasst das Portfolio eine große Bandbreite vom dynamischen SD-1, die SP-1 Kleinmembraner, das neue SC-1 und die Premiumserie, bestehend aus dem UA Bock 187, UA Bock 251 und dem hier getesteten UA Bock 167. Man verspricht mit diesem Modell eine modernisierte Alternative zum beliebten Neumann U67 – das macht doch neugierig, oder?
History Time: Die Ahnen des Bock 167
Der erste Frage, die ich mir stelle, ist „Was bedeutet dieses ‚Bock‘ in der Bezeichnung?“ Die Antwort mag nicht jedem klar sein: Es geht um einen gewissen Herrn David Bock, der seit fast 25 Jahren in den USA ein Spezialist für Studio-Designs und dem Bau und der Modifikation von Mikrofonen ist. Ich gebe zu: Ich habe noch nie etwas von Herrn Bock gehört, aber das soll seine Leistungen in keiner Weise schmälern und wenn ein globaler Player wie Universal Audio seine Premium-Mikrofone nach ihm benennt, dann soll das schon etwas bedeuten.
Im speziellen Fall geht es um das berühmte Neumann U67 Mikrofon, das es immer noch für schlanke (Ironie!) 7.499,- Euro zu kaufen gibt und – man höre und staune – immerhin auf Verkaufsrang Platz 28 (Stand 10/2023) bei Thomann liegt. Kurzum: Das Ding verkauft sich immer noch und zwar gar nicht schlecht.
Wer sich mit dem Kauf eines Vintage U67 auseinandergesetzt hat, dem ist sicher aufgefallen, dass in den Foren zwar immer der großartige gesangsoptimierte Klang des Neumann Originals herausgehoben wird, aber dafür muss man in Sachen Preamps doch recht tief in die Tasche greifen – meist wird ein originaler Neve 1073 empfohlen, um einen adäquaten Spielpartner einzusetzen.
Dazu verfügt das Original auch nicht über ein Pad oder ein Lowcut-Filter, um Rumpeln oder Mikrofongeräusche auszublenden. Die ursprünglich eingesetzte VF14 Röhre von Telefunken gibt es leider auch nicht mehr am Markt und echte Fans sind über die EF86 Röhre der Neuauflage nicht happy. Es scheint also, dass man schon genau wissen muss, was man tut, wenn man sich ein Vintage U67 anschaffen möchte …
Die Ausstattung des Universal Audio Bock 167
… oder man überlegt, sich vielleicht, ein Universal Audio Bock 167 anzuschaffen. Zunächst einmal finde ich es sympathisch, dass man nicht „just another“ Nachbau gemacht hat, das bis auf das Logo vom Original kaum zu unterscheiden ist. Der zylinderförmige Korpus mit ebenso geformten Mikrofonkorb in Industriegrau hat erstmal nichts mit dem Neumann U67 zu tun. Auch die eingesetzte Röhre vom Typ EF732 findet man eher in alten Neumann M49 Mikrofonen. Werkelt im originalen U67 ein BV12 Transformer, so hat man sich bei Universal Audio für einen Lundahl Übertrager entschieden.
Erster Eindruck: Rein technisch und optisch sind Original und Bock 167 gar nicht so gleich, wie man vielleicht erwarten würde.
In Sachen Bedienung sieht das schon anders aus: Am Bock 167 Mikrofon kann man unten drei Einstellungen anpassen. Einmal das PAD (-10 dB), ein MODE-Schalter und High Frequency. Der MODE-Schalter ermöglich eine neutrale Klangcharakteristik („norm“) oder „fat“, mit der die Frequenzen zwischen 10 Hz und 400 Hz geboostet werden. High Frequency verändert das Verhalten im Hochtonbereich: Ein High-Cut um -1,5 dB bei 5 kHz, ein High-Cut um -3 dB bei 10 kHz, Flat und ein Boost um 2 dB bei 10 kHz.
Das U67 bietet ebenfalls Pad und einen Bass-Roll-Off. Die dual-symmetrische K6 Doppelkapsel des Universal Audio ermöglicht eine stufenlose Veränderung der Abstrahlcharakteristik von Kugel über Acht zur Niere – dies muss man am Netzteil vornehmen. Beim modernen U67 macht man dies direkt am Mikrofon: Geschmacksache.
Die technischen Daten sind ebenfalls ähnlich. Ich habe die Werte des aktuellen U67 in Klammern dazugeschrieben:
- Frequency Range: 10 Hz – 18 kHz, ±2 dB (20 Hz – 20 kHz)
- Sensitivity: -33 mV 1 kHz (24 mV)
- Self-Noise: 19 dBA (17 dBA)
- Impedance: 200 Ohm (200 Ohm)
- Maximum SPL 118 dB SPL, 1% THD (118dB)
- Dynamic Range 99 dB (99dB)
Auffällig ist nur, dass das modernere Bock 167 etwas lauter rauscht als das U67. Mit 19 bzw. 17 dBA ist man gerade noch im guten Bereich.
Die Verarbeitung des UA Bock 167
Ebenso wie das deutsche Vorbild wird das Bock 167 komplett von Hand gefertigt und zwar nach den strengen Vorgaben von David Bock in Santa Cruz, Kalifornien, USA. Dazu muss jedes Mikrofon durch einen aufwendigen Testprozess, bei dem die K67 Kapsel, der Lundahl Transformer und die NOS-Röhre auf Herz und Nieren geprüft werden.
Tatsächlich darf man behaupten, dass das Bock 167 der Qualität der Berliner in Nichts nachsteht: Man hält ein extrem wertiges Mikrofon ohne jeglichen Makel in Hand und spürt den Spirit des UA Custom Shops. Lackierung, Mikrofonkorb, Gewinde und Spaltmaße sind superb.
Einzig die Kunststoffschalter für Pad, Mode und HF gefallen mir nicht so gut, denn sie liegen tief versenkt im Gehäuse und lassen sich nur mit einem kleinen Schraubenzieher bedienen. Dazu sind diese aus Kunststoff – Kollege Galla hat dies schon beim Test des UA Bock 187 bemängelt – zu Recht, wie ich meine. In der 3.000 Euro-Plus-Klasse muss das nicht sein. Selbiges gilt übrigens auch für das (moderne) Neumann U67, bei dem die ehemals aus Metall gefertigten Schalter nun eine Kunststoff-Nase haben.
Derselbe positive Eindruck gilt auch für die mitgelieferte Mikrofonspinne, die ganz klassisch mit Gummibändern bestückt ist. Das Gelenk mit dem Gewinde für den Mikrofonständer sind stabil und werden sicher lange und problemlos ihren Dienst tun.
Das Mikrofon wird in einer wirklich sehr schönen Holzkiste geliefert. Im Lieferumfang ist außerdem die Spinne, ein Mikrofonkabel, Netzkabel, Ersatzgummibänder und natürlich das Netzteil enthalten. Anders als bei vielen Mitbewerbern, ist dieses Netzteil keine einfache Hammerschlag-Kiste, sondern ein recht ansehnliches Gehäuse mit stabilen Schaltern und Drehregler. Ich lasse mir von den fummeligen Kunststoffschaltern aber die Laune nicht vermiesen und freue mich auf den Test dieses sehr schönen und hochwertigen Mikrofons.
Da ich in meinem Studio leider kein originales Neumann U67 zur Verfügung habe, geht es in diesem Test um die absolute Einordnung des Klanges, um die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten und um die Frage, ob das Universal Audio eine echte Alternative zu einem Neumann U67 sein kann.
Wie klingt das UA Bock 167 Mikrofon?
Das Universal Audio darf sich in meinem Test mit dem Lewitt LCT640TS behaupten, ein Mikrofon in der 900,- Euro Klasse, das klanglich sehr weit oben anzusiedeln ist und mit einem tendenziell hellen, transientenreichen und musikalischen Charakter überzeugt.
Das originale U67 ist als echter Allrounder bekannt. In praktisch allen gängigen Anwendungsszenarien gibt es kaum etwas Besseres und jedes Studio, was etwas auf sich hält, muss mindestens ein U67 im Fundus haben. Weiche Höhen, präsente, leicht angehobene Mitten und ein neutraler Bassbereich sind die bekannten Merkmale des Berliner Mikrofons.
Beide Mics wurden direkt mit meinem Universal Audio Apollo X6 verbunden angeschlossen und aufgenommen wird – der Hersteller wird es lieben – mit Universal Audio LUNA ohne weitere Effekte.
Test 1: Stimme
Für beide Mikrofone habe ich einen einfachen Poppschutz verwendet und nach Anzeige und mit Sinustönen eingepegelt. Der Mikrofonabstand betrug ca. 30 cm. Danach derselbe Text in einem 45 Grad Winkel.
Audioaufnahme Stimme
Test 2: Akustische Gitarre
Wie beim Stimmentest wurde die Gitarre mit beiden Mikrofonen gleixhzeitig aufgenommen, um identische Verhältnisse zu haben. Dabei wurde das Lewitt kopfüber über dem UA Block 167 kopfüber über dem platziert, so dass beide Kapseln so nah wie möglich beieinander sind. Es wurde in Nierencharakteristik aufgenommen.
Audioaufnahme akustische Gitarre (Fender Newporter Classic)
Test 3: Percussion
Ich habe nacheinander zuerst Bongos, dann meine afrikanische Shekere und schließlich eine Triangel in 1 m Abstand zu den Mikrofonen aufgenommen. Hier habe ich jeweils auf Kugelcharakteristik umgeschaltet, um die Raumanteile mit aufzunehmen.
Audioaufnahme Percussion
Conclusio
Es war zu erwarten, dass sich der Klang von Lewitt und Bock 167 deutlich unterscheiden, denn schließlich trifft hier die modernste Mikrofontechnik der Österreicher von Lewitt auf den Versuch, ein Vintage-Mikrofon ins neue Jahrtausend zu hieven. In allen Klangbeispielen ist das Lewitt als das hellere, transientenreichere und dynamischere Mikrofon im Vergleich zum Universal Audio erkennbar.
Die Stärken des Bock 167 liegen in der natürlicheren Abbildung, der Wärme und dem ausgeprägterem Grundton. Meine Stimme hat im 167er weniger „hiss“ und dafür mehr Volumen und Charakter. Wo das Lewitt (in leichter Tendenz) zur Analytik neigt, da vermittelt das Universal Audio mehr Geschlossenheit: Der jeweilige Klang wird weniger seziert als mehr in seiner Natürlichkeit abgebildet.
Interessant der Test mit der Gitarre: Beide Mikrofone lösen die dichten Akkorde gut auf und behalten die Übersicht, ohne zu vermatschen – mit geschlossenen Augen würde ich den etwas gnädigeren Klang des UA Bock 167 bevorzugen. Anders bei der Percussion: Die Transienten und die Details im Sustain machen mir mit dem Lewitt einfach mehr Spaß.
Geht das UA Bock 167 als Alternative zum Neumann U67 durch? Ich sage ja: Es hat (ohne direkten Vergleich!) eine sehr ähnliche Charakteristik und eignet sich sehr gut für alle möglichen Klangquellen – vom Gesang bis zur Gitarre deckt es alle Bereiche gleichermaßen gut ab und ist mit den einstellbaren Modi ein echter Allrounder. Im Mix funktioniert das UA Bock 167 mit Sicherheit ebenso gut wie das Berliner Original. Für den halben Preis des Neumann ist das amerikanische Röhrenmikrofon definitiv eine echte Empfehlung!
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