Mooers little helper
Die Firma Mooer ist ja schon immer mal für eine Überraschung gut. Mit dem GE 200 zum Beispiel habe ich selbst schon auf einer Bühne gestanden und war beeindruckt, was für 230,- Euro in diesem Bereich möglich ist. Nun ist eine neue Serie Pedale mit dem Namen X2 auf dem Markt. Der Mooer Preamp Model X ist eins davon. Bei diesem kleinen Pedal handelt es sich um nicht weniger als einen vollwertigen, programmierbaren Preamp, der vom Werk aus 14 vorinstallierte Verstärker-Modelle mitbringt, die jeweils über zwei Kanäle verfügen. Klingt spannend? Ist es auch!
Mooer Preamp Model X – Facts & Features
Gerade mal 115 × 75 × 33 mm groß ist das kleine Kistchen und mit circa 330 g dürfte es keine allzu große Belastung für das Pedalboard sein. Mit Strom versorgt wird das Mooer Preamp Model X Pedal, wie bei Pedalen üblich, mit einem externen Netzteil. 9 V und 300 mA (Minuspol innen). Natürlich wird ein Netzteil mit entsprechenden Spezifikationen mitgeliefert. Der Anschluss befindet sich frontseitig, gleich darüber finden wir eine USB-Buchse, die die Kommunikation mit einem beliebigen Computer ermöglicht. Rechts und links am Gehäuse finden wir die Input- und die Output-Buchse, neben letzterer ist auf das Gehäuse noch mal eine Übersicht der vorinstallierten Verstärker aufgedruckt. Das in mattem Weiß gehaltene Gehäuse macht einen stabilen Eindruck, vier aufgeklebte Gummifüße an der Unterseite bieten auch auf rutschigem Untergrund sicheren Stand. Auf der Oberfläche des Gerätes befinden sich fünf Potis mit Mittenrastung, denen die üblichen Parameter eines Verstärkers zugeordnet sind: Gain, Treble, Mid, Bass und Level. Zwei stabile Fußtaster mit angenehmem Tretwiderstand wählen jeweils einen Kanal des gewählten Preamps aus. Tritt man beide Tasten gleichzeitig, befindet man sich direkt im Auswahlmodus, in dem man durch die Presets blättern kann. Eine Kette von 7 zweifarbigen LEDs gibt Auskunft über das gewählte Preset, leuchten die LEDs blau, sind die Plätze 1-7 aktiviert, leuchten sie lila, die Plätze 8-14. Eine jeweils einem Taster zugeordnete LED verrät, welcher der beiden Kanäle des gewählte Modells aktiv ist. Ein kleiner Save-Button macht es möglich, etwaige Eigenkreationen zu speichern. So übersichtlich kann es gehen. Schauen wir uns jetzt einmal an, was für Möglichkeiten der Verschaltung wir haben.
Der Mooer Preamp Model X auf dem Effektboard
Das erste, was einem natürlich in den Sinn kommt, ist die Verwendung auf einem herkömmlichen Effekt-Board. Hier würde man das Signal von der Gitarre direkt in vorgeschaltete Effektgeräte führen, dann in den Mooer Preamp Model X. Der Output des Gerätes würde dann mit nachgeschalteten Effektgeräten kombiniert und am Ende der Kette stünde dann ein klassischer Gitarrenverstärker, den man dann natürlich am besten direkt über die Return-Buchse angesteuert. Alternativ kann man hier natürlich auch einfach direkt eine Endstufe und nachgeschaltete Gitarrenboxen anschließen. Da der Preamp aber über eine kleine Auswahl mitgelieferter Boxen-Simulationen verfügt, ist es auch möglich, statt des Gitarrenverstärkers direkt ein Mischpult, ein PA-System, ein Audiointerface oder eine FRFR-Box anzuschließen. Das macht das Gerät schon mal zu einem sehr flexiblen Partner in der Praxis. Richtig interessant wird in diesem Zusammenhang die Verwendung des ebenfalls in der Serie erhältlichen Mooer Cab X2, den ich in meinem nächsten Test ausführlich vorstellen werde. Dieser ermöglicht es, ähnlich wie der Preamp, 14 verschiedene Cab-Simulationen auf dem Effektboard unterzubringen.
Der Editor des Mooer Preamp Model X
Auf der Mooer Homepage kann man den zum Preamp gehörenden Editor herunterladen. Hier ist es auch möglich, das per USB angeschlossene Pedal auf die neuste Firmware upzudaten. Der Editor selbst ist übersichtlich gestaltet und erklärt sich auf den ersten Blick von selbst. Hier erstellte eigene Soundkreationen können dann ohne großen Aufwand im Gerät gespeichert werden, um sie dann beim nächsten Gig oder der nächsten Probe abzurufen. Wem die mitgelieferten 14 Verstärkermodelle nicht ausreichen, der kann sich auf der Mooer Website www.mooerstudio.com zusätzliche Sample-Dateien herunterladen oder seine eigenen den anderen Nutzern zur Verfügung stellen. Diese Website ist netterweise direkt über den Editor erreichbar.
So klingt der Mooer Preamp Model X
Genug geredet, auf in die Praxis. Um die Soundmöglichkeiten des Moore Preamp Model X zu demonstrieren, hört ihr zunächst ein paar der Verstärkermodelle, die ich mit Hilfe der integrierten Cab-Simulation direkt ins Audiointerface gespielt habe. Die Namen der Soundfiles geben Auskunft über das verwendete Preset. So richtige, endlose Freude will da leider nicht aufkommen. Sowohl clean, als auch mittel und stärker verzerrt klingen die Sounds irgendwie harsch und nicht so richtig rund, obwohl man auch damit schon ziemlich amtliche Ergebnisse erzielen kann. Irgendwie ist das alles zu digital. Schnell ist aber der Schuldige ausgemacht.
Verwende ich statt der integrierten Cab-Simulation Impulse-Responses aus einem Plug-in der DAW, klingt gleich alles viel harmonischer und wesentlich organischer. Ich komme also zu dem vorläufigen Urteil, dass die integrierten Cabs zwar ein nettes Extra darstellen, jedoch wegen der fehlenden Editierbarkeit in der Praxis weniger gut brauchbar sind. Also kommen jetzt ein paar Preamp-Sounds, die ich über ein virtuelles 4×12″ Soldano Cabinet jage. Ein kleines bisschen Reverb aus der DAW verleiht dem Sound Räumlichkeit.
Bei den nächsten Klangbeispielen habe ich vor den Mooer Preamp Model X2 meinen geliebten Carl Martin PlexiRanger geschaltet, hinter dem Preamp folgt das Audiointerface. Die Boxensimulation kommt in diesem Fall wieder aus einem Plug-in in Logic. Die verwendeten Effekte entstammen ebenfalls einem Plug-in.
Der letzte Sound entspricht nun am ehesten der klassischen Effektkette auf dem Board. Hinter Plexi Ranger und Preamp befinden sich ein paar weitere Pedale, die verwendete Lautsprechersimulation ist hier, im Vorgriff auf mein nächsten Test, schon mal das Mooer Cab X2.