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Vergleichstest: Soldano Plug.ins – Freeware vs. Payware

Freeware vs. Payware - der Vergleich!

12. Dezember 2023

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Ist Geiz geil? Ist „umsonst“ die Lösung aller Probleme? Oder gebe ich lieber ein bisschen Geld aus und habe dafür den Gitarrensound? Die Auswahl an Freeware für uns Gitarristen ist enorm, mindestens genauso undurchsichtig ist aber das Angebot an Payware. Ich möchte zwei Software-Lösungen für Gitarristen vergleichen, um zu schauen und – vor allem – zu hören, ob wir überhaupt noch Geld ausgeben müssen, um einen amtlichen Sound aufs längst schon nicht mehr vorhandene Band zu nageln. Zum Shootout stehen bereit: zwei Soldano Plug-ins, das eine lizenziert und vom Meister höchstselbst abgesegnet, das andere als Freeware erhältlich und optisch offensichtlich den Soldano-Style Plug-ins zugehörig. Here we go …

Soldano Plug-ins – die Kandidaten

Die Idee zu diesem Vergleich kam mir, als ich jüngst bei der Konkurrenz schnüffelte und über einen Artikel im Sinne der „besten Freeware Plug-ins für Gitarristen“ stolperte. Da fiel mir direkt diese offensichtlich auf Soldano designte Software von Neurontube ins Auge und ich musste an mein Review der Neural DSP Soldano Software denken. Würde der Unterschied im Sound rund 100,- Euro Ausgabe rechtfertigen? Kann eine Freeware das ersetzen, was hoch bezahlte Spezialisten erdenken? In der blauen Ecke also die Neurontube: debut Software, eine Freeware aus dem Hause Audiosingularity, die neben dem Laney TF300 auch den Soldano SLO 100 kopiert. In der roten Ecke lauert die offizielle Soldano SLO 100 Software von Neural DSP, die zusammen mit Mike Soldano himself designt wurde und die Latte schon recht hoch legt!

Soldano Plugins Amp lila

Schauen wir uns zunächst die GUIs an, die Graphical User Interfaces. Hier ist es natürlich eine Herausforderung, die detailreichen und liebevoll gestalteten Oberflächen von Neural DSP zu toppen. Aber letztlich zählt der Praxiswert. Ich zitiere an dieser Stelle unseren Leser @mofateam: „Wenn ich in meiner DAW auf dem Laptop arbeite, gibt es nichts Schöneres als Plug-ins, die mir mit fotorealistischen GUIs von glühenden Röhren, Rack-Ohren oder in diesem Fall Klinkenbuchsen, VU-Metern, Tragegriffen und Frontbespannung den wertvollen Bildschirmplatz vollmüllen. Im Ernst, was soll dieser zweifelhaft geschmackvolle Eye-Candy-Mist?“

Das ist ein berechtigter Einwand! Ich kann dazu aber sagen, dass die DAWs in der Regel die Möglichkeit haben, das GUI auf eine rein parameterbasierte Oberfläche zu reduzieren. Zum Einstellen und Fummeln an den Reglern ist eine realistische Darstellung in meinen Augen sinnvoll und wünschenswert. Nach erfolgter Einstellung kann man dann ja tatsächlich den grafischen Overflow beenden und nur noch mit den Parametern arbeiten.

Soldano Plugins im Vergleich – Neurontube Overview

Das Neurontube Plug-in hat eine sehr aufgeräumte Oberfläche. Zunächst imponiert der Amp, um den es hier geht. Dass es sich dabei um einen Soldano SLO 100 handelt, ist unverkennbar. Die Software bringt noch einen Laney TF300 mit, aber der interessiert uns jetzt im direkten Vergleich nicht. Innerhalb der DAW erscheint der Amp unterhalb einer Reihe wichtiger Regler, hier sind das der Input- und der Output-Regler, ein Gate- und ein Mute-Button sowie die Auswahl des jeweils aktiven Fensters.

Soldano Plugins Neurontube Amp

Neben einem Tuner und dem Amp gibt es hier die Möglichkeit, das Pedalboard einzublenden, dessen fünf Pedale, mit Ausnahme des Reverbs, ausschließlich vor dem Amp benutzt werden können. Hier stehen ein Compressor, ein Overdrive, ein Chorus und ein Delay zur Verfügung. Das Reverb-Pedal ist mittels des Pre-/Post-Schalters vor oder hinter dem Amp verwendbar. Der Button „Cabinet“ ruft die Cab-Sim auf, hier finden wir, neben dem „Britisch Combo“ des Laney Amps, noch eine klassische 4× 12“ Box und die zum Soldano gehörige „American 4× 12“ V30“-Box.

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Soldano Plugins Cab SIM

Die CabSim der Neurontube Software ist deutlich spartanischer aufgebaut als die von Neural DSP

Acht virtuelle Mikros können die Box abnehmen, allerdings stehen nicht alle Mikros vor jeder Box zur Verfügung. Das Mikro kann in fünf Stufen vom Speaker entfernt werden, ein seitliches Verschieben oder der beliebte 45°-Winkel des SM57 ist nicht möglich. Das Neurontube Plug-in arbeitet ausschließlich in Mono.

Soldano Plug-ins für den Rechner – Neural DSP Overview

Die Oberfläche des Neural DSP Soldano Plug-ins ist deutlich aufwändiger gestaltet. Die Details dazu könnt ihr euch gern in meinem Review durchlesen, das ich euch hier verlinke. Vor allem aber fällt auf, dass neben Pre-Effekte Compressor, 2x Overdrive und Chorus hinter dem Amp ein 9-Band-Equalizer platziert wurde. Ebenso befinden sich Delay und Reverb hinter dem Speaker. Das Delay Pedal hat, im Vergleich zur Neurontube Software, deutlich mehr Möglichkeiten der Synchronisation, entweder per Tap oder per DAW-Sync.

Soldano Plugins Amp

Beide Software-Lösungen im Vergleich der Soldano Plug-ins installieren sich problemlos, während die Neurontube Software sofort verfügbar ist, muss die Neural DSP Software allerdings per iLok lizenziert werden. Nun gut, dafür hat man ja auch Geld ausgegeben. Was uns jetzt interessiert, ist der direkte Vergleich.

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(3)

Die Soldano Plug-ins in der Praxis

Beide Soldano Plug-ins lassen sich problemlos downloaden und installieren, es installiert sich jeweils eine Standalone-Version und das Plug-in. Bei Neural DSP für alle gängigen DAWs, bei Neurontube leider ausschließlich als 64 Bit VST3/AU für Mac. Das ist schade und eigentlich unverständlich. In der Praxis macht sich die Tatsache, dass das Neurontube Soldano Plug-in lediglich in Mono arbeitet, nicht sonderlich negativ bemerkbar. In der Regel ist ein Monosignal ja sogar einfacher zu bearbeiten als ein mit Effekten überlagertes Stereosignal und die DAW selbst bringt ja noch reichlich Effekte mit, die dann das Signal darüber hinaus in Stereo aufblasen können. Was mir aber bitter aufstößt, ist die Tatsache, dass ich beim Neurontube Plug-in keinerlei Presets abspeichern kann. Das Plug-in speichert auch nicht die letzte Einstellung, sodass man hier Zettel und Bleistift bereithalten sollte. Ein paar Presets bringt die Software mit, wenn die passen, hat man eben Glück.

Soldano Plugins Pre FX

Das FX-Board der Neurontube Software

So richtig anstrengend ist dann aber die Arbeit mit Automationsdaten. Während hier das Neural DSP Plug-in sofort etwaige Veränderungen der Parameter in die Spur schreibt, sobald ich auch nur einen Regler minimal verdrehe, passiert beim Neurontube Plug-in nichts. Die einzige Möglichkeit ist, den gewünschten Parameter in der Automation auszuwählen und zum gewünschten Zeitpunkt den Wert zu verändern. Das ist mühsam und wenig praxistauglich. Alles in allem bietet Neural DSP hier den besseren Workflow und professionellere Features. Das Fehlen eines Metronoms in der Freeware kann ich absolut verschmerzen. Eine Tempo-Sync-Funktion allerdings, die bei Neurontube fehlt, kann das Leben echt erleichtern.

Soldano Plugins Pre FX

Die Pre-FX der Neural DSP Software

Einen kleinen Vorteil erspielt sich Neurontube, weil das Reverb-Pedal wahlweise vor oder hinter dem Amp arbeiten darf. Jetzt das Ganze noch für Delay und Chorus und Janni ist zufrieden. Die Effektreihenfolge bei Neural DSP ist nämlich komplett fix und kann nicht verändert werden. Jetzt aber zum wichtigsten Faktor, dem Sound!

Soldano Plug-ins im Vergleich – der „Blind Test!“

In den folgenden zwei Beispielen hört ihr das gleiche Gitarrenriff, jeweils durch das Neurontube Plug-in und durch das Neural DSP Soldano Plug-in. Alle Regler stehen auf 12 Uhr, wir befinden uns im Zerrkanal. Also die Software nackt, so wie der Software-Gott sie schuf. Keine Beschönigungen, keine Tricks, keine Äpfel, keine Schlangen. Soldanoimitation pur. Seid offen und hört euch zunächst die beiden Klangbeispiele mit offenen Ohren an.

Na? Wer hört es raus? File No. 1 ist die Neural DSP Software, File No. 2 entspringt dem Neurontube-Soldano. Ich muss an dieser Stelle schon sagen, dass die Interpretation eines Soldano SLO-100 offenbar etwas Spielraum lässt. Aber natürlich ist das auch kein Wunder, denn jeder Gitarrist, Tontechniker oder Studioprofi hört einen Amp anders. Während hier die Neural DSP Software drückend warm ihr pseudoröhriges Inneres offenbart, klingt die Neurontube Software etwas greller und harscher, wirkt auf mich beim ersten Höreindruck kratziger. Doch ist das wirklich schlechter? Oder sogar besser? Zweifelsohne kann ich die Neurontube-Interpretation mit einer gewissen Berechtigung als „aggressiver“ beschreiben. Ganz neutral betrachtet, haben beide Soldano Plug-ins ihren eigenen Reiz. Über Kopfhörer hat die Freeware meiner Meinung nach sogar die Nase etwas vorn. Doch was ist jetzt besser? Gibt es denn den Begriff „besser“ überhaupt in so einem Fall? Oder können/dürfen/sollen wir hier neutral sein und einfach das bevorzugen, was gefällt?

Soldano Plugins Cab Sim NDSP

Die deutlich umfangreichere Cab Sim der NDSP-Spftware

Auf ins Eingemachte – welche Software ist musikalischer?

Für den Check, welches der beiden Soldano Plugins nun den besseren Job macht, und ob knapp 100,- Euro für eine Payware gerechtfertigt sind, bastele ich mir einen Backing-Track aus Logic-Loops, über den ich mit nahezu identischen Einstellungen beider Kandidaten mit jeweils drei Sounds ein wenig improvisiere. Alles andere als perfekt, just noodlin‘ around …

Alles in allem sind beide Versionen objektiv betrachtet gleichwertig. Was also sollte mich bewegen, knapp 100,- Euro auszugeben, wenn ich einen guten Soldano Sound auch umsonst bekommen kann? Nun, für mich sind ein paar Faktoren ausschlaggebend, die ich jetzt gern noch erläutern möchte. Geht es um den puren, trockenen Sound, ist das Neutontube Plug-in dem Neural DSP Plug-in nicht wirklich unterlegen. Was aber das Neural DSP Soldano Plug-in zum Vergleichssieger macht, ist das deutlich angenehmere Spielgefühl. Das ist, zugegeben, höchst subjektiv. Und wer nur den Amp nutzt, mag das jetzt auch kritisch hinterfragen. Aber die Neural DSP Software bietet einfach ein umfangreicheres, besser abgestimmtes Paket. Die Effekte sind qualitativ hochwertiger, die Sounds können gespeichert werden, das Delay kann problemloser getimt werden, die einzelnen Komponenten arbeiten einfach irgendwie besser zusammen. Nicht zuletzt bringen mich die Vorteile bei der Automation dazu, das Neural DSP Plugin zum Sieger zu erklären, obwohl mir die Leistung der Freeware durchaus Respekt abnötigt.

 

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Fazit

Ich bin überrascht, wie gut die Freeware von Neurontube klingt. Gleichzeitig bin ich etwas enttäuscht über fehlende Möglichkeiten bei der Speicherung von Sounds, der umständlichen Automation innerhalb der DAW und dem fehlenden Tempo-Sync bei Neurontube. Und warum gibt es die Neurontube Software nicht als Plug-in für Windows? Trotzdem muss man neidlos anerkennen, dass der Grundsound der Freeware dem der Payware nahezu ebenbürtig ist. Das „Ampgefühl“ habe ich bei beiden Soldano Plug-ins, bei Neural DSP ist aber der Workflow ausschlaggebend, primär die Automation betreffend. Natürlich kann man aber auch innerhalb einer DAW immer mit eigenen IR-Loadern arbeiten, zusätzliche Plug-ins laden usw. Der Gesamteindruck ist bei Neural DSP deutlich professioneller, ich bin aber absolut erstaunt, was die Neurontube Freeware leistet.

Plus

  • Grundsounds bei beiden Plug-ins
  • Integration in Workflow (Automation, Tempo-Sync, IR-Loader) (Neural DSP)
  • kost' nix (Neurontube)
  • Preis-Leistungs-Verhältnis (Neural DSP)

Minus

  • keine Möglichkeit, Presets zu speichern (Neurontube)
  • Automation umständlich (Neurontube)
  • kein Tempo-Sync und kein Metronom (Neurontube)
  • keine eigenen IRs innerhalb der Software nutzbar (Neurontube)
  • Plug-in nur für Mac erhältlich (Neurontube)

Preis

  • Freeware (Neurontube)
  • 99,- Euro (Neural DSP)
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    Filterspiel AHU

    Den Neurotube kann ich für Win/Mac/Linux herunterladen, das mit nur Mac bezieht sich glaube ich spezifisch auf die AU-Variante, was ja auch Sinn macht.

    „neurontube:debut comes in 64-bit VST3 / AU (macOS only) / Standalone app.“

    Vielleicht haben auch die seit dem Test, der ja schon etwas her sein könnte, um Win/Linux erweitert?

  2. Profilbild
    RainerJTM

    Es geht ja immer darum, wie nah ein Algorithmus das amtliche Original abbildet.
    Daher würde ich immer die Neural DSP Variante wählen, denn genau auf die beschriebenen Feinheiten kommt es an.

    Ich hatte mir die Pay-Version von Neural DSP mal testweise runtergeladen und für sehr ansprechend befunden.
    Gekauft habe ich die nicht, weil ich einen SLO30 habe.

    Allerdings hatte ich Latenzprobleme, obwohl so etwas bein meinem RME Fireface UC eigentlich nicht auftreten sollte.

    Ich gehe davon aus, dass ich etwas falsch gemacht habe.

    Mein Vorschlag wäre, dass mal jemand am „lebenden“ Beispiel nen Workshop erstellt, wie man richtig mit den Neural DSP Plugins am Rechner umgeht.

    Das wäre richtig gut.

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