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Test: Scuffham Amps S-Gear E-Gitarren Software

Klasse statt Masse

11. Juli 2023

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Neben den Platzhirschen der Branche gibt es immer wieder Entwickler, die am Radar der Masse vorbei grandiose Hard- und Software produzieren. Einer davon ist Mike Scuffham, den wahrscheinlich mehr von euch kennen, als ihr vermutet. Mike Scuffham war Teil des Entwicklerteams der Firma Marshall und in seine Verantwortung fiel damals die Entwicklung des legendären JMP-1 MIDI-Preamps. Als studierter Akustiker und Musiktechniker immer neue Herausforderungen suchend, ging er 1996 zu Akai Professional, entwickelte dort die Software des DD1500 mit, ein Harddisk-Recorder der ersten Stunden. Danach verabschiedete er sich dann von der Musikszene, um seine Zeit mit professionellem High-End-Videoequipment zu verbringen. 2009 zog es ihn jedoch wieder zurück in die Musikbranche und er gründete in der Folge 2011 seine Firma Scuffham Amps. Das Wissen, wie man einen guten Gitarrensound auch digital erzeugen kann, gipfelte im Release der Scuffham Amps S-Gear E-Gitarren-Software. Und die verwies schon damals Guitar Rig und Amplitube auf die Plätze, bekam aber nie die mediale Aufmerksamkeit, die ihr eigentlich gebührt.

Scuffham Amps S-Gear Full

Scuffham Amps S-Gear – Klasse statt Masse

Der Hauptgrund für das Nischendasein der Scuffham Amps S-Gear Software dürfte wohl der recht geringe Funktionsumfang gewesen sein. Während Native Instruments mit Guitar Rig und IK Multimedia mit Amplitube einer Philosophie des „höher, schneller, weiter“ frönten, legte Mike Scuffham immer schon Wert auf Qualität statt auf Masse. Die Urversion der Software, die ich mir damals für 99,- Euro auf mein MacBook lud, beinhaltete lediglich drei Amps, „The Duke“, „The Steeler“ und „The Jackal“, ein Reverb oder gar einen Chorus suchte man damals noch vergeblich. Lediglich ein Delay war an Bord, zudem eine Speaker-Simulation (oder besser: Impulse-Responses) mit einem dynamischen (SM57) und einem Bändchenmikrofon. Was mich damals an der Scuffham Amps S-Gear Software so faszinierte, war das Spielgefühl, das damals schon Maßstäbe setzte. Von einem Unterschied zu echten Röhrenamps konnte man bereits damals nicht wirklich sprechen, das Ansprechverhalten war täuschend echt und Guitar Rig und Amplitube hatten dagegen keine Chance. Die beiden Letzteren hatten aber soviel mehr an Equipment zu bieten, dass man als Kunde natürlich der Versuchung erliegen konnte, sich deutlich mehr für sein Geld auf den Rechner zu laden.

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Ibanez Tube Screamer Mini
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Viel hat sich seit dem ersten Release von S-Gear getan, zwei neue Amps kamen dazu, ein Modulationseffekt und ein Reverb. Die Entwicklung bei Scuffham Amps kennt keinen Turbo, dafür kann man sich darauf verlassen, dass die veröffentlichten Tools auch qualitativ keine Wünsche übrig lassen. Die Entwicklungszeit kann ich persönlich gut daran ablesen, wie lange die Entwicklung des neuen Compressors benötigt hat. Nach dem Release der Version 2.1, die dann endlich auch das „Room Thing“ genannte Reverb am Start hatte, schrieb ich eine E-Mail an Mike, dass ich mich über die Entwicklung eines „Compression Thing“ extremst freue. Das war vor 9 Jahren, mir wurde damals gesagt, es sei in der Planung …

Scuffham Amps S-Gear: Die einzelnen Komponenten

Der Aufbau der Software ist nicht besonders spektakulär, aber aufgeräumt, stilvoll und übersichtlich. Als Basis dient ein virtuelles Rack, in dem die gewählten Komponenten dann sicher eingeschraubt werden. Download, Installation und Aktivierung sind kinderleicht, eine 10-tägige Demoversion gibt’s kostenlos ohne Einschränkungen. Die Software läuft gleichermaßen auf Windows und auf Mac, nach der Installation steht sie als standlone Version und als Plug-in für alle gängigen DAWs bereit. Die übersichtliche Struktur der Software erspart mir das Lesen einer Bedienungsanleitung, obwohl ich diese wärmstens empfehlen möchte, da sie wirklich ins Detail geht und viel Wissenswertes vermittelt. 122 Presets geben einen sehr guten Überblick über die klanglichen Möglichkeiten der Software, mit Effekten überladene und bis zur Unkenntlichkeit verbastelte Sounds findet man hier zum Glück nicht, die Presets geben einen wirklich guten Einblick. Zusätzlich stehen kostenlose Packs von Profis zum Download zur Verfügung und erweitern die Anzahl der Presets beträchtlich. Die Verwaltung der Presets und das Speichern eigener Kreationen sind selbsterklärend. Im oberen Bereich des Fensters befindet sich der Preset-Browser sowie einige Einstellmöglichkeiten für MIDI, Impulse-Responses und generelle Konfigurationen. Hier gibt es zum Beispiel auch die Möglichkeit, das Ladeverhalten der einzelnen Presets zu bestimmen. Presets können entweder direkt mit einem Mausklick aktiviert werden oder, und das ist die voreingestellte Alternative, die Presets werden nur vorgeladen und per zweitem Mausklick aktiviert. Ich gebe euch nun eine Übersicht über die einzelnen Komponenten der Scuffham Amps S-Gear Software, beginnend ganz oben im Rack.

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Fender Professional Pedal Board L
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Das Pedalboard der Scuffham Amps S-Gear Software

Scuffham Amps S-Gear Pedal Board

Neuester Zugang der Scuffham Amps S-Gear Software ist das Pedalboard, das zwar bereits seit Mitte 2022 in der Release-History zu finden ist, bislang aber nur über ein Overdrive-Pedal verfügte. Seit März dieses Jahres ist nun auch endlich mein schwer vermisster Compressor erhältlich. In der Signalkette liegt das Board vor den Amps. Jeder Effekt, auch die folgenden Rack-Effekte, kann je zweimal geladen werden, ein Stacking von zwei Overdrives zum Beispiel ist also kein Problem. Maximal acht Pedale haben auf dem Board Platz. Ich bin gespannt, was als Nächstes kommt. Ein Wah-Wah wäre großartig, ich frage im Jahr 2031 noch mal nach. Beide Pedale verfügen über ausreichend Möglichkeiten, etwaige Parameter zu verbiegen. Durch Rechtsklick auf ein Pedal gelangt man zu einigen Presets, beim Compressor sind es zehn, beim Overdrive sechs. Beide Pedale sind auf die nachfolgenden Amps optimal abgestimmt. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, deshalb erwähne ich es hier.

Scuffham Amps S-Gear Guitar Plug-in: Die Amps

Fünf verschiedene Amps stehen mittlerweile zur Auswahl. Das erscheint auf den ersten Blick nicht viel, deckt aber gefühlt locker 98 % aller jemals benötigten Sounds ab.

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Custom ’57

Scuffham Amps S-Gear Custom '57

Der Custom ’57 ist Mikes Interpretation eines der prägendsten Amps der 50er-Jahre, dem „Tweed Amp“. Mit nur vier Reglern bekommt man vom sanften, cleanen Sound bis zum kratzig-bissigen Overdrive alles hin, ein paar Einstellmöglichkeiten seitens der Endstufe bringen zusätzliche Färbungen ins Spiel.

The Wayfarer

Scuffham Amps S-Gear The Wayfarer

Der Wayfarer ist ein dreikanaliger Amp, der sich an den modifizierten Klassikern amerikanischer Westcoast Sounddesigner orientiert. Wer hier „Boogie“ oder „Rivera“ ruft, liegt ziemlich richtig. Umfangreiche Möglichkeiten der Klangformung werden durch zahlreiche Schalter geschaffen, ein grafischer 5-Band-EQ, ein Tremolo und die auch hier möglichen Einstellungen der Endstufe lassen ein flexibles Werkzeug erwarten.

The Duke

Scuffham Amps S-Gear The Duke

Der Duke ist im Medium-Gain-Bereich angesiedelt und verfügt über einen zusätzlichen Overdrive, der wiederum in drei unterschiedlichen Abstufungen tätig werden kann, namentlich „Normal“, „Thick“ und „Bright“. Angelehnt ist der Sound hier an einen Fender Super Reverb Amp, der im Gegensatz zum Twin Reverb oder Deluxe über eine andere Signalbearbeitung verfügt und gern im Blues Verwendung findet.

The Stealer

Scuffham Amps S-Gear The Stealer

Ein klassischer „britischer“, einkanaliger Amp. Die Optik zeigt, wo es langgeht. Ein paar Gimmicks wie „Push“- und „Boost“-Schalter machen den Stealer flexibler einsetzbar, hier sind wir im Bereich des Classic-Rocks und des Modern-Blues unterwegs.

The Jakal

Scuffham Amps S-Gear The Jakal

This one goes to eleven. It’s one louder, isn’t it? Der High-Gain-Amp mit deutlich mehr Preamp-Gain als der Stealer, kann aber auch crispy clean, wenn er soll. Hier bekommt man auch die Sounds der getunten Soldanos, Bogners oder Diezels hin, wenn man sich ein bisschen mit der Cab-Sim auseinandersetzt. In der sind nämlich auch einige Geheimnisse eines guten Sounds versteckt.

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Marshall DSL20HR
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Die Cab-Sim der Scuffham Amps S-Gear Software

Pro Convolver nennt Mike Scuffham seine Cabinet-Simulation-Engine. In Zusammenarbeit mit Redwirez (www.redwirez.com) werden hier die Impulse-Responses, also das Frequenzverhalten von Cabinet, Speaker und verwendetem Mikrofon zugefügt. Das ist quasi das Herzstück einer solchen Software, denn ein aufgenommener Ampsound ist immer nur so gut, wie die Übertragung des Signals von Box zu Mikro.

Scuffham Amps S-Gear Pro Convolver

22 Cabinets stehen zur Auswahl, vom 1×12″ Combo-Gehäuse über 2×12″ Cabinets bis zur modernen 4×12″ Highgain Blitz-und-Donner-Brüllschachtel ist alles dabei. Nur zwei bis drei Mikrofone (je nach Boxenwahl und Sinnhaftigkeit) stehen zur Auswahl, ein SM57, ein Ribbon 160 und ein Ribbon 121. Ein Kondensator-Mikrofon sucht man vergeblich. Ob das ein Nachteil ist, wird sich zeigen. Wer nur ein Mikro benötigt, kann den zweiten Boxenkanal ausschalten oder auf „Slave“ setzen, dann werden die Einstellungen von Box No. 1 einfach kopiert, aber hart nach rechts und links gepannt.

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Marshall MR1960AHW
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Ein kleines Grafik-Tool ist auch dabei, hier kann das Mikrofon virtuell positioniert werden. Eine Klangregelung erlaubt Eingriffe in gezielt ausgewählte Bereiche, um typische Frequenzen zu pushen oder abzusenken. Ein Delay-Regler fügt bei Bedarf etwas Raum von maximal 24 Millisekunden hinzu. Hier lohnt auch ein Blick in die ausführliche Bedienungsanleitung, denn man bekommt einen guten Einblick in die Arbeitsweise des Pro Convolvers. Ein paar Einstellungstipps sind auch dabei, denn schnell hat man einen guten Sound zerschossen, wenn man keine Ahnung von der Wirkweise der einzelnen Regler hat. Ein ungefiltertes DI-Signal kann auch ausgegeben werden, falls man eigene Impulse-Responses nutzen oder einen sehr cleanen Sound auf der Spur haben möchte. Eigene IRs können natürlich auch direkt in die Software geladen werden, dazu befindet sich oben links ein Button mit der Bezeichnung „Impulses“

Scuffham Amps S-Gear Mikro Position

Die Rack-Effekte des Scuffham Amps Plug-ins

Drei verschiedene Rack-Effekte stehen zur Verfügung, jedes davon kann, wie schon bei den Pedal-Effekten erwähnt, maximal zweimal in den Signalweg geladen werden. Per Drag’n’Drop kann die Reihenfolge verändert werden, die Effekte können auch vor dem Pro Convolver platziert werden, nicht jedoch vor dem Amp. Per Mausklick kann jede Rack-Unit mit der ihr vorgeschalteten Einheit in einen parallelen Modus versetzt werden, so dass zum Beispiel Delay und Hall nicht nacheinander, sondern nebeneinander arbeiten.

Delay Thing

Scuffham Amps S-Gear Delay Thing

Das Delay Dings ist ein leicht zu bedienendes, aber auf den zweiten Blick sehr umfangreiches Delay. Es kann Mono und Stereo betrieben werden und ist umschaltbar zwischen zwei Modes, dem Analog-Mode und dem Tube-Mode. Im Analog-Mode gibt’s die klassische Eimerkette (Bucket-Brigade-Delay – BBD), im Tube-Mode wirde das Signal durch einen simulierten Röhrenschaltkreis geschickt, was sich in der Wiedergabe deutlich niederschlägt.

Die Delay-Zeit kann entweder in Millisekunden eingestellt, per Tap-Button eingetappt oder mit der DAW synchronisiert werden. Durch Klick auf die Delay-Time-LED öffnet sich das Sync-Menü mit der Auswahl an Notenwerten. Eine Modulation des Effektsignals kann bei Bedarf auch eingeschaltet werden, hier stehen zwei Schwingungsformen (Sine und Triangle) zur Verfügung. Mittels der Regler Rate und Depth können Geschwindigkeit und Intensität der Modulation eingestellt werden.

Room Thing

Scuffham Amps S-Gear Room Thing

Das Raum Dings meint ein Reverb mit zahlreichen Arten der Hallerzeugung. Hier gibt es verschiedene Räume, Hallen, ein Stadion, Platten, Federn usw. Eben alles, was in der Geschichte des künstlichen Halls jemals erfunden wurde. Die wichtigsten Parameter sind direkt auf der Oberfläche regelbar, wer in die Tiefe gehen möchte, kann im Display des Room Things einzelne Parameter anwählen und mit dem Data-Regler bearbeiten. Eine Hold-Funktion ist auch dabei. Da jeder Parameter in S-Gear per MIDI gesteuert werden kann, funktionieren solche Gimmicks natürlich auch über die Automation der DAW oder über MIDI-Schalter. Da die meisten Audiointerfaces auch MIDI verstehen und an den Rechner weiterleiten, kann jeder MIDI-Controller auch zur Fernsteuerung des Plug-ins verwendet werden. Wer schlau ist, schreibt dann die Automationsdaten direkt bei der Aufnahme in die Spur der DAW. Wer den letzten Satz nicht verstanden hat, kann das volle Potential solcher Plug-in-Lösungen wahrscheinlich nicht nutzen. Ich erwäge, diesbezüglich nochmal einen Workshop anzubieten.

Mod Thing

Scuffham Amps S-Gear Mod Thing

Motzing? Klar, warum nicht! Dieser Modulationseffekt kann Chorus- und Flanging-Effekte erzielen. Vom leicht schwebenden, luftigen Chorus bis zum Jet-Flanger geht hier alles, die Funktionsweisen der verschiedenen Regler kennt man auch von Bodenpedalen. Da muss ich jetzt nicht viel erklären. Erwähnt sei aber, dass hier der Mono/Stereo-Schalter immer mit Vorsicht genossen werden will, denn zu breite Modulationseffekte zerstören gern den gesamten Mix. Auch hier empfehle ich die sehr ausführlicher Bedienungsanleitung, die auch die Wirkweise der einzelnen Regler noch mal genau und informativ beleuchtet.

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Behringer FX2000 3D FX Processor
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Scuffham Amps S-Gear I/O-Setup-Panel

Tuner & Amp-Selection

Mit Effekten und Klangerzeugung sind wir durch. Jetzt fehlt noch ein ganz wichtiges Tool, nämlich das I/O-Setup-Panel. Dieses ist im Rack ganz unten fest verschraubt und nicht verschiebbar. Hier spielt sich aber viel Wichtiges ab, deshalb müssen wir noch mal kurz ran. Das Panel ist in vier Bereiche unterteilt. Ganz links befindet sich der Schalter für den Tuner. Bei Aktivierung ersetzt ein riesiger Stimmbalken den Amp ganz oben im Rack. Der Tuner arbeitet sehr exakt und angenehm ruhig, eine Mute-Funktion hat er auch. Die Center-Frequenz liegt standardmäßig natürlich bei 440 Hz, kann aber bei Bedarf per Mausrad oder MIDI-Controler von 420 Hz bis 460 Hz verstellt werden.

Scuffham Amps S-Gear I/O Setup Panel

Neben dem Tuner-Button finden wir zwei Amp-Selection-Schalter. Hier kann ein zweiter Amp in ein bestehendes Preset eingebunden und alternativ genutzt werden. Das bietet sich besonders für direkte Vergleiche an, denn manchmal ist man mit umfangreichen Effekteinstellungen durch, aber dem Grundsound könnte vielleicht doch ein anderes Amp-Modell guttun. Oder man möchte einfach von einem Rhythmussound mit dem Custom ’57 auf einen Leadsound mit dem Stealer umschalten, ohne das Preset wechseln zu müssen. Bitte schön, das geht. Selbstverständlich kann auch hier per MIDI oder Automation umgeschaltet werden. Ein Amp-VU-Meter bildet den Abschluss des ersten Segments des Panels, hier kann man schon mal die Lautstärke des Amps optisch überprüfen und ungewünschte Verzerrungen vermeiden.

Bypass

In der nächsten Sektion des I/O-Setup-Panels kann jedes der drei großen Sound-Segmente „Amp“, „Effects“ und „Cabs“ individuell aus dem Signalweg genommen werden. Was soll das nun wieder? Ganz einfach: Manchmal möchte man vielleicht einfach einen Sound ohne Effekte anhören und kann so den ganzen Effektblock aus dem Signalweg nehmen und muss nicht alle Elemente einzeln abschalten. Oder man möchte einen Vergleich zwischen Pro Convolver und eigener IR hören. Vielleicht arbeitet man aber auch gleichzeitig mit einem realen Amp und möchte seine Effekte aus S-Gear trotzdem nutzen.

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Conductive Labs MRCC
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Noise-Gate

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. In diesem Fall hobeln wir gelegentlich mit hohem Gain und Noise gibt es immer irgendwo. Also muss ein Noise-Gate her. Dieses finden wir im dritten Segment des Panels. Neben den gewohnten Reglern für Threshold und Release gibt es eine Auto-Funktion, die ein automatisches Gate-Setting verwendet. Der Floor-Regler bestimmt einen Anteil des Signals, das das Gate passieren darf. Der Einschnitt bei arbeitendem Gate ist dabei wesentlich organischer und natürlicher, weil das Signal nicht komplett abgeschnitten wird. Das Noise-Gate arbeitet absolut unauffällig. Das ist in diesem Fall ein Qualitätsmerkmal! Ganz nebenbei bemerkt produziert S-Gear auch bei höheren Einstellungen des Gain-Reglers nur unproblematische Nebengeräusche.

Input/Output

Das vierte und letzte Segment des I/O-Setup-Panels besteht aus eben jenen Is und Os. Der Input-Level-Regler bestimmt das Eingangssignal. Hier kann vollständig in Stereo gearbeitet werden, das ist sinnvoll, wenn innerhalb der DAW schon vor dem S-Gear Plug-in eine Stereospur erzeugt wurde. Wer nur eine oder zwei Gitarren anschließen möchte, kann dies ebenfalls tun, muss dann aber das Signalrouting im Audiointerface entsprechend anpassen. Wer Gitarrenschüler hat, wird dieses Feature zu schätzen wissen. Der Output-Regler regelt den letztendlichen Output des Plug-ins, hier kann das Plug-in auch in den Monobetrieb versetzt werden.

Die MIDI-Funktionen des Scuffham Amps S-Gear Plug-ins

Scuffham Amps S-Gear Midi

Hier gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, denn da geht alles, was man sich wünschen kann. Jeder Parameter, der mit der Maus gesteuert werden kann, kann auch einem externen Controller zugeordnet werden. Wie schon weiter oben angesprochen, kann auch die Spurautomation Änderungen während des Spiels schreiben und später wieder abrufen. Eine Einbindung in komplexe Systeme wie Ableton ist selbstverständlich auch möglich, so kann zum Beispiel eine komplette Show automatisiert werden, inklusive aller Soundwechsel, Lautstärkeanpassungen, Videoclips und Pyrotechnik. Yeah!

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Ableton Live 11 Suite Download
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So klingt die Scuffham Amps S-Gear E-Gitarren-Software

Wow, das war jetzt schon viel Text, aber ein so umfangreiches und potentes Programm will ausführlich erklärt sein. Doch kommen wir endlich zum wahrscheinlich wichtigsten Teil des Tests, dem Sound. Eins vorweg: Den Möglichkeiten dieser Software in einem Review gerecht zu werden, ist definitiv nicht befriedigend umsetzbar, aber letztendlich ist der persönliche Test ja sowieso das allerbeste. Im Folgenden hört ihr die fünf verschiedenen Amps in jeweils unterschiedlichen Zusammensetzungen mit einigen der verfügbaren Cabs. Die Effekte sind ausgeschaltet, bis auf ein klein wenig Reverb aus dem Room Thing, in diesem Fall das Preset „Rich Plate“. Die Namen der Klangbeispiele geben jeweils Auskunft darüber, welche Kombi ihr hört. Zum Einsatz kommen meine Charvel Marco Sfogli Signature mit einem EMG Pickup Set (SA/SA/89) und meine Ibanez AZ226 mit Seymour Duncan HSS-Bestückung. Here we go, ich starte mit dem Custom ’57.

Der cleane Sound ist erstklassig, warm und natürlich, je nach Auswahl der Box kann er auch funky und spitz klingen. Im Breakup habe ich tatsächlich erst eine einzige Software gehört, die ähnlich gut klingt, das war das Tone King Imperial Plug-in von Neural DSP. Da kann S-Gear meines Erachtens locker mithalten!

Nächster Amp ist der Duke, Reverb bleibt in der Einstellung von eben. Ein schöner, warmer Cleansound erwartet mich. Crunch- und Drive klingen punchy und trennen die Töne sauber.

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Ibanez MM1-TAB Martin Miller
Ibanez MM1-TAB Martin Miller
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Weiter geht’s mit dem Stealer. Hier habe ich den Amp ziemlich weit aufgerissen und spiele ausschließlich mit Anschlagdynamik und Wechsel von Hals-Pickup zum Humbucker am Steg. Die Reaktion des Amps ist jederzeit authentisch und man bekommt Lust, die Studiomonitore noch etwas mehr zu kitzeln. Die Nachbarn beginnen mich zu hassen.

Der Wayfarer tritt an. Es ist kaum möglich, die vielfältigen Möglichkeiten, die allein dieser Amp mitbringt, sinnvoll in Klangbeispiele zu packen. Für mich stellt sich aber langsam heraus, dass das 4×12″ Vintage Basketweave Cabinet eine grandiose Allzweckwaffe ist. Egal ob mit SM57 oder Ribbon Mikro abgenommen, mit dieser Box klingen alle Amps fantastisch.

Der letzte im Paket ist der Jakal. Dieser Amp mag auch sehr gern kleinere Cabinets. Beispiel 2 zeigt, was passiert, wenn man mit zwei Cabinets arbeitet und die Abstimmung unsauber ist. Man hört eine deutliche Phasenverschiebung. Das kann natürlich auch gewollt sein. Beim verzerrten Sound funktioniert die 4×12″ Box für mich nicht so gut, da klingen die kleineren Gehäuse offener. Aber dieser Amp kann einen beachtlichen Druck erzeugen, auch wenn die Luft, die von den Speakern bewegt wird, nur virtuell ist.

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Soldano SLO-Mini Amp Head
Soldano SLO-Mini Amp Head
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Hören wir uns das Pedalboard mal in Ruhe an. Es gibt ja tatsächlich erst zwei Bodentreter, den Compressor und den Overdrive. Um den Compressor zu demonstrieren, wähle ich ein cleanes Preset namens „American Clean“, dieses besteht aus dem Wayfarer und einer 1×12″ Box. Das File besteht aus einem Teil, der mit Fingern der rechten Hand gespielt wurde, der zweite Teil ist Strumming mit Plektrum. Der Compressor arbeitet wunderbar unauffällig und auch bei extremeren Einstellungen sehr „musikalisch“, ich demonstriere hier vier der Compressor-Presets, die mittels Rechtsklick auf das Pedal geladen werden können. Der Compressor möchte ein „Vintage Style Compressor“ sein und genau so fühlt sich das auch an.

Das Overdrive-Pedal bekommt das gleiche Preset zur Verfügung gestellt. Drive-Thru nennt sich die golden Kiste und vom Sound her kommen mir Assoziationen zum Tube Screamer. Keine brachiale Highgain-Distortion, sondern warme, röhrige Verzerrung, die wunderbar geeignet ist, einen Amp anzublasen. Auch hier dominiert wieder die Klasse vor der Masse, intensive Soundverbiegungen sind nicht zu machen, dafür sind die Sounds, die das Overdrive-Pedal liefert, erstklassig.

Zum Schluss gibt’s noch ein paar Werks-Presets zu hören, die die Qualität der nachgeschalteten Effekte und die Vieldeitigkeit der Scuffham Amps S-Gear Software demonstrieren sollen. Auch hier gilt bei allen der zeitbasierten- und Modulationseffekte: Hier ist die klangliche Oberklasse an der Arbeit. Das letzte Klangbeispiel ist meine Eigenkreation aus Custom ’57, 4×12″ Vintage Basketweave Cabinet, Compressor und Drive Pedal sowie einem Plattenhall und Stereo-Delay.

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Schecter Signature Nick Johnston HSS AS
Schecter Signature Nick Johnston HSS AS
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(9)

 

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Fazit

Manchmal gehen einem einfach irgendwie die Superlative aus. Ich kenne keine andere Software, die auch nur annähernd so organisch und rund klingt, wie Scuffham Amps S-Gear. Obwohl hier auch abgedrehte und futuristische Sounds durchaus möglich sind, wurde der Schwerpunkt schlicht auf wahnsinnig gute Amps und Effekte gelegt und nicht auf Masse. Ein ähnliches Konzept fährt ja auch Neural DSP mit seinen Soldano, Boogie oder Tone King Software-Suiten, bei denen ja auch die Soundqualität vor der Masse der verfügbaren Sounds steht. Sieht man sich aber dann den Preis an, schlägt S-Gear sogar die Software von Neural DSP, denn obwohl beide klanglich auf absolutem Top-Niveau rangieren, bekommt man bei S-Gear mehr für sein Geld, ohne dass die Masse die Qualität schmälert. Mike Scuffham ist eben einer der ganz Großen und weiß genau, was er da tut.

Plus

  • Sound
  • Konzept
  • kaum Nebengeräusche
  • Preis-Leistungs-Verhältnis
  • aussagekräftige Werkssounds
  • geringe Prozessorbelastung

Minus

  • -

Preis

  • 129,- USD ≙ 118,- Euro
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Klangbeispiele
Forum
  1. Profilbild
    grooveman

    I used it for years, and there is no equivalent in terms of quality for me and many amps there I used.
    I do not need 1000 amps, just using 3 of them all the time.

  2. Profilbild
    defrigge AHU

    Ich finde das Teil auch herausragend, obwohl ich es nur für Keyboard-Zwecke ausprobiert habe (Röhren-clean für Rhodes, overdriven für Lead-Synth).

    Was mich umgehauen hat, ist das nahtlose, nie steril klingende Röhren-Overdrive-Breakup: daran scheitern fast alle anderen Modeller für Keys, während der Scuffham das ohne diesen abstoßend kratzig-digital klingenden Rotz anderer Modeller wunderbar organisch röhrend hinkriegt.

  3. Profilbild
    kufi

    „Das ist quasi das Herzstück einer solchen Software, denn ein aufgenommener Ampsound ist immer nur so gut, wie die Übertragung des Signals von Box zu Mikro.“
    Wo, denkst du, liegt der Löwenanteil am guten Sound und der dynamischen Ansprache von S-Gear? An der Programmierung der Amps oder die guten IRs? Und würden die Amps von z.B. LePou mit den verwendeten IRs ein ähnlich gutes Sounderlebnis ergeben? Man kann ja eigene IRs laden, aber stimmt dann auch der Sound?
    Ich nutze Amplitube… bin da mal reingerutscht und hängen geblieben, wie bei einer Sekte 🙄😁. Bin aber auch kein Gitarrist und benötige daher eher eine größere Auswahl und nicht den gefühlten Wind um die Hosenbeine 😉

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