Test: Terratec KOMPLEXER VST 1.0

KEYBOARD
Zu guter letzt kommt das Keyboardfenster mit dem Soundbrowser und den Macro-Controllern. Dieses Fenster wird man wohl uml;berwiegend öffnen, um Komplexer beim Produzieren einzusetzen. Außerdem bietet es Musikern, die lediglich auf Presets zugreifen wollen, den notwendigen Funktionsumfang. Der beschränkt sich hier auf das Wesentliche. Es können Sounds ausgewählt, und die acht Macro-Controller bedient werden.Ein Highlight hier ist die Copy/Paste Funktion der einzelnen Layer eines Presets. Es lassen sich einzelne Layer kopieren und zu einem neuen Layersound zusammensetzen. Dies geschieht über die Tasten 1-4 neben jedem Preset. Einfach das Layer angewählt (vorausgesetzt, es ist belegt) und kopiert kann es in einem anderen Preset an beliebiger Stelle eingefügt werden.

Es können einzelne Sounds oder ganze Bänke geladen und gespeichert werden. Hier können übrigens auch neue Wavetables geladen sowie Sounds vom MicroQ importiert werden. Womit wir bei einem weiteren wichtigen Punkt des Tests angelangt sind:

Import von Sounds des WALDORF MICRO Q
Gespannt war ich auf die Importfunktion von Sounds des MICRO Q. Die Handhabung ist einfach. Über das File Menü gelangt man zur Importauswahl. Aus einem MIDI File mit Sounddaten splittet Komplexer die Micro Q Bänke in drei Teilbereiche auf, die dann als Bänke geladen werden können. Da der Micro Q pro Bank nur 100 Sounds enthält, bleiben die letzten Plätze ungenutzt.Beim durchhören der Sounds erkennt man gut die Originalsounds wieder, aber es gibt einige Defizite, da im Komplexer werkseitig andere Wavetables benutzt werden. Unter http://Stromeko.Synth.net/Downloads.html#KomplexerWaves lassen sich die Wavetables des Micro Q, aber auch anderer Wavetablesynthesizer wie Waldorf MicroWave oder Sequential Prophet VS, herunterladen und in Komplexer importieren. Damit sieht die Sache schon besser aus. Die meisten Wellenformen erkenne ich wieder, sie klingen dem Original extrem nahe. Sehr gut sind die druckvollen Bässe, Arpeggio- und Drumsounds. Bei Lead und Flächensounds bleibt es in wenigen seltenen Fällen bei einem vergleichsweise dünneren Klangbild, bzw. stimmen Filtereinstellungen nicht ganz überein. Aber das macht nichts, die Sounds lassen sich meist mit wenigen Handgriffen nachbearbeiten. Da jedes Wavetable einen eigenen Klangcharakter besitzt, lassen sich durch den Austausch von Wavetables vielschichtig neue Klänge programmieren, Durch die Importfunktion stehen dem Komplexer-Anwender hunderte gut klingende Sounds zur Verfügung, da es auf der oben genannten Webseite auch einige Soundbänke zum runterladen gibt.Mittlerweile gibt es die Firma Waldorf wieder und damit auch den Micro Q. Er geht für ca. 400,-€ über den Ladentisch. Insofern wird sich hoffentlich auch das Soundangebot erweitern.

Klang / Praxis
Der Klang des Komplexer ist sehr druckvoll und vielschichtig. Seine Stärken sind ausgeprägte Flächensounds, Effekte, bissige Leadsounds und kräftige Bässe. Aber auch knackige Drumsound lassen sich Komplexer aufgrund der schnellen Hüllkurven entlocken.Ein Vergleich mit LinPlugs Albino 2 lässt diesen ganz schön alt aussehen. Albino liefert bei weitem nicht den Druck und Tiefgang, den Komplexer bietet. Ein Konkurrent ist da eher AAS Ultra Analog VA-1, der Komplexer in Sachen Druck Paroli bieten kann, aber auch eher brav klingt. Komplexer ist viel durchsetzungsfähiger. Dank dem Arpeggiator lassen sich schöne Ambient-Texturen und Technosequenzen erstellen. Da gibt’s mal nix zu meckern – klanglich ist der Komplexer Oberklasse!
Im Alltag erweist sich Komplexer als gutes Arbeitstier, wenn es darum geht, schnell einen Sound auszuwählen und zu spielen. Die Klangprogrammierung bedarf einiger Einarbeitung, wenn man wirklich alle Parameter, wie z.B. die Modulationsmatrix verstehen und benutzen will. Ansonsten erklärt sich die Bedienoberfläche dem erfahrenen User von selbst.

Die Klangbeispiele finden Sie weiter unten:

[Activator.mp3] Leadsound plus Macro-Controller
[Ambient Pad.mp3] Padsound plus Macro-Controller
[Early Arp.mp3] Arpeggio mit FM Modulation
[FM Bell 4.mp3] Wavetablesound mit FM Modulation
[GnarLeeArp.mp3] Soundloop plus Macro-Controller
[Wavetable Crossing.mp3] Spazierfahrt durch ein Wavetable
[MQ Princess Bells.mp3] Micro Q Factory Preset Princess Bells
[MQ Bass Mix.mp3] Micro Q diverse Bässe
[MQ Trennkost.mp3] Micro Q Factory Preset Trennkost
[MQ Ass Age 101.mp3] Micro Q Factory Preset Ass Age 101

Fazit
Komplexer ist ein mächtiges, rundum gelungenes Instrument, das gute Dienste im Studio leistet. Schnelle Soundauswahl, übersichtliches Programmieren und die Steuerung wichtiger Parameter über Macro-Controller machen das Arbeiten zum Vergnügen. Die Modulationsmöglichkeiten sind zahlreich und der generelle Funktionsumfang lässt nichts wirklich vermissen. Hier wurde an alles gedacht, was zur Programmierung subtraktiver Synthese notwendig ist. Lediglich die Effektabteilung glänzt nicht durch Parametervielfalt. Hier hätte ich mir mehr Eingriffsmöglichkeiten gewünscht. Auch die Anzahl der zur Verfügung stehenden Effekte ist gerade mal Standard. Aber dafür gibt es die Möglichkeit, über die Einzelausgänge andere VST Effekte zu bemühen. Komplexer ist recht CPU-lastig. Es empfiehlt sich, sparsam mit Oszillatoren und Layern zu haushalten.
Durch die Möglichkeit Sounds des Waldorf MicroQ und Wavetables zu importieren ist Komplexer natürlich in mehrfacher Hinsicht interessant. Vor allem, da der Micro Q käuflich wieder zu haben ist, spielt die Preisfrage eine Rolle. Hardware mit Audioeingang und Vocoder für 400,-€ oder Software mit umfangreicheren klanglichen Möglichkeiten und VST Automation zum halben Preis? Wer die Wahl hat, hat die Qual.
Insgesamt ist Komplexer ein gut klingender, sehr umfangreich ausgestatteter Synthesizer, der sich mit Fug und Recht in der Oberklasse behaupten kann. Empfehlenswert!

PLUS
+++ Klang
++ sehr gute Filter / schnelle Hüllkurven
++ Modulationsmöglichkeiten
+ Import von MicroQ Sounds und Wavetables

MINUS
– CPU Last bei komplexen Sounds

Preis 199,-€

Hersteller/Vertrieb www.terratecproducer.de