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Test: Buchla LEM218e Touch Activated Keyboard

Buchla LEM 218 v3, der Pinsel des Music Easel

15. Juli 2023

Das Buchla LEM218e Touch Activated Keyboard ist ein MIDI- und CV/Gate-Keyboard mit einer berührungsempfindlichen Oberfläche und diversen Zusatzfiunktionen, die wir euch im Folgenden vorstellen wollen. Als ich vor vielen Jahren das erste Mal in einem Artikel über Don Buchla ein Foto des historischen Buchla Music Easel sah, faszinierte mich auf Anhieb unter anderem dieses seltsam anmutende flache Keyboard. Leider waren wohl nur sehr wenig Exemplare des Music Easel hergestellt worden und so war klar, dass der Kontakt zu diesem Stück Technik wohl auf einige wenige im Internet kursierende Videos beschränkt bleiben würde.

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Die Geschichte des Buchla LEM218

Der Music Easel (oder doch DIE Music Easel? da Easel ja Staffelei heißt…) wurde seit diesen frühen Momenten nerdigen Lechzens wieder aufgelegt und die Tastatur als 218e unter anderem um einen Arpeggiator ergänzt. Auch das Synthesemodul des Music Easel (in letzter Inkarnation 208c) wurde in einigen Punkten erweitert. Zahlreiche akustisch und optisch appetitliche Videos tauchten auf. Der Preis des Instrumentes war jedoch weit außerhalb des Erreichbaren. Und so schielte ich ab und zu wehmütig im Netz auf dieses magisch anmutende Instrument.

Nun ist die Tastatur des Buchla Music Easel erstmals als Standalone-Gerät erhältlich und ermöglicht auch eine Nutzung in Kombination mit MIDI- und Eurorack-Instrumenten.

Das Buchla LEM 218e V3 beherbergt ein Buchla 218e Keyboard-Modul in einem Gehäuse mit zusätzlichen Schnittstellen. So bekommen zum einen Besitzer eines Buchla Systems ein separat vom System platzierbares Keyboard. Zum anderen steht eine Fülle von Verbindungen bereit, die das 218e zur Zentrale des Studios machen können. Als da wären- USB MIDI, MIDI TRS, CV und Gate im Eurorack Format sowie natürlich CV und Pulse (ein spezielles 2-stufiges Gate) im Buchla Format.

Erster Eindruck vom Buchla LEM 218e Keyboard

In einem bedruckten nicht glänzenden Karton wird es geliefert, das Buchla LEM 218e V3. Der Karton ist schwerer als ich es anhand der zuvor gesehenen Bilder des LEM 218e erwartet hatte. Tatsächlich machen der Karton und das Zubehör dann auch schon die Hälfte des Gesamtgewichtes aus. Der Rest entfällt auf das LEM218e V3 selbst. Im Folgenden erspare ich uns das V3 und spreche nur noch vom LEM 218e.

Als Zubehör liegen dem LEM 218 bei:

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  1. ein Erdungsarmband. Dieses ist laut einem kleinen Aufkleber in seltenen Fällen nötig, wenn sich die kapazitive Tastatur des Gerätes auf Grund von Erdungsproblemen seltsam verhält. Während meines Tests trat dieser Fall aber nicht ein.
  2. ein 12 V Tischnetzteil (die Sorte Netzteil, bei der an das Gehäuse noch ein Kaltgerätekabel angeschlossen wird) sowie ein für die hiesigen Steckdosen passendes Kabel.
  3. ein Stück Karton von der Größe eines halben DIN-A4 Blatts auf dem die Funktionalität des Gerätes in englischer Sprache erklärt wird (sprich: Kurzanleitung)
  4. ein (1) Adapterkabel von MIDI TRS auf den klassischen 5-Pol DIN-Stecker. Gemessen am aufgerufenen Preis des LEM 218 empfinde ich nur einen Adapter bei zwei vorhandenen MIDI-Buchsen als etwas geizig und ein zweiter Adapter hätte den Preis wohl kaum nach oben getrieben.

Die auf dem Kärtchen befindliche Funktionsübersicht gibt leider nicht darüber Auskunft, ob die TRS-MIDI-Buchsen dem Type-A- oder Type-B-Standard folgen. Das macht den mangelnden zweiten Adapter auf Anhieb noch einmal unerfreulicher. Die Suche im ausführlichen, nur online verfügbaren Handbuch brachte leider auch nicht den verwendeten MIDI-TRS-Standard zutage – lediglich:„3.5mm MIDI outputs and inputs“ heißt es da und; „These use traditional MIDI signals and can be adapted to DIN cables. See the included cable adapter for a 3.5mm to 5pin DIN connection. (More available from Buchla USA.)“.Grob übersetzt: „Mehr Adapter gibt’s bei Buchla zu kaufen.“ Falls ich den passenden Adapter womöglich schon da habe oder gar andere Geräte mit MIDI-TRS-Buchse habe, hätte ich es bevorzugt, diese einfach ohne herumzuprobieren verwenden zu können. Insofern wäre es schön, wenn diese Information noch nachträglich in der Kurzanleitung oder dem Online-Handbuch hinzugefügt wird. Der deutsche Vertrieb Alex4 gab mir dann die Information, dass das LEM 218e dem MIDI TRS Type A Standard folgt.

Haptik und Funktionen des Buchla Keyboards

Das LEM218e sieht in meinen Augen sehr (sehr!) schick aus. Im Gegensatz zum DIY 218 Clone sind die „schwarzen Tasten“ hier nicht erhaben (wie dies beim historischen Original war, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen). Stattdessen bilden die gesamte Keyboardsektion und der Rest des Frontplatte eine plane Fläche. Die dem Farbcode der Buchla 200er Serie folgenden Bananenbuchsen haben eine satte Farbe. Neben den meisten Bananenbuchsen finden sich kleine LEDs, die ihre Helligkeit mit der ausgegebenen Spannung ändern. Auch im Verbund mit Eurorack- und MIDI-Geräten ist diese Visualisierung eine praktische Sache.

Schon als reines Modul (ohne Gehäuse) hat das 218e einiges mehr zu bieten als das klassische 218 Modul. Durch die im Gehäuse verbauten USB-, Eurorack-Mini-Klinken- und MIDI-Buchsen lässt sich diese Funktionalität dann zusätzlich noch auf den weiteren Gerätefuhrpark anwenden. Das LEM 218e könnte also als Masterkeyboard fungieren.

Auflistung der Funktionen des 218e V3

Im Original 218 vorhanden:

Die Klaviatur gibt bei Berührung folgende Signale aus:

  • eine Steuerspannung, abhängig von der Tonhöhe (also Notensignale)
  • ein Gate-Signal (Note an/aus)
  • eine Spannung, je nach Berührungsintensität (vergleichbar mit Aftertouch)

Vier (im alten 218 nur drei) alternierend aktivierbare Schaltflächen geben eine mit einem darüber befindlichen Poti einstellbare Spannung aus. Diese lassen sich via Schalter auch zur Transposition der Klaviatur verwenden.

Im Original Buchla- 218 nicht vorhanden sind:

Jedoch in früheren 218e Revisionen: ein Arpeggiator. Und neu beim 218 e V3 ist ein mit „Strip“ bezeichneter kleiner Streifen. Der gibt eine je nach Position variierende Spannung aus.

Die Klaviatur des Buchla LEM 218 v3

Im analogen Verbund gibt die Tastatur jeweils die zuletzt gespielte Note aus. Via MIDI bzw. USB-MIDI ist sie sogar polyphon spielbar.

Die Tastatur lässt sich bzgl. der Empfindlichkeit gut kalibrieren. Ein Nachteil: Der via Pressure ausgegebene Wert folgt immer nur der zuletzt gedrückter Taste. Hält man einen Akkord gedrückt, um diesen als Arpeggio auszugeben und möchte den Pressure-Wert an und abschwellen lassen, muss das über die zuletzt angeschlagene Taste passieren. Ein stärkerer Druck auf eine der zuerst angeschlagenen Tasten hat dann keinen Effekt. Hier würde ich mir wünschen, dass bei gehaltenen Akkorden jede Taste gleichermaßen Einfluss auf den Pressure-Wert nehmen kann.

Eine Sustain-Buchse bietet die Möglichkeit, via angeschlossenem Fußtaster den letzten Notenwert bzw. Akkord bei Arpeggien zu halten.

Portamento ist mit Hilfe eines dedizierten Reglers stufenlos möglich. Jedoch wirkt diese Funktion nur auf die CV-Ausgänge, MIDI-Noten werden davon nicht beeinflusst (das müsste dann an den entsprechenden Klangerzeugern eingestellt werden). Das Gleiten zwischen den gespielten Noten lässt sich in einem großen Bereich regeln. Die Portamento-Zeit lässt sich zudem noch via Bananenbuchse modulieren. Der Portamentoeffekt wirkt auch im Arpeggiatormodus auf die via CV ausgegebenen Noten.

Spielgefühl der Tastatur

Die Ansprache der Klaviatur ist sehr gut, vom klassischen Keyboard kommend ist aber einiges an Umgewöhnung erforderlich. Vor allem ist „blindes“ Spiel wesentlich schwerer möglich, da die Klaviatur plan ist und im Gegensatz zum Klavier keine erhabenen Tasten, den Fingern eine Orientierung bieten. Dadurch greift man beim schnellen Akkordspiel auch mal daneben.

Da die Empfindlichkeit der kapazitiven Tasten nicht von der Druckstärke sondern der Auflagefläche des Fingers abhängt, ist auch diesbezüglich ein anderes Spiel möglich. Hier hilft Fingerspitzengefühl, verstärkter Druck auf die Taste bringt zwar auch etwas, da dann ja auch mehr Fleisch auf die Taste gedrückt wird. Aber den Finger für leise Töne nur mit der Spitze aufsetzen und für laute Töne dann mit der vollen Fläche, ist aber gerade bei langsamen Soli effizienter, als nur im vom Klavier gewohnten sanft-doll zu agieren.

Die Preset-Sektion

Vier Pads ermöglichen einen schnellen Wechsel zwischen zuvor mittels Drehreglern eingestellten Werten. Dabei kann die Preset-Sektion im Verbund mit Buchla Systemen eine separat abgreifende Spannung ausgeben. Außerdem wird bei Druck ein Pulse-Signal an einer Buchse ausgegeben. So lassen sich z. B. Hüllkurven starten oder Sequencer aktivieren.

Außerdem lässt sich die Preset-Sektion in zwei weiteren Modi zur Transposition der Klaviatur verwenden. Entweder schalten die vier Pads den Tonumfang dann jeweils eine Oktave höher oder die Klaviatur wird um den via Poti eingestellten Wert nach oben transponiert. So kann also z. B. eine Melodie schnell 3 Halbtöne höher gespielt werden, ohne dass die Position der Finger auf der Klaviatur sich ändern muss. Im MIDI-Verbund funktioniert aber leider nur die Oktavtransposition. Der andere Modus bleibt der analogen Welt (Buchla und Eurorack) vorbehalten.

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Dafür lässt sich im MIDI-Verbund ein MIDI-CC-Parameter (nur CC 1-16) festlegen, dessen Wert sich dann je nach gedrücktem Pad und Poti-Einstellung entsprechend ändert. Zudem lässt sich auch der vierte Drehregler zur Oktavierung heranziehen. Und wenn der Add to Pitch Schalter auf None steht, senden die 4 Pads bei Berührung Notenwerte auf Kanal 16. So könnten bei Bedarf z. B. Drums gespielt werden … oder Patterns gewechselt.

Die Potis können natürlich auch einfach gedreht werden, während das entsprechende Pad aktiviert ist. Auf diese Weise können live Modulationen via MIDI-CC oder Steuerspannung im Buchla-System schnell realisiert werden.

Bei all den tollen Funktionen die traurige Nachricht: Eurorack-Besitzer schauen bzgl. der direkten Anbindung der Preset-Sektion leider in die Röhre. Mangels separater Buchse lässt sich die Preset-Sektion im Eurorack-Verbund nicht separat als CV/Gate-Quelle nutzen und kann nur zur Transposition der Klaviatur verwendet werden.

Der Arpeggiator des Buchla LEM 218e V3

Es lassen sich zwei verschiedene Arpeggio-Muster wählen: Entweder aufsteigend, also von der untersten zur obersten Note oder Random. Die gehaltenen Noten werden dann also in zufälliger Reihenfolge gespielt. Nicht übermässig üppig, aber besser als kein Arpeggiator.

Im Edit-Mode lässt sich für den Random-Mode noch eine weitere Option aktivieren „directed random“. In diesem Modus steuert die Preset-Sektion die Intensität des Zufalls. So kann dann entweder via Regler zwischen zufälliger und aufsteigender Abspielreihenfolge überblendet werden. Oder über die Pads kann zwischen definierten Werten umgeschaltet werden. Damit wird das Ganze dann schon spannender.

Der Arpeggiator verfügt zudem über einen Temporegler. Ist dessen Position 0, stoppt der Arpeggiator und kann dann nur via MIDI-Clock oder einem Puls an der orangen Bananenbuchse weitergeschaltet werden. Wenn eine andere Postion als 0 eingestellt ist, läuft der Arpeggiator im entsprechenden Tempo, eingehende Pulse schalten aber trotzdem zum nächsten Schritt. Auf diesem Weg lassen sich stolpernde Muster realisieren.

Während des Tests kam es einmal zu einem ungewöhnlichen Verhalten: Bei einem schnellen Akkordwechsel änderte sich plötzlich die Geschwindigkeit des Arpeggiators auf einen sehr geringen Wert, ohne dass der Regler gedreht worden war. Ein Hin- und Herdrehen des Reglers behob das Problem. Der Fehler trat nur ein einziges Mal auf und ich konnte ihn nicht reproduzieren.

Zwei Aspekte, die mich bei der Arbeit mit dem Arpeggiator etwas störten:

1.) Die letzte gespielte Note bestimmt bei der MIDI-Ausgabe die Velocity aller anderen Noten. also Noten eins und zwei leiser und die dritte etwas lauter geht nicht.

2.) Wie oben bereits erwähnt, wird das Arpeggio via Sustain gehalten und der via CV ausgegebene Pressure-Wert soll moduliert werden, muss dafür immer die zuletzt gespielte Note gedrückt werden. Bei einem 6-Ton Arpeggio, bei welchem die Töne eigentlich gleichzeitig gespielt wurden, nicht unbedingt leicht herauszufinden, welchen Ton, das 218e zuletzt registriert hat. Ich begegnete dem Verhalten, indem ich die Töne bewusst leicht versetzt in den Arpeggiator eingab.

Die Strip-Sektion des LEM 218e V3

Die Strip-Sektion ist eine tolle Ergänzung: Nutzer eines Buchla-Systems kommen hier in den Genuss einer variablen Spannung an der blauen Bananenbuchse, Eurorack nutzende Menschen können die Spannung entsprechend an einer separaten Klinken-Buchse abgreifen. Via MIDI kann ein MIDI-CC-Wert gesendet werden. Hierfür ist ein MIDI-CC-Parameter von 1-16 einstellbar.

Die zuletzt berührte Position des Strips wird relativ gut mit Hilfe dreier LEDs angezeigt: eine links, eine in der Mitte, eine rechts. Die LEDs ändern dann beim Gleiten über den Streifen ihre Heiligkeit, so findet eine Art Überblendung von LED zu LED statt. So ist auch 10 Minuten nach der letzten Berührung noch gut erkennbar, welcher Bereich des Streifens aktiv ist und beim erneuten Berühren des Streifens kommt es zu keinen dramatischen Wertesprüngen.

Nutzer eines Buchla oder kompatiblen Systems bekommen mit der Strip-Sektion noch mehr als nur einen Streifen, um CV, Modulations (MIDI-CC) oder Pitchbend-Daten zu steuern: Da an einer weiteren (roten) Bananenbuchse bei Berührung des Strips ein Puls-Signal ausgegeben wird, kann der kleine Streifen auch verwendet werden, um Hüllkurven zu triggern oder Sequencer zu starten.

Im Edit-Mode lässt sich der Strip noch weiter konfigurieren:

  • Für die CV-Buchsen lässt sich bei Bedarf ein Slew-Parameter hinzufügen, so dass außer schnellen auch langsam gleitende Wertänderungen möglich sind.
  • Für die Funktion als MIDI-Pitchbend lässt sich der Bereich der Tonhöhenbeugung bis zu einer Oktave einstellen.

Weitere Anbindung an die Außenwelt

In Verbindung mit einem Buchla kompatiblen System bietet das LEM 218 e alles, was das Herz begehrt. Jede Funktionsgruppe gibt Steuerspannungen bzw. Puls-Signale aus. Zudem lässt sich der Arpeggiator in der Geschwindigkeit extern steuern und auch die Portamentozeit ist modulierbar. Das 218e (ohne LEM) würde sich auch direkt in ein Buchla oder Buchla kompatibles System einbauen lassen. Dann gingen aber natürlich die weiteren tollen ins Gehäuse verbauten anderen Möglichkeiten flöten. Die Buchsen folgen dem Farbcode der späten 200-Serie. So ist sofort klar, welche Ausgänge CV oder aber Puls-Ausgänge sind oder ob es sich um einen Eingang handelt. Da das LEM 218e ja eine eigene Stromversorgung hat und Bananenbuchsen nur eine einzige Spannung übermitteln, muss eine separate Masseverbindung zum System hergestellt werden. Hierfür gibt es an der Seite eine mit Ground beschriftete Buchse.

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit, das LEM 218 e an ein Buchla-System anzubinden: Eine eingelassene Multipin-Stiftleiste ermöglicht den direkten Anschluss an ein Buchla-System mit einem „h-power“-Anschluss.

Die Verbindung zur Eurorack-Welt ist gemessen an den Möglichkeiten der anderen Schnittstellen eher rudimentär.

Die Klaviatur-Sektion zeigt sich hier noch am kontaktfreudigsten: Zur Verfügung stehen: Gate, Pressure, Pitch

  • Pitch gibt die Tonhöhe der Klaviatur in 1/Okt aus, bzw. bei aktiviertem Arpeggiator die Notenwerte des selbigen). Der Pitch-Ausgang lässt sich bei Bedarf mittels einer kleinen Schraube auch kalibrieren.
  • Die Gate-Buchse stellt die zugehörigen Gate-Impulse zur Verfügung.
  • Über die pres (Pressure) Buchse lässt sich die je nach Berührungsintensität variierende Spannung abgreifen.

Die Strip-Sektion bietet dann schon nur noch einen einzigen Anschluss: Via Strip-Ausgang lässt sich lediglich die Spannung der Strip-Sektion abgreifen (kein Gate im Gegensatz zu Buchla).

Die Preset-Sektion ist leider NICHT mit einer Eurorack kompatiblen Buchse bedacht worden, was ich sehr schade finde. So bleibt ihr im Eurorack-Verbund lediglich übrig, die Aufgabe der Transposition der Klaviatur zu übernehmen.

Die MIDI-Möglichkeiten des LEM 218e sind umfangreich und in Abschnitten zu den einzelnen Funktionsgruppen des LEM 218e größtenteils bereits beschrieben. Zu erwähnen ist hier noch, dass neben der MIDI-TRS-Schnittstelle auch die USB-C-MIDI-Schnittstelle während des Tests gut funktionierte. Jedoch funktionierte das Anschließen an den Rechner im laufenden Betrieb nicht; Das LEM 218e musste aus- und eingeschaltet werden, um vom Rechner als MIDI-Gerät wahrgenommen und angezeigt zu werden. Ein Blick in die FUAs der Bedienungsanleitung verriet, dass ein einfacher Druck auf die Reset-Taste dieselbe Wirkung hat, in dem Fall ist kein An- und Ausschalten nötig.

Das Buchla LEM218e V3 kann im Studio als Masterkeyboard fungieren

Tiefergehende Konfiguration des LEM218e V3

Das LEM 218e V3 lässt sich in einigen Aspekten den eigenen Bedürfnissen anpassen (z. B. MIDI-Kanäle, MIDI-CCs, polyphoner/monophoner MIDI- Modus, Empfindlichkeit der Tastatur, Funktion der Prest-Sektion). Der hierfür zu aktivierende EDIT-Mode ist leicht zugänglich, einfach die Preset-Taster 1+2 länger gedrückt halten. Besonders in der ersten Zeit mit dem Gerät sollte aber immer die Kurzanleitungskarte anbei liegen, da die verschieedenen Modi und Möglichkeiten nicht selbsterklärend oder auf dem Gerät aufgedruckt sind.

Alternativen am Markt

Das Buchla LEM218 v3 scheint erst einmal sehr teuer; geradezu unangemessen teuer zu sein, insbesondere im Vergleich zu einem Keyboard wie dem Arturia Keystep, welches auch über Aftertouch (als Pendant zu Buchlas Pressure) einen Arpeggiator, MIDI, USB und Eurorack-Anbindung verfügt, zudem aber sogar noch einen Sequencer alternativ zum Arpeggiator drauflegt und dabei nicht einmal ein Zehntel des Buchla LEM 218 v3 kostet. Dafür gibts aber natürlich keine direkte Anbindung an die Buchla-Welt.

Zieht man ein anderes Touch-kapazitives Keyboard wie das Verbos Electronics Touchplate Keyboard (Preis derzeit ca. 850,- Euro) zum Vergleich heran, scheint das der Preis des Buchla LEM 218 v3 wieder angemessener zu sein, da es doch einiges mehr an Funktionen bietet (Arpeggiator, MIDI, USB, direkte Buchla-Konnektivität über Bananenbuchsen und 1,2 V CV).

Bei der Preisgestaltung spielen natürlich auch die Stückzahlen eine große Rolle und ein Keystep lässt sich vermutlich in wesentlich größerer Menge absetzen als ein Buchla LEM 218, welches einen wesentlich kleineren Kundenkreis anspricht. Schließlich wird auch die allgemeine Preissteigerung mit in den in Europa aufgerufenen Preis einfließen und es zu guter Letzt womöglich auch noch ein Aufschlag aufgrund des Namens Buchla gegeben, der immer mit einen Hauch von Exklusivität daherkam.

Die Preisbetrachtung außer Acht gelassen, macht die Arbeit mit dem LEM218e durchaus großen Spaß. Und der nahm zu, je mehr Zeit ich mit dem Gerät verbrachte – besonders im Verbund mit einem Buchla-System. Die Art der Tastatur muss man mögen bzw. sich darauf einlassen. Sie verleitet zu einem anderen Spiel und macht sich insbesondere für expressive Soli sehr gut. Als Akkord-Einspieler für MIDI Geräte würde, für mich gesprochen, das LEM218e meine anderen MIDI-Tastaturen aber eher nicht dauerhaft verdrängen.

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Fazit

Das LEM 218 e hinterlässt bei mir einen etwas zwiespältigen Eindruck, der vor allem dem Preis-Leistungs-Verhältnis geschuldet ist. Siehe hierzu die Betrachtungen im Abschnitt Preiskampf. Bei einem so hohen Preis (sicher auch durch den derzeitigen Kurs) liegt die Messlatte um einiges höher als bei einem 400,- Euro Gerät.

Die Art der Klaviatur ist für den klassischen Keyboarder etwas ungewöhnlich und bedarf einer gewissen Umgewöhnung. Die Tastatur lässt sich aber gerade bei Soli sehr expressiv spielen.Das gilt besonders im Buchla- bzw. Eurorack-Verbund.

Generell würde ich sagen, dass Verwender eines Buchla-Systems, die außerdem MIDI-Geräte steuern möchten und Gelegentlich auch mal ein bisschen Eurorack-Equipment mit dem LEM 218e, am meisten für ihr Geld bekommen. Für solche Anwender lohnt sich das Gerät durchaus.

Für Menschen, die hauptsächlich oder ausschließlich Eurorack-Geräte ansteuern wollen, würde ich das LEM 218e aufgrund der im Vergleich zum Buchla-Format mageren Anschlussmöglichkeiten und des hohen Preises nicht empfehlen.

Plus

  • gute Verarbeitung
  • erweitert das ursprüngliche 218 um viele nützliche Funktionen
  • umfangreiche Möglichkeiten bei Verwendung im Buchla System
  • umfangreiche MIDI-Möglichkeiten

Minus

  • rudimentäre Eurorack Anbindung (nur CV in der Strip-Sektion, keine CV/Gate in der Preset-Sektion)
  • letzte Note im Arpeggio bestimmt Lautstärke aller Noten bei MIDI-Ausgabe
  • nur 1 MIDI-TRSAdapter beiliegend
  • hoher Preis

Preis

  • ca. 1.425,- Euro
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Forum
  1. Profilbild
    network southwest

    Wow, sportlicher Preis, da muss man schon Buchla-Aficionado sein und das wollen. Für 1425 € fallen mir eine Menge Gerätschaften ein, denen ich den Vorzug geben würde.

    • Profilbild
      Numitron AHU

      @network southwest hätte gerne die marge gewusst, das ist schon designermodenmäßig der aufschlag….
      der microfreak ist toll, will mir wieder einen holen.
      der derzeitige schwarz/goldene ist schön, aber einen farbigen hätte ich noch lieber.

  2. Profilbild
    PaulusS

    Das Streitthema schlechthin 😂
    Ich kann mir auch keinen Porsche leisten und bin trotzdem nicht neidisch. Dafür hätte ich den richtigen Beruf ergreifen müssen. Aus diesem Grund bleibe ich realistisch.

    Sieht schon sehr außergewöhnlich aus. Das Gesamtpaket mit Synthesizer und dem Koffer ist natürlich etwas ganz besonders inspirierendes, wie ich finde.

  3. Profilbild
    Glenn

    Eine weitere günstigere Alternative zum Buchla LEM 218 wäre der Arturia Microfreak, der sogar eine kapazitive Tastatur analog zum Easel hat (mit der man natürlich auch die Easel-Software von Arturia steuern kann).

    Er hat zwar wie der Keystep auch nicht die Buchla-Anschluss-Möglichkeiten, doch wiederum hat er (zusätzlich zu MIDI-Ein- und Ausgängen) CV/Gate Out, um damit ein Eurorack zu steuern. Dazu hat er ebenfalls einen Arpeggiator sowie einen Sequenzer und ist für derzeit 339 Euro ein sehr vielseitiger Synthie mit sehr vielen Syntheseformen.

    Ich bin im Moment sehr begeistert von dem Gerät. Sogar meinen alten Korg MS-20 kann er als Sequenzer steuern, weil er auf Hz/Volt umschaltbar ist.

    • Profilbild
      Chufu

      @Glenn Ja, daran hab ich auch gedacht und wenn man die eigene Spielweise auf diese Tastatur anpasst kann man damit sehr kreativ schaffen. Buchlar Feeling für low Price und sogar mit einem mittlerweile veritablen Synth. Euro Rack anbindung scheint bei Arturia Keyboards schon fast zum Standart zu gehören. Übrigens kann man beim Microfreak das Pitch Format sogar auf das Buchlar Format einstellen. (V/Oct Eurostandart vs. 1,2V/Oct Buchlar) Somit ist die Tastatur auch Buchlarkompatibel.
      Und ja, Arturia hat auch noch einen Buchlar Easel im Programm. Sogar mit erweitertem Funktionsumfang.
      Buchlar für arme eben.😁Aber keines Weges schlecht!👌Für mich ist das voll O.K.👍
      Trotzdem ist der Artikel Intressant!

      • Profilbild
        Glenn

        @Chufu Das mit der Pitch Format-Umstellung zum Buchla-Format habe ich noch gar nicht gewusst. Wieder eine Überraschung, die der Microfreak bereit hält! So ist er noch offensichtlicher eine Alternative zum Buchla LEM 218.

  4. Profilbild
    nativeVS AHU

    Ich hatte heute die chance es beim Gearfest UK auszuprobieren und hab es doch sehr genossen, aber so sehr ich den arpeggiator als performance tool genial finde, in meinem clone Easel sieht das alte design dann doch besser aus.
    Ich sollte aber auch erwaehnen, dass ich es zweimal geschafft habe einen total crash zu verursachen (vielleicht einer der gruende warum der Reset button so gut zu erreichen ist).

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