Wie baue ich einen Synth in einem Modularsystem?
Lasst uns doch mal über Modularsysteme bei Synthesizern sprechen. Sie erlauben freie Signalführungen und Modulationen. Ich selbst bin kein großer Fan davon, mich stören einfach die vielen Kabel, ich komme mit fortschreitender Komplexität immer schlechter an die Regler ran. Momentan wird sowieso fast nur noch Eurorack verwendet, das ist noch weniger was für Grobmotoriker. Aber sie haben etwas, das schlägt jedes andere System. An ihnen lässt sich meiner Meinung nach die Funktionsweise eines Synthesizers, hier eines analogen, subtraktiven, sehr einfach aufzeigen. Denn verkabele ich falsch, kommt gar nichts oder was Falsches aus dem Lautsprecher.
Inhaltsverzeichnis
In meinem Video gut zu sehen, da geht manchmal gar nix. Ich habe das bewusst drin gelassen.
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Wie baue ich einen Synth in einem Modularsystem?
Der Text geht nicht über Sounddesign, sondern er soll zweierlei beantworten:
- Wie baue ich einen Synth in einem Modularsystem? Hier im Voltage Modular.
- Wie funktioniert ein Analog-Subtraktiver?
Ich erkläre in dem Text die absoluten Grundbegriffe dieser Syntheseform. Er ist also interessant für Anfänger oder auch jemanden, der die Instrumente bedient, damit zurechtkommt, aber eigentlich nicht so genau weiß, was und warum was gerade passiert. Alle anderen können hier aufhören oder auch weiterlesen, wenn gerade Langeweile angesagt ist oder checken, ob ich gerade Käse schreibe oder nicht.
Ich habe als Demoobjekt Voltage Modular von Cherry Audio gewählt, das liegt als freies Programm mit den Grundmodulen vor und kann von fast jedem Computernutzer runtergeladen und am eigenen Rechner nachgebaut werden. Das Programm gibt es nur in 64 Bit Version. Auf meinem Win PC, den ich etwa 3x im Jahr einsetze, habe ich versehentlich die 32 Bit Version installiert, daher keine Screenshots davon. Ja, ich werde das ändern …😎. Es benötigt einen Account bei Cherry Audio, den ich allerdings auch extra dafür anlegen kann. Wem das zu weit geht, der kann auch eine Wegwerf-E-Mail-Adresse einsetzen, wie bei jeder Zwangsanmeldung.
Download Programm und Presets
Wollt ihr meine Schritte nachvollziehen, ladet das Programm runter, installiert es und bedient es parallel zum Lesen. Nehmt dafür erstmal die Standalone-Version. Wer keine Strippen ziehen will, lädt meine Presets zum Voltage Modular nach und klickt einfach von einem Preset zum nächsten und hört die Veränderung nach den einzelnen Schritten.
https://cherryaudio.com/products/downloads das passende Programm für das OS downloaden und installieren. Danach, falls gewünscht, die Presets downloaden:
https://www.taituts.de/wp-content/uploads/2023/04/Subtraktiv.zip die Presets zum Folgen der einzelnen Schritte downloaden und in das passende Verzeichnis kopieren.
- für Mac: im Finder: Shift-Cmd-G drücken. ~/Library/Application Support/Voltage in das erscheinende Suchfeld eingeben.
- Den (entpackten) Ordner „Subtraktiv“ in Voltage > Presets > User Presets kopieren.
- für Win: im Explorerfenster in die Adresszeile oben (unter „Freigeben“), %appdata% eingeben und Enter drücken. Ihr landet in C:Benutzerdein BenutzernameAppDataRoaming. Da den CherryAudio Ordner suchen und öffnen.
- Den (entpackten) Ordner „Subtraktiv“ in Voltage > Presets > User Presets kopieren.
Wenn vorhanden, auf zweitem Bildschirm, Tablet, notfalls Smartphone diesen Text öffnen und auf dem ersten Schirm Voltage Modular öffnen. Ist nur ein Screen da, geht’s natürlich auch, halt mit mehr Klicks.
Butter bei die Fische
Modularsysteme wurden so bezeichnet, weil jede Funktionsgruppe als einzelnes Modul vorhanden ist. Klangerzeugung, Klangformung, Verstärkung, Tastatur etc. Damit aus diesen Bausteinen ein Instrument wird, brauche ich Verbindungskabel, die von einem Modul zum anderen laufen und den Signalfluss und die Steuerung überhaupt erst ermöglichen. Bei einem Synthesizer wie dem Minimoog, Odyssey und fast allen anderen ist diese Verkabelung intern bereits erledigt und nicht veränderbar.
Die wichtigsten Module heißen allgemein VCO (Oszillator), VCF (Filter), VCA (Amplifier), wobei VC für Voltage Controlled (spannungsgesteuert) steht. Analoge Synths folgen einem super einfachen Ansatz. 1 V z. B. an einen VCO gesendet, erzeugt einen Ton, ich weiß nicht welchen, aber ich weiß, dass 2 V diesen Ton um eine Oktave erhöhen, 3 V um 2 Oktaven. Diese V/Oktave Charakteristik ist die verbreitetste. Es gibt aber auch V/Hz gesteuerte Synthesizer, (KORG, Yamaha). Modulatoren wie z. B. ein Pitcbend-Rad subtrahieren bzw. addieren die Spannung und ändern damit die Tonhöhe, alles easy peasy.
Der wichtigste Begriff bei der subtraktiven Synthese, das dürfte die wichtigste Anwendung bei Modularsystemen sein, ist die Modulation. Gilt allerdings auch für andere Syntheseformen, ist z. B. bei FM essentiell. Modulation kann ich mit Veränderung nach definierten Regeln übersetzen.
Block A moduliert Block B
- Tastatur (Anschlag) moduliert Tonhöhe, Lautstärke, Filteröffnung
- Tastatur (Aftertouch) moduliert Filteröffnung, Vibrato, Tremolo
- Hüllkurve moduliert Filteröffnung, Lautstärke, Tonhöhe
- LFO moduliert Pulsbreite, Vibrato, Tremolo
- Wheel moduliert Tonhöhe, Vibrato, Filteröffnung
- Sustainpedal moduliert Tondauer.
um nur mal ein paar Modulatoren und Ziele zu nennen. Die Liste lässt sich weit fortführen.
Eine Buchse ist bei diesem Programm entweder ein Ein- oder Ausgang. Im Gegensatz zu physischen Modularsystemen kann ich beim Voltage Modular nur Ein- oder Ausgänge als Ziel verwenden, bei denen es passt. Also ein Ausgang nur mit einem Eingang. Andere Ausgänge sind ausgegraut. Ein großer Vorteil für Anfänger.
Die zweistelligen Zahlen stehen für die Patch-Nummer, die ihr im Select-Preset-Feld anwählen müsst, wollt ihr auf eurem Rechner das Gleiche sehen, was ich gerade beschreibe. Natürlich nur, wenn ihr davor diese Patches von mir geladen und auf eurem System installiert habt.
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So etwa sieht der Bildschirm aus, wenn ich mit einem neuen Patch beginne. Die virtuelle Tastatur habe ich über das Keyboard-Symbol am oberen Bildschirmrand eingeblendet. Links davon erscheint die Liste der verfügbaren Module, wenn ich auf „Library“ klicke. Die kann je nach Status (Demo, Besitzer einer Lizenz) anders aussehen. Ich habe eine Lizenz, aber auch nur eine Basislizenz. Möglicherweise ist das beim Demo anders, aber alles Wichtige ist dabei.
Ein wichtiger Punkt noch: Beim VA gibt es unter New u. a. die Begriffe Modules und Cabinets. Hier ist Modules die richtige Einstellung. Cabinets sind vertikal organisiert. Sie können einen kompletten Synth in die zweite Reihe einfügen. Wir haben allerdings noch eine leere erste Reihe.
Ich bringe einen Oszillator (VCO) ins Spiel, indem ich in der Liste links unter Modules auf Oszillator klicke und danach auf Add. Oder ich klicke ihn doppelt an. Oder ich ziehe ihn schlicht in den freien Bereich und lasse los.
Zum VCO
Hier sind erst mal die Fußlage (Lo, 32, 16, 8, 4 und 2) wichtig, sowie die Schwingungsform, die der Oszillator abgibt und die Feinstimmung (Frequency).
Die Bezeichnung mit den Fußlagen wurde aus dem Orgelbau übernommen und bezeichnet die Länge der Pfeifen. Halb so lange Pfeife = doppelt so hoher Ton. Oder wie der Modulare sagen würde: 1 V kürzere Pfeife …
Die Schwingungsformen werden durch die Ausgangsbuchsen am unteren Ende definiert. Hier Sägezahn, (1 aufsteigend und 2 abfallend), 3 Puls (oft Rechteck genannt), 4 Sinus und 5 Dreieck. Sie unterscheiden sich in der Anzahl Tonhöhe und Pegel der Obertonreihe (das sind Teiltöne, die zusammen den Klang ergeben und in meist harmonischen Abständen vom Grundton aus gesehen mit abfallenden Pegel diesen Klang definieren). Ein Klang besteht nach diesem Modell aus Grund- und Obertönen mit verschiedenen Pegeln. Der Sinus stellt idealerweise den Klang ohne Obertöne dar. Dieses Ideal wird aber nur annähernd erreicht. Dreieck hat einige Obertöne mehr, die meisten hat der Sägezahn vor dem Puls.
Jetzt kommen die Strippen, die im VM (kürzer als Voltage Modular) nicht annähernd so hinderlich sind. Sie sind über das Schachbrettfeld in ihrer Durchsichtigkeit (Opacity) regelbar. Ausserdem über das doppelte Klinkesymbol am oberen Bildschirmrand ein-/ausblendbar (Cmd-D/Strg-D auf Mac/PC). Ausblenden ist auch bei virtuellen Modularen sinnvoll, es räumt auf. Fahre ich mit der Maus über eine Klinke (neudeutsch hovere ich😃) , erscheint beim Modus „ausgeblendet“ sofort das Patchkabel.
Klicke auf die Buchse Pitch in CV Sources und ziehe die erscheinende Strippe nach Pitch CV im Oszillator. Nichts ist zu hören.
Jetzt die Lautstärke eurer Abhöre auf leise stellen.
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Ziehe aus einer beliebigen der 5 untersten Buchsen im Oszillator (VCO) eine Strippe zu Main OUT 1L (M) . Das verbindet den bereits „tönenden“ Oszillator mit deiner Audioanlage. Ein Dauerton ist zu hören (noch leiser drehen , nervt!). Den kann ich bereits mit der virtuellen Tastatur modulieren. Aber nur die Tonhöhe. Alle anderen Optionen fehlen.
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Ich bringe zwei weitere Module. Envelope Generator (EG) und Amplifier (VCA). Der Dauerton hört auf, wenn ich das Kabel aus MAIN OUTS rausziehe und in Amplifier Input stecke. Jetzt kommt es im Amp an, ich höre aber nichts. Nachvollziehbar, das Signal endet hier mangels Kabel vom Amp Output+ zum Main Audio Out 1L (M). Der Dauerton ist wieder da.
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Ich ziehe eine Strippe von Gate im CV Sources Block zu Gate In im EG. Jetzt bekommt der EG (Envelope Generator, Hüllkurve, ADSR, you name it) ein Signal bei gedrückter Taste, das endet beim Loslassen der Taste. Dieses Signal trägt keine Tonhöheninfo, nur den Status Taste an/aus. Damit der Verstärker das auch mitbekommt, ziehe ich eine weitere Strippe von der rechten unteren Buchse des EG (positive Hüllkurve) zum CV Amount im Amp. Der Amount Regler soll auf 5 Uhr.
Es ist immer noch ein Dauerton da, zumindest bei mir. Warum, ich habe doch alles korrekt verkabelt? Stimmt, aber hier wird die Position des Reglers Gain im VCA wirksam. In meinem Fall war die voll aufgedreht und umgeht damit die Modulation durch die Hüllkurve. Drehe sie auf 0 und das erhoffte Verhalten ist da.
Einschub: Modulation ist der wichtigste Begriff in meiner Synthese. Dabei habe ich den zweiten Parameter völlig ignoriert, Amount, übersetzt etwa mit Stärke (der Modulation), erlaubt das Dosieren der Modulation zwischen Quelle und Ziel. Amount von ½ bei Tastatur auf Tonhöhe bewirkt, dass statt einem Halbtonschritt von e auf f nur ein Vierteltonschritt erfolgt. Bei allen anderen Schritten natürlich auch.
Im vorliegenden Beispiel ist das Amount ADSR auf VCA, wenn der Amount-Regler im VCA auf + (Maximum) steht. Gain wirkt ähnlich, ist aber etwas anders in der Wirkung. Er definiert, wie viel Signal an den Modulationsgruppen vorbei zum Audioausgang kommt. Diesen Parameter finde ich auch auf einigen Synthesizern. Bei meinem CS5 und CS40 hiess das Initial Gain.
Zum EG
Ein kurzen Anklicken des Tasters Gate spielt den zuletzt auf der Tastatur gespielten Ton. Das zeigt uns, dass der Oszillator einfach immer weiter schwingt und nur wegen unserer gezogenen Strippen und der Einstellungen der Signalfluss gekappt wird.
ADSR steht für Attack Decay Sustain Release, A, D und R sind Zeiten, S ist ein Level. Nach dem Drücken der Taste, ein Signal durch den Sequencer oder was auch immer den Ton startet, wird zuerst die Attack-Zeit, die kontunierlich den Level erhöht, durchlaufen, dann die abfallende Decay-Zeit bis auf das Level, das in Sustain eingestellt ist. Decay wirkt nur, wenn Sustain niedriger als Maximum ist. Sonst gibt es da nix zum Abfallen. Release ist die Zeit, in der das Signal von Sustain bis auf Null fällt. Damit das nicht zu langweilig wird, kann ich die Hüllkurve auch noch invertieren bzw. umdrehen, erkennbar an der Buchse links unten im EG.
Spielen wir etwas mit den vier Reglern, dann wird deren Wirkung leicht erkennbar. Alle Schieber in die Mitte, Ton anschlagen. Er kommt langsam, (Attack), fällt gleich ab (Decay) auf Sustain-Niveau (Sustain). Lasse ich die Taste los, hört der Ton nicht sofort, aber ziemlich bald auf (Release).
Wäre das alles, käme ziemlich bald Langeweile auf. Das nächste Modul ist das Filter (VCF).
Zum VCF
Die Syntheseform baut auf einem Ansatz auf: Nimm eine obertonreiche Schwingungsform und subtrahiere (subtraktive Synthese) von den hohen Frequenzen her den Obertongehalt. Diese Beschreibung gilt bei der Verwendung eines Lowpass-Filters, das die Frequenzen oberhalb der eingestellten Frequenz ausfiltert. Es gibt aber auch Highpass (filtert den Bereich unterhalb der Grenzfrequenz), Bandpass (lässt einen mittleren Bereich durch, meist Kombi von High- und Lowpass) und Notchfilter (auch Kerbfilter, das Gegenteil zum Bandpass, es filtert die gewählte Frequenz meist ziemlich eng aus).
Dazu kommt ein Regler, der meist, hier auch, Resonanz genannt wird. Je höher der Regler, desto stärker ist der Pegel um die eingestellte Grenzfrequenz (Cutoff). Wird Cutoff während dem erklingenden Ton verändert, höre ich das bei höherer Resonanz sehr deutlich. Ein WahWah funktioniert so und nur, weil mit dem Fuß die Grenzfrequenz des Lowpass-Filters bei hoher Resonanz verändert wird. Wäre die Resonanz niedrig, klänge es eher wie ein Lautstärkeregler.
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Das Filter liegt jetzt im Modularsystem, hat aber noch keinerlei Einfluß. Wir müssen die Strippen ändern. Der neue Signalfluß wird sein:
- Tastatur triggert den Ton und bestimmt die Tonhöhe im VCO.
- Das Signal geht zum Filter, wird dort je nach Reglerstellung beeinflusst und verlässt das Filter über Lowpass zum VCA.
- EG regelt den Lautstärkeverlauf. Das Signal wird zum Audiosystem (Main Out) geleitet.
Also „ziehe“ ich das Ende der Strippe VCO > VCA raus und patche statt dessen zum Audio In im Filter. Jetzt lassen sich die Töne mit Cutoff und Resonance verändern.
Stelle Cutoff auf 11 Uhr und Resonance auf 12. Spiele einen Ton und verändere Cutoff dabei auf 3 Uhr. Der Effekt ist deutlich hörbar.
Diesen Vorgang kann ich automatisieren. Ich verwende das Signal vom EG-Ausgang und verbinde zum Filter Freq Mod 1. Dessen Poti stelle ich auf Maximum rechts. Der Ausgang im EG hat aber schon ein Kabel. Fahre ich ohne zu klicken über die Buchse, bekommt sie (zumindest bei mir) einen roten Rand. Klicke ich jetzt, ohne zu ziehen, erscheinen sechs Buchsen. Die sind alle gleichwertig, also ziehe ich die Strippe von einer freien Buchse zur Freq Mod 1 Buchse im Filter. Jetzt öffnet und schließt der EG gleichzeitig das Filter. Das ist am besten hörbar, indem ich Cutoff auf Minimum setze. Aber hörbar wird das Ganze nur, wenn der Amount-EG auf Filteröffnung auf Maximum steht. Das ist der Regler links von der Mod Type 1 Buchse. Da ist die 12 Uhr Stellung der Wert 0, also nach rechts oder links drehen.
Der kleine Schalter über der Buchse ist bei mir aktiv. Er sagt: EXP. Ist in diesem Fall kein Song von Hendrix, sondern steht für xxponentiell, im Gegensatz zu linear. Es bestimmt die Charakteristik von Potis. Ein lineares Poti verändert die Wirkung auf das Ziel in gleichen Schritten, das Exponetielle anfangs geringer, dann immer schneller. Geht auch umgekehrt. Probiert es einfach aus.
Über Cutoff ist ein Toggle-Switch (nur einer der beiden Positionen kann aktiv sein). Hier steht er in der Voreinstellung auf 24 dB. Das bezeichnet die Stärke der Filterung an Cutoff. Die hört selbstverständlich nicht schlagartig über der Cutoff-Frequency auf, sondern nimmt mit 24 dB innerhalb einer Oktave ab. Das wird oft als Steilheit oder Q-Faktor des Filters bezeichnet. Spiele ich einen Ton und das Filter ist auf 500 Hz eingestellt, ist bei 1000 Hz nur noch ein Pegel um 24 dB niedriger zu hören (immer auf Lowpass, die häufigste Filterung, bezogen). Das ist drastisch leiser. +/- 6dB empfinden wir als Verdoppelung/Halbierung der Lautheit.
12 dB stellt eine flachere Kurve der Veränderung dar. Nicht schlechter, anders. Auch das lässt sich am besten durch Ausprobieren erfahren.
Zur Minimalausstattung eines Analog-Synths fehlt uns jetzt noch ein LFO. Das ist prinzipiell das Gleiche wie ein VCO, wird aber anders eingesetzt. Sehr häufig deckt er nur Frequenzen unterhalb unseres Hörbereich ab. Ein nicht hörbarer Tonerzeuger ist jetzt nicht sehr sexy, aber er hat andere Aufgaben. Er moduliert, VCO, VCF, VCA oder Pulsbreite, um mal die wichtigsten Ziele zu nennen.
Addiere Mini LFO
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Spiele ich einen Ton, drehe dabei das Pulse-Width-Poti im VCO, höre ich die Modulation der Pulsbreite. Soll das automatisiert werden, strippe ich von einem Dreiecksausgang des Mini LFO zum PW Mod Eingang des Oszillators. Der Sinus und das Dreieck wird im Bereich LFO oft gleichgesetzt. Sie sind nicht sehr unterschiedlich im Gegensatz zu Puls (probieren!). Ich spiele einen Ton und erhöhe den Wert des PW Mod Potis. Der Ton bekommt eine Schwebung. Das geht nur, wenn die Pulsschwingung als Oszillator Out gewählt wurde. Das Rate-Poti im Mini-LFO regelt das Tempo der Modulation, das PW Mod Poti im Oszillator die Intensität.
Damit ich LFO-Modulationen nicht am Bildschirm machen muss, sondern mit meinem Keyboard steuern kann, füge ich das Modul Mod Wheel Assistant ein und strippe von Mod Wheel im CV Sources Block zu Mod Whl In im Mod Wheel Assistant. Dessen Output verbinde ich mit Freq Mod im VCO und erhöhe den Amount leicht mit dem Poti links davon. Drehe ich am ModWheel, steuert dieses Modul die Intensität des Vibratos.
Jetzt ist der richtige Zeitpunkt da, das bisher Erstellte als Cabinet abzuspeichern. Denn diesen Basissynth kann ich immer mal wieder gebrauchen. Ich könnte ihn direkt nach dem Abspeichern laden und hätte eine 2. Reihe von identischen Modulen, die ich von einem Sequencer spielen lasse, während ich die erste Reihe über die Tastatur spiele. Oder ich spiele beide gleichzeitig, leicht verstimmt und damit „breiter“ oder als Layer zweier unterschiedlicher Sounds.
Rechtsklick in den freien Bereich des VM bietet mir die Option, das Cabinet zu speichern.
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Das gerade gespeicherte Cabinet lade ich noch mal. Jetzt sind zwei Reihen (Cabinets) gefüllt. Die Kabel wurden mit dem Cabinet abgespeichert, aber natürlich nur die intern im Cabinet befindlichen. Es fehlen die Verbindungen zu den CV-Sources. Die bestimme ich neu. Damit das Set einigermaßen übersichtlich bleibt, mache ich die mehrfach benutzten Buchsen zu Kabel-Bussen.
Ich Ctrl-klicke die Pitch-Buchse in CV Sources, im aufpoppenden Menü wähle ich:
- Assign to mono bus > Add new Bus, der Name wird automatisch korrekt vergeben, ich lasse es > OK
- Ich entferne das erstgesetzte Kabel Pitch (CV Sources) > Pitch CV (Oszillator). Kabel werden entfernt, indem ich sie aus einer Buchse ziehe und in einem Bereich ohne Buchsen loslasse.
- Die Buchse in CV Sources hat jetzt eine 1 in der Mitte.
- Ich Ctrl-klicke die Buchse Pitch CV im oberen Oszillator im aufpoppenden Menü wähle ich:
Assign to mono bus > 1
Das wiederhole ich für den zweiten Oszillator darunter.
Ich Ctrl-klicke die Buchse Gate in CV Sources. (Ctrl heisst bei PCs manchmal Strg, das steht für Steuerung, nicht etwa String 😄)
- Assign to mono bus > Add new Bus, der Name wird automatisch korrekt vergeben, ich lasse es > OK.
- Ich entferne das erstgesetzte Kabel Gate (CV Sources) > Gate In (EG)
- Die Buchse in CV Sources hat jetzt eine 2 in der Mitte
- Ich adressiere in beiden EGs Gate In mit Kabelbus 2 (wie oben, nur 2 statt 1)
- Es fehlt noch das Kabel Amplifier 2. Cabinet. Dieses ziehe ich in Main Out 1R. Damit liegt der erste Oszillator links im Stereobild, der 2. rechts. Aber selbstverständlich könnte ich beide auf Main Out 1L patchen.
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Das alles soll einen Einstieg ins Programmieren eines Modularen darstellen. Oder schlicht in das Verständnis für den Signalfluss im Synthesizer, der zum Funktionieren Audio- und Signalverbindungen (Steuersignale) benötigt. Sounddesign blieb ebenfalls außen vor. Das hat als nächstes zu erfolgen.
Voltage Modular kann mit Modulen (freie und kostenpflichtige) erweitert werden. Unter anderem und für viele wichtig: polyphone Module, die Poly In/Out Buchsen sehe ich schon in der Basisversion. VM kann selbstverständlich als Plug-in für AAX, AU und VST eingesetzt werden. Parameter lassen sich fernsteuern, es gibt eine „Learn“-Funktion. Ein Klick auf „Performance“ öffnet eine Reihe Potis, die ebenfalls wichtigen Parametern zugeordnet werden können.
Und dann noch
Cabinets
Statt jedesmal eine lange Reihe von Modulen anzuhäufen, ist es übersichtlicher, mit „Cabinets“ zu arbeiten. Ein Cabinet ist hier eine gewisse Anzahl von Modulen, die zusammen als Cabinet aufgerufen werden können. Ein Beispiel: ein Monosynth mit VCO, VCF, VCA, LFO und EG wird als Cabinet abgespeichert und kann mit einem Klick ein zweites Mal eingesetzt werden. Der erscheint unter dem ersten Cabinet, denn diese sind vertikal organisiert. Oder ein Cabinet besteht nur aus VCO, VCF und Sequencer. Es ist einfacher, mit solchen Cabinets zu arbeiten und dann nach Einfügen evtl. ein Kabel oder Modul zu entfernen oder hinzuzufügen. Auch lassen sich so ganze Kombinationen von Modulen und Patches in andere Presets einfügen. Die Patch-Kabel werden auf Wunsch mit abgespeichert.
Variations
Unter diesem Punkt kann ich Patches ohne die Kabelverbindungen speichern. Stell dir vor, der Synth ist definiert (fertig gepatcht) und ab da werden keine Kabel mehr verändert, so wie bei den meisten Hardwaresynths. Variation speichert die Einstellungen der Module, Potis, Schalter. Und kann dadurch verschiedene Sounds auf den Variationen ablegen. Will ich andere Verkabelungen, greife ich auf Presets und Cabinets zurück.
Ich kann zwei 6-In-Mixer einfügen. Das ist ein Mixer ohne Panorama, deshalb 2 mal. Ziehe ich Audioausgänge in Mixer 1 Kanal 1 und gleichzeitig in die entsprechenden von Mixer 2, regeln die Lautstärkepotis das Panorama, wenn ich die Ausgänge Mixer 1 zu Main Out L und Mixer 2 zu Main Out R patche.
Auf viele Optionen bin ich gar nicht eingegangen. In CV Sources gibt es Audio Sources. Das erlaubt es mir, beliebige Audiosignale durch das System laufen zu lassen.
Das Transport-Feld im selben Block hat Play- und Stop-Buchsen, die diese Signale aus dem Hostprogramm übernehmen.
Recording bietet mir genau diese Option inkl. Startbuchse und natürlich Auswahl des Zielverzeichnisses.
Perform (oberste Zeile) bringt eine Reihe von Potis und Buttons ins Spiel, die Controller-Funktionen für das System an zentraler Stelle bündeln. Rechtsklick auf ein Element erlaubt „Learn“ und kann damit auch evtl. vorhandenen Hardware-Reglern zugeordnet werden.
Religiöse Modularisten würden sagen der Artikel fängt schon mit ner falschen Prämisse an, weil per Definition nie „was Falsches“ aus dem Lautsprecher kommt.
@moinho Das stimmt, das hört man manchmal auch 😄.
IMHO das beste Modularsystem im VST Bereich.
Arbeitet intern aber immer mit 48kHz Samplerate.
Bei anderen SR nimmt die Audioqualität ganz leicht ab und es tritt dadurch ein vermehrtes Aliasing auf:(
Ich habe mehrmals bei Cherry Audio nachgefragt ( mal auch mal im Beta-Team) aber scheinbar wollen sie das Audiosystem nicht mehr ändern.
zeigt doch den Anfängern wozu man einen modular synth benutzt,
phaser vor vca oder so, irgendwas halt was mit Standart Strukturen nicht geht.
ich kann hier einen polyphonen minimoog bauen ist doch totaler käse. 🫣
Das war allerdings nicht mein Ansatz. Ich bin einfach als Anfänger an ein Modularsystem gegangen. Habe meine Erfahrungen damit geteilt. Wie man damit arbeitet, müssen die beantworten, die ein Modularsystem regelmässig nutzen und damit deutlich mehr Erfahrung haben als ich.
Es ist soweit: Dieser Artikel ist ein Volltreffer! Nach langem Warten stolpere ich über Ihre Erläuterungen, die endlich Licht ins Dunkel bringt. Ein großes Dankeschön für diese herausragende Aufarbeitung des Themas! Allerdings muss ich gestehen, dass das Ganze am Computer für mich nie greifbar wurde. Solch eine Erklärung hätte ich mir schon vor Jahren gewünscht, denn ich habe mich mühsam in die Modularwelt eingegraben.
Für mich ist das physische Erlebnis, das Haptische, der direkte Kontakt mit der Technik, ein Muss. Es ist so, als würde man direkt mit dem Herzschlag dem Synthesizer und der Musik interagieren. Mein Ziel war es stets, den ultimativen Supersynthesizer zu erschaffen – eine Maschine von unglaublicher Flexibilität, die das Beste aus allen Synthesizer-Epochen vereint. Mein Ausgangspunkt? Der Oszillator. Zunächst in seiner analogen Form, später dann digital mit den 8-Bit Klängen des C64 oder dem FM-Klang von Yamaha in Sega-Konsolen. Und natürlich dürfen wir Waldorfs Wavetables nicht vergessen. All diese tollen Erfindungen sind nun greifbar und miteinander kombinierbar. Diese Klangerzeuger können, sofern man die richtigen Module hat, nahtlos miteinander kombiniert werden.
Wenn man von der ultimativen Synthesizer-Flexibilität träumt, führt kein Weg an einem Modulsystem vorbei. Aber es ist ein Pfad voller Herausforderungen. Man muss die Historie der Synthesizer verstehen und dabei stets das Wesentliche im Blick behalten: die Musik. Was möchte ich kreieren? Das Besondere an meinem Modular-Setup? Es fehlt ein Sequenzer, das übernimmt Cubase. Doch für mich ergibt das Sinn, denn meine Individualität spiegelt sich darin wider. Cubase übernimmt bei mir die Führung und zeigt meinem Modularsystem den richtigen Weg. Die VST-Welt konnte mich nie gänzlich überzeugen. Das Fehlen des physischen Kontakts und die schnell erreichten Grenzen eines PCs halten mich fest im Bann des echten Modularen. Dazu kommt noch das Gefühl dass das echte modular einfach nochmal wesentlich besser klingt, zumindest für mich.
Ich weiss nicht, ob ich tatsächlich die ultimative Synthflexibilität will. Ich denke immer an das Beispiel mit dem Fahrradkauf. Zwei Räder sind gesetzt, eines vorne, eines hinten. Will ich zwei vorne, ist das nur mit wenigen Läden machbar. Geht auch, ich fahre aber nicht besser Rad. Meine Entscheidung nach dem intensiveren Kontakt: virtuell könnte ich das eventuell einsetzen, reell auf keinen Fall. Das ist für mich zu umständlich, obendrein deutlich zu teuer. Das Geld würde ich sicher an 15 Stellen besser einsetzen. Dazu würde ich dich gerne zitieren: „und dabei stets das Wesentliche im Blick behalten: die Musik.“
@Tai Also gerade beim Fahrrad hinkt der Vergleich, wie alle Autovergleiche. ;-) Ein Fahrrad-Nerd würde jetzt die ganze Litannei runterleiern:
> Penny-Farthing (ok, hat auch zwei Räder, nur halt zwei seeeehr unterschiedliche)
> Einrad, der Name = das Programm
> Trike mit 2 Rädern vorn
> Trike mit 2 Rädern hinten
> Liegeräder, verkleidet oder nicht, haben auch oft drei Räder
> Falträder haben zwar meist doch zwei Räder, meist aber von untypischer Größe und teils sehr erfinderisch „einziehbar“…
…und das ist wohl nur ein Teil davon, ich kenne mich selber da nicht so gut aus ;)
Mit jeder Konstruktion fährst Du nicht „besser“, sondern anders, ggf. dem Bedarf angepasst. So habe ich z.B. oft von Leuten gehört, die mit einem Birdy eine hardcore Trekking-Reise inkl. Alpenüberquerung gemacht haben wollen. Klar kann man machen, gern mit Rohloff-Schaltung. Mit meinem normalen City-Birdy mach ich gern Tagestouren; ne Alpenqueung würde ich es damit eher nicht wagen und ausnahmsweise ein Trekkingrad in Betracht ziehen.
Freund von mir (so ein Fahrrad-Geek, seines Zeichens auch Fahrradkonstrukteur) behauptet gar, die etablierte „Diamond-Rahmen“-Bauweise sei ein ziemlich miserabler Kompromiss. Gerade die „Herren“-Variante, deren oberer Rohr mit etwas Pech für Oberschenkelbrüche bei Sturz sorgt.
😇
@Aljen Ich stand mal kurz vor dem Birdykauf, davor hat mich eine Krankheit ein Jahr aus dem Verkehr gezogen. Habs inzwischen gut überstanden, trotzdem kein Birdy da.
Nee der Vergleich heisst für mich einfach: JEDE Option zu bekommen macht meine Musik keinen Deut besser. Habe ich musikalisch keine Einfälle, reisst das kein noch so ausgefallener Sound raus.
Eine individuelle Modular-Therapie sollte beim Kauf eines Modularsystems immer einkalkuliert werden. Und eine Katze! Als Medium stellt sie den Kontakt ins Diesseits her um nicht komplett abzudriften.
Katze? Ach, deswegen die Tuna als wichtigstes Team-Mitglied bei Erica ;)
Als ich noch einen Hund hatte, war der jedenfalls ein wichtiger Indikator, ob meine Klangbasteleien akustisch gefällig (da blieb er zu meinen Füßen leger und warm liegen) oder unerträglich (da verließt er das Zimmer) ausfiel.
P.S. Monate später:
„Momentan wird sowieso fast nur noch Eurorack verwendet, das ist noch weniger was für Grobmotoriker.“
Also als ein mit mittelschwerem AD(H)S diagnostizierter, bekennender Grobmotoriker in meinen frühen 60s kann ich nur sagen, dass Eurorack für mich viel mehr „accessibility“ bietet als jeder auch noch so digitaler Preset-Panzer. Von Computer-Plug-ins ganz zu schweigen.
Einfach weil es so einfach ist: Klinke rein/raus, Effekt sofort da. Oder eben auch nicht da.
Aber „wir“ sind nun mal a bissl „anders“. ;) YMMV.
@Aljen Ernsthaft? Keine Ahnung was für eine Krankheit ich habe aber mir waren die Module am Ende zu klein und das Kabelwirrwarr zu dicht, so daß ich am Ende kaum damit geschraubt habe. Alleine die Berührung mit den Kabeln hat Stress zur Folge gehabt. Die Erleichterung war immens als das alles weg war. Eurorack war wichtig um wieder Schwung in die Synthese zu bringen aber der Zirkus ist seitdem schon weitergezogen.
Für mich ein wirklich hilfreicher Beitrag! Ich habe vor einiger Zeit einen Key für Voltage Modular von Cherry Audio bekommen und wusste nicht so ganz was ich damit anfangen soll xD
@Miketsu Das freut mich, danke Miketsu