All in: Aktivbox mit DSP-Steuerung, 3-Band-Klangregelung, Akku-Betrieb und Bluetooth 5
Vorhang auf: the box pro DSP 110 BP Aktivlautsprecher – eine Box, die alles kann … Um diesbezügliche Hoffnungen gleich zu Beginn auf den Boden der Realität zurückzuholen: Nein, sicherlich keine Audio-Wunderwaffe, aber eine Fullrange Aktivbox mit interessanten Zusatz-Features inklusive einem Line-Delay und Bluetooth 5. Dabei kann der aufgerufene Verkaufspreis von 298,- Euro als moderat bezeichnet werden. Könnte ein interessanter Test werden, hatte ich doch gerade die Mackie Thump go 8 Aktivbox in meinen Händen, die sich an den gleichen Interessentenkreis wendet, allerdings für einige Scheine mehr erhältlich ist, nämlich für 378,- Euro.
Inhaltsverzeichnis
Ausstattung the box pro DSP 110 BP Aktivlautsprecher
Das unter dem Dach der Thomann-Eigenmarke the box entwickelte, wahlweise mit Netzkabel oder dem internen Lithium-Ionen-Akku zu betreibende Modell, bietet einen in dieser Preisklasse vergleichsweise großen 10“ Tieftöner (im Vergleich: Mackie Thump go 8 Aktivbox: 8“) samt 1“ Kompressionstreiber (Abstrahlwinkel: 90° x 60° – in der Beschreibung fälschlicherweise mit 90 x 90° angegeben) und Class-D-Endstufen. Geschützt wird die Front durch ein vollflächiges, nach innen gewölbtes Gitter.
In der gedruckten Bedienungsanleitung wird in den technischen Daten die Leistung bei Netzanschluss mit 120 W RMS/360 W Peak klassifiziert, im Akkubetrieb beträgt die Angabe 90 W RMS und 270 W Peak – bei 125 dB maximal möglichem Pegel (im Vergleich: Mackie Thump go 8 Aktivbox: 115 dB). Das Gewicht beträgt 10,5 kg (im Vergleich: Mackie Thump go 8 Aktivlautsprecher: 8 kg) bei Abmessungen von 298 x 523 x 307 mm. Aufgrund einer seitlichen und auf der Oberseite angebrachten Griffmöglichkeit ist auch die Stativmontage über den 35 mm Flansch von einer Person gut zu stemmen (in der Beschreibung sind fälschlicherweise zwei im Neigungswinkel unterschiedliche Flansche beschrieben).
Der Allrounder bietet einen XLR-Line-Out und drei unabhängige Eingangskanäle mit 2x XLR/Klinke-Combobuchse sowie einen Line-Eingang für 3,5 mm Stereoklinke und Cinch. Beim Letztgenannten steht wahlweise auch Bluetooth 5.0 (derzeit aktuell 5.2.) zur Verfügung. Drei getrennt regelbare Eingangskanäle sind in dieser Leistungsklasse top, denn damit lassen sich beispielsweise Gesang plus Gitarre plus Playback verwalten. Allerdings ist die interne 3-Band-Klangregelung nicht pro Kanal nutzbar, sondern funktioniert als Summen-EQ. Das schmälert die klangliche Flexibilität bei der Anpassung unterschiedlicher Eingangssignale. Gewünscht hätte ich mir auch, statt der fixen Frequenzpunkte bei 80 Hz, 250 Hz und 10 kHz, zumindest die Mitten mit einem variablen Frequenzpunkt nutzen zu können. Aber drei Bänder sind besser als zwei EQ-Bänder, wie sie von Mitbewerbern wie der Mackie Thump go 8 Aktivbox bereitgestellt werden.
Zudem entschädigt die DSP-Steuerung der the box pro DSP 110 BP Akku-Lautsprecherbox mit einigen Funktionen, die nicht selbstverständlich sind: Zur optimalen Verstärkung stehen vier Presets für Musik, Live-Musik, Sprache und DJ-Sets sowie eine spezielle Einstellung zur Monitor-Nutzung zur Auswahl. Zusätzlich zum 3-Band-Equalizer steht ein Low-Cut bei 80, 100, 120 und 150 Hz zur Verfügung. Und mit dem Line-Delay lässt sich das Ausgangssignal um 0,1 bis 16 ms verzögern. Angepasst werden die Einstellungen über ein Display auf der Boxenrückseite, eine Fernsteuerung via Remote-App ist nicht vorgesehen (zum Vergleich: Mackie Thump go 8 Aktivbox bietet eine entsprechende App). User-Speicherplätze zum Abspeichern individueller Einstellung sind nicht vorgesehen. Das geht besser, wie die Mackie Thump go 8 Aktivbox zeigt (dort stehen 20 User-Speicherplätze zur Verfügung). Aber zumindest bleiben die gewählten DSP-Einstellungen nach dem Ausschalten der the box pro DSP 110 BP Aktivbox erhalten. Sie stehen beim erneuten Einschalten unverändert zur Verfügung.
Übrigens: Beim Einsatz als Bühnenmonitor ist der geringe Gehäusewinkel der the box pro DSP 110 BP Aktivbox zu beachten. Falls also nicht kniend vor der Box performt wird (sehr publikumswirksam, aber schlecht für die Kniegelenke), ist entsprechender Abstand zwischen Musiker und Box also einzuplanen, damit die Signale optimal gehört werden, ohne die Box unnötig aufdrehen zu müssen (wodurch wiederum die Feedback-Gefahr steigt).
Volt, Watt, Ampere, Ohm
Alternativ zum Netzkabel geht es auch ganz ohne Kabel. Fünf Indikator-LEDs auf der Rückseite gegeben Aufschluss zum Ladezustand des Akkus.
Der Ladevorgang dauert etwa zweieinhalb Stunden. Rund vier Stunden Akku-Betrieb bei „moderater Lautstärke“ (was immer das ist) verspricht die Beschreibung. Mit Weißem Rauschen ließen sich bei 75 dB etwa 3,75 Stunden herauskitzeln (dazu im Vergleich: Mackie Thump go 8 Aktivbox: 11 Stunden). Die gute Nachricht dabei: Der interne Lithium-Ionen-Akku (3.600 mAh, 24 Volt) ist wechselbar: (Zitat: „Partyveranstalter versorgen mit optional erhältlichen Ersatzakkus ihre Boxen durch lange Partynächte hindurch mit Strom.“) Das hört sich super an, geht aber an der Realität vorbei. Anders als bei der Mackie Thump go 8 Aktivbox, ist der Akku aber nicht im Handumdrehen wechselbar.
In diesem Fall muss die komplette Rückwand mit dem Aktivmodul losgeschraubt und entfernt werden, um den Akku zu sichten. Dann gilt es noch, die Abdeckung/Halterung des Akkus abzuschrauben, die entsprechenden Steckverbindungen von der Platine zu lösen, den eigentlichen Akku zu tauschen, um abschließend das Ganze wieder in umgekehrter Reihenfolge zusammenzubauen. Livetauglich ist das nur „bedingt“. Aber immerhin, zumindest lässt sich der Akku unabhängig vom Hersteller-Service in Eigenregie wechseln – der Preis beträgt 46,- Euro.
Wie klingt der the box pro DSP 110 BP Aktivlautsprecher?
Ausgewogen – die gelungene Grundabstimmung ist eine der Stärken dieser Akku-Lautsprecherbox. Mir persönlich gefällt das klangliche Ergebnis im Vergleich zur Mackie Thump go 8 Aktivbox deutlich besser. E-Akustische Gitarre und Gesang überzeugen im Voice-Mode „Live“, wobei lediglich dynamische Mikrofone (in diesem Fall ein SM58 Clone) zu nutzen sind, denn eine Phantomspeisung wird nicht bereitgestellt. Leider nicht berücksichtigt wurde eine Peak-LED zur Vermeidung von Verzerrungen bei den anliegenden Eingangssignalen. Orientierung gibt der Drehregler für die Eingangsverstärkung, dessen Regelbereich für Line- und Mic-Quellen aufgeteilt wurde. Partymusik via Bluetooth funktioniere über das Preset „Music“ gut. „DJ“ bietet typische Bass-Höhen-Betonung – das ist nicht so mein Fall, aber die Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden. Falls ein zusätzlicher Subwoofer angeschlossen wird, lässt sich das Top durch einen Low-Cut („Sub“) entlasten. An dieser Stelle kommt wieder mein seit über 20 Jahren klaglos tönender Mackie SRM-450 Subwoofer zum Einsatz – diese Kombination macht zusammen mit der the box pro DSP 110 BP Aktivbox schon richtig Laune.
Die klangliche Abstimmung der entsprechenden Voice-Presets würde ich nicht als zu dogmatisch betrachten und nach persönlichem Belieben einsetzen – letztendlich handelt es sich um praktische Ein-Knopf-Voreinstellungen.
Liest sich doch alles gut soweit. Wäre da nicht … das vielzitierte Haar in dieser ansonsten bekömmlichen „Suppe“. Die the box pro DSP 110 BP Aktivbox rauscht im Leerlauf (siehe das Klangbeispiel). Das fällt auf, sobald die Wiedergabe der anliegenden Signale unter 55 dB absinkt (gemessen in 10 cm Entfernung von der Box). Und natürlich, wenn es sich um Audiomaterial handelt, das den Dynamikbereich ausreizt, wie etwa Chopin-Interpretationen. Oder bei Sprachbeschallung. Popularmusik mit entsprechend engem Dynamikbereich hingegen maskiert das Hintergrundrauschen. Das ist wichtig zu wissen, denn damit wird der mögliche Einsatzbereich doch etwas eingeschränkt, zumindest für diesbezüglich sensible Gemüter. Um erneut den Vergleich zur Mackie Thump go 8 Aktivbox zu strapazieren: Die verhielt sich aufgrund des kaum wahrnehmbaren Grundrauschens deutlich besser. Übrigens ist das wahrnehmbare Grundrauschen auch dem Hersteller wohl bewusst. Auf der Produktseite steht zu lesen: „Besonders im Musikbetrieb entfaltet er (Anm. des Autors: der Lautsprecher) seine klanglichen Möglichkeiten. Betriebsgeräusche treten hinter dem druckvollen Sound zurück.“ Kurz und bündig – genauso ist es.
Noch zwei bis drei erklärende Sätze zum Klangbeispiel, das per Kopfhörer abgehört werden sollte. Die Pegelsteller der Eingangskanäle standen mittig, die Ausgangsverstärkung im DSP-Display auf +5 dB. Um das Rauschen nach dem Einschalten der Aktivbox markant zu machen, habe ich den Vorverstärker des Audio-Interface ordentlich aufgedreht. Dadurch ist die tatsächliche Relation zum Betriebsgeräusch der the box pro DSP 110 BP Aktivbox natürlich überhöht. Also, nicht wundern, das dient rein zu Demonstrationszwecken für das Klangbeispiel. Ein Indiz hierfür: Entsprechend dominant ist das Einschaltgeräusch des Netzschalters beim Aktivmodul hörbar. Das M-Audio Nova Großmembranmikrofon befand sich in 10 cm Entfernung zum Frontgitter, ausgerichtet auf den Bereich zwischen Hochtöner und Woofer.
Guter Sound in langen Schläuchen mit dem the box pro DSP 110 BP Aktivlautsprecher
Veranstaltungsräume sind vergleichbar vielfältig wie das Spektrum musikalischer Stilistiken. Optimal ist ein Raum nur selten, manchmal komisch rechteckig, ungünstig mit Pfeilern durchzogen oder lang wie ein Schlauch (Kirchen). Um beim letztgenannten Beispiel den Klang trotz ausgewogener und moderater Lautstärke im gesamten Raum dennoch verständlich zu halten, bietet sich die Nutzung von Delaylines an. Diesbezüglich muss der the box pro DSP 110 BP Aktivlautsprecher nicht passen, denn durch die DSP-Steuerung kann der Signal-Out verzögert werden. Per XLR-Kabel verbindet man den Mix-Out des jeweils vorderen mit einem der beiden Kombo-Eingänge des folgenden Lautsprechers. Zur Berechnung der einzustellenden Verzögerung gibt es eine Faustformel: t (Delay Verzögerung) = d (Distanz) / c (Schallgeschwindigkeit 342 m/s bei 20°). Beispielrechnung zur Orientierung: Bei Zimmertemperatur resultiert aus 5 m Abstand ein Delay-Wert von 14,6 ms.
the box pro DSP 110 BP Aktivlautsprecher vergleichen
Schon interessant, wenn die the box pro DSP 110 BP Aktivbox direkt mit der Mackie Thump go 8 vergleichen wird. Ich mache es kurz: Wer Wert auf geringes Gewicht, Fernsteuerung per Remote-App, User-Speicherplätze, lange Laufzeit im Akku-Betrieb und einfach zu wechselnden Akku legt, der greift zur Mackie Thump go 8. Und investiert entsprechend dieser Plus-Ausstattung gut 80,- Euro mehr. Alle anderen vergleichbaren Anwendungsoptionen werden von der the box pro DSP 110 BP Aktivbox besser bedient, zum Teil geht die Ausstattung auch deutlich darüber hinaus (10 Zoll Woofer, 3-Band-Klangregelung, höhere Ausgangsleistung) – vom günstigeren Verkaufspreis ganz zu schweigen.
„FUSH FOR DSP“. :-D
@MatthiasH Means what?
@Christoph Rocholl Vielleicht dass man für den DSP pfuschen soll? Ich gebe es nur so wieder, wie es unterm Master-Knopf aufgedruckt ist.
@MatthiasH Ist mir gar nicht aufgefallen … :-)
Danke für den Test. Eine interessante Box. Das Rauschen scheint wohl doch sehr Laut zu sein. Gut das du drauf ein gehst. Messung aus 10 cm Abstand finde ich aber Praxis fern.
Ein Vergleich mit leisen, mittleren und lauten Audiosignalen finde ich da besser.
@DJ Ronny Bei dem Hörbeispiel ging es mir darum, generell und deutlich auf das Rauschen hinzuweisen. Wie und ob es überhaupt störend bewertet wird, hängt vom individuellen Einsatzbereich ab. Maskiert wird es mit durchgehenden Signalen ab 55 dB – wie im Test beschrieben. Das sollte eine zusätzliche Orientierung geben. Je größer die Hörentfernung zum Lautsprecher, je weniger dürfte dieses Kriterium relevant sein. Wichtig ist ja in diesem Zusammenhang auch zu wissen, dass andere Produkte diesbezüglich deutlich besser abschneiden. Leider aber auch einige Ausstattungsdetails der the box pro DSP 110 BP nicht bieten.