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Test: Toontrack Claustrophobic EZX Software-Drums

Hip Hop und R'n'B-Grooves

9. April 2008

Claustrophobic – schwarz, aber nicht nur für Black Music

Toontrack rüstet das EZdrummer-PlugIn stetig mit neuen Expandern (EZX) aus. Mittlerweile sind sechs zusätzliche Libraries erhältlich, von denen mir jetzt der Titel Claustrophobic zu Begutachtung vorliegt.

Beim Durchstöbern des Amazona-Archives musste ich feststellen, dass Toontracks EZdrummer hier noch nicht getestet wurde. Also werde ich zuvor noch ein paar Worte zu dem PlugIn verlieren, bevor wir uns der neuen Library zuwenden.

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Einfacher Trommler

EZdrummer ist die kleine Variante von DFH / Superior (welches demnächst von Superior Drummer 2 abgelöst wird). Der exemplarische Name zeigt die Prämisse des PlugIns an – alles soll ganz easy sein. Im Gegensatz zu anderen Drum-Spezialisten gibt es bei EZdrummer keine Möglichkeiten, direkt in den Sound einzugreifen, weder Pitch, noch Hüllkurve oder virtuelle Mikrophonplatzierung. Es geht einzig und allen darum, ein hochwertiges Drumkit mit authentischem Klangverhalten zur Verfügung zu stellen. Dafür sorgt neben den üblichen Velocity-Layern auch das so genannte Round-Robin, bei dem mehrere Samples bei gleicher Anschlagsstärke nach dem Zufallsprinzip abgerufen werden. Speziell dieses Feature trägt zur Natürlichkeit eines gesampleten, akustischen Drumsets bei. Die einzige Möglichkeit, in das Klanggeschehen einzugreifen, ist die Mixer-Page. Hier kann man neben Lautstärke und Panorama der einzelnen Drums auch die Overhead- und Room-Mics regeln. Es ist ziemlich erstaunlich, wie groß der Anteil dieser beiden Kanäle an der Wirkung des Gesamtklanges ist.

EZdrummer enthält ein universelles Rock/Pop-Drumset

EZdrummer enthält ein universelles Rock/Pop-Drumset

Die Basisversion von EZdrummer beinhaltet ein allgemeines Rock/Pop-Drumkit, mit dem man viele Standardaufgaben, nicht nur in den namensgebenden Bereichen, bewältigen kann. Es bietet alternative Sounds für Kick, Snare (u.a. eine sehr gute Rogers), Toms und Cymbals sowie gedämpfte Spielvarianten. Ein normales EZ-Drumset benötigt knapp 300 MB, wobei man nicht benötigte Sounds deaktivieren kann und so RAM-Speicher spart. Es können jedoch immer nur Sounds eines Kits geladen werden. Gemischte Sets von Drums aus verschiedenen Expandern und dem Basis-Kit sind nicht möglich.

EZdrummer liefert auch Grooves. Zum PlugIn sowie zu jedem Expander gehört eine große Anzahl an MIDI-Files, die sich einfach per Drag&Drop aus dem Browser in den Sequenzer ziehen lassen. Unterteilt nach Stilistiken kann man sich aus einem gut sortierten Pool Basisrhythmen, Variationen, Intros und Breaks zusammensuchen und sehr fix einen schlüssigen Drumtrack arrangieren.

Das etwas andere Kit

Claustrophobic unterscheidet sich deutlich von den bisherigen Expandern, die sich doch sehr dem klassischen Getrommel verschrieben haben (Vintage Rock, DFH, Nashville, Latin Percussion). Claustrophobic hingegen liefert Sounds, die sich auch für Dance-orientierte Stile eignen, wenn sich diese auf akustische Drums stützen. Breakbeat, Drum & Bass, 2Step aber auch Black Music sind dankbare Kandidaten für dieses Drumkit. Eine Spezialität von Claustrophobic sind einige hoch gestimmte Drums, was nebenbei das Manko des fehlenden Pitch ein wenig ausgleicht. Und ziemlich schräg, aber gut, sind Drums mit aufgelegten Becken, die bei jedem Schlag mitscheppern. Nicht nur bei D&B finden diese Sounds sicherlich ihren Einsatz.

Die Auswahl an verschiedenen Varianten pro Trommel ist hier wesentlich größer als bei den bisherigen Expandern. Dazu kommt noch das seitlich platzierte drumKAT, über das zusätzlich Percussions und auch Claps gespielt werden können. Hier gibt es jedoch leider kaum weitere Variationen der Sounds, aber immerhin muss man für einen Shaker oder Tambourine keine zusätzliche Instanz mit dem Percussion-EZX aufrufen.

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Das Claustrophobic-Kit ist vergleichsweise umfangreich

Das Claustrophobic-Kit ist vergleichsweise umfangreich

Platzangst

Wieso dieser Expander Claustrophobic getauft wurde? Die Drums wurden in einem sehr kleinen Raum und somit sehr direkt aufgenommen. Die Overhead- und Room-Mic-Kanäle liefern dementsprechend auch eher eine Ambience als echten Raumklang. Stattdessen bietet Claustrophobic vier FX-Kanäle im Mixer, mit denen Effekte den Drums hinzugemischt werden können. Zur Auswahl stehen Reverb, Chorus, Distortion und Attack (erzeugt vom SPL Transient Designer). Die vier Effekte stehen jedoch nicht für alle Drums zur Verfügung und da sie wie die natürlichen Raumanteile ebenfalls gesamplet sind, lassen sie sich nicht editieren. Das klingt vielleicht zunächst nicht sehr verlockend. Aber Toontrack hat hier eine große Auswahl an Mixer-Presets beigefügt, die sehr viele Mix-Varianten erzeugen. So findet man auch verschieden lange Reverbs, allerdings sind diese weder in der Anleitung noch in den Presets vernünftig benannt. Nur vereinzelt findet man aussagekräftige Begriffe wie „gated“ oder „hall“.

Die klanglichen Ergebnisse sprechen dann klar für sich. Mit einem Klick verändert man den Sound des Drumkits mitunter drastisch – von clean über leicht angeschmutzt bis ziemlich verdreht. Auch bei diesen Effekten bleibt EZdrummer sich treu – effektiv und einfach zu handhaben. Keine überkandidelten FX-Orgien, aber doch sehr markant im Ergebnis. Und wem das nicht reicht, der kann ja seine Lieblings-VST-Effekte nachschalten.

Rechts im Mixer befinden sich die vier FX-Kanäle mit denen der Sounds stark verändert werden kann

Rechts im Mixer befinden sich die vier FX-Kanäle mit denen der Sounds stark verändert werden kann

Eurhythmie

Auch Claustrophobic bringt einen Schwung MIDI-Pattern mit. Selbstredend sind die Grooves den Drumsounds entsprechend anders geartet als das bisherige Rock/Pop-Repertoire. Im unteren Tempobereich dominieren natürlich Hip Hop und R’n’B-Grooves, im oberen Bereich geht es dann in Richtung Breakbeat bis hin zu Drum & Bass.

Die Auswahl ist nicht ganz so üppig ausgefallen wie bei anderen Expandern und ich muss sagen, dass mir die Beats nicht immer gefallen. Das ist zu einem sicherlich Geschmackssache, aber auch sozusagen „Stil-bedingt“, denn aktuelle Hip Hop-Beats sind nun mal nicht so dynamisch getrommelt wie ein guter Soul- oder Funk-Groove. Es fällt auch auf, dass die Claustrophobic-Beats recht wenig Gebrauch von den Percussions machen. Es gibt aber natürlich auch richtig gute Rhythmen und man findet mitunter tolle Anregungen für eigene Grooves. Wer jedoch ein so sorgfältig sortiertes Drumpattern-Set wie das der Basisversion erwartet, wird möglicherweise etwas enttäuscht sein.

Die Claustrophobic MIDI-Grooves

Die Claustrophobic MIDI-Grooves

Ein kurzer Hinweis: für Claustrophobic sollte mindestens die EZdrummer-Version 1.1 installiert sein. Außerdem empfiehlt es sich, das Update für die Library (liegt auf der Toontrack-Website bereit) gleich nach der Installation aufzuspielen.

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Fazit

Claustrophobic ist eine empfehlenswerte Library für EZdrummer-User. Und zwar nicht nur wenn man sich in den skizzierten musikalischen Umfeldern bewegt, sondern auch für aufgeschlossene Geister im Pop/Rock-Kontext und kommerziellen Bereich. Hier werden Sounds und Grooves geboten, die bislang bei Toontrack fehlten. Man hört zwar, dass es sich um ein akustisches Drumkit handelt, jedoch hat dieses einen so eigenwilligen Klang, dass man es mit keinem anderen Kit vergleichen kann. Egal ob man den sehr trockenen, cleanen Sound nimmt oder die Effektvarianten, es klingt immer sehr speziell – und damit ist es für den kreativen Einsatz genau das richtige.

Übrigens: sind einem die Möglichkeiten von EZdrummer nicht ausreichend genug, kann man Claustrophobic (und die anderen EZXs) trotzdem im Auge behalten, denn das in Bälde erscheinende Plugin Superior Drummer 2 wird in der Lage sein, die EZX-Libraries zu importieren.

Plus

  • interessante, spezielle Sounds
  • große Auswahl an verschiedenen Drums (besonders Kick/Snare)
  • effektives FX-Handling im Mixer

Minus

  • Grooves nicht so funky wie bei anderen EZXs

Preis

  • 89,-€
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