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Test: Warwick Streamer $$, E-Bass

Warwick Streamer $$

11. Januar 2007

Was macht man, wenn man zu einem der weltweit führenden Herstellern des Bassbaus gehört und seinen bereits etablierten Modellen noch etwas mehr Individualität bzw. Variabilität einhauchen möchte? Man nimmt die Stärken des Basismodells und platziert Komponenten, die sich bereits in anderen Bereichen etabliert haben und miteinander eine interessante Kombination ergeben. So geschehen beim Warwick Streamer $$, der uns in einer Fünfsaiter-Ausführung im „Nirvana Black Oil Finish“ zum Test vorliegt.

Warwick Streamer $$ Front

Warwick Streamer $$ Front

Konstruktion

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Das oben genannte Instrument besitzt einen Korpus aus amerikanischer Sumpfesche in Sandwichbauweise mit zwischen geleimtem Ekanga-Furnier. Zwischen den beiden Sandwich-Hälften hat man dem Streamer Hohlkammern spendiert, welche sich im Attackverhalten und im Gewicht des Instrumentes positiv bemerkbar machen. Durch das besagte Oil-Finish bleibt die kräftige Struktur der Esche nicht nur sichtbar sondern auch fühlbar. Im Gegensatz zur Hochglanzlackierung, welche jegliche Holzporen komplett umschließt, kann man beim Oil Finish des Korpus die Maserung des Holzes regelrecht erfühlen. Insbesondere im Bereich der Jahresringe sind kleine Vertiefungen zu ertasten, was dem Instrument einen deutlich „holzigeren“ Charakter verleiht als es bei Klarlack-Lackierungen der Fall ist. Selbiges Instrument ist jedoch ebenfalls in Coloured Oil Finish und Stain High Polish Finish, beide Lackierungen mit Aufpreis, zu bekommen. Erfreulich ist auch dass, wie bei Warwick üblich, Lefthand- und Fretlessversion ohne Aufpreis zu erwerben sind. Ebenso sind optional andere Hardwarefarben als das hier benutzte Schwarz möglich.

Die Korpusform hat bei dem Streamer rückseitig die hinreichend bekannte, leicht konkave Wölbung, welche sich insbesondere beim Spiel im Stehen angenehm der Körperform im Hüftbereich anpasst. Trotz der leichten Sumpfesche und der Hohlkammern im Korpus kann man das Instrument nicht als Leichtgewicht bezeichnen, da insbesondere die massive Bauweise des Halses für ein ordentliches Grundgewicht sorgt. Besagter Hals besteht aus 5 Streifen Ahorn und wurde auf den Korpus im Bolt-on Verfahren mit 4 Schrauben absolut passgenau angebracht. Hier bewegt sich auch bei härtester Behandlung nichts, selbst bei extrem starken Reißen und Biegen am Hals bewegt sich die Konstruktion keinen Millimeter.

Im Sitzen gespielt findet der Streamer sehr schnell seine Position und lässt sich über das gesamte Griffbrett locker spielen. Im Stehen pendelt sich der Bass mit einem Standardgurt in einer bequemen Position ein, eine Kopflastigkeit ist nicht zu vermerken.

Warwick Streamer $$ Back

Warwick Streamer $$ Back

Das Griffbrett des Instrumentes ist aus Wenge gefertigt, eines der Hölzer, welches bei Warwick als wichtigster Punkte bzgl. Klanggestaltung verwendet wird. Auch hier hat man die grobe Struktur des Holzes belassen, so dass Korpus und Hals ein einheitliches Erscheinungsbild offerieren. Auf dem Griffbrett, welches einen Radius von 640 mm (25,5“) aufweist, sind 24 tadellos abgerichtete Bünde aus einer speziellen Silber-Bronze-Legierung, gemeinhin als Glockenmessing bezeichnet, eingelassen, welche auch seitlich perfekt entgratet wurden und keinerlei scharfe Kanten aufweisen. Die Mensur des Basses entspricht mit 86,4 cm (34“) einem klassischen Longscale Instrument. Als Sattel hat Warwick erneut die Just-A-Nut II Ausführung benutzt, was eine Korrektur der Saitenlage ermöglicht ohne den Sattel abnehmen zu müssen.

Der Warwick-Steg bietet eine sehr massive Konstruktion, bei dem jeder Reiter individuell in Höhe und Neigungswinkel einstellbar ist, ohne jedoch zuviel Spiel in der Konstruktion zu erzeugen. Die gesamte Konstruktion ist zusätzlich auf einem Metallrahmen aufgebracht, welcher in das Holz eingelassen wurde. Diese Bauweise hat nur eins im Sinn, dem Instrument eine höchstmögliche Schwingungsintensität und Sustain-Sicherung zu gewährleisten, was ihr mit dieser Massivbauweise auch in hohem Maße gelingt.

Warwick Streamer $$ Seite

Warwick Streamer $$ Seite

Aufhänger der o.g. Kombination etablierter Komponenten sind auf den ersten Blick die massiven MEC MM-Style Humbucker mit offenen Polepieces, welche eine unmittelbare Brücke zum Stingray von Music Man schlagen. Beide Tonabnehmer können über Coil-Switching seriell, parallel oder einspulig betrieben werden. Als Regelmöglichkeiten stehen ein Mastervolume- und ein PU-Mischregler zur Verfügung, ergänzt durch eine aktive 2-Band-Klangregelung für Bässe und Höhen. Durch Ziehen des Volumereglers kann man die Elektronik abschalten und das Instrument rein passiv betreiben, ein Einstellung, welche gerade im Studiobetrieb immer sehr gerne genommen wird. Alle Regler laufen leicht bzw. gleichmäßig und bleiben durch ihre Außenriffelung auch bei schwitzigen Fingern immer griffig und „gefühlsecht“ ;-).

Zwischen Hals-Tonabnehmer und Griffbrettabschluss befindet sich ein ca. 3 cm großer Bereich, welcher für Slaptechniken prädestiniert erscheint. Hier kann jeder seinen individuellen Sweetspot bzgl. Daumenattack finden, sei es nun mit leichtem Griffbrett-Schnarren oder nur als reiner Slap im Sinne eines perkussivem Impulses.

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Zum Lieferumfang gehören des Weiteren das Warwick „User-Kit“, welches aus einer umfangreichen Bedienungsanleitung, Security-Locks, Bienenwachs zur Halspflege, einem überdimensionalen Trussrod-Tool, Inbusschlüsseln, Tüchern und jede Menge kleiner Taschen für Kleinmaterial besteht, alles aufbewahrt in einer ansprechenden Art bestickter Aktentasche.

Warwick Streamer $$ Body

Warwick Streamer $$ Body

Praxis

Aber Hoppla, das nenne ich mal einen Hals! Es handelt sich um ein sehr kräftiges „D“ mit stark ausgebildeten Schultern, welches einer stabilen und Sustain-reichen Kernausrichtung entgegen kommt. Bekanntermaßen kann man den Hals eines 5-Saiters bzgl. des String-Spacings auf 2 Arten ausrichten. Entweder man entscheidet sich für kleine Saitenabstände, erhöht dadurch die Zugriffsgeschwindigkeit im String-Skipping, geht aber das Risiko einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit der rechten Hand ein, oder aber man erlaubt sich einen größeren Saitenabstand, welcher gerade bei hartem Anschlag sehr willkommen ist und läuft Gefahr das Griffbrett bzgl. der Ausmaße in eine Art Surfbrett zu verwandeln. Warwick hat bei dem Streamer einen guten Mittelweg gefunden, welcher gutes Handling bei ausreichender Fingerfreiheit gewährleistet. Trotz der vorgenannten hohen Schwingungsmasse lässt sich der Hals recht bequem über den gesamtem Aktionsbereich angenehm bespielen. Bassisten, welche vielleicht gerade vom Jazz Bass 4-Saiter kommen, könnten eine gewisse Eingewöhnungsphase bzgl. des Halses benötigen ;-), Musiker, welche 5-Saiter-Erfahrung genießen, werden keinerlei Probleme mit dem kräftigen Profil haben.

Bereits im unverstärkten Betrieb offenbart das Instrument eine hohe Lebendigkeit des Tons und eine schnelle Ansprache. Der Streamer gewährleistet über alle 24 Bünde eine komfortable Bespielbarkeit und artikuliert den Ton in gleichmäßiger Art und Weise. Aufgrund des Ahornhalses versumpft der Ton nicht im Mittenbereich, sondern behält sich eine hohe Spritzigkeit vor, welches durch den leichten Eschekorpus jedoch angenehm gebremst wird, so dass nicht die Gefahr besteht im Hochmittenbereich zu unangenehmen Härten zu neigen. Das Sustain-Verhalten ist überdurchschnittlich und lässt den Ton selbst oberhalb des 12. Bundes nicht absterben. Selbst die kritische tiefe H-Saite labbert nicht wie bei vielen 5-Saitern im frequenz-technischen Nirvana einher (bei wie vielen Fünf-Saitern kann man C und Cis kaum auseinander halten…) sonder erlaubt eine gute chromatische Durchstimmbarkeit.

Über einen Amp geschickt drücken die beiden MEC-Pickups aufgrund ihrer massigen Magnete ein mächtiges Tiefmittenbrett aus den Lautsprechern, insbesondere wenn sie seriell geschaltet sind. Der Warwick-typische holzige Sound ergänzt sich sehr gut mit dem hohen Output der Tonabnehmer, welche durch ihre Parallel- bzw. Einspuler Schaltung nochmals an Variabilität zulegt. Auch im Single-Coil Betrieb bleiben die einstreuungsbedingten Nebengeräusche überraschend leise, überhaupt hinterlässt das Instrument einen sehr leisen Eindruck bzgl. des Rauschverhaltens.

Im Passivbetrieb kommt der Streamer frequenztechnisch sehr neutral daher, es ist keine Überpräsenz bestimmter Frequenzen zu bemerken. Ein sehr schönes Grund-Knurren erstreckt sich über den gesamten Tonbereich und gewährleistet ein gleichmäßiges Klangbild. Selbige Einstellung eignet sich sehr gut für Recording-Einsätze, da man mit entsprechendem Kompressor-Einsatz und dezentes Fahren der Frequenzen bei 120 Hz, respektive 500 Hz einen lebendigen und dennoch dezenten klanglichen Ton malt, welcher stets hörbar bleibt, aber nie aufdringlich wirkt.

Nimmt man die aktive Klangregelung hinzu, welche übrigens sehr geschmackvoll in das klangliche Geschehen eingreift, kann man insbesondere live mancher Combo oder auch Topteil stützend unter die Arme greifen. Zwar nimmt die aktive Elektronik baulich bedingt dem Instrument etwas die Offenheit des Passiv-Betriebs, Selbiges ist aber im Klangbild eines durchschnittlichen Bühnenlärms ohnehin nicht mehr auszumachen.

Warwick Streamer $$ Back 2

Warwick Streamer $$ Back 2

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Fazit

Der Warwick Streamer $$ fügt sich nahtlos in die Bundesliga des Bassbaus ein, welches Warwick mit seinen anderen Produkten bereits hinreichend bewiesen hat. Aufgrund der Pickupwahl liebäugelt das Instrument gerne schon mal mit dem Rock- und Heavybereich, es weiß aber auch in allen Bereichen des Pop oder Funkbereich zu überzeugen.

Klanglich überzeugt das Instrument auf ganzer Linie und aufgrund der mannigfaltigen Farb- und Finishpalette dürfte auch geschmacklich für jeden etwas dabei sein. Ein wirklich gutes Instrument mit großer Flexibilität und einem dennoch persönlichem Charakter.

Plus

  • Sound
  • Verarbeitung
  • Komponenten
  • Individuelles Finish

Minus

  • -

Preis

  • Ladenpreis: ca. 2.030,- Euro
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Klangbeispiele
Forum

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