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Feature: Die Wahrheit – warum Social Media Musiker in die Irre führt

Es ist nicht alles Gold, was glänzt

12. März 2024

Einer meiner Vorsätze für dieses Jahr ist es weniger Zeit im Internet, speziell auf den sozialen Plattformen wie Instagram oder Facebook, zu verbringen. Mir ist dieses Medium in der Zwischenzeit zu sehr aus dem Ruder gelaufen und damit meine ich meine eigene Zunft, die Musiker! Was wir dort betreiben, um irgendwie gesehen zu werden, ist mehr als peinlich. Lasst mich euch dazu eine kleine Geschichte erzählen:

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Die Illusion des schnellen Erfolgs: Social Media vs. Realität

Vor einigen Jahren war ich Bestandteil der Band eines jungen, aufstrebenden Singer-Songwriter. Der Mann hatte gerade seinen ersten Hype, genoss einen guten Ruf in der Branche und bekam sein Business richtig an den Start. Die Anzahl der Auftritte sowie die Gagen erhöhten sich, ein neues Album kam raus, es lief für uns wie am Schnürchen. Oft steigt an diesen Wegmarken der Karriere das eine oder andere Mitglied der Band aus, da es zeitlich einfach nicht mehr hinhaut und dann werden neue, professionelle Leute von außerhalb gesucht. So geschah es auch hier, dem damaligen Schlagzeuger wurde es neben seinem Studium einfach zu viel, also musste eine neue Person her. Wir schalteten diverse Anzeigen im Internet auf den einschlägigen Suchportalen und wir bekamen eine Menge von Zuschriften.

Auch wenn wir uns damals als Band betrachteten, handelte es sich letzten Endes trotzdem um das Soloprojekt des Gitarristen. So fragte er uns bei der Auswahl des neuen Schlagzeugers zwar nach unserer Meinung, entschied sich dann aber alleine für eine bestimmte Person. Ausschlaggebend für die Ernennung waren vor allem seine Profile auf den gängigen Plattformen wie Facebook oder Instagram. Jeden Tag war dort mindestens ein Posting zu finden, er war im Internet extrem aktiv. Oft sah man ihn hinter der Schießbude im Scheinwerferlicht, gerade am Posen oder ganz introvertiert in der Musik versunken, dazu dann einen kryptisch-philosophischen Satz wie: „Die Seele atmet Musik“ oder „Ganz im Moment angekommen!“ Angaben jedoch, wann z. B. dieses Foto gemacht wurde, sucht man vergebens. Auch sehr beliebt bei ihm waren Bilder seines Drumkits mit Noten. Dort kann man dann Sätze lesen wie: „Mal wieder ein neues Programm einstudieren!“, mit dabei ist immer eine schier endlose Anzahl an Hashtags, von #MarkeXYZ über zu #musicianslife und #drumsonly…

Ein typisches Foto … gut sieht es aus, aber wirklich erkennen wo, wann und wie kann man nicht!

Die Zukunft der Musikindustrie: Musiker & Social Media

Das ist jetzt alles erstmal nicht schlimm, SocialMedia gehört eben zu unserer Zeit dazu und ist letzten Endes einfach nur Marketing und Werbung. Meiner Meinung nach wird es allerdings dann kritisch, wenn dort die Realität soweit verzerrt wird, dass bewusst ein falscher Eindruck über das eigentliche Tätigkeitsfeld und Können der Person entsteht. Was genau meine ich damit?

  • Besagter Schlagzeuger postete damals regelmäßig Bilder von seinem Equipment und gab bei den Hashtags alle Hersteller an, die er in seinem Setup nutzt, von der Hardware über die Felle, den Sticks, den In-Ears, den Cases, etc… Dazu waren regelmäßig Aussagen zu lesen wie „Danke für den Support!“ oder ähnliche Sätze die den Anschein erweckten, als wäre er von all den Firmen gesponsert, also mit Endorsments ausgestattet.
  • Alle 2 Tage gab es Bilder von ihm auf der Bühne ohne genaue Angaben, wann diese entstanden sind. Die Bilder waren mit Filtern soweit entfremdet, dass es unmöglich war, den Ort genau zu erkennen. Man konnte also (ohne Insider-Wissen) keine Rückschlüsse ziehen, wo das Foto entstanden ist.
  • Besonders auffällig waren seine ständigen Postings von Reisen. Da sah man dann die Anzeigetafel mit den Abflügen oder ein Bild eines Fliegers am Gate mit dem Satz „Wo geht es wohl wieder hin?“ Auch in der Deutschen Bahn schien der Mann täglich zu sein, natürlich immer mit seiner Sticktasche. Sehr busy…

Kommen wir wieder zurück zur Geschichte mit dem (damals noch) jungen Künstler. Besagter Drummer stieg in die Band ein, probte ein wenig und kam zu den Gigs. Alles in allem machte er seinen Job ordentlich, jedoch war er weit davon entfernt irgendwie „besonders“ oder wenigstens „gut“ zu sein. Im Gegenteil sogar, Groove und Timing waren nur mittelmäßig, der Sound viel zu brachial für unsere Musik und wirklich sicher in den Abläufen der Songs war er auch nach mehreren Shows nicht. Der Rest der Band und ich waren alles andere als glücklich aber was konnten machen, der Mann war nun mal dabei, es waren Fotos für das Label gemacht und die Tour gebucht.

Wie meistens im Leben kommt es aber immer anders und zweitens als man denkt. Kurz vor der dreiwöchigen Promotour wurde unser Drummer krank. Was er genau hatte wurde nicht klar, er sagte auf jeden Fall relativ kurzfristig ab. Da wir die Tour aber nicht ausfallen lassen wollten rief ich einen Kollegen an von dem ich wusste, dass er definitiv Zeit hatte da er nicht mehr so viel Live unterwegs war und sich auf die Arbeit an einer Musikschule konzentrierte. Unser Künstler war erst gegen ihn weil er weder groß auf SocialMedia vertreten war noch eine moderne Website hatte, wir setzen uns aber als Band durch da wir um die Qualitäten des Kollegen wussten. Tja und was dann passierte ist so typisch: Er kam zur ersten Show und spielte weitaus besser, als sein Vorgänger jemals getan hatte. Ganz kleinmütig gab unser junger Künstler darauf zu, dass er sich anscheinend von dem Internetauftritt des Vorgängers hat blenden lassen. Er dachte, der Mann müsse extrem gut sein, da er ja sehr gefragt wirkte, ständig auf der Bühne und irgendwo anders auf der Welt. Als er damals mit ihm in Kontakt trat, war er dann zwar etwas verwundert, dass dieser für alle seine Anfragen sofort Zeit hatte, freute sich aber natürlich darüber (denn es gab ihm als Künstler das Gefühl, eine gewissen Priorität bei der Person zu haben).  Das es auf der Bühne nicht so optimal war hatte er natürlich auch bemerkt, jedoch war er mit anderen Dingen beschäftigt. Nach der ersten Show mit dem Ersatzdrummer wusste er aber wieder, wie ein guter Schlagzeuger zu klingen hatte.

Richtig posen gehört zwar dazu, ist aber nicht alles …

Diese Geschichte aus meiner Vergangenheit ist leider kein Einzelfall und das macht mich zutiefst traurig. Es ist eine Schande, wie sehr sich anscheinend doch viele Menschen von den sozialen Medien blenden lassen. Besonders Musiker und Künstler erwecken gerne den Eindruck, dass sie die tollsten Personen live sind und posten nur die Sonnenseiten ihres Alltags. Das gab es natürlich schon immer, Werbung und Marketing sind keine Erfindungen des Internets, jedoch hat SocialMedia diese Art von narzisstischemVerhalten in einem extremen Maße gefördert. Demut und Bescheidenheit sucht man vergebens und Sätze, mit denen ich noch aufgewachsen bin und von meinen Eltern vorgelebt bekommen habe, wie „Schuster bleib bei deinen Leisten“, wirken sehr aus der Zeit gefallen.

In meiner letzten Kolumne ging es darum, was Musiker wirklich verdienen. Dort habe ich ja bereits mit ein paar Mythen aufgeräumt, damit machen wir jetzt hier weiter:

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Geld machen mit Social Media als Musiker

Die Masse an Gigs im Jahr ist für viele ein Gradmesser des Erfolgs. Wer gut ist, spielt viel, die anderen bleiben zu Hause. Doch an welchen Tagen kann man eigentlich Gigs spielen? Theoretisch an allen 365, realistisch sind aber vor allem die Wochenenden und dort eigentlich auch nur der Freitag und der Samstag. Unter Woche ist es sehr schwer, Leute zum Besuch eines Konzerts zu bewegen, der Durchschnittsbürger geht in der Regel zeitig schlafen (wegen der Arbeit), hat oft wöchentlich regelmäßige Termine an den Abenden und ist beschäftigt. Was auch immer die genauen Gründe sind, in den allermeisten Fällen kommen zu einem Konzert unter der Woche immer weniger Leute als am Wochenende, was Künstler wiederum dazu bewegt, ihre Veranstaltungen an den freien Arbeitstagen zu planen. Lasst uns also mal gemeinsam etwa rechnen:

52 Wochenenden im Jahr mit Freitag und Samstag mach 104 mögliche Konzerttermine. Theoretisch klingt das erstmal nicht schlecht, praktisch gibt es aber Zeiträume, in denen wenig bis gar nichts geht wie z. B. an Weihnachten oder Ostern. Dazu gibt es heute fast keine Bands mehr, die mit 100 Gigs im Jahr gebucht sind, also hat nahezu jeder professioneller Musiker mehrere verschiedene Formationen und es kommt zu Terminüberschneidungen. Ich habe das regelmäßig, an einem Samstag im Jahr kann man sich in vier teilen, am nächsten ruft keiner an. Realistisch betrachtet schafft man es vielleicht an 40 Wochenenden, im Jahr zu spielen, das heißt aber nicht, dass man automatisch mehrere Gigs hat. Wenn ich in meinen Kalender die Freitage und Samstage zusammenzähle, komme ich so auf ca. 50-60 Termine, die ich an diesen beiden Tagen spiele. Viel mehr schafft man einfach nicht herauszuholen, es gibt zu viele Überschneidungen. Nun kann natürlich noch der eine oder andere Gig unter der Woche dazukommen und für manche Musiker ist es auch möglich, längere Tourneen mit vielen Auftritten anzunehmen. Letztere haben dann aber oft keine festen Bands und warten umgekehrt dann auf Anrufe als Aushilfen, während sie gerade zu Hause sind. Egal wie man es dreht oder wendet, die allerwenigsten Musiker schaffen es mehr als 60 Gigs im Jahr zu spielen, einfach aus organisatorischen und logistischen Gründen, denn es gehören ja auch Reisen dazu, die Zeit kosten und natürlich auch Proben etc … So viel also zu den Leuten die Hunderte von Post im Jahr von irgendwelchen Bühnen machen.

Kleine Rechnung am Rande: Wenn ein Musiker im Schnitt 60 Gigs im Jahr schafft, dürft ihr für euch mal selbst rechnen, wie viel er pro Auftritt eigentlich verdienen müsste, um im unseren Land auf ein einigermaßen vernünftiges Jahresgehalt zu kommen.

Endorsements und Finanzielle Sicherheit: Ein gefährlicher Balanceakt

Ein weiteres sehr beliebtes Thema in sozialen Medien sind Endorsments oder – wie ich sie nenne – Pseudo-Endorsments. Egal ob Instrumente, Amps, Effekte, Kabel, Taschen oder Kleidung, immer danken die Musiker ihrem Partner für die tolle Unterstützung und erwecken damit den Anschein, persönlich von den Firmen gesponsert zu werden. Auch hier will ich euch kurz und schmerzlos die Augen öffnen:

Richtige Endorsments gibt es (nahezu) nicht mehr!

Mag sein, dass es bei den großen Namen anders ist, dass Fender dem guten Eric Clapton eine neue Strat kostenlos baut, damit sie mit ihm werben können, für uns normale Musiker gibt es aber nichts umsonst, wir zahlen für das Equipment wie ihr alle auch und haben im Glücksfall ein paar Prozente Rabatt. In der Regel sprechen wir 20-30 % Rabatt auf den üblichen Handelspreis, allerdings kommt da oft auch noch die Mehrwertsteuer drauf und nicht jeder Musiker verdient genug, diese wieder abzuziehen. Geschenkt oder völlig kostenlos gibt es nichts mehr, maximal kleine Werbegeschenke wie einen Satz Saiten.

Werbung an Messeständen

Auch beim Thema Messen wird sich die Realität im Internet zurecht gebogen, wie man es braucht. Ständig sieht man Musiker, die für Hersteller werben, aber wie läuft sowas denn wirklich ab? Ganz einfach: Ein Musiker XY lässt sich über seine Firma, mit der gut steht, eine Karte besorgen, bekommt vielleicht gerade noch das Hotel bezahlt und steht dann ohne Vergütung mit am Stand. Im SocialMedia sieht es so aus, als ob er ein ganz toller Hecht ist, weil ihn die Firma mitnimmt, um mit ihm zu werben, in der Realität ist es aber einfach nur ein Geben und Nehmen, bei dem vor allem der Musiker versucht davon zu profitieren. Viele zahlen ihre Eintrittskarten und Hotels auch selber und stellen sich dann einfach so an den Messestand dazu, da es beim Hersteller kein Budget mehr gab.

Probiert es selbst doch einfach mal aus! Wenn die nächste Messe ist, fahrt mal privat hin, stellt euch an den Stand eures Lieblingsherstellers und hängt einfach dort nur rum, macht ein bisschen Smalltalk mit Hinz und Kunz und schaut, was passiert: Niemand wird es euch verbieten, ihr erweckt den Anschein, dazuzugehören und am Ende sieht es in SocialMedia so aus, als ob ihr der eingeladene Star seid, die Marke zu repräsentieren.

So aufgeräumt sieht das Equipment nie aus!

Jenseits der Likes: Ein realistischer Blick auf die Musikkarriere im digitalen Zeitalter

Eine weitere beliebte Methode, sich in ein besseres Licht zu rücken, ist das Verwenden alter Fotos für aktuellen Ereignissen. Ein schönes Beispiel ist der Backstage und das Catering. Egal wie groß du als Künstler oder Musiker bist, du erlebst es immer wieder, dass ein Veranstalter dir Gegebenheiten zur Verfügung stellt, mit denen du eigentlich nicht zufrieden bist. Der Backstage ist alles andere als schön, die Verpflegung von Ort lässt zu wünschen übrig, eigentlich müsstest du intervenieren, aber am Ende machst du mit, weil du den Gig für deine Fans nicht absagen möchtest. Damit es auf SocialMedial trotzdem gut aussiehst, werden alte Bilder gepostet, bei denen das alles gepasst hat und mit dem aktuellen Gig in Verbindung gebracht. Ich habe Backstage oft erleben dürfen, wie Leute etliche Bilder aus den unterschiedlichsten Winkeln vom großen Buffet geschossen haben, weil dieses mal richtig amtlich war. Genau diese Fotos wurden dann im nächsten halben Jahr noch mehrfach verwendet – an völlig verschiedenen Orten wohlgemerkt. In der Realität gab es eigentlich „nur“ eine bestellte Pizza aus dem Karton ohne Besteck, im Internet wurde groß aufgefahren.

Schön wäre es, wenn es immer so aussehen würde

Dieses Prinzip wird übrigens auch gerne beim Thema Hotelzimmer genutzt, für das Bühnenequipment, weil es besser aussieht, das große Besteck zu posten, als das kleine und generell bei vielen Dingen, die abseits der Bühne passieren.

Warum ihr dem SocialMedia von Musiker nicht vertrauen dürft!

Ihr seht also, es ist nicht alles Gold was glänzt, besonders nicht bei uns Musikern. Mit Sicherheit liegt es irgendwo in der menschlichen Natur, die Sachen besser darzustellen, als sie sind, bei uns Musikern scheint das Phänomen aber besonders ausgeprägt zu sein. Warum das so ist, vermag ich nur zu vermuten, ich schätze, dass der Wunsch nach Ruhm und Anerkennung einfach so tief in uns verwurzelt ist, dass wir irgendwo bereit (fast) alles dafür zu tun. Auch kann die verzerrte Darstellung im SocialMedia ein eigener Fluchtreflex sein, um der weniger schönen Realität nicht ins Auge blicken zu müssen. Am Ende graben sich Künstler damit aber nur ihr eigenes Grab. Erst wenn die Allgemeinheit sehen kann, wie es wirklich um uns bestellt ist, kann sich auch was ändern. Wenn wir Musiker aber so tun, als ob immer alles ganz toll ist, wird leider nicht passieren.

Mein kleiner Rat in die Runde:

Lasst euch nicht von Hochglanzfotos blenden, von Pseudoendorsments, von Postings über dies und das, sondern schaut euch die Leute richtig an. Den meisten geht es viel schlechter, als sie wirklich zugeben wollen. Davon abgesehen kümmern sich die wirklich guten Musiker auch mehr um ihr Instrument, also um das, was wirklich wichtig ist und nicht darum, wie es im Internet aussieht!

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Forum
  1. Profilbild
    Filterpad AHU 1

    In Facebook und Insta wie auch TikTok war ich noch nie angemeldet. Social Media? Ohne mich! Für mich alles Pseudoschmu und Hirnwäsche. Dennoch bewundere ich manche bei ihrem Erfolg in den sozialen Netzwerken. Ich kann es mir wirklich nicht erklären.

  2. Profilbild
    Jesus

    Ist eigentlich traurig, dass man als Musiker von FB/Insta/whatever förmlich dazu gezwungen wird regelmäßig „Content“ zu posten, damit man relevant bleibt und nicht im Feed weniger prominent gelistet wird.

    Soviel Musik bringt man ja nun auch wieder nicht raus, dass man wöchentlich 2-3 neue Tracks posten könnte… also füllt man diese aufgezwungenen Slots mit Fotos vom Studio, Auftritten, Buffets usw.

    Interessiert mich aber NULL! Mich interessiert ehrlich gesagt nur wenn ein neues Lied von Artist XYZ rauskommt, sonst nix! Wenn ich mehr Infos über ihn wissen will, dann schau ich auf seiner Homepage nach… ach ich vergaß: sowas gibt’s ja nicht mehr und wenn dann nur verwaist.

    • Profilbild
      Filterpad AHU 1

      @Jesus Eben! Man sollte das wahrnehmen was in’s Ohr reingeht bei Musik und nicht wie etwas durch Bilder und Co. aussieht! Hier wiederum sollten Songs erfolgreich sein, die tatsächlich auch funktionieren (eben wirken). Aber genau das Gegenteil ist in vielem der Fall, weil die Leute durch Werbung etc. manipuliert werden und dadurch den Eindruck bekommen, dass muss eben gut sein.

  3. Profilbild
    Toni

    „…jedoch hat SocialMedia diese Art von narzisstischem Verhalten in einem extremen Maße gefördert. Demut und Bescheidenheit sucht man vergebens…“

    Diese Aussage kann ich zu 100% unterschreiben. Ich lade ebenfalls sehr viele Bilder bei Instagram hoch. Allerdings keine von mir selber, sondern nur von Gitarren die mir gefallen. Teils sind das meine eigenen Instrumente, aber auch viele von anderen Musikern oder auch Händlern. Auf die Accounts von anderen gehe ich mittlerweile nur noch selten, da man dort garantiert in jedem zweiten Bild eine Großaufnahme des jeweiligen Users präsentiert bekommt. Ich frage mich echt was das für selbstverliebte Leute sind die dauernd Bilder von sich selbst veröffentlichen. Und bei Instagram sind diese Leute in der absoluten Überzahl. Das ist mittlerweile eine richtige Plattform für Narzissten. Demut, Bescheidenheit und Hingabe, sind tatsächlich die Charaktereigenschaften die mich heutzutage bei einem Menschen am meisten beeindrucken. Einfach schon deshalb, weil man sie nur noch sehr selten vorfindet.

  4. Profilbild
    Sven Blau AHU

    Alles hat seine Zeit. Man sollte nicht immer alles verteufeln oder nur das Negative darin sehen.

    Aktuell nutze ich an social media nur noch Instagram. Und das hauptsächlich aus einem Grund: Fotos.

    Über die Jahre hab ich da echt gutes Feedback bekommen und u.a. dadurch meine eigene Fotografie weiter verbessert.

    Ich nutze es quasi als eigene Galerie, als einen Raum, den ich in echt so ohne weiteres nicht aufbauen könnte.

    Insofern bin ich da schon dankbar für.

    Es ist wie alles im Leben – verliert man das Maß, kehren sich positive Effekte um.

  5. Profilbild
    jmax

    Ich bin lediglich „just for fun“-Gitarrist, also ein Amateur reinsten Wassers und kann mir daher kein Urteil aus der Sicht eines Profis erlauben, zumal ich auch keine sogn. „Sozialen Medien“ nutze. Dieser Begriff ist genau in dem gleichen Maße ein Euphemismus wie sich diese Bezeichnung („Soziale Medien“) regelmäßig in ihr Gegenteil verkehrt und nicht selten in „fake news“ und Hass umschlägt. Selbst „youtube“ sehe ich inzwischen kritisch.
    Den Ausführungen von Sebastian möchte ich gleichwohl zustimmen. Das Phänomen „mehr Schein als Sein“ betrifft nicht nur die ganz „großen Nummern“ im Musicbusiness.
    Und die Rezeption des Publikums ist dem oft gleich.
    Ich hörte Sebastian Stolz mit der Peter Karp Band feat. Mark Johnson im letzten September in Windheim. Grandioses Konzert! Vor 150 Afficionados. Während sich zu Silbereisen 15000, zu Fischer 50000 einfinden. Unbegreiflich.

  6. Profilbild
    Flowwater AHU

    Toller Artikel. Ich halte auch von den Sozialen Medien immer weniger. Klappern gehört zum Handwerk, klar. Aber wenn nur noch geklappert wird … ! 🙄

    Ich persönlich habe da so einige YouTuber im Verdacht, dass YouTube deren Hauptinteresse ist und nicht die eigentliche Musik. Wenn ich mir die Musik anhöre, die so mancher 1-Millionen-Abonnenten-YouTuber fabriziert … das muss zumindest ich nicht haben (wobei man über Geschmack bekanntlich kaum streiten kann). Auch diese »Produzenten«, die Chord-Progressions a la »Unison« anpreisen … oder jede Woche ein neuer freier VST-Synthesizer, der danach auf dem Kanal nie wieder zum Einsatz kommt … ja, nee, is‘ klar! Würde man mit so jemandem in einer kritischen Situation zusammen arbeiten wollen? Bei mir klingeln da eher alle Alarmglocken.

    Und dann gibt es im Gegenteil noch die YouTuber, die sich selbst nicht zeigen und gar keine Worte verlieren, sondern ihren »Minilogue XD« oder ihre drei »Korg Volcas« hinstellen, filmen und damit Musik machen. Die bekommen von mir meistens einen Daumen nach oben … selbst dann, wenn es eigentlich gar nicht meine Musik ist. 😎

  7. Profilbild
    Modellwelle

    Die persönliche Erfahrung hat gezeigt, dass sogar die Erscheinung und das Auftreten eines Musikers beim persönlichen Treffen manchmal nichts über seine Fähigkeiten am Instrument aussagen muss und es da positive und negative Überraschungen geben kann. Würde immer vor einer Zusage erst mit der Person zusammen spielen.
    Auf der anderen Seite hat mein Gitarrist auch schon mal von einem professionellen englischen Künstler ein Angebot zum Einstieg bekommen, mit der einzigen Bedingung, dass er eine rote Gitarre haben muss, damit das auf der Bühne gut aussieht. Manchmal scheint Erscheinung dann wirklich über der Musik zu stehen.
    Social Media kann sehr zeitfressend und ermüdend sein. Da gibt es Künstler, die in jeder kleinen Pause bei der Probe oder Fotoshooting am Smartphone kleben und irgendwas posten. Halte ich nicht für erstrebenswert, finde Social Media aber durchaus auch positiv. Würde sagen, wenn man seltener etwas Originelles postet und das auch zur Musik passt, erreicht man seine Fans besser, als mit ständig Belanglosem.

  8. Profilbild
    GuitarHearts

    Das Guitar Hearts Project lief zu Beginn ausschließlich über Social Media, in dem Fall Facebook und dessen „Gitarristen Gruppen“.
    Und das erstaunlich gut.
    Erst Corona hat das geändert

  9. Profilbild
    S_Hennig

    Ich kenne SocMed jetzt nicht als Musiker, aber ich bin in verschiedenen Positionen in unserer Amateurtheatergruppe aktiv und wir haben eine kleine Fanbase, die wir bei jeder Produktion mit Postings auf dem laufenden halten.
    Dafür haben wir ein Team von Leuten, die eine Kampagne erarbeiten, mit einem Plan, wann was gepostet wird. Die Bilder und Texte werden dann zu vereinbarten Terminen von Profis oder erfahrenen Amateuren erstellt.
    Mir wär es als Schauspieler viel zu lästig, wenn ich mich auch noch um die Dokumentation der Probenarbeit kümmern müsste; es ist schon genug Arbeit, sich eine Rolle zu erarbeiten. Und als Regisseur würde ich meinen Leuten die Ohren langziehen, wenn sie Probenzeiten mit irgendwelchen Photos und Filmchen verplempern würden. Probenzeit ist kostbar.
    Aber so haben wir eine klar strukturierte Kampagne mit minimalem Aufwand; die Follower bekommen mit, was gerade im Theater passiert und wir haben ein einheitliches Erscheinungsbild in der Selbstdarstellung.
    Das ist ehrliches Handwerk. Das macht man nicht eben nebenbei.
    SocMed ist ein Gewerk in einer künstlerischen Produktion, und muss als solches eine Funktion im Ganzen erfüllen. Es ergibt, zumindest aus meiner Warte gesehen, keinen Sinn, einen Selbstzweck daraus zu machen. Niemand will mein Leben sehen, und nur wenige Menschen möchten einige wenige Details aus meiner Arbeit am Theater sehen.
    Aber diese Menschen sollten wenigstens was anständiges zu sehen bekommen.

  10. Profilbild
    TBS

    Ein sehr interessanter Bericht, wie ich finde auch die Kommentare sind sehr interessant von der Aussage her.

    Nun dann gebe ich auch mal meinen Senf dazu. Ich selbst mache Musik als Hobby und ich habe natürlich auch eine Seite auf der ich meine Musik veröffentliche aber hier kann ich klar sagen, dass meine Musik ohne die ganzen sozialen Medien präsentiert wird.

    Das einzige was an Sozialen Medien passiert ist, die Werbung durch jamendo auf youtube selbst. Ich verdiene kein Geld damit, ich will einfach nur, dass die Menschen meine Musik hören und mehr nicht.

    Und das funktioniert für mich ganz gut, wie gesagt, damit werde ich nicht weit kommen, was die Bekanntheit und die Aufrufzahlen angeht, da bin ich ein kleines Licht im großen Meer der Lichter. Ich steche eben nicht auf der Masse heraus und das wäre mir auch zu viel Trubel, klar ist das ein zweischneidiges Schwert. Am Ende ist es ein Hobby und eine Leidenschaft und darum geht es, ich habe als nur das nötigste gemacht, was die sozialen Medien angeht. Ist mir neben dem normalen Leben und der Musik einfach zu viel.

  11. Profilbild
    Man in black

    Social media, für mich eine einzige virtuelle Müllkippe voller narzistischer Profilneurotiker!
    Bin selbst nur bei Youtube angemeldet, ob es dort aber jemals etwas zu hören/sehen gibt überlege ich mir aber mindestens dreimal!
    Wenn dem doch so sein sollte das ich mich irgendwann virtuell präsentiere, dann mit Sicherheit nur unter Pseudonym und ohne das ich selbst im Bild bin/erscheine!
    Brauche keinen virtuellen Applaus, sprich Daumen hoch von Leuten die selbst auch nur in der virtuellen Blase leben und letztendlich auch keinerlei Bedeutung für das Geschaffene und mich als Person haben!
    Daher bin ich echt froh noch andere Hobbys zu haben und diese in der Realität auszuleben ohne Social media!

  12. Profilbild
    mdesign AHU

    früher mussten musiker ins radio, um professionell erfolgreich zu sein. heute müssen sie auf die social media-plattformen (außer, sie haben eine zielgruppe, die dort nicht zu finden ist). das ist unsere zeit. das muss man nicht mögen. aber wer die kommunikationskanäle der zeit verweigert, wer die tür zu seiner zielgruppe zuschlägt, der kann kein profi mehr sein. es ist schön, dass viele der kommentatoren hier social media nicht mögen und verweigern – aber die leben auch nicht von ihrer musik, da ist leicht reden. social media ist ein werkzeug, das man beherrschen muss. über social media kann man heute menschen so direkt und kostengünstig erreichen wie nie zuvor. man kann sich eine fanbase aufbauen, ein image pflegen, sich austauschen. wie in jedem (!) kommunikationsmedium muss man sich aber im klaren sein, dass die präsentierten personen nicht real sind. professionelles marketing basiert immer auf einer persona, einer kunstfigur, die ein bestimmtes image verkörpert. das war schon immer so (der mensch, der auf der bühne steht, ist ein anderer als der, der im garten mit seinen kindern spielt), und das ist nicht verwerflich, sondern professionell. dass sich so eine kunstfigur an der realen person, dh an der wahrheit orientieren muss (anders als der im artikel beschriebene drummer), ist dabei selbstverständlich. es geht allein darum, gutes ins rechte licht zu rücken und weniger gutes möglichst nicht zu zeigen. unwahrheiten schaden langfristig fast immer.

    • Profilbild
      Markus Galla RED

      @mdesign Ich kenne genügend erfolgreiche und gute Profis, die entweder gar nicht auf Social Media sind oder selten bis nie posten. Die machen auch selten Endorsements und wenn man überhaupt mal was liest, dann weil sie von anderen Kollegen erwähnt wurden. Manche nutzen Youtube just for fun, denen ist egal, wie viele Follower sie haben. Die posten auch nur unregelmäßig mal ein Video. Ein sehr guter Gitarrist, mit dem ich lange Zeit zusammengearbeitet habe, hatte bis vor wenigen Jahren noch eine nicht einmal Whatsapp und war nur ganz altmodisch per Telefon oder Email zu erreichen. Facebook? Insta? Tiktok? Youtube? Fehlanzeige.

      Man muss gar nichts. Wer im realen Leben ein umgänglicher Mensch ist und gute Arbeit abliefert, kommt auch so in die entsprechenden Kreise. Bei den meisten Tourmusikern, die für bekannte Künstler spielen, läuft das alles immer noch altmodisch über persönliche Empfehlungen. Kein MD bucht sich die Band auf Facebook oder Insta zusammen.

      Für das Promoten der eigenen Musik mag das anders sein, aber darum geht es in dem Artikel ja nicht, sondern um das Leben als Mietmusiker.

      • Profilbild
        mdesign AHU

        @Markus Galla ok, da hast du recht. meine ausführung bezieht sich nicht auf mietmusiker, sondern auf leute, die vor publikum spielen und damit einnahmen generieren. ein mietmusiker braucht keine fangemeinde, sondern einen guten ruf unter kollegen. da hilft social media wenig.

  13. Profilbild
    BÄM

    Wer professionell arbeiten will, muss sich seine Märkte erschließen. Manchmal habe ich den Eindruck, es gibt Musiker die denken, ihre kreativen egonzentrischen Ergüsse reichen aus, um die Welt emotional für ewig an sie zu binden. Hey, deine Musik ist ein Produkt, wenn du sie verkaufen willst, tu was dafür! 🙄

  14. Profilbild
    KallePeng 1

    Ich habe mal den Taschenrechner bemüht: 20.000-€ Jahreseinkommen entsprechen 333,33-€ Horrorar bei 60 Gigs per Anno. Wenn man dann noch Teil einer Kapelle ist Prost Mahlzeit.

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